Seine Exzellenz Eugene Rougon. Emile Zola
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Название: Seine Exzellenz Eugene Rougon

Автор: Emile Zola

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Die Rougon-Macquart

isbn: 9783754188460

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СКАЧАТЬ hüllte sich langsam und majestätisch in einen Spitzenschal, wobei sie den Blick rings um das Halbrund schweifen ließ. Der Regen trommelte nicht mehr auf die Scheiben des Oberlichts, aber der Himmel war noch düster von großen Wolken. Bei dem trüben Licht wirkte das Mahagoniholz der Pulte schwarz; wie ein Brodem stieg Dunkelheit längs der Bänke auf, wo nur noch die kahlen Schädel der Abgeordneten weiße Flecken bildeten; und auf dem Marmor der Sockel unterhalb der verschwommenen Blässe der allegorischen Gestalten zeichneten sich der Präsident, die Schriftführer und die in einer Reihe stehenden Huissiers als starre Schattenspielfiguren ab. In diesem so plötzlich abnehmenden Tageslicht versank die Sitzung.

      »Lieber Gott, es ist zum Umkommen hier drin«, sagte Clorinde und drängte ihre Mutter zum Verlassen der Tribüne.

      Und sie verwirrte die auf dem Treppenabsatz eingenickten Huissiers durch die seltsame Art, in der sie sich ihren Schal um die Hüften gewickelt hatte.

      Unten im Vestibül trafen die beiden Damen den Oberst und Frau Correur.

      »Wir warten auf ihn«, sagte der Oberst, »vielleicht kommt er hier heraus ... Auf jeden Fall habe ich Kahn und Béjuin einen Wink gegeben, damit sie mir hierher Nachricht bringen.«

      Frau Correur hatte sich der Gräfin Balbi genähert. Nun sagte sie mit trostloser Stimme: »Ach, das wäre ein großes Unglück«, ohne sich weiter auszulassen.

      Der Oberst hob den Blick gen Himmel.

      »Männer wie Rougon braucht das Land unbedingt«, meinte er nach einem kurzen Schweigen. »Der Kaiser würde einen Fehler machen.«

      Und wieder schwiegen alle. Clorinde wollte in die große Wandelhalle hineinschauen, aber ein Huissier schloß jählings die Tür. Sie kehrte also zu ihrer Mutter zurück, die stumm unter ihrem kleinen schwarzen Schleier dastand. Sie murmelte: »Warten ist schrecklich langweilig.«

      Soldaten kamen. Der Oberst teilte mit, daß die Sitzung beendet sei. Tatsächlich erschienen oben auf der Treppe die Charbonnels. Hintereinander stiegen sie vorsichtig am Geländer entlang herunter. Als Herr Charbonnel den Oberst gewahrte, rief er: »Er hat nicht viel gesagt, aber er hat ihnen schön das Maul gestopft!«

      »Es fehlt ihm an Gelegenheiten«, flüsterte der Oberst dem Biedermann ins Ohr, als dieser dicht bei ihm war, »sonst sollten Sie ihn hören! Er muß erst in Hitze geraten.«

      Unterdessen hatten die Soldaten vom Sitzungssaal bis zu der Galerie des Präsidiums, die auf das Vestibül hinausführt, Spalier gebildet. Und während die Tamboure einen Marsch schlugen, näherte sich ein feierlicher Zug. An der Spitze schritten zwei schwarzgekleidete Huissiers, den Chapeau claque unter dem Arm, die Kette um den Hals, den Degen mit dem stählernen Knopf an der Seite. Dann kam der Präsident, den zwei Offiziere geleiteten. Die Schriftführer des Präsidiums und der Generalsekretär seiner Kanzlei folgten. Als der Präsident an der schönen Clorinde vorbeiging, lächelte er ihr als Mann von Welt trotz des feierlichen Aufzuges zu.

      »Ach, hier sind Sie«, rief Herr Kahn, der ganz bestürzt angelaufen kam.

      Und obwohl die große Wandelhalle damals für das Publikum gesperrt war, führte er sie in die Nische einer der hohen Glastüren, die auf den Garten hinausgehen. Er schien rasend zu sein.

      »Ich habe ihn wieder verfehlt«, sagte er. »Er ist nach der Rue de Bourgogne davon, während ich ihm im Saal des General Foy16 auflauerte ... Aber das tut nichts, wir werden trotzdem etwas erfahren. Ich habe Béjuin hinter Delestang hergejagt.«

      Und nun wartete man wieder, gute zehn Minuten lang.

      Zwischen den beiden großen Windfangwänden aus grünem Tuch, welche die Türen verbargen, kamen lässig die Abgeordneten heraus. Einige verweilten, um sich eine Zigarre anzustecken. Andere blieben lachend, Händedrücke tauschend, in kleinen Gruppen stehen. Frau Correur war unterdessen an die Laokoongruppe herangetreten, um sie zu betrachten. Und während die Charbonnels weit den Hals zurückbogen, um eine Möwe zu sehen, die die spießbürgerliche Phantasie des Malers so, als sei sie aus dem Bild herausgeflogen, auf den Rahmen eines Wandgemäldes gemalt hatte, interessierte sich die schöne Clorinde, die vor der großen bronzenen Minerva stand, für die Arme und den Busen dieser riesigen Göttin. In der Nische der Glastür unterhielten sich Oberst Jobelin und Herr Kahn lebhaft im Flüsterton.

      »Ah, da ist Béjuin!« rief letzterer.

      Alle traten mit gespannten Gesichtern näher. Herr Béjuin atmete schwer.

      »Nun?« fragte man ihn.

      »Nun – die Demission ist angenommen worden, Rougon tritt zurück.«

      Das wirkte wie ein Keulenschlag. Es herrschte tiefe Stille. Clorinde, die, um ihre unruhigen Finger zu beschäftigen, die Enden ihres Schals zusammenknüllte, erblickte gerade hinten im Garten die hübsche Frau Bouchard, die langsam am Arm des Herrn d'Escorailles dahinwandelte, den Kopf ein wenig auf seine Schulter geneigt. Die beiden waren vor den anderen hinuntergegangen, hatten sich eine offene Tür zunutze gemacht und führten nun in diesen zu ernsthaftem Nachsinnen bestimmten Alleen ihre Verliebtheit unter dem Spitzengewebe des jungen Laubes spazieren. Clorinde winkte sie mit der Hand herbei.

      »Der große Mann zieht sich zurück«, sagte sie zu der lächelnden jungen Frau.

      Frau Bouchard ließ jäh den Arm ihres Kavaliers fahren, wurde ganz bleich und ernst, indes Herr Kahn inmitten der bestürzten Gruppe der Freunde Rougons dadurch Einspruch erhob, daß er verzweifelt die Arme zum Himmel emporreckte, ohne ein Wort herauszubringen.

       Kapitel II

      Am Morgen hatte im »Moniteur«17 der Rücktritt Rougons gestanden, der »aus Gesundheitsgründen« demissioniert habe. Er war nach dem Frühstück in den Staatsrat gekommen mit der Absicht, seinem Nachfolger schon diesen Abend den Platz aufgeräumt zu hinterlassen. Und in dem großen rot und goldenen Arbeitszimmer, das dem Präsidenten vorbehalten war, leerte er, vor dem riesigen Schreibtisch aus Palisanderholz sitzend, die Schubfächer und ordnete Papiere, die er mit rosafarbenen Bindfäden bündelte.

      Er klingelte. Ein Türhüter trat ein, ein prachtvoll gewachsener Mann, der bei der Kavallerie gedient hatte.

      »Bringen Sie mir eine brennende Kerze«, bat Rougon.

      Und als der Türhüter, nachdem er einen kleinen Leuchter vom Kamin auf den Schreibtisch gestellt hatte, gehen wollte, rief Rougon ihn zurück.

      »Merle, hören Sie! – Lassen Sie niemanden herein. Verstehen Sie, niemanden.«

      »Jawohl, Herr Präsident«, antwortete der Türhüter und schloß geräuschlos die Tür.

      Rougon lächelte leicht.

      Er wandte sich zu Delestang um, der am anderen Ende des Raumes vor einem Schrank mit Pappschubfächern stand, die er sorgfältig durchsah.

      »Der brave Merle hat heute morgen den ›Moniteur‹ nicht gelesen«, murmelte er.

      Delestang schüttelte, da er nichts zu sagen wußte, nur den Kopf. Er hatte einen wundervollen Kopf, sehr kahl, aber mit einer dieser frühzeitigen Glatzen, die den Frauen gefallen. Sein nackter Schädel, der die Stirn übermäßig hoch erscheinen ließ, gab ihm den Anschein umfassender Intelligenz. Sein rosiges, ein wenig viereckiges Gesicht ohne ein einziges Barthaar erinnerte an jene korrekten und gedankenvollen Gesichter, wie phantasiebegabte Maler sie gern den großen Politikern verleihen.

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