Flucht aus der Würfelwelt. Karl Olsberg
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Название: Flucht aus der Würfelwelt

Автор: Karl Olsberg

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783737514477

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СКАЧАТЬ erste Mal durch die Würfelwelt irrte, wusste ich zu Anfang nicht, wer ich bin. All die merkwürdigen Dinge und Wesen, denen ich begegnet bin, waren dazu da, mir bei meiner Erinnerung zu helfen. Zum Schluss hat mir der Drache geholfen, indem er meinen Geist quasi in meinen Körper zurückgeflogen hat, und ich konnte aufwachen. Diesmal ist es anders: Ich bin freiwillig in die Würfelwelt geflüchtet. Ich habe auf der Suche nach einem unmöglichen Ding das Auryn gefunden und konnte damit in den Creative Mode wechseln, der mich quasi allmächtig gemacht hat. Das Ergebnis war diese Welt – eine exakte Kopie meiner ursprünglichen Traumwelt. Aber diesmal weiß ich, wer ich bin und wieso ich hier bin, und ich kenne die Spielregeln. Also verhält sich diese Version der Würfelwelt auch so: Alles ist wie im echten Computerspiel. Das bedeutet, ich muss das Spiel bis zu Ende spielen und den Drachen besiegen. Dann erscheint ein Portal, mit dem ich in die Wirklichkeit zurückkehren kann. Das ist doch vollkommen klar! Oder?

      Vielleicht ist es doch nicht so klar. Vielleicht ist meine Theorie absoluter Unfug. Aber es ist einen Versuch wert und allemal besser, als bloß frustriert herumzuirren. Allerdings ist es keine Kleinigkeit, den Drachen zu bekämpfen. Ich habe es erst einmal versucht und bin grandios gescheitert. Damals war es nur ein Computerspiel. Diesmal hängt mein Leben davon ab, dass ich gewinne.

      Die Schlacht mit dem Drachen erfordert eine Menge Vorbereitung. Ich benötige Schattenperlen und Lohenpulver, um daraus Schattenaugen zu machen, mit denen ich ein Endportal lokalisieren und aktivieren kann. Das wiederum heißt, ich muss mich an der Oberfläche mit Schattenmännern herumprügeln und in der Unterwelt mit Lohen. Dann erst folgt der Kampf mit dem Endboss. Zuallererst brauche ich also die bestmögliche Ausrüstung.

      Ich beschließe, die Hütte, die ich am Vortag gebaut habe, als Operationsbasis zu nutzen. Zuerst schere ich ein paar Schafe und crafte ein Bett. Bis zum Sonnenuntergang lege ich mir einen Vorrat von gebratenem Schweinefleisch und Holz an. Die Nacht über schlafe ich im Bett und wache am nächsten Morgen erfrischt auf. Sollte ich unterwegs von einem Kriecher überrascht werden oder in Lava stürzen, werde ich hier spawnen.

      Nun kommt der anstrengende Teil meiner Operation. Ich buddele Gänge, sammele Kohle und Eisenerz, das ich im Ofen schmelze, bis ich genug Eisenbarren für mehrere Vollrüstungen habe. Als nächstes suche ich nach Diamanten. Es dauert eine ganze Weile, bis ich mir daraus ein Schwert und eine Vollrüstung craften kann. Nebenbei finde ich noch allerhand andere nützliche Rohstoffe: Feuersteine für Pfeilspitzen und ein Feuerzeug, Gold und Redstone für einen Kompass und eine Uhr, Smaragde für den Handel mit Dorfbewohnern, falls ich welchen begegnen sollte, Spinnenseide für Pfeil und Bogen und eine Angel.

      Immer wieder muss ich mich mit Zombies, Kriechern, Skeletten, Höhlenspinnen und gelegentlich sogar mit Hexen herumschlagen, die ihre giftigen Tränke nach mir werfen. Doch all das sind keine ernsthaften Gefahren für mich. Das Kämpfen fällt mir umso leichter, je länger ich hier in der Würfelwelt bin. Die Bewegungen meines Kastenkörpers fühlen sich so natürlich an, als wäre es mein echter. Das Einzige, was dieses Gefühl der Realität stört, ist das Fehlen einiger Sinne: Ich kann sehen und hören, aber nicht riechen, schmecken oder Dinge ertasten. Nur die Stromschläge, die mich bei gelegentlichen Monsterangriffen durchzucken, erzeugen so etwas wie Nervenempfindungen und hinterlassen ein unangenehmes Schwächegefühl.

      Schließlich fühle ich mich gut genug gerüstet, um es auch mit den stärksten Gegnern aufzunehmen. Als Erstes sind die Schattenmänner an der Reihe. Die kann ich ohnehin nicht leiden, denn sie erinnern mich an Amelies Stiefvater und Dr. Johannsen. Am einfachsten findet man sie in der Wüste, wo man sie schon aus weiter Entfernung sehen kann. Sobald ich einen Schattenmann erblicke, provoziere ich ihn, indem ich ihm in die Augen sehe und den Blick abwende, woraufhin er sich zu mir teleportiert. Ich hacke mit dem Diamantschwert auf ihn ein, bis er sich mit einem hässlichen Geräusch in Luft auflöst und dabei mit etwas Glück eine Schattenperle zurücklässt. Meistens erleide ich dabei kaum Schaden. Einmal allerdings passe ich nicht auf und ärgere zwei Schattenmänner gleichzeitig. Zu allem Überfluss mischt sich auch noch ein Skelett in den Kampf ein, so dass ich nur knapp mit dem Leben davon komme.

      Als der Morgen graut, habe ich immerhin fünf Schattenperlen erbeutet. Während des Tageslichts crafte ich mir einen Eimer und fülle ihn mit Wasser aus dem unterirdischen Fluss. Dann suche ich mir einen Lavateich und stelle Obsidian her, indem ich die Lava mit Wasser abkühle. So erzeuge ich zehn Obsidianblöcke, mit denen ich ein Unterweltportal errichte.

      Inzwischen ist es wieder Nacht, und die Jagd auf die Schattenmänner geht weiter. Diesmal bin ich erfolgreicher und kehre mit ganzen neun Schattenperlen heim. Als der Tag anbricht, trete ich durch das Unterweltportal. Ein kurzes Schwindelgefühl packt mich, und Sekunden später stehe ich in der Region, die im Computerspiel der Hölle entspricht. Als ich das letzte Mal hier war, bin ich Zombie-Schweinemenschen-Mönchen begegnet, die mir geholfen haben, den Ausweg aus der Unterwelt zu finden. Damals war das Portal, das ich in der Stadt des Todes durchschritt, nur in einer Richtung begehbar. Doch diesmal ist es anders: Ich höre das beruhigende Summen des Unterweltportals hinter mir, kann also jederzeit an die Oberfläche zurückkehren.

      Ein von Glühstein und brennendem Unterweltstein beleuchteter Gang führt in eine große Höhle, in der sich ein Lavafall aus der Decke ergießt. Und schon bekomme ich den ersten Ärger: Ein Blaster schwebt wie eine gigantische Qualle über dem Lavasee und fängt sofort an, mich mit Feuerbällen zu beschießen, wobei er weinerliche Babyschreie auszustoßen. Statt das Monster zu bekämpfen, verschwinde ich rasch durch einen Ausgang auf der anderen Seite. Dort führt ein enger Gang in eine langgestreckte Höhle, in der ich Zombie-Schweinemenschen begegne, den hässlichen, aber friedfertigen Bewohnern der Unterwelt. Sie tragen keine Mönchskutten; trotzdem versuche ich, mich mit ihnen zu verständigen. Doch sie reagieren auf meine Kommunikationsversuche nur mit Grunzlauten. Schade, ich hätte sie gern nach dem Weg zur nächsten Unterweltfestung gefragt. Dort gibt es Spawner für Lohen, die wiederum die Lieferanten für Lohenruten sind. Und die brauche ich, um aus meinen Schattenperlen Schattenaugen zu machen, mit denen man Festungen finden und die darin enthaltenen Endportale aktivieren kann.

      Soweit die Theorie. In der Praxis muss man erstmal eine Unterweltfestung finden, und das kann dauern. Unverdrossen mache ich mich auf die Suche und begegne nach kurzer Zeit einem Magmaschleim. Wie ein rechteckiger Flummi hüpft das Wesen auf mich zu und versucht, auf mich zu springen und mir so Schaden zuzufügen, doch ich kann ihm mühelos ausweichen. Nachdem ich ihm ein paar Schwerthiebe verpasst habe, zerfällt das Monster in kleinere Schleimwürfel, die in noch kleinere Würfel zerplatzen, wenn ich auf sie einschlage. Nachdem ich auch diese beseitigt habe, bleibt eine glibbrige, grün-rote Kugel übrig: Magmacreme, eine wertvolle Zutat für Tränke.

      Ich habe Glück: Nach ein paar hundert Schritten gelange ich in eine große Höhle, die von mehreren Lavafällen beleuchtet ist. In der Mitte eines großen Lavasees ragt eine Festung auf, die aus dunklen Unterweltziegeln besteht. Sie wird von einem Blaster bewacht, den ich diesmal nicht ignorieren kann. Also liefere ich mir ein kleines Duell mit ihm, hüpfe am Ufer des Lavasees hin und her, um seinen Feuerbällen auszuweichen, und schieße Pfeile in seine Richtung. Es dauert nicht lange, und das Wesen stürzt mit einem kläglichen Schrei in den Lavasee.

      Bisher war das alles noch nicht besonders schwierig. Die wirklichen Probleme warten erst im Inneren der Festung auf mich. Dort gibt es Lohen und Zerberusskelette, beides mehr als ebenbürtige Gegner. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als eine Brücke aus Unterweltstein zu dem Bauwerk zu bauen und mich der Gefahr zu stellen. Die Festung besteht aus mehreren auf Säulen errichteten Gängen, die auf eine zentrale geschlossene Struktur zulaufen. Im Inneren werde ich höchstwahrscheinlich einen Lohenspawner finden, der die kleinen Feuerteufel erzeugt.

      Als ich mich dem Eingang zur Festung nähere, höre ich bereits das charakteristische Knochenklacken eines Skeletts. Kurz darauf stürzt mir einer der großen, dunkelgrauen Knochenmänner entgegen. Ich kämpfe wie ein Berserker, kann jedoch nicht verhindern, dass mich das Monster mit einem Schwerthieb trifft. Neben dem inzwischen schon gewohnten elektroschockartigen Gefühl breitet sich Übelkeit in mir СКАЧАТЬ