Название: Ein kunterbunter Streifzug durch den Jahreskreis
Автор: Dieter Kremp
Издательство: Автор
isbn: 9783960085560
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Alljährlich, wenn der Frühlingsherold seinen Einzug hält, wird der Pollenflug zum „Fluch der Pollen“. Wenn der Wind den Pollenstaub von blühenden Bäumen und Sträuchern, von Gräsern und Getreide über die Lande verstreut, fangen sich diese Allergiker ihren jährlichen Heuschnupfen ein. Dann werden sie von dauerndem Niesen und triefender Nase, von tränenden und brennenden, verquollenen Augen, qualvollem Husten und Atemnot, Kopfschmerzen und Schlafstörungen geplagt. Und es ist schwer, dem bedrohenden Blütenstaub zu entfliehen; denn er tritt mit einem „Milliardenheer“ von winzigen Angreifern auf: Eine einzige Roggenähre zum Beispiel setzt rund vier Millionen Pollen frei, aber schon 20 von ihnen pro Kubikmeter Luft genügen für eine massive allergische Reaktion.
Eigentlich wollen die männlichen Pollenkörnchen ihrer ureigensten Bestimmung wegen die weiblichen Narben der artgleichen Blüten treffen. „Die Nase ist doch kein weibliches Sexualorgan“, meinte schon der berühmte schwedische Naturforscher Linné, wenn sich bei ihm die männlichen Pollen auf der Nasenschleimhaut festsetzten und wieder mal seinen „Heuschnupfen“ auslösten.
Um den geballten Angriff der Pollen und einem Heuschnupfen zu entgehen, ist vielen der Betroffenen kein Weg zu weit. Sie reisen auf ferne Inseln, wenn Helgoland nicht mehr ausreicht; sie fahren ins Hochgebirge, um an diesen Orten in der fast pollenfreien Luft wieder aufatmen zu können. Aber nicht für jeden ist eine solche Reise möglich oder erschwinglich. Er ist voll und ganz auf den Arzt angewiesen, der heute in den dafür geeigneten Fällen die vorbeugende Immunbehandlung, die sogenannte Hyposensibilisierung, anwendet.
Kaum ein Mensch gleicht dem anderen; was dieser verkraftet, macht jenen krank. Die körpereigenen Abwehrkräfte sind nicht gleichmäßig verteilt. Daher kommt es, dass sich Blütenpollen so unterschiedlich auswirken. Sie rufen als sogenanntes Allergen oder Antigen im Organismus eine Überempfindlichkeit (Sensibilisierung) mit anschließender Antikörperbildung hervor. Diese krankhafte Immun- oder Überempfindlichkeitsreaktion bezeichnet man als Allergie. Der Heuschnupfen ist eine Pollenallergie. Heilen kann man den Heuschnupfen zwar nicht, aber doch erträglicher machen. Bereits vor Beginn der Blütezeit spritzt man dem Patienten Pollenallergene ein, um seine Überempfindlichkeit herabzusetzen. Bei einigen hilft diese Methode.
Es gibt auch eine ganze Reihe von Medikamenten, die den Heuschnupfen zumindest lindern. Vielfach besteht noch immer die Meinung, Heuschnupfen sei zwar eine lästige, aber doch harmlose Störung des Wohlbefindens. Das ist er jedoch nicht. Die Erfahrung lehrt, dass etwa ein Drittel der Pollenallergiker ohne Behandlung eines Tages mit einem allergischen Bronchialasthma rechnen muss.
So unerträglich Pollen auch sind, wenn sie mit dem Wind „fremdgehen“ – unter dem Mikroskop offenbart sich eine Wunderwelt an magischen Formen und Mustern, doch mit Haken und Ösen versehen. Damit klammern sie sich an den Blütennarben fest – oder eben in der empfindlichen Schleimhaut der Nase.
FRÜHLINGSBLUMEN ALS WETTERPROPHETEN
„… und nun hören Sie den Wetterbericht: Der Waldsauerklee hat schon vor Stunden seine Blätter zusammengelegt, die Anemonen ihre Knospen geschlossen und das Labkraut stinkt mal wieder! Da ist Regen zu erwarten.“
Anemonen und Veilchen, Holunder und Schlehen, Kirschblüten, Gras und Laub – das sind die am weitest verbreiteten und aussagekräftigsten Wetterpropheten unter den Frühlingsblumen. Sie alle weisen wie drei Wegweiser in drei Richtungen. Auf eine bevorstehende Wetteränderung, auf den Ertrag der Ernte und auf die Art des Winters.
Manche Blumen sind ideale Barometerpflanzen: Sie messen den Luftdruck und den Feuchtigkeitsgehalt der Atmosphäre und übertreffen für kurzfristige Voraussagen sogar unsere modernen technischen Hilfsmittel. Es ist wirklich so, dass manche Pflanzen durch hygroskopisches Öffnen und Schließen der Blüten trockenes oder nasses Wetter ankündigen.
Waldgeißblatt und Nachtviolen reagieren nicht hygroskopisch, sondern odorisch: sie duften besonders stark, wenn Schlechtwetter im Anzug ist.
Es gibt auch eine „Sonnenuhr“ unter den Wildpflanzen. Es ist die Wegwarte, deren azurblauen Blüten sich haargenau nach dem Stand der Sonne drehen.
Der Sauerklee öffnet am Morgen seine Blüten nur, wenn schönes Wetter in Aussicht ist. Bei bevorstehendem Regen stellt er die Blattstiele steil empor, so dass sie wie ein aufgespannter Regenschirm aussehen. Er wird im Volksmund deshalb Wetterhahn genannt. Ähnlich verhält sich die Malve.
Aus der Fülle der Bauernregeln über „Wetterpflanzen“ nehmen wir einige heraus:
„Schön Wetter künden die Anemonen, wenn sie ihre Blüten weit öffnen; schlechtes, wenn sie ihre Kronen geschlossen halten.“ „Die blauen Veilchen frage, wann nahen die warmen Tage.“ „Wenn Regen bevorsteht, schließt der Ackergauchheil seine winzigen, roten Blüten.“ Man nennt ihn daher auch gerne Regenblume, Gewitterblume und Schönwetterblume. „Wenn das Buschwindröschen seine weißen Blütensterne glockenförmig verschließt, das kurzlebige Hungerblümchen seine Blätter herabhängen lässt und die Sumpfdotterblume ihre Blätter zusammenzieht, so ist regnerisches oder trübes Wetter zu erwarten.“
„Wenn die Apfelblüten blüh’n, soll der Ofen wieder glüh’n.“ „Wenn der Flieder langsam verblüht, die Ernte sich lang hinzieht.“ „Wenn der Flieder verblüht schnell, so geht’s mit der Ernte rasch von der Stell.“ „Solange im Mai der Holunder nicht ausschlägt, ist noch Frost zu befürchten.“ „Wenn der Holunder blüht, so blühen auch die Reben.“ „Wie der Holunder blüht, Rebe auch und Lieb erglüht; blühen beide im Vollmondschein, gibt’s viel Glück und guten Wein.“ „Wie die Kirschblüt’, so die Wein- und Kornblüt’.“ „Eine gute Kirschblüte tut sagen, dass wir auch gute Wein- und Kornblüte haben.“ „Wenn der Kirschbaum zwischen zwei Lichtern am Neumond blüht, gibt es keine Kirschen.“
„Je früher der Schlehdorn blüht, je zeit’ger der Schnitter zur Ernte zieht.“ „Steht der Schlehdorn früh im Blütenschein, wird vor Jakobi die Ernte sein.“ „Wenn die Schlehdorn blicken, muss man die Handschuh noch mal flicken.“ „Wenn die Veilchen früh blüh’n, kommt auch der Kuckuck früh.“ „Wenn die Veilchen früh ihren Duft versprüh’n, so kommt ein warmer Frühling.“
Man kann sich denken, wie wichtig das Wetter für die Bauern war. Schließlich hing davon ihre Ernte ab. Und was wäre besser geeignet und schöner anzusehen gewesen, als die Blumen, um sich eine Vorhersage einzuholen. Die Vielfalt der Sprichwörter und Bauernregeln zeugt davon, dass die Menschen über lange Zeit hin genau das gemacht haben.
BIRKENSAFT ZUR FRÜHJAHRSKUR
Die Birke ist der leibhaftige Frühling
Alte Bäume sind etwas Herrliches. Mit ihrem mächtigen Stamm, den kräftigen Ästen und dem riesigen Blätterdach scheinen sie den Himmel zu tragen. Je älter ein Baum wird, umso mehr festigt sich sein ihm eigener Charakter in der Baumgestalt. Er wird immer mehr zur Persönlichkeit.
Die Birke macht da eine Ausnahme. Als junger Baum ist sie am schönsten. Später gleicht sie einer alten Frau, die ihre Falten mit viel Schminke zu verstecken sucht. Aber in der Jugend übertrifft sie alle anderen Bäume an Schönheit und Grazie. Der weiße, schlanke Stamm ist elegant СКАЧАТЬ