Professor Bernhardi. Arthur Schnitzler
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Название: Professor Bernhardi

Автор: Arthur Schnitzler

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754188385

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СКАЧАТЬ Aber Hochroitzpointner, raten –! Wie können Sie nur –! Intuition heißt man das! Diagnostischen Scharfblick!

      HOCHROITZPOINTNER. Und zu operieren wär's doch keinesfalls mehr gewesen.

      EBENWALD. Ausgeschlossen. Das können sich die drüben im Krankenhaus erlauben, solche Experimente, aber wir, in einem verhältnismäßig jungen, sozusagen privaten Institut – Wissen S', lieber Kollega, es gibt so Fälle, wo immer nur die Internisten fürs Operieren sind. Dafür operieren wir ihnen dann immer zuviel. – Aber schreiben S' nur weiter.

      HOCHROITZPOINTNER beginnt zu schreiben.

      EBENWALD. Ja richtig, entschuldigen Sie, daß ich Sie noch einmal störe. Sie hospitieren doch natürlich auch auf der Abteilung Tugendvetter?

      HOCHROITZPOINTNER. Jawohl, Herr Professor.

      EBENWALD. Ich möcht Sie nämlich im Vertrauen fragen. Wie tragt denn eigentlich der Doktor Wenger vor?

      HOCHROITZPOINTNER. Der Doktor Wenger?

      EBENWALD. Na ja, er suppliert doch den Alten öfters, wenn der grad dringend auf die Jagd fahren muß oder zu einem ang'steckten Fürsten geholt wird.

      HOCHROITZPOINTNER. Ja freilich, da tragt dann der Doktor Wenger vor.

      EBENWALD. Also, wie tragt er denn vor?

      HOCHROITZPOINTNER unsicher. Eigentlich ganz gut.

      EBENWALD. So.

      HOCHROITZPOINTNER. Vielleicht etwas zu – zu gelehrt. Aber recht lebendig. Freilich – aber, ich darf mir vielleicht nicht erlauben, über einen künftigen Chef –

      EBENWALD. Wieso künftiger Chef? Das ist noch gar nicht entschieden. Sind auch andere da. Und im übrigen, das ist doch ein Privatgespräch. Wir könnten grad so gut im Riedhof drüben miteinander sitzen und plaudern. Na, reden Sie nur. Was haben Sie gegen den Doktor Wenger? Volkes Stimme, Gottes Stimme.

      HOCHROITZPOINTNER. Also, gegen seinen Vortrag hab ich eigentlich weniger, aber so seine ganze Art. Wissen, Herr Professor, so ein bißchen präponderant ist er halt in seinem Wesen.

      EBENWALD. Aha. Das, worauf Sie da anspielen, ist wahrscheinlich identisch mit dem, lieber Kollege, was mein Vetter neulich im Parlament so zutreffend den Jargon der Seele genannt hat.

      HOCHROITZPOINTNER. Ah, sehr gut. Jargon der Seele. Couragiert. Den andern hat er aber auch, der Doktor Wenger.

      EBENWALD. Das möcht nix machen. Wir leben schon einmal in einem Reich der Dialekte.

      Bernhardi, Oskar, Kurt und Schwester am dem Krankenzimmer.

      BERNHARDI. So, da bin ich, Herr Kollega.

      SCHWESTER legt ihm ein Blatt zum Unterschreiben vor.

      BERNHARDI. Was ist denn? Noch was? Ah so. Also, entschuldigen Sie noch einen Moment, Herr Kollega. Während er unterschreibt. Es wirkt doch immer wieder erstaunlich. – Zu Ebenwald. Da haben wir nämlich drin eine Sepsis liegen. Achtzehnjähriges Mädel. Vollkommen bei Bewußtsein. Möcht aufstehen, spazieren gehen, hält sich für ganz gesund. Und der Puls nicht mehr zu zählen. In einer Stunde kann's aus sein.

      EBENWALD fachlich. Das sehen wir öfters.

      HOCHROITZPOINTNER beflissen. Soll ich ihr vielleicht noch eine Kampferinjektion geben?

      BERNHARDI ihn ruhig ansehend. Sie hätten sich die frühere auch schon ersparen können. Ihn beruhigend. Vielleicht übrigens, daß Sie ihr die glücklichste Stunde ihres Leben verschafft haben. Na, ich weiß, auch das war nicht Ihre Absicht.

      HOCHROITZPOINTNER irritiert. Ja, warum denn, Herr Direktor? Man ist ja am End auch kein Fleischhacker.

      BERNHARDI. Ich erinnere mich nicht, Ihnen einen Vorwurf dieser Art gemacht zu haben.

      Blick zwischen Hochroitzpointner und Ebenwald.

      BERNHARDI zur Schwester. Hat sie Verwandte?

      SCHWESTER. Es ist in den drei Tagen niemand dagewesen.

      BERNHARDI. Auch ihr Liebhaber nicht?

      KURT. Der wird sich hüten.

      OSKAR. Sie hat ihn nicht einmal genannt. Wer weiß, ob sie ihn beim Namen kennt.

      BERNHARDI. Und so was hat dann auch einmal Liebesglück geheißen. Zu Ebenwald. Also, ich stehe zur Verfügung, Herr Kollega.

      OSKAR. Pardon, Papa, kommst du dann noch einmal herauf? Weil sie dich ja so gebeten hat.

      BERNHARDI. Ja, ich schau noch einmal her.

      KURT ist zu der Etagère gegangen, hat sich dort mit zwei Eprouvetten zu schaffen gemacht.

      OSKAR tritt zu ihm hin, sie sprechen miteinander, geben bald darauf wieder ins Krankenzimmer.

      SCHWESTER zu Hochroitzpointner. Ich geh jetzt hinüber, Seine Hochwürden holen.

      HOCHROITZPOINTNER. Ja gehen S' nur. Wenn S' zu spät kommen, ist's auch kein Malheur.

      SCHWESTER ab.

      HOCHROITZPOINTNER nimmt sich einige Krankengeschichten aus einem Faszikel und begibt sich in das Krankenzimmer.

      Ebenwald, Bernhardi.

      EBENWALD der sehr ungeduldig geworden ist. Also, die Sache ist nämlich die, Herr Direktor. Ich habe von Professor Hell aus Graz einen Brief bekommen, er wäre geneigt, eine Wahl als Nachfolger von Tugendvetter anzunehmen.

      BERNHARDI. Ah, er wäre geneigt.

      EBENWALD. Jawohl, Herr Direktor.

      BERNHARDI. Hat ihn wer gefragt?

      EBENWALD. Ich war so frei – als alter Freund und Studienkollege.

      BERNHARDI. Sie haben aber doch privat an ihn geschrieben?

      EBENWALD. Selbstverständlich, Herr Direktor. Da ja vorläufig kein Beschluß vorliegt. Immerhin hielt ich mich für berechtigt, um so mehr, da mir bekannt ist, daß auch Professor Tugendvetter der Kandidatur von Hell mit einiger Sympathie gegenübersteht.

      BERNHARDI etwas scharf. Professor Tugendvetter tritt seine neue Stellung am Krankenhaus erst zu Beginn des Sommersemesters an. Unsere Unterhaltung über diesen Gegenstand – und wenn ich mir eine Bemerkung erlauben darf, auch Ihr Briefwechsel, Herr Kollega, mit Professor Hell erscheint mir daher ein wenig verfrüht. Und wir brauchen um so weniger uns in dieser Angelegenheit zu überstürzen, als der bisherige Assistent von Tugendvetter, Doktor Wenger, schon einigemal seine Eignung, die Stelle wenigstens zu supplieren, in vorzüglicher Weise dargetan hat.

      EBENWALD. Ich möchte nicht verfehlen, in diesem Zusammenhange meiner prinzipiellen Abneigung gegen Provisorien Ausdruck zu geben.

      Prof. Tugendvetter von rechts, etwa fünfzig, grau, Bartkoteletten, im Gehaben etwas Joviales, absichtlich Humoristisches, dabei Unsicheres und Beifallhaschendes, sieht im ganzen weniger einem Gelehrten als einem Börsenmann ähnlich. СКАЧАТЬ