Название: Buddhismus für Anfänger, Fortgeschrittene und Gottverlassene
Автор: Andreas D. Werner
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783738092776
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Meine vorangegangene Empfehlung lautete, versuchen Sie, nicht jeden Gedanken zu verfolgen und im Geist aufzunehmen. Dieser Vorschlag war vermutlich für die meisten Leser unverständlich, nicht vorstellbar und wurde wahrscheinlich von manchen überlesen. Jetzt soll hier aber noch einmal darauf eingegangen werden.
Über unsere fünf Sinne – Augen, Ohren, Nase, die Geschmacksnerven der Zunge und den Tastsinn von Haut und Händen – erhalten wir unentwegt Sinneseindrücke, die allein schon unsere Gedanken anregen. Die vielerorts praktizierten Methoden, Sinneseindrücke gezielt zu überlagern, zum Beispiel durch vorgegebene Düfte, spezielle Meditationsmusik, Töne von Klangschalen, oder zu versuchen, die Gedanken an Mantras oder andere Begriffe zu binden, verschieben das Problem nur auf andere Sinneseindrücke. Das entlastet aber unseren Geist nur unwesentlich und kann uns erst recht nicht von Gedanken befreien, insbesondere nicht von denen, die Leid und Schmerz verursachen.
Diese – ich sage dazu gegenstandsbezogene Meditationsvarianten - sind unter anderem dem heutigen Modetrend geschuldet. Meditieren gilt in manchen Kreisen als schick. Es hört sich in Gesellschaft gut an, wenn man erzählt, Meditation zu praktizieren. Bei Gästen weckt es schon Interesse, wenn in Ihrem Flur dekorativ Schalen mit im Wasser schwimmenden bunten Duftkerzen zu sehen sind oder auf Ihrem Couchtisch eine schwere Messing-Klangschale mit einem Klöppel steht.
Und fürwahr, in unserem hektischen Zeitalter wird jede Meditationsvariante, die etwas Entspannung und innere Ruhe verspricht, als hilfreich angesehen und dann auch praktiziert.
Aber auf dem Weg hin zur Erleuchtung wäre das nicht zielführend. Wir suchen nicht nach kurzweiliger Entspannung und flüchtiger innerer Ruhe, sondern wir suchen Erkenntnis, den Sinn des Lebens, die Befreiung vom Leid, suchen den Weg zur Erleuchtung. Mit gegenstandsbezogenen Meditationsvarianten landen Sie in einer Sackgasse, kommen nicht an Ihr Ziel. Wir werden einen anderen Weg einschlagen.
Woran sollen Sie also denken, was in Gedanken tun?
Wir wollen künftig an jedem Ort und zu jedem Zeitpunkt meditieren können und zwar so, dass unsere Mitmenschen, unter denen wir weilen, davon nichts mitbekommen. Das heißt: Wir wollen künftig in der Lage sein, im Stehen, Liegen, Sitzen oder Laufen zu meditieren.
Diese Einleitung besagt bereits, dass Sie sich nicht im Schneider- oder Lotussitz quälen müssen und Sie sich auch keine Schmerzen durch das Sitzen auf einem Nagelbrett oder Durchstoßen Ihrer Wangen mit Spießen zufügen müssen. Selbstkasteiung hat mit Meditation nichts gemein. Auch das versehentliche Einschlafen während des Meditierens steht bei mir nicht unter Strafe und führt nicht zu Schlägen, wie es in manchen Klöstern angeblich heute noch praktiziert wird. Vor dem Personenaufzug werden Sie beim Meditieren schon nicht einschlafen, wenn überhaupt passiert Ihnen das, wenn Sie zu Hause meditieren – auf dem Sofa oder im Bett sitzend oder liegend. Wenn Sie also einmal einschlafen, dann hat Ihr Körper Schlaf gebraucht, und das Schlafbedürfnis Ihres Körpers geht immer vor. In diesem Fall versuchen Sie es einfach ein anderes Mal.
Der richtige Meditationsort für den Anfang
Ihre ersten Meditationsversuche beginnen Sie bitte zu Hause, in möglichst entspannter Atmosphäre, wenn Sie eine halbe Stunde Ruhe haben und nicht anderweitig gefordert sind. Ziehen Sie sich in Ihr Schlafzimmer zurück oder machen Sie es sich auf dem Sofa bequem. Erst wenn Sie zu Hause problemlos alle Meditationsphasen beherrschen und den Sinn des Meditierens verstanden haben, können Sie auch an jedem anderen Ort dieser Welt meditieren.
Stellen Sie alles ab, was Sie ablenken könnte. Der Wecker sollte nicht ausgerechnet dann klingeln, wenn Sie versuchen zu meditieren. Schalten Sie den Fernseher, Musik und Lärmquellen aus, insbesondere Ihr Handy. Auch Ihre Waschmaschine oder der Geschirrspüler sollten bei Ihren ersten Meditationsübungen keine Geräusche im Hintergrund verursachen. Bei allen Meditationsübungen sollten Sie warme Füße haben und nicht akut unter Kopfschmerzen leiden. Desgleichen sollten Sie während der Meditationsphasen kein Essen auf dem Herd vor sich hin köcheln lassen. Reduzieren Sie alles, was Sie ablenken und Ihre Meditationsversuche erschweren könnte.
Später, wenn Sie das Meditieren beherrschen, spielen Lärmquellen oder anderweitige Ablenkungsfaktoren keine Rolle mehr für Sie. Dann werden Sie inmitten eines Rockkonzerts, in einem Waschsalon oder auch in der überfüllten Bahn meditieren können. Aber bis dahin sind noch einige theoretische Anleitungen und viel Übung erforderlich.
Die richtige Meditationsstellung für den Anfang
Entscheiden Sie sich anfänglich für eine möglichst bequeme Meditationsstellung – zum Beispiel im Liegen oder Sitzen. Wählen Sie keine Stellung, in der Sie verkrampfen oder es irgendwo im Körper zwickt, zieht oder gar schmerzt. Dies ist keine Anleitung für Fakire oder schmerzbesessene Asketen. Schmerzhafte Stellungen sind für unsere Art der Meditation schädlich.
Bevorzugen Sie eine liegende Position, dann legen Sie sich auf das Bett, das Sofa oder auf eine Decke auf den Fußboden. Schieben Sie sich zur Entspannung ein bequemes Kissen unter den Kopf. Die Beine liegen dicht beieinander, die Füße mögen selbst zu einer entspannten Position finden und sind daher meist leicht abgespreizt. Sie können die Füße auch mit einer Decke wärmend bedecken oder durch das Unterschieben eines Kissens etwas höher lagern.
Die Hände legen Sie bei locker ausgestreckten Armen dicht neben Ihren Körper oder entspannt flach auf Ihren Brustkorb, Bauch oder Unterbauch. Die Handflächen liegen flach auf der Unterlage oder auf Ihrem Körper, weder fest gefaltet noch zur Faust geballt.
Bevorzugen Sie eine sitzende Stellung, dann können Sie sich zum Beispiel wie gewohnt auf einen Stuhl, Sessel oder auf Ihr Sofa setzen, die Füße fest auf den Boden gestellt, die Beine nebeneinander oder leicht gespreizt, so wie es für Sie am angenehmsten ist.
Alternativ bieten sich einige Yoga-Sitzpositionen an, zum Beispiel der Fersensitz, bei dem Sie auf einer weichen Unterlage knien. Knie, Schienbein und Fußspann berühren die Unterlage. Sie sitzen mit geschlossenen Knien auf Ihren eng beieinander liegenden Fersen. Wenn diese Stellung zu sehr in den Beinen zieht, dann dürfen Sie zwischen Ihre Füße ein Meditationsbänkchen, Kissen oder eine eingerollte Decke schieben und darauf rittlings Platz nehmen.
Eine weitere Alternative ist der Lotussitz, bei dem Sie möglichst immer auf einem Kissen sitzen sollten. Die Beine werden derart gegrätscht und verschränkt, dass der rechte Fuß sich mit der nach oben zeigenden Fußsohle an den linken Oberschenkel anschmiegt und der linke Fuß darüber auf dem rechten Oberschenkel zum Liegen kommt, bzw. zumindest den rechten Oberschenkel berührt. Die Knie sollen dabei fest auf der Unterlage ruhen.
Wenn der Lotussitz, mit dem ich selbst übrigens überhaupt nicht klarkomme, auch Ihnen Schwierigkeiten bereitet, dann können Sie Ihre Beine so grätschen, dass Ihre Füße genau vor Ihnen zum Liegen kommen, Fußsohle an Fußsohle. Oder Sie wählen den gewöhnlichen Schneidersitz.
In jedem Fall ist bei allen sitzenden Stellungen eine gerade und aufrechte Sitzhaltung mit aufrechter, gerader Kopfhaltung bei leicht nach hinten gedrückten Schulterblättern einzunehmen. Die Hände halten Sie bitte entspannt, immer mit geöffneten Handflächen – entweder auf den Oberschenkeln flach aufliegend oder mit zu einer Schale geformten Handflächen nach oben geöffnet.
Wählen Sie eine Stellung, bei der Sie sich wohlfühlen, bei der Sie nicht verkrampfen, Ihnen nichts wehtut und bei der Sie sich 20 Minuten lang entspannen können.
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