Название: Buddhismus für Anfänger, Fortgeschrittene und Gottverlassene
Автор: Andreas D. Werner
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783738092776
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Sinn des Atmens
Ohne Trinken können Sie zirka zwei Tage überleben, ohne Nahrung zirka sechs Wochen. Ohne Atemluft sind Sie in weniger als dreieinhalb Minuten tot.
Atemluft ist für uns essenziell. Wir atmen, um unserem Organismus Sauerstoff zuzuführen und Kohlendioxid abzuführen. Den Sauerstoff benötigen alle Zellen in unserem Körper. Die Zellen verbrennen diesen Sauerstoff zur Aufrechterhaltung unserer Körperwärme und zur Gewinnung von Bewegungsenergie in unseren Muskeln. Insbesondere unser Gehirn ist auf eine permanente Sauerstoffzufuhr angewiesen, andernfalls entstehen irreparable Schäden.
Vereinfacht dargestellt, passiert in unserem Körper Folgendes: Unsere Blutbahnen, bis hin zu den feinsten Äderchen, transportieren Sauerstoff von der Lunge bis zur entferntesten Zelle. Die Zellen nehmen den Sauerstoff dann für ihre Stoffwechselproduktion auf. Bei der Verbrennung des Sauerstoffs in unseren Zellen fallen Schlacken und Kohlendioxid an. Diese Verbrennungsrückstände werden im Austausch gegen Sauerstoff an das Blut abgegeben und anschließend zu den Organen, die auf die Entgiftung und Ausscheidung der entsprechenden Abbauprodukte spezialisiert sind, transportiert. So wird etwa das für uns schädliche Kohlendioxid über die Lunge ausgeschieden. Der Übergang von Sauerstoff in die Blutbahn und umgekehrt, die Abgabe des Kohlendioxids aus dem Blut an die Umgebungsluft, erfolgt während des Ein- und Ausatmens über die Millionen von kleinen Lungenbläschen in unseren zwei Lungenflügeln.
Beim Ein- und Ausatmen unterscheidet man die Brust- und die Bauchatmung. Die letztere, die Bauchatmung, ist die normal übliche und bevorzugte Atmung. Sie wird auch Zwerchfellatmung genannt. Gut erkennbar ist sie durch das sichtbare Wölben und Einziehen des Bauches. Wenn Sie die Luft ganz tief einatmen, nimmt Ihr Bauchvolumen spürbar zu und beim Ausatmen flacht Ihr Bauch spürbar ab. Diese Bewegungsabläufe und Volumenänderungen verursacht das Zwerchfell, ein bogenförmiges Muskelgebilde, welches Brust- und Bauchraum trennt. Durch die Kontraktion des Zwerchfells beim Atmen wird Atemluft in die Lungen eingesogen und anschließend wieder ausgestoßen.
Bei der Brustatmung wird die Pumpkontraktion der Lunge von der Rippenmuskulatur verursacht. Durch das Zusammenziehen der am Rücken ansetzenden Rippenmuskulatur werden die Rippen nach außen gespreizt und folglich wölbt sich der Brustkorb. Er dehnt sich und durch das sich dadurch vergrößernde Lungenvolumen wird Atemluft in die Lunge eingesogen. Entspannen wir die Brustmuskulatur, verringert sich das Brustkorbvolumen und die Lunge wird, ähnlich einem Blasebalg, zusammengedrückt. Die verbrauchte Atemluft wird ausgestoßen.
Wir atmen durchschnittlich neun bis zwölf Mal in der Minute ein und aus, wobei unsere Atemfrequenz von der Tageszeit und unseren Aktivitäten abhängt. Je höher unser Sauerstoffbedarf ist, zum Beispiel beim Sport oder bei harter körperlicher Arbeit, umso höher ist unsere Atemfrequenz.
Welche Atmung wir anwenden, die Brust- oder Bauchatmung, hängt von verschiedenen äußeren Umständen ab und geschieht in der Regel unbewusst. Bei der Brustatmung gelangt am schnellsten Sauerstoff in unser Blut. Folglich neigen wir bei akuter Aufregung, wenn wir Angst haben und in Gefahrensituationen, zur Brustatmung. Die Atmung ist dann flach und schnell und führt bei längerer Dauer zu Verspannungen, und sie suggeriert dem Körper eine latente Stresssituation. Die situationsbedingte, kurzfristige Anwendung der Brustatmung bringt Sinn. Lang anhaltende Brustatmung kann zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen.
Im Gegensatz zur Brustatmung wenden wir im Alltag üblicherweise die Bauchatmung an. Das tun wir immer dann, wenn wir einer entspannten Tätigkeit nachgehen und wenn keine Stresssituation vorherrscht. Das ist der Sinn unserer Atmung.
Das soll als Beschreibung reichen, denn wir wollen vorerst nur grob verstehen, was während der Atmung in unserem Körper vorgeht. Für diejenigen, denen das Thema der Atmung bis hierhin zu theoretisch war, schließe ich gleich ein paar praktische Übungen an. Ziel dieser Übungen ist es, sich der Unterschiede zwischen Brust- und Bauchatmung auch in der praktischen Anwendung bewusst zu werden.
So üben wir das Atmen
1. Übung: Die Bauchatmung
Üben Sie nun bei geschlossenem Mund einige Minuten die bewusste Bauchatmung. Atmen Sie tief in Ihren Bauch hinein, sodass sich Ihr Bauch beim Einatmen, wenn Sie Ihre Hände auf den Bauch legen, kugelig rund anfühlt. Anschließend atmen Sie langsam wieder aus und ziehen dabei Ihren Bauch übertrieben ein, als wollten Sie auch noch die letzte Luft aus der Lunge herausdrücken. Dieses übertriebene Ein- und Ausatmen in und aus dem Bauchbereich wiederholen Sie einige Male, um sich der Bauch-, sprich Zwerchfellatmung, bewusst zu werden.
Nach ein paar derart intensiven Atemzügen atmen Sie bitte wieder wie gewohnt. Üben Sie nicht länger als fünf Minuten, damit Sie nicht verkrampfen oder Muskelkater bekommen.
2. Übung: Die Brustatmung
Üben Sie nun – wiederum mit geschlossenem Mund – einige Minuten die bewusste Brustatmung. Atmen Sie so tief in Ihren Brustkorb hinein, dass er sich sichtbar aufwölbt, als wollten Sie die Nähte Ihres Hemdes/Ihrer Bluse sprengen. Legen Sie ruhig Ihre Hände auf die Brust, damit Sie die Bewegungen Ihres Brustkorbes besser fühlen. Anschließend atmen Sie langsam wieder aus, sodass der Brustkorb weitestgehend einfällt und ganz flach wirkt. Dieses übertriebene Ein- und Ausatmen in den Brustbereich wiederholen Sie einige Male, um sich auch der Brustatmung bewusst zu werden.
Nach ein paar derart intensiven Atemzügen atmen Sie bitte wieder wie gewohnt. Ihre übliche Atmung sollte die Bauchatmung sein. Üben Sie nicht länger als fünf Minuten, damit Sie nicht verkrampfen oder Muskelkater bekommen.
3. Übung: Die kombinierte Brust- und Bauchatmung
Nun üben Sie, die Bauchatmung mit der Brustatmung zu kombinieren. Ihr Mund bleibt auch bei dieser Übung geschlossen. Beim Einatmen atmen Sie ganz stark sowohl in Ihren Brustkorb als auch in Ihren Bauch hinein, sodass beide sich betont aufwölben, vergleichbar einem Spatzen, der sich im Winter zum Schutz vor Kälte extrem aufplustert. Anschließend lassen Sie die Luft aus dem Brustkorbbereich entweichen, lassen den Brustkorb ganz flach werden, und übergangslos lassen Sie auch die Atemluft aus Ihrem Bauchbereich entweichen. Ziehen Sie den Bauch, bei flachem Brustkorb, ganz stark ein, als wollten Sie eine „Hungerharke“ imitieren. Diese experimentelle Übung wiederholen Sie nur vier- bis fünfmal. Sie dient, wie die ersten beiden Übungen zur reinen Bauch- bzw. Brustatmung, ausschließlich dazu, Ihnen ein Körpergefühl für die unterschiedlichen Atmungsarten zu vermitteln.
Diese extreme Bauch- und Brustatmung werden wir künftig nicht mehr anwenden. Üben Sie diese kombinierte Atmung nicht länger als 4-5 Minuten und beenden Sie die Übungen, indem Sie anschließend in Ihre normale, betont ruhige Bauchatmung übergehen.
Achten Sie bitte darauf, dass Sie sich bei all den Übungen möglichst keinen Muskelkater im Bauch-, Brust-, oder Mundbereich zuziehen. Gehen Sie die Übungen locker und spielerisch an.
Sollte Ihre Atmung nach einer der Übungen aus dem Takt geraten oder sollten die Übungen zu Verspannungen, Verkrampfungen und Angstgefühlen führen, dann stehen Sie bitte einfach auf, brechen die Atemübungen ab, machen ein paar kreisende Armbewegungen zur Lockerung und widmen Sie sich bewusst einer anderen Aufgabe – ohne weiter auf Ihre Atmung zu achten. Gehen Sie in die Küche, essen Sie etwas oder machen Sie etwas Anstrengendes, wie einmal die Treppe hinauf- und hinunterlaufen. Anschließend sollte sich Ihre Atmung wieder normalisiert haben. Mit weiteren Übungen warten Sie aber besser bis zum nächsten Tag.
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