Название: Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten
Автор: Frank Rehfeld
Издательство: Автор
isbn: 9783956179129
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"Unmöglich", krächzte Pollus fassungslos. Er klammerte sich an den Arm des Magiers. "Das kann doch nicht sein, das ist doch ...", er verstummte mit einem kläglichen, wimmernden Laut. Maziroc konnte gut nachvollziehen, was in ihm vorging, ihm selbst erging es kaum anders. Ai'Lith war mehr als einfach nur irgendeine Festung gewesen, sie war auch ein Symbol für die Macht und Stärke der Elben und damit ganz Arcanas. Nun aber war sie nicht mehr als ein riesiges marmornes Grab.
Marrin ließ den Drachen eine Runde über der Festung drehen, dann noch eine weitere, und im letzten Licht der untergehenden Sonne wurde das ganze Ausmaß der Verwüstungen sichtbar. Einer der Marmortürme war in sich zusammengebrochen. Das gewaltige Haupttor der Festung war nicht nur aufgebrochen worden, es war völlig verschwunden, mitsamt seiner Einfassung und noch einem beträchtlichen Teil der Wehrmauer. Auch an mehreren anderen Stellen klafften Lücken und Breschen in den Mauern. Der einst schimmernde weiße Marmor mehrerer Gebäude war vom Ruß eines Feuers geschwärzt.
Als sich auch nach der dritten Runde nirgendwo Hinweise auf die Gegenwart von Damonen finden ließen, ließ Marrin den Drachen schließlich auf dem freien Platz vor der Bresche landen, wo sich ursprünglich das Haupttor befunden hatte. Über die Strickleiter kletterte Maziroc mit so zitternden Beinen aus dem Transportkorb, dass er zweimal fast abgerutscht und gestürzt wäre, ehe er den Boden erreichte. Pollus folgte ihm.
"Ich kann es einfach nicht glauben", murmelte Marrin, der wesentlich eleganter als sie abgestiegen war und sie bereits erwartete. Kopfschüttelnd blickte er zu der gewaltigen Ruine vor ihnen. Auch in seinem Gesicht stand Erschütterung geschrieben. "Ich meine, wir sind zwar mit den Elben seit urdenklichen Zeiten verfeindet, aber das ..." Noch einmal schüttelte er den Kopf. "Ich hätte nicht gedacht, dass es irgendeine Macht gibt, die in der Lage wäre, Ai'Lith zu erobern. Nicht einmal uns Zwergen wäre das auf dem Höhepunkt unserer Macht gelungen."
Maziroc beachtete ihn gar nicht. Wie in Trance ging er auf die Bresche zu, kletterte über den niedrigen Wal aus Marmortrümmern und anderem Geröll und betrat den Innenhof. Zutiefst erschüttert ließ er seinen Blick über die Toten gleiten. Es mussten hunderte sein, und sie lagen noch genauso da, wie sie versucht hatten, die Damonen aufzuhalten. Erste leichte Spuren von Verwesung zeigten sich bereits. Dem Zustand der Leichen zufolge mussten sie schon seit drei, vielleicht vier Tagen tot sein.
Aber alle Leichen, die Maziroc sah, waren ausschließlich die von Elben und auch menschlichen Soldaten, entweder Flüchtlinge aus den bereits geschleiften Orten in der Nordermark oder Truppen, die zur Verstärkung aus den nahe gelegenen Städten Larquinas herbeigeeilt waren, ohne das Verhängnis abwenden zu können. Nicht ein einziger toter Damon war zu sehen. Selbst Wesen von ihrer Kraft und Schnelligkeit musste es einen ungeheuren Blutzoll gekostet haben, Ai'Lith zu erstürmen, doch anscheinend hatten sie ihre eigenen Toten fortgeschafft, während sie die übrigen Leichen einfach hatten liegen lassen.
Der Gedanke schürte Mazirocs Schrecken noch weiter, aber auch seinen Hass auf die in jeder Hinsicht unmenschlichen fremden Invasoren, die geradewegs aus dem Nirgendwo gekommen waren und diese Welt überfallen hatten. Arcana war nie ein Reich des Friedens gewesen. Im Gegenteil, es hatte kaum jemals eine Epoche gegeben, in der nicht irgendein Land gegen ein anderes Krieg geführt hatte, auch wenn dies meist nur kleinere regionale Konflikte waren.
Mit dem Auftauchen der Damonen jedoch hatte der Begriff Krieg eine völlig neue Bedeutung gewonnen. Ihnen schien es nicht um Macht, um Reichtum, um ihren Glauben oder sonst irgendeinen der anderen dummen Gründe zu gehen, aus denen sonst zumeist Kriege begonnen wurden. Sie führten einen reinen Vernichtungsfeldzug, der nichts Geringeres als die Ausrottung aller Menschen und sonstigen Bewohner Arcanas zum Ziel zu haben schien.
Noch einmal blickte Maziroc sich aufmerksam um. Obwohl das diffuse Dämmerlicht das Schreckensbild mildtätig mit seinen Schatten zu bedecken versuchte, war das wahre Ausmaß der Verwüstungen erst aus der Nähe richtig zu erkennen. Überall in den rußgeschwärzten Mauern klafften Risse und Sprünge, und keines der Gebäude war vom Feuer verschont worden, auch wenn bei einigen die Schäden von außen nicht sofort sichtbar waren. Die Zerstörungen reichten tiefer, bis zum Fundament, und sie waren weitaus größer, als zunächst angenommen. Ai'Lith hatte nicht einfach nur Narben davongetragen. Die Festung war bis tief in ihre Eingeweide hinein verletzt worden, und es war fraglich, ob sie jemals würde restauriert oder neu aufgebaut werden können.
"Diese Bestien!", stieß Pollus hasserfüllt hervor. "Dafür werden sie büßen. Ich werde jeden Einzelnen von ihnen umbringen, den ich sehe, das schwöre ich."
"Abgesehen davon, dass du dann wahrscheinlich ziemlich viel zu tun haben wirst, werden die Toten davon auch nicht wieder lebendig", entgegnete Maziroc, obwohl er von dem gleichen Hass und Rachedurst erfüllt war. Aber er wusste auch, dass er sich von diesen Gefühlen nicht übermannen lassen durfte. Der Drang nach Rache, so begründet er auch sein mochte, war stets ein schlechter Ratgeber. "Komm", sagte der Magier, nachdem er sich noch ein letztes Mal umgeblickt hatte. "Wir müssen weiter."
"Weiter?", echote Pollus. "Aber sollten wir denn nicht zumindest die Gebäude durchsuchen? Vielleicht halten sich irgendwo noch Überlebende versteckt."
"Dann wären sie längst hervorgekommen." Maziroc schüttelte den Kopf. "Sieh dich doch um. Hier lebt mit Sicherheit niemand mehr."
"Und die Toten? Wir können sie doch nicht einfach so hier liegen lassen."
"Aber wir können sie auch nicht begraben, so gerne ich es auch tun würde, obwohl es eine grausige Arbeit ist. Doch es würde Stunden, vielleicht Tage dauern, und so viel Zeit haben wir einfach nicht. Außerdem können wir nicht ausschließen, dass sich noch irgendwo in der Nähe Damonen herumtreiben." Er seufzte. "Sie können unmöglich alle Elben getötet haben. Ich bin davon überzeugt, dass viele von ihnen noch leben und geflohen sind, als die Festung sich nicht länger halten ließ. Vermutlich werden sie sich nach Maramon oder direkt nach Cavillon zurückziehen. Wir müssen sie finden und sehen, ob wir ihnen helfen können. Das ist jetzt wichtiger als alles andere."
Widerstrebend nickte Pollus. "Du hast recht", murmelte er. Ohne noch einen Blick zu der zerstörten Festung zurückzuwerfen, folgte er Maziroc zu dem Drachen.
Kenran'Del
Wie Kenran'Del gesagt hatte, waren am Ende des kleinen Dickichts zwei Pferde an einem Baum angebunden, doch darauf achtete Miranya kaum. Sie war sich auch kaum bewusst, dass sie auf eines der Pferde stieg, und dass ihr Retter ihr zum Schutz vor der Kälte eine Decke aus einer der Satteltaschen um die Schultern hängte, war fast wie in Trance. Immer wieder warf sie unsichere Blicke zu ihrem Begleiter. Auch jetzt konnte sie sich noch kaum vorstellen, dass es sich bei ihm um den legendären Kenran'Del handelte, den sie bislang fast nur aus Mazirocs Erzählungen kannte. Noch weniger als der Mann, der sich an der Mühle als er ausgegeben hatte, entsprach er dem Bild, das sie sich von ihm gemacht hatte. Er sah ganz und gar nicht wie ein Held aus, nicht einmal wie ein Krieger, sondern wie ein ganz durchschnittlicher Mensch, СКАЧАТЬ