Название: Star Force - Rebellen des Mars
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783847649670
isbn:
Darran hatte im Kommandosessel auf der Brücke der EXPLORER II platzgenommen. Er wirkte gelassen. Die innere Anspannung war ihm nicht anzusehen. Bald wird der Moment der Entscheidung kommen! überlegte er. Aber dieser Moment musste sorgfältig abgewartet werden. Ein einziger Fehler und die Leute werden dir nicht mehr folgen, John Darran!
Das Risiko war immens. Für die Menschheit, für sein Land, die Westunion und für ihn persönlich. Denn was er vorhatte lief letztlich auf Meuterei hinaus... Man konnte es drehen und wenden wie man wollte. Schon jetzt hatte er Vabanque gespielt, in dem er alle Anfragen der Star Force Kommandos einfach ignoriert hatte. Ein Ritt auf der Rasierklinge. Eine Mission, die nicht gelingen konnte, wenn er die Unterstützung seiner Leute verlor.
Dieser Punkt ist der wichtigste! wurde ihm klar.
Sein Blick war auf den Hauptschirm gerichtet, der die felsige Marslandschaft zeigte. Daneben waren Anzeigen über einen größeren Ausschnitt der Marsoberfläche zu sehen. In südwestlicher Richtung deutete sich einer der gefürchteten Stürme an, die durch die extrem dünne Marsatmosphäre tobten und dabei Unmengen von Sand bewegten. Von diesem war allerdings anzunehmen, daß er sich nur lokal auswirkte und vielleicht ein Gebiet von der doppelten Größe der Vereinigten Staaten buchstäblich durcheinanderwirbelte. Jedenfalls war der Bordrechner der EXPLORER II dieser Meinung. Und dessen Rechnerkapazitäten überstiegen alles, was es auf der Erde an Vergleichbarem gab. War also zu hoffen, daß seine Wettersimulationen etwas zuverlässiger waren als das, was die irdische Wettervorhersage so zu stande brachte.
Der Sturm wird kommen, dachte Darran. So sicher wie die Erde durch das Auftauchen der fremden Raumer in den Strudel von Ereignissen galaktischen Ausmaßes gerissen wurde. Die Menschheit befand sich in einer Gefahr, von der auf der Erde noch kaum jemand etwas ahnte.
John Darran hatte innerlich längst die Konsequenzen daraus gezogen.
Er atmete tief durch, ließ den Blick schweifen.
"Wie wäre es, wenn Sie mich mal loben würden, Sir", meldete sich Lieutenant Rollins zu Wort.
John Darran blickte auf. "So wenig Selbstbewusstsein, Lieutenant?" fragte er. Mit den Gedanken war er jedoch nicht ganz bei der Sache.
Der Pilot grinste zufrieden. "War doch eine Musterlandung, meinen Sie nicht auch? So etwas soll mir erst einmal jemand nachmachen!"
Darran lächelte milde. Die Worte seines Piloten hatten ihn wieder aus seinen Gedanken zurück ins Hier und Jetzt gerissen.
"Sie haben recht, Lieutenant", fand er. "Ihre Landung war meisterhaft! Aber wenn Sie nicht der beste Pilot der Star Force wären, hätten Sie auch nicht die Ehre bekommen, diesen historischen Flug durchführen zu dürfen..."
Sein Gesicht wurde ernst. "Sir, ich bin mir dieser Ehre vollkommen bewußt!" erklärte er.
"Natürlich."
"Dieses Raumschiff hat ungeahnte Möglichkeiten, Commander!" Rollins kratzte sich am Kinn. Seine Augen glänzten. Die Faszination, die er empfand, war ihm anzusehen. "Wir haben erst einen Bruchteil wirklich ausprobiert... Meine Güte, ich darf gar nicht daran denken, daß die EXPLORER II nur ein Beiboot ist."
Darran nickte. "Gebaut für einen 'lokalen Einsatz', Lieutenant!"
"Ja, nur, dass die Robot-Piloten wohl unter einem 'lokalen Einsatz' etwas verstehen, was für unsere Star Ships schon einer Reise ans Ende des Universums gleichkäme!"
"Sie sagen es."
"Das Mutterschiff dürften wir kaum wieder hinbekommen", meinte jetzt Captain Bert Vandoren, der für sein legeres Verhalten gegenüber Vorgesetzten berüchtigte Schiffsingenieur.
"Leider!" gab Rollins seinem Bedauern Ausdruck. "Wenn ich an die Möglichkeiten denke, die sich daraus ergeben könnten!"
Jetzt meldete sich Lieutenant Marc Johannsen zu Wort, der an Bord der EXPLORER II die Funktion eines Funkers und Navigators erfüllte.
"Commander, das Hauptquartier..."
"Ja, ich weiß", unterbrach Commander Darran.
"Bei allem Respekt, Sir - warum haben Sie bisher alle Anfragen des Oberkommandos ignoriert? Die machen sich Sorgen um uns, fragen sich ob wir überhaupt noch existieren..."
John Darran spürte auf einmal, wie sich die Blicke aller auf ihn richteten.
Jetzt ist er also gekommen, dachte Darran. Der Moment der Entscheidung. Er hatte ihn noch etwas aufschieben wollen, aber in Anbetracht der Umstände war das wohl nicht möglich.
Er erhob sich aus dem Kommandosessel, verschränkte die Arme.
"Was soll ich antworten, Commander?" fragte Lieutenant Johannsen. "Oder soll ich auch diese Anfrage einfach ignorieren - wie so viele zuvor?"
Rollins blickte Darran beinahe fassungslos an. "Ist das wahr, Commander? Sie haben Anfragen des HQ ignoriert?"
"Bei allem Respekt, aber ich denke, wir können eine Erklärung erwarten, Commander", sagte Marc Johannsen. Sein Gesichtsausdruck vermittelte Entschlossenheit.
Darran sah Johannsen an, hob die Augenbrauen. Der Commander begriff, daß Johannsen es sehr ernst meinte.
Jetzt läßt es sich nicht länger aufschieben, dachte Darran.
Er hob die Augenbrauen, sah Johannsen offen an.
"Was würden Sie vorschlagen, Lieutenant Johannsen?" erkundigte er sich.
"Ich?"
Johannsen war irritiert. Mit einer derartigen Gegenfrage hatte er nicht gerechnet. Er zuckte die Achseln, wandte dann den Blick kurz zu Rollins, der genauso verwirrt schien. Rollins kratzte sich am Hinterkopf. Eine Verlegenheitsgeste.
Darrans Tonfall blieb gelassen.
"Ja, Sie, Lieutenant Johannsen!" beharrte er. "Aber im Grunde ist das eine Frage, die auch jeden anderen von Ihnen angeht! Sie könnten dem Oberkommando mitteilen, daß wir mit Hilfe der Induktivschulung ein Beiboot des havarierten Raumers beinahe so perfekt bedienen können, wie es eine Besatzung der Originalspezies vermögen würde! Wir könnten stolz berichten, daß wir das größte Machtmittel in Händen halten, das jemals in der Geschichte der Menschheit existiert hat... Keine Macht der Erde kann es mit uns aufnehmen. Die Waffentechnik der EXPLORER II hat zwar bislang noch keine echte Feuerprobe zu bestehen brauchen, wir können aber getrost annehmen, daß nicht einmal in den Geheimlabors von Westunion und PAZIV etwas auch nur halbwegs Vergleichbares entwickelt wurde..."
"Und wir wurden ausgeschickt, um diese Technologie für die Menschheit nutzbar zu machen", stellte Johannsen fest.
"Für die Westunion", korrigierte Darran.
"Meinetwegen: Für die Westunion", gestand Lieutenant Marc Johannsen zu.
Darran fuhr fort: "Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, daß unsere Regierung bereit wäre, diese Errungenschaften mit der Pazifischen Vereinung zu teilen --- oder beurteilen Sie das anders?"
Johannsen zuckte die Achseln, verschränkte dann die Arme vor der Brust. "Warum auch?" meinte er. "Es wäre ja auch СКАЧАТЬ