Название: Das Gesetz des Don Turner
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783847647645
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„Guten Morgen, Mister!“, murmelte der Schwarzbart so leise, dass Finlay Mühe hatte, ihn überhaupt zu verstehen. Ein gefährlicher Unterton schwang in seiner Stimme mit, so dass selbst diese an sich harmlose Begrüßung schon den Charakter einer versteckten Drohung besaß.
„Guten Morgen, Gentlemen“, erwiderte Finlay, nachdem er einen weiteren Schluck von seinem Kaffee genommen hatte. „Ich würde Ihnen ja gerne einen Becher anbieten, aber leider waren dies meine letzten Bohnen.“
Die Reiter reagierten darauf nicht.
Ihre Blicke hingen an Finlay, als wäre er ein exotisches Tier, das es zu erlegen galt.
„Wissen Sie, dass Sie sich auf Don Turners Land befinden?“, fragte der Schwarzbart.
Finlay zuckte mit den Schultern.
„Ich habe diesen Namen nie gehört“, erklärte er.
„Sie sind nicht von hier, was?“
„Nein, ich komme nicht aus dieser Gegend. Aber das Land hier sieht fruchtbar aus. Es wäre verwunderlich gewesen, wenn es niemandem gehört hätte.“
Die blutleeren Lippen des Schwarzbartes verzogen sich etwas. Finlay hatte versucht, einen versöhnlichen Ton in seine Stimme zu legen, denn er war nicht auf Streit aus. Der Schwarzbart hingegen schien genau das im Sinn zu haben.
„Don Turner hat es nicht besonders gerne, wenn Landstreicher auf seinem Grund und Boden herumstreunen!“, murmelte der Schwarzbart dann.
„Ich bin kein Landstreicher“, erwiderte Finlay sachlich. Es war sicher besser, sich nicht provozieren zu lassen, denn das Zahlenverhältnis sprach für seine Gegenüber.
Der Blondschopf mit den zwei Revolvern verzog höhnisch den Mund.
„Als was würden Sie sich denn bezeichnen?“
„Vielleicht ist er ein Viehdieb!“, warf der Rothaarige mit einer wegwerfenden Geste ein.
Der Schwarzbart spuckte aus.
„Also, Mister, was suchen Sie hier auf fremdem Boden?“
„Ich bin auf der Durchreise“, erklärte Finlay so ruhig, wie es ihm in dieser Lage möglich war. „Und ich suche einen Job. Irgendwie habe ich wohl etwas die Orientierung verloren. Vielleicht sind Sie so freundlich und sagen mir, wo hier die nächste Stadt liegt!“
Der Schwarzbart grinste und wandte sich an seine beiden Begleiter.
„So, die Orientierung hat er verloren, unser Freund. So etwas kann gefährlich sein! Schon so manch einen, der nicht wusste, über wessen Land er reitet, hat man später mit einer Kugel im Kopf im Gras gefunden! Es gibt nämlich jede Menge räuberisches Gesindel …“ Sein Gesicht verzog sich zu einer seltsamen Fratze. Er deutete mit der Hand nach Norden. „Wenn Sie in diese Richtung reiten, kommen Sie in etwa eineinhalb Stunden nach Madison City.“
Finlay nickte.
Er hatte diesen Namen noch nie auf irgendeiner Landkarte gesehen, aber das bedeutete nichts. In wenigen Jahren konnten hier im Westen Städte aus dem Nichts wachsen und ebenso schnell wieder von der Landkarte verschwinden und zu Geisterstädten verkommen, in denen nur noch Ratten und herrenlose Hunde hausten. Für die Kartografen war es ein schwieriges Geschäft, da Schritt zu halten.
„Sie sagten, Sie suchen einen Job, Mister …“ Der Schwarzbart erwartete offensichtlich, dass Finlay ihm seinen Namen sagte, aber dieser verzichtete demonstrativ darauf. Er mochte die drei Männer nicht und wollte so wenig wie möglich mit ihnen zu tun haben.
Er sagte daher: „Ja, das ist richtig. Ich suche einen Job.“
„Haben Sie schon einmal auf einer Ranch gearbeitet?“
Finlay bestätigte.
„Ja, schon auf mehreren.“
„Vielleicht sollte ich Sie meinem Boss vorstellen. Don Turner kann immer gute Leute gebrauchen.“
Aber Finlay winkte ab. Bevor er antwortete, nahm er noch einen Schluck Kaffee.
„Nein, danke.“
Die Augenbrauen des Schwarzbartes zogen sich zusammen, und für Finlay hatte er in diesem Augenblick entfernte Ähnlichkeit mit einem Raubtier.
„Was soll das heißen?“
„Das soll heißen, dass ich keine Lust habe, für Ihren Boss zu arbeiten, diesen, wie heißt er noch gleich? – Don Turner, nicht wahr?“
„So ein Angebot schlägt man nicht einfach aus!“, erklärte der Schwarzbart. „Was ist los? Sind Sie sich zu fein dazu, hart zuzupacken? Sie würden gut entlohnt …“
Finlay zuckte mit den Schultern.
Er hatte Bargeld wirklich dringend nötig, aber er war der tiefen Überzeugung, dass es Dinge gab, die noch weitaus wichtiger waren. Man konnte ihn nicht kaufen – und darauf war er stolz.
„Das mag schon sein“, antwortete er also dem Schwarzbart. „Aber ich müsste dann mit Ihnen zusammenarbeiten!“
„Und das würde Sie stören?“
„Ich mag Sie nicht besonders, und es geht mir nicht so schlecht, dass ich Ihr Angebot annehmen müsste!“
Finlay spürte, dass die Luft um sie herum sich in einem Maß mit Spannung aufgeladen hatte, das kritisch war. Er sah es in den Gesichtern der drei Cowboys, und er fühlte es in seiner Magengegend.
Ein winziger Funke nur, dachte er, und es kommt zur Explosion!
Finlay blieb ganz ruhig – zumindest äußerlich.
Man sah ihm die Anspannung nicht an, die jeden Muskel, jede Sehne seines Körpers erfasst hatte. Er war bereit, blitzschnell seinen Colt aus dem Holster zu reißen und zu feuern, wenn es sein musste.
Die Fähigkeiten seiner Gegner waren für ihn schwer einzuschätzen. Sein Blick fiel auf die zwei Revolver des Blondschopfs. Vielleicht war er ein Angeber und konnte gar nicht wirklich mit beiden Händen schießen. Wenn jemand zwei Colts trug, wollte er sich aller Wahrscheinlichkeit nach nur wichtig machen, aber hin und wieder traf man auch auf wirkliche Könner, die mit der Linken so gut wie mit der Rechten schießen konnten.
Das Dumme war nur, dass man es den meisten nicht ansehen konnte, zu welcher Sorte sie gehörten …
Finlay trank den Kaffee aus und stellte die Blechtasse neben das Feuer auf den Boden.
„Ich wünsche Ihnen noch einen guten Tag, Gentlemen!“, erklärte er dann schließlich dreist. „Schätze, Sie werden noch ´ne Menge zu tun haben für Ihren Boss, diesen Turner. Auf einer Ranch gibt’s immer jede Menge Arbeit …“
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