Название: Der kleine Schweizermacher (E-Book, Neuauflage 2022)
Автор: Urs Kernen
Издательство: Bookwire
Жанр: Изобразительное искусство, фотография
isbn: 9783035521351
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Italienische Gastarbeiter verreisen über Weihnachten 1964 ab Zürich in ihre Heimat
Danach kommt es erst wieder in der Hochkonjunktur der 1950er- und 1960er-Jahre zu einer starken Einwanderung. In dieser Zeit herrscht in der Schweiz ein Mangel an Arbeitskräften, und viele Migranten aus Italien und später auch aus anderen südeuropäischen Nationen kommen ins Land. Sie gelten als Gastarbeiter und erhalten nur eine zeitlich befristete Aufenthaltsbewilligung. Während der Wirtschaftskrise in den 1970er-Jahren müssen denn auch über 300 000 Ausländerinnen und Ausländer in ihre Heimatstaaten zurückkehren. Doch die Einwanderung kommt auch in dieser Zeit nicht vollständig zum Erliegen und verstärkt sich ab den 1980er-Jahren wieder. 2002 wird für Angehörige von EU- und EFTA-Staaten der freie Personenverkehr eingeführt. Aus den übrigen Staaten wird dagegen nur noch die Einwanderung hoch qualifizierter Spezialistinnen und Spezialisten zugelassen.
Beziehungen zu Europa
Die Entwicklungen in der Schweiz und in Europa sind seit langer Zeit eng miteinander verbunden. In der Antike gehört das Gebiet der Schweiz rund vier Jahrhunderte lang zum Römischen Reich. Im Mittelalter ist die Eidgenossenschaft Teil des Heiligen Römischen Reiches. Die faktische Unabhängigkeit erlangt die Eidgenossenschaft erst 1648. Aber auch danach beeinflussen europäische Ereignisse immer wieder die Entwicklungen in der Schweiz, so etwa die Französische Revolution von 1789, die europäischen Revolutionen von 1830 und 1848, die Industrialisierung oder im 20. Jahrhundert die beiden Weltkriege und der Fall der Berliner Mauer 1989.
Auch wenn die Schweiz nicht Mitglied der Europäischen Union ist, ist sie doch politisch und wirtschaftlich eng mit den europäischen Ländern verbunden. Seit 1963 ist die Schweiz Mitglied des Europarats. Mit der Europäischen Union hat die Schweiz seit 2000 verschiedene bilaterale Abkommen abgeschlossen, z. B. über den Freihandel und die Personenfreizügigkeit.
Sprachen
Viersprachige Schweiz
Die Schweizerische Eidgenossenschaft ist offiziell viersprachig. Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch sind gemäss Verfassung die Landessprachen der Schweiz. Deutsch, Französisch und Italienisch sind auch Amtssprachen. Dies bedeutet, dass im Parlament in diesen Sprachen gesprochen wird und dass sämtliche amtlichen Publikationen des Bundes in diesen Sprachen veröffentlicht werden müssen. Das gilt sowohl für Gesetze, Erlasse und Berichte als auch für andere Texte, die das ganze Land betreffen, etwa amtliche Webseiten, Broschüren, Informationsblätter oder Beschriftungen von Fahrzeugen und Gebäuden. Im Verkehr mit Personen rätoromanischer Sprache gilt seit 1996 auch das Rätoromanische als Amtssprache.
Die Sprachenkarte der Schweiz
Vielsprachige Schweiz
Rund 62 % der Bevölkerung sprechen hauptsächlich Deutsch bzw. Schweizerdeutsch, 23 % Französisch, 8 % Italienisch und 0,5 % Rätoromanisch. Italienisch wird in der Südschweiz, Französisch in der Westschweiz gesprochen. Rätoromanisch ist eine romanische Sprache, die nur in Teilen des Kantons Graubünden gesprochen wird. Rund 23 % der Schweizer Bevölkerung sprechen eine andere Sprache als die vier Landessprachen. Am meisten verbreitet sind Englisch mit ca. 5,8 %, Portugiesisch mit 3,6 % und Albanisch mit 3,0 %. Die Schweiz hat sich also aufgrund der Einwanderung in den letzten Jahrzehnten von einem viersprachigen zu einem vielsprachigen Land entwickelt.
Mehrsprachige Kantone
17 der 26 Kantone haben nur Deutsch als Amtssprache. Einsprachig französisch sind die vier Kantone Genf, Waadt, Neuenburg und Jura.
Die Sprachgrenzen verlaufen aber längst nicht immer entlang der Kantonsgrenzen: Drei Kantone haben Deutsch und Französisch als Amtssprache, nämlich Bern, Freiburg und Wallis. Im Tessin ist nur Italienisch Amtssprache. Graubünden schliesslich ist der einzige dreisprachige Kanton: Hier sind Deutsch, Italienisch und Rätoromanisch Amtssprachen.
Imposante Dialektvariationen, wenn von der «gekochten Kartoffel» die Rede ist
Die Sprachgrenze zwischen der deutsch- und der französischsprachigen Schweiz verläuft im Kanton Freiburg entlang der Saane. Man bezeichnet diesen Flusslauf oft als Röstigraben und meint damit die politischen und kulturellen Unterschiede zwischen der Deutsch- und der Westschweiz. Denn die Rösti, ein Kartoffelgericht, gilt als typisches Essen der Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer.
Dialekte
Schweizerdeutsch ist die Umgangssprache der Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer. Es wird praktisch in allen Situationen und in allen sozialen Schichten gesprochen. Dabei gibt es viele verschiedene Dialekte, die sich je nach Kanton und Region unterscheiden.
Als Schriftsprache und in der Schule verwenden die Deutschschweizer nicht Schweizerdeutsch, sondern die deutsche Standardsprache. Dieses Schweizer Hochdeutsch ist eine sprachliche Variante des in Deutschland gesprochenen und geschriebenen Hochdeutschs und ent-hält Wörter, die nur in der Schweiz verwendet werden.
Neuerdings schreibt die Schweizer Bevölkerung aber vermehrt auch auf Schweizerdeutsch. So verfassen viele ihre Textnachrichten in Mundart. Dafür gibt es jedoch keine Rechtschreiberegeln.
Im Tessin sprechen einige Leute noch lombardische Dialekte. In Graubünden unterscheidet sich die rätoromanische Sprache teilweise von Tal zu Tal. Die offizielle Amtssprache, das Rumantsch Grischun, ist eine Schriftsprache, ähnlich dem Hochdeutsch in der Deutschschweiz. In der französischen Schweiz hingegen sind die unterschiedlichen Dialekte, die Patois, weitgehend verschwunden. Jede Region hat zwar noch ihre Eigenheiten und Akzente, das mündliche Schweizer Französisch weicht aber nur geringfügig vom Standardfranzösisch ab.
Zusammenfassung
Die drei geografischen Naturräume der Schweiz sind der Jura, das Mittelland und die Alpen. Im Mittelland wohnen zwei Drittel der 8,8 Millionen zählenden Bevölkerung. Das Klima in der Schweiz ist mitteleuropäisch, doch beeinflussen die Berge das Wetter stark: Häufig staut sich der Niederschlag am Alpennordhang. Gleichzeitig schützen die Alpen die Südschweiz vor den kalten Winden aus Norden. Die wichtigsten Eisenbahn- und Autobahnlinien verlaufen aus Norden nach Süden durch die Alpen sowie von Südwesten nach Nordosten durch das Mittelland.
Die Schweizerische Eidgenossenschaft war bis Ende des 18. Jahrhunderts ein lockerer Staatenbund einer wachsenden Anzahl von Stadt- und Landorten. 1798 brachte die französische Armee die Ideen der Revolution in die Schweiz. Napoleons Versuch scheiterte, in der Schweiz einen Zentralstaat nach französischem Vorbild zu schaffen, doch die von ihm aus den früheren Untertanengebiete und gemeinsam verwalteten Gebieten geschaffenen neuen Kantone blieben bestehen. 1848 erhielt die Schweiz eine liberale Verfassung und wurde zum Bundesstaat. In den folgenden 70 Jahren erlebte die Schweiz eine starke Industrialisierung. Sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg blieb die Schweiz von Kriegshandlungen verschont. In der Nachkriegszeit gab es in der СКАЧАТЬ