Hans Fallada: Wer einmal aus dem Blechnapf frisst – Band 185e in der gelben Buchreihe – bei Jürgen Ruszkowski. Ханс Фаллада
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Читать онлайн книгу Hans Fallada: Wer einmal aus dem Blechnapf frisst – Band 185e in der gelben Buchreihe – bei Jürgen Ruszkowski - Ханс Фаллада страница 25

СКАЧАТЬ sagt langsam und sanft: „Das Zentralgefängnis liegt in einer Stadt. Diese Stadt hat ein Meldebüro. Dieses Meldebüro hat eine Einwohnerkartei. Wir lassen uns, nach dem Buchstaben Ihrer Bestimmung, eine Anzahl Meldeformulare geben. Wir füllen sie aus, wir wollen sie den Entlassenen geben und – und –“

      Wieder schaut der Polizeiinspektor in die Ecke. Kufalt wartet geduldig, er hat sich beruhigt, sein Plan ist fertig. Lass den reden, er kriegt seine Abmeldung schon.

      „...Und“, sagt der Polizeiinspektor, „der Gefangene weist die Abmeldung zurück. Sie lächeln, Kufalt“ (er denkt nicht daran), „Sie glauben mir nicht. Und doch weist der Gefangene die Abmeldung zurück. Sie sind mir nicht gefolgt. Was fehlt der Abmeldung? Der Stempel fehlt! Denn was können wir tun? Entweder drücken wir den Stempel vom Zentralgefängnis darauf, dann ist der Bestimmung nicht Genüge getan, oder wir lassen sie ungestempelt, dann ist die Abmeldung ungültig.“

      „Und als drittes besorgen Sie sich einen Stempel des städtischen Meldeamts.“

      „Kufalt! Kufalt! Sie, ein Mann von Verstand und Bildung! Wir sind ein Zentralgefängnis, wie können wir einen Meldeamtsstempel führen? Nein“, ganz traurig, „diese Bestimmung ist nicht durchführbar, so ideal und sozial sie scheint. – Sie sehen es ein?“

      „Ich bitte um eine Abmeldung nach Vorschrift der Strafvollzugsordnung.“

      „Ich täte es gerne, Kufalt, so gerne! Es ist un–mög–lich! Wachtmeister, führen Sie den Mann nach erteilter Belehrung...“

       „Wenn ich eine Abmeldung mit dem Stempel des Zentralgefängnisses bekomme, so schicke ich sie an meinem Entlassungstage an den Rechtsausschuss beim Landtage unter Wiederholung der mir erteilten Belehrung...“

      Stille.

      „Natürlich“, sagt der Polizeiinspektor, aber nicht mehr sanft, sondern mit einer scharfen, kratzigen Stimme. „Na–tür–lich! Mit dem Kopf durch die Wand. Ich habe es nie anders von Ihnen erwartet. Es ist unklug, Kufalt, Sie denken jetzt nur daran, dass Sie entlassen werden, Sie denken nicht daran, dass Sie auch einmal wieder...“

      Er bricht ab. Und Kufalt fragt: „Was einmal wieder? Bitte, Herr Inspektor?“

      „Es ist schon gut. Wachtmeister, führen Sie den Mann ab. Sagen Sie, dass eine Abmeldebescheinigung für ihn vom Einwohnermeldeamt geholt werden muss.“

      „Ich danke auch schön, Herr Polizeiinspektor.“

      Herr Polizeiinspektor hustet gerade, er kann nicht antworten.

      * * *

       11

      Kufalt steht wieder auf der Abfertigung. Der Wachtmeister hat seine Meldung gemacht. Die anderen Abgänge sind schon fort, erledigt.

      Nun sagt der Inspektor: „Ihre Strafzeit ist um 13 Uhr 20 vorbei.“

      Worauf Kufalt antwortet: „Ich bitte, wie üblich, morgens entlassen zu werden.“

      Der Inspektor sagt grob: „Was heißt wie üblich? Sie kennen doch die Strafvollzugsordnung so gut! Die Gefangenen sind so zu entlassen, dass sie noch am Entlassungstage ihren Bestimmungsort erreichen. Sie wollen nach Hamburg entlassen werden. Sie haben also am Nachmittag überreichlich Zeit, Ihren Bestimmungsort zu erreichen.“

      Kufalt sagt: „Aber sämtliche Gefangene werden morgens um sieben Uhr entlassen.“

      „Das überlassen Sie uns. Wir riskieren womöglich noch eine Beschwerde, wenn wir Ihnen was von Ihrer Haftzeit rauben.“

      Kufalt steht und schweigt. Nun natürlich, er kann froh sein, wenn es damit noch abgeht. Es gibt viele Möglichkeiten, einem Gefangenen vierundzwanzig Stunden zur Hölle zu machen.

      Der Inspektor fängt neu an: „Ihre Arbeitsbelohnung beträgt 315 Mark 87 Pfennige.“

      Kufalt sagt: „Darf ich einmal die Abrechnung sehen?“

      „Ellmers, geben Sie dem Herrn Kufalt seine Abrechnung zur Prüfung und Genehmigung.“

      Kufalt sieht die Abrechnung an. Ihn interessiert nur die letzte Pensumzahl, und siehe, es sind doch nur sechzehn Pensum angeschrieben, nicht siebzehn!

      Er überlegt, ob er wieder meckern soll, aber er besinnt sich und schweigt.

       „Ich bitte, dass ich mir heute noch von meiner Arbeitsbelohnung ein Paar Schuhe kaufen darf. Meine alten Zivilschuhe sind mir durch das Pantoffellaufen zu eng geworden.“

      „Abgelehnt“, sagt der Inspektor. „Ich werde den Hausvater anweisen, dass er Ihnen ein Paar alte Arbeitsstiefel von den Außenarbeitern gibt. Die tun vollkommen Dienst für Sie.“

      „Aber ich kann nicht...“

      „Sie werden können müssen, Kufalt ... Für Reisegeld bis Hamburg brauchen Sie fünf Mark, für die erste Woche zu leben zehn Mark. Ihnen werden also bei der Entlassung fünfzehn Mark siebenundachtzig ausbezahlt, der Rest wird an das Wohlfahrtsamt überwiesen.“

      „Herr Direktor hat aber...“ Kufalt überlegt.

      „Nun, was hat Herr Direktor...? Quatschen Sie sich rein aus, Kufalt. Ich habe heute nichts weiter mehr vor, als Sie abzufertigen.“

      „Herr Direktor hat verfügt, dass mir meine Arbeitsbelohnung bei der Entlassung voll ausbezahlt wird.“

      „Ach nee? Und warum weiß ich nichts von der Verfügung?“

      „Herr Direktor hat es heute früh genehmigt“, beharrt Kufalt.

      „Sie lügen, Kufalt. Herr Direktor kann das gar nicht verfügt haben, das widerspricht allen Anordnungen des Strafvollzugsamtes. Damit das Geld in einer Woche alle ist, und wir Steuerzahler dürfen Sie ernähren? Das möchten Sie!“

      „Herr Direktor hat es verfügt.“

      „Dann müsste es in Ihren Akten stehen. Da steht nichts.“

      „Ich verlange mein Geld voll ausbezahlt!“

      „Jawohl. Fünfzehn Mark siebenundachtzig. Unterschreiben Sie jetzt, dass Sie die Abrechnung anerkennen.“

      „Ich bitte um Vorführung bei...“

      Kufalt hat eine Erleuchtung: „Bei Herrn Pastor!“

      „Beim Pastor –?“

      „Jawohl, bei Herrn Pastor!“

      „Wachtmeister – aber es ist das letzte Mal, dass ich Sie vorführen lasse, Kufalt! Ihre Stänkereien habe ich satt! – Wachtmeister, führen Sie den Mann zum Pastor!“

      „Was machen Sie für Sachen, Kufalt“, sagt der Wachtmeister missbilligend auf dem Gang. „Sie machen sich ja ganz zunichte. Wie an die Wand gespuckt sehen Sie aus.“

      „Die sollen tun, was uns zusteht!“ sagt Kufalt.

      „Dumm sind Sie“, sagt der Wachtmeister. „Wären Sie dem Inspektor ein bisschen hinten reingekrochen wie der Batzke, hätten Sie Ihr ganzes Geld ausbezahlt gekriegt. Aber wenn СКАЧАТЬ