Lausbubengeschichten & Tante Frieda - Teil 1. Ludwig Thoma
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СКАЧАТЬ Klasse und die Tochter von einem Bauern, der nicht weit von uns ein Haus hat. Da bin ich noch

       zorniger geworden, daß ich einem Mädel folgen soll.

       Wie der Lehrer draußen war, habe ich den Leitner, der neben mir gesessen ist, ganz ruhig gefragt,

       ob er heute nachmittag zum Fischen mitgehen will. Da hat die Furtner-Marie gerufen: »Ruhig!

       Wenn du noch einmal schwätzest, wirst du aufgeschrieben.«

       »Entschuldigen Sie, Fräulein Lehrerin«, habe ich gesagt, »ich will es nicht mehr tun.«

       Dann habe ich einen Schlüssel aus der Tasche gezogen und habe probiert, ob er noch pfeift. Da

       ist die Furtner-Marie zur Tafel hinaus und hat hingeschrieben: »Thoma hat gepfiffen.«

       Ich bin aufgestanden und habe gesagt: »Entschuldigen Sie, Fräulein Lehrerin, was muß ich denn

       machen, daß Sie mich nicht aufschreiben?«

       Sie sagte, daß ich den Aufsatz »Der Abend« schreiben muß.

       Da habe ich geschwind etwas geschrieben, und dann bin ich wieder aufgestanden und habe

       gesagt: »Entschuldigen Sie, Fräulein Lehrerin, darf ich es nicht vorlesen, daß Sie mir sagen, ob es

       recht ist?«

       Da ist die dumme Gans stolz gewesen, daß sie einem Lateinschüler etwas sagen muß, und sie hat

       gesagt: »Ja, du darfst es vorlesen.«

       Da habe ich recht laut gelesen:

       »Die Sonne geht zur Ruhe. Der Abendstern ist auf dem Himmel. Vor dem Wirtshause ist es still.

       Auf einmal geht die Tür auf, und der Hausknecht wirft einen Bauersmann hinaus. Er ist

       betrunken. Es ist der Furtner-Marie ihr Vater.«

       Da haben alle Kinder gelacht, und die Furtner hat zu heulen angefangen. Sie ist wieder an die

       Tafel hin und hat geschrieben: »Thoma war ungezogen.» Das hat sie dreimal unterstrichen. Ich

       bin aus meiner Bank gegangen und habe den Schwamm genommen und habe ihre Schrift

       ausgewischt.

       Und dann habe ich die Furtner-Marie bei ihrem Zopf gepackt und habe sie gebeutelt, und zuletzt

       habe ich ihr eine Ohrfeige hineingehauen, damit sie weiß, daß man einen Lateinschüler nicht

       aufschreibt.

       Jetzt ist der Lehrer gekommen, und er war zornig, wie er alles erfahren hat. Er sagte, daß er nur

       wegen meiner Mutter mich nicht gleich hinauswirft, aber daß er mich zwei Stunden nach der

       Schule einsperrt. Das hat er auch getan. Wie die Kinder fort waren, habe ich dableiben müssen,

       und der Lehrer hat die Tür mit dem Schlüssel zugesperrt. Es war schon elf Uhr, und ich habe

       furchtbar Hunger gehabt, und ich habe auch gedacht, was es für eine Schande ist, daß ich in einer

       Volksschule eingesperrt bin.

       Da habe ich geschaut, ob ich nicht durchbrennen kann und vielleicht beim Fenster

       hinunterspringen. Aber es war im ersten Stock und zu hoch, und es waren Steine unten. Da

       schaute ich auf der andem Seite, wo der Garten war. Wenn man auf die Erde springt, tut es

       vielleicht nicht weh. Ich machte das Fenster auf und dachte, ob ich es probiere. Da habe ich auf

       einmal gesehen, daß an der Mauer die Latten für das Spalierobst sind, und ich habe gedacht, daß

       sie mich schon tragen.

       Ich bin langsam hinausgestiegen und habe die Füße ganz vorsichtig auf die Latten gestellt. Sie

       haben mich gut getragen, und wie ich gesehen habe, daß es nicht gefährlich ist, da ist mir

       eingefallen, daß ich die Pfirsiche mitnehmen kann. Ich habe alle Taschen vollgesteckt und den

       Hut auch. Dann bin ich erst heim und legte die Pfirsiche in meinen Kasten.

       Am Nachmittag ist ein Brief vom Herrn Lehrer gekommen, daß ich die Schule nicht mehr

       betreten darf.

       Da war ich froh.

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