Herbstfeuer. Robert Ullmann
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Название: Herbstfeuer

Автор: Robert Ullmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783750213883

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СКАЧАТЬ zuhause. Es ist schwierig genug, bei dieser Kälte draußen zu überleben, doch wenn man so nass wie ein Fisch ist, wird’s unmöglich.“

      Der alte Fischer lachte kurz, aber beherzt.

      „Nun gut, scheinst mir ja heute wirklich kein Glück gehabt zu haben. Aber was zum Henker treibst du denn hier unten am Ghor und nicht in den Gruben, hä? Vor allem nachts.“

      „Ich wollte meine Angel ins Wasser werfen, ich hatte Hunger, ich dachte ich könnte---“

      Timmrins Worte wurden von einem mehrstimmigen Gelächter unterbrochen.

      „Angeln im Kanal!“, der Fischer beugte sich vor Lachen nach vorn, biss fest auf seine Pfeife und stammelte amüsiert: „Hast du viele Fische gefangen?“, wieder lachten alle, bis auf der Dümmliche, der offensichtlich nicht ganz begriff, worüber sich die anderen derart amüsierten.

      „Junge, du bist hier draußen wahrlich nicht sicher. Meinem Sohn hier würde ich mehr Verstand zugestehen als dir. Lurz, du bringst ihn nachhause zu uns und kümmerst dich drum, dass er es warm hat, bis wir heute Nachmittag wieder kommen. Hast du das begriffen?“

      Der Dumme sah ihn mit weiten Augen an. „Bringe ihn zu uns heim! Dann machen ich ihm warm!“

      „Du bringst ihn nur heim und sagst Mutter, sie soll dafür sorgen, dass er trocken wird. Er kann sich bis heute Abend aufwärmen“, der Fischer klopfte seinem Sohn auf die Schulter, hob das Netz auf und schritt unbeirrt weiter, die anderen musterten Timmrin noch eine kurze Weile. Einer fuhr ihn an: „Hast verdammtes Glück gehabt! Mach ja keine langen Finger zuhause beim alten Peat, sonst werfen wir dich morgen als Köder aus! In Stücken!“

      Dann trottete er den anderen nach.

      „Komm, wir gehen wieder heim, wo warm ist“, hörte Timmrin den Dummen hinter sich sagen und folgte ihm ohne zu zögern.

      Timmrin hatte in den letzten Minuten mehr Lügen erzählt, als in seinem ganzen Leben zuvor.

      Er blickte den Fischern noch einmal nach, dann folgte er Lurz weiter in dessen Heim.

      Nach wenigen Minuten fand sich Timmrin in einer kleinen verkümmerten Wohnung im zweiten Geschoss eines uralten Hauses wieder. Im Vergleich zu seiner Arbeiterbaracke, die er sich mit einigen Leuten teilen musste, wirkte es auf ihn sehr gemütlich. Eine kleine, betagte Frau brachte ihm einige Decken und ein altes, schmutziges Lammfell. Sie gebot ihm, sich auszuziehen und auf der Küchenbank lang zu machen, während sie seine Kleider trocknen würde.

      Timmrin wiedersprach mit keiner Silbe und während er sich zudeckte und er die alte Dame noch auf sich einreden hörte, spürte er, wie seine Augenlieder schwerer wurden. Nach wenigen Augenblicken war er eingeschlafen.

      Timmrin erwachte erst Stunden später vom Geräusch knarrender Türen und vernahm laute Männerstimmen. Das erste, was er sah, als er die Augen öffnete, war Lurz, der schweigend wippend auf einem Stuhl dicht neben ihm saß und auf den Boden starrte. Dann erblickte er zwei der Fischer. Wieder hatte der Alte eine qualmende Pfeife im Mund, deren Geruch so furchtbar war, dass Timmrin beinahe erbrach.

      Er hustete vom Rauch und setzte sich aufrecht hin. „Wie…wie spät ist´s?“.

      „Weit nach Mittag!“, du musst ja ziemlich erschöpft gewesen sein, was?“, der alte Fischer trat an ihn heran. „Hehe, die Pfeife scheint dir nicht zu taugen, was? Ist Klee drin und Sumpfdisteln. Solltest das Zeug erst riechen, wenn ich Dämmerpilze dazu mische.“

      „Ich…danke Euch, ich danke Euch sehr!“, rang Timmrin verlegen nach Worten.

      „Von deinem Dank kann ich mir nichts kaufen“, gab der Alte in hartem Tonfall von sich. „Haben heute schon wieder dürftigen Fang gemacht! Außerdem danke lieber meiner Frau hier. Ich hoffe deine Kleidung ist halbwegs trocken geworden, denn ich muss dich jetzt fort jagen. Meine Familie und ich sind hungrig und wir haben genug Mäuler zu stopfen!“

      „Nun lass ihn doch wenigstens eine Schale Suppe mitessen“, hörte Timmrin die Alte klagen.

      „Er ist ja völlig ohne Kraft. So kannst du ihn doch nicht wegschicken!“

      „Hab schon Schlimmeres getan“, gab der Fischer schroff zur Antwort. „Aber wenn du drauf bestehst…“

      „Ja, ich bestehe darauf!“

      „Dann habe ich sowieso keine Wahl“, entgegnete der Alte. „Würde mir die heiße Suppe lieber in die Ohren gießen, als deine Launen zu ertragen, wenn´s nicht nach deinem Willen geht.“

      Dann wandte er sich wieder Timmrin zu: „Du kannst bleiben und ein paar Löffel Suppe bekommen. Aber dann siehst du zu, dass du Land gewinnst!“

      „Ich danke dir“, entgegnete Timmrin leise.

      Die Frau legte seine Anziehsachen auf den Tisch.

      „Sie sind nicht trocken, aber auch nicht mehr ganz so nass“, auffällig drehte sie sich weg.

      Timmrin, dessen Unterleib noch zugedeckt war, decke sich zögerlich ab und griff nach seinen Klamotten, um seine Scham zu bedecken. Hastig zog er seine Hose an, dann das Hemd. Die Kleidung war feucht, seine Wolljacke noch triefend nass. Den Schaal hatte er im Fluss verloren. Hastig knöpfte er die Tasche der Jacke auf und ja: Seine zwei Thamen waren immer noch darin. Das war alles Geld, das er bei sich hatte.

      Die Dame des Hauses stellte einen heiß dampfenden Topf mit Fischsuppe auf den Tisch und verteilte kleine Holzschälchen. Behutsam begann sie mit der Kelle die Suppe zu schöpfen: Zwei halbvolle Kellen für jede Schüssel, danach war kaum noch Suppe im Topf. Timmrin bekam einen hölzernen Löffel und begann langsam zu essen. Die Suppe war brühend heiß, aber das machte ihm nichts aus.

      „Wer heiß trinken kann, kann auch schweigen, sagt man“, der alte Fischer blickte Timmrin ernst ins Gesicht.

      „Schweigen?“, fragte Timmrin.

      „Nehmen wir an, du wurdest nicht in den Ghor gerempelt. Vielleicht hast du ja was ausgefressen… Wir haben heute erfahren, dass es einen Überfall auf die Kaserne gab.“ Timmrin erschrak innerlich. Die alte Frau blickte ihn verstört an. „Sei es drum“, fuhr der Fischer fort. „Wir sind dir jedenfalls nie begegnet, weder ich, noch meine Söhne, noch meine Frau. Hast du das begriffen?“ „Ja.“ „Gut. Dann lass uns essen.“ Als sie gegessen hatten, stand Timmrin auf, zog einen Thamen heraus und legte sich die nasse Jacke über die Schulter. Er wendete ihn einmal, legte ihn dann auf den Tisch und verabschiedete sich mit den Worten: „Ich wollt, es wäre mehr. Ich danke euch.“ Der Fischer sah ihn anerkennungsvoll an, griff langsam nach dem Geldstück und schabte es vom Tisch. Timmrin wandte sich um und ging hinaus. Er fand sich wieder in der Kälte eines frühen Spätherbstabends. Bald würde es dämmern und zu allem Überfluss fiel leichter Graupel. Timmrin entschied sich, dass Händlerviertel zu verlassen und trottete davon in Richtung Arbeiterviertel.

      -3-

      Timmrin starrte in seinen Krug und atmete die heißen Dämpfe ein, die daraus aufstiegen. Er hatte seinen letzten Thamen hergegeben für einen Krug heißes Wasser mit Brandwein. Die Mischung war stark. Er wollte trinken, hustete aber vorher vom heißen Alkoholdunst und setzte den Krug wieder ab. Es war warm in der Taverne zu „Aller Herren“. Bei dem Wort Herren schien es sich wohl um einen schlechten Witz zu handeln, oder um eine sarkastische Aufwertung. Die Gäste hier sahen schäbiger aus und die Einrichtung war noch heruntergekommener СКАЧАТЬ