Der Pferdestricker. Thomas Hölscher
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Название: Der Pferdestricker

Автор: Thomas Hölscher

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783750219397

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СКАЧАТЬ wollen mir weismachen, dass ich nichts als ein perverser Serienmörder bin, und nun machen Sie mich auf Individuen aufmerksam, geben ihnen allen Namen, weil mich das angeblich daran erinnern soll, dass ich es mit wirklichen Menschen und nicht mit beliebigen Opfern oder Sachen zu tun habe. Er grinste. Ich weiß das doch alles. Sie können sich ihre Bemühungen ersparen.

      Eine Zeitlang war es still. Manchmal glaube ich, dass auch Sie nur Angst haben, fuhr der jüngere schließlich fort.

      Wovor sollte ich Angst haben?

      Vor diesem Bild natürlich. Wieder wies der jüngere Mann auf den nackten Mann auf dem Pferd.

      Ich habe davor keine Angst, aber es empört mich und ich finde es widerlich.

      Sie haben Angst, fuhr der andere unbeirrt fort, weil es Sie an Milewski erinnert.

      Warum sollte es mich an Volker Milewski erinnern.

      Weil es deine Beziehung zu Milewski auf den Punkt bringt: Der ist oben, du bist unten. Du bist doch auch nichts anderes als eine armselige Kreatur. Das ist die Realität, und man kann das akzeptieren, oder man geht daran zugrunde.

      Niemals. Ich war niemals unten, sagte der ältere Mann entschieden. Und ich will vor allen Dingen nicht, dass du mich duzt. Für Sekunden schien der jüngere Mann plötzlich völlig irritiert, schien mit den Augen hilflos und ohne jedes Ziel zwischen Gegenständen in der nächsten Umgebung hin und her zu irren, nur um den älteren nicht ansehen zu müssen. Außerdem, fuhr der ältere schließlich fort, ist Milewski tot. Deine Götter können also sterben. War dir das eigentlich klar?

      Natürlich!, stimmte der jüngere sofort zu. Nur dumme Menschen wollen das nicht glauben. Natürlich ist jeder Gott nur ein Firlefanz in unserem Kopf. Ein Traum. Eine Sehnsucht. Sonst nichts.

      Irgendwo in der Ferne war das Aufheulen eines Motorradmotors zu hören, es steigerte sich für einen Moment zu provozierender und fast unverschämter Lärmbelästigung und entfernte sich dann in einer scheinbar menschenleeren Szenerie. Für einen kurzen Augenblick schien das Tier plötzlich unruhig werden zu wollen, und der junge Mann richtete die Pistole auf den nackten Mann. Und Sie setzen sich wieder auf den Boden!, sagte er zu dem älteren. Um mit den auf dem Rücken zusammengebundenen Händen keine hektischen Bewegungen zu verursachen, ließ der sich langsam in das trockene Gras sinken. Als müsse er sich über die Richtigkeit der neuen Konstellation absolute Sicherheit verschaffen, ließ der jüngere seinen Blick hektisch zwischen den beiden anderen Männern hin- und herschweifen. Erst als alles seine Richtigkeit zu haben schien, setzte auch er sich wieder neben den älteren.

      Weißt du es eigentlich selber?, fragte der plötzlich.

      Was weiß ich selber?

      Warum du gerade mich ausgesucht hast.

      Ich habe es doch gesagt: Seelenverwandtschaft.

      Und ich habe dir gesagt, dass das nicht zutrifft.

      Der jüngere Mann sah den älteren eine Zeit lang an, als sei er überrascht, geradezu peinlich berührt, und wolle ihm nichts zu dessen Bemerkung einfallen; schließlich hob er nur die Schultern. Schade, wenn es so ist. Aber dann kann ich es eben nicht ändern.

      Nein, du kannst es nicht ändern, stimmte der ältere ihm zu. Aber warum fragst du nicht einmal mich, warum ich dich ausgesucht habe.

      Warum sollte ich das tun?

      Mach’s doch einfach.

      Also: Warum haben Sie gerade mich ausgesucht?

      Der ältere Mann schien einen Augenblick zu überlegen.

      Weil Sie mich verachten, sagte der junge Mann schnell, als sei ihm die plötzliche Stille peinlich oder könne er wie ein kleines Kind die Antwort auf irgendeine Frage gar nicht erwarten.

      Der ältere Mann schüttelte langsam den Kopf. Nein, deshalb nicht.

      Warum dann?

      Noch immer schien der ältere Mann in Gedanken versunken, als müsse er jedes der Wörter auf die Goldwaage legen, die das zum Ausdruck bringen sollten, was er sagen wollte. Wenn wir uns früher kennen gelernt hätten, sagte der ältere Mann schließlich leise und langsam und doch besonders akzentuiert, ..... ich hätte das Lied ohne Worte für dich gespielt. Nur für dich. Darum.

      Für Sekunden schien der jüngere völlig irritiert. Fassungslos schaute er den älteren Mann an. Meinen Sie das im Ernst?, fragte er schließlich.

      Der ältere Mann nickte. Das meine ich im Ernst. Als müsse er die Glaubwürdigkeit des Gesagten noch unterstreichen, fügte er nach einer Weile hinzu: Und ich bin mir sehr sicher, es wäre ein Liebeslied geworden.

      Und jetzt ist es natürlich zu spät?

      Nicht ganz. Das liegt ausschließlich an dir.

      Warum nicht ganz.

      Weil ich nicht will, dass sie dich abknallen, sagte der ältere Mann schnell und sah sein Gegenüber konzentriert an. Inzwischen wissen sie natürlich längst, wer du bist, und es wird für sie überhaupt kein Problem sein herauszufinden, wo du dich im Augenblick aufhältst. Sie werden hier alles abriegeln, umstellen, ein SEK hierher bringen und irgendein Scharfschütze wird dich letztlich erschießen.

      Ja und, vielleicht will ich das doch.

      Ich will es aber auf gar keinen Fall.

      Warum nicht?

      Der ältere Mann schüttelte langsam wie widerwillig den Kopf.

      Warum nicht?, fragte der jüngere noch einmal. Bitte sag es mir doch.

      Ich habe es dir doch schon gesagt. Was willst du denn noch mehr?

      Ganz langsam legte der jüngere Mann die Pistole vor sich in das Gras, rutschte auf den Knien bis dicht neben den immer noch mit nach hinten gestreckten Händen regungslos auf dem Boden sitzenden älteren Mann zu und sah dem unentwegt ins Gesicht. Es tut mir leid, sagte er schließlich, und noch bevor der ältere etwas sagen konnte, strich der jüngere mit der Hand leicht über den inzwischen verkrusteten Striemen im Gesicht des älteren. Es tut mir wirklich leid, sagte er kaum hörbar. Ich habe dich nicht schlagen wollen.

      Ich weiß.

      Als sich ihre Köpfe fast berührten, sagte der ältere Mann mit so leiser Stimme, als müsse er endgültig sicherstellen, dass niemand außer dem jüngeren Mann ihn hören konnte: Was ist mit Janosz?

      Du weißt doch bestimmt, dass er seit 16 Jahren tot ist.

      Und Jonas Z.? Ist der auch tot?

      Ja, der auch.

      Ganz offensichtlich hatten beide den Riesen auf dem Pferd völlig aus den Augen verloren. Urplötzlich hatte der hinter dem jüngeren Mann gestanden. Pass auf!, rief der ältere noch, aber da hatte der riesige Kerl den jungen Mann bereits mit einem wuchtigen Tritt gegen den Kopf wie leblos zu Boden gestreckt.

      Prolog 1

      23.9.2000

      Das Anwesen war viel zu groß für einen Menschen.

      Vielleicht, СКАЧАТЬ