Lausbubengeschichten & Tante Frieda - Teil 1. Ludwig Thoma
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СКАЧАТЬ sage es meinem Papa!« Es wäre

       gescheiter gewesen, wenn er fortgelaufen wäre; der Rafenauer kann nicht nachkommen, weil er

       so schnauft. Man muß immer um die Bäume herumlaufen, dann bleibt er gleich stehen und sagt:

       »Ich erwisch euch schon noch einmal.«

       Ich und der Lenz wissen es; aber der Arthur hat es nicht gewußt.

       Er hat mich gedauert, weil er so geweint hat, und wie der Rafenauer fort war, bin ich hingelaufen

       und habe gesagt, er soll sich nichts daraus machen. Aber er hat nicht aufgehört und hat immer

       geschrien: »Du bist schuld; ich sage es meinem Papa.«

       Da habe ich mich aber geärgert, und ich habe gesagt, daß ich nichts dafür kann, wenn er so dumm

       ist.

       Da hat er gesagt, ich habe das Schiff kaputtgemacht, und ich habe so geknallt, daß der Bauer

       gekommen ist und er Schläge gekriegt hat.

       Und er ist schnell fortgelaufen und hat geweint, daß man es weit gehört hat. Ich möchte mich

       schämen, wenn ich so heulen könnte wie ein Mädchen. Und er hat gesagt, er ist ein Admiral. Ich

       dachte, es ist gut, wenn ich nicht gleich heimgehe, sondern ein bißchen warte.

       Wie es dunkel war, bin ich heimgegangen, und ich bin beim Scheck ganz still vorbei, daß mich

       niemand gemerkt hat.

       Der Herr war im Gartenhaus und die Frau und das dicke Mädchen. Der Scheck war auch dabei.

       Ich habe hineingeschaut, weil ein Licht gebrannt hat. Ich glaube, sie haben von mir geredet. Der

       Herr hat immer den Kopf geschüttelt und hat gesagt: »Wer hätte es gedacht! Ein solcher

       Lausejunge!« Und das dicke Mädchen hat gesagt: »Er will, daß mir Arthur Schlangen ins Bett

       legt. Hat man so was gehört?«

       Ich bin nicht mehr eingeladen worden, aber wenn mich der Herr sieht, hebt er immer seinen

       Stock auf und ruft: »Wenn ich dich mal erwische!« Ich bin aber nicht so dumm wie sein Arthur,

       daß ich stehenbleibe.

      In den Ferien

      Es ist die große Vakanz gewesen, und sie hat schon vier Wochen gedauert. Meine Mutter hat oft

       geseufzt, daß wir so lange frei haben, weil alle Tage etwas passiert, und meine Schwester hat

       gesagt, daß ich die Familie in einen schlechten Ruf bringe.

       Da ist einmal der Lehrer Wagner zu uns auf Besuch gekommen. Er kommt öfter, weil meine

       Mutter so viel vom Obst versteht, und er kann sich mit ihr unterhalten.

       Er hat erzählt, daß seine Pfirsiche schön werden und daß es ihm Freude macht. Und dann hat er

       auch gesagt, daß die Volksschule in zwei Tagen schon wieder angeht und seine Vakanz vorbei

       ist. Meine Mutter hat gesagt, sie möchte froh sein, wenn das Gymnasium auch schon angeht, aber

       sie muß es noch drei Wochen aushalten.

       Der Lehrer sagte: »Ja, ja, es ist nicht gut, wenn die Burschen so lange frei haben. Sie kommen auf

       alles mögliche.«

       Und dann ist er gegangen. Zufällig habe ich an diesem Tage eine Forelle gestohlen gehabt, und

       der Fischer ist zornig zu uns gelaufen und hat geschrien, er zeigt es an, wenn er nicht drei Mark

       dafür kriegt.

       Da bin ich furchtbar geschimpft worden, aber meine Schwester hat gesagt: »Was hilft es?

       Morgen fängt er etwas anderes an, und kein Mensch mag mehr mit uns verkehren. Gestern hat

       mich der Amtsrichter so kalt gegrüßt, wie er vorbeigegangen ist. Sonst bleibt er immer stehen

       und fragt, wie es uns geht.«

       Meine Mutter hat gesagt, daß etwas geschehen muß, sie weiß noch nicht, was.

       Auf einmal ist ihnen eingefallen, ob ich vielleicht in der Vakanz in die Volksschule gehen kann,

       der Herr Lehrer tut ihnen gewiß den Gefallen.

       Ich habe gesagt, das geht nicht, weil ich schon in die zweite Klasse von der Lateinschule komme,

       und wenn es die anderen erfahren, ist es eine furchtbare Schande vor meinen Kommilitonen.

       Lieber will ich nichts mehr anfangen und sehr fleißig sein.

       Meine liebe Mutter sagte zu meiner Schwester: »Du hörst es, daß er jetzt anders werden will, und

       wenn es für ihn doch so peinlich ist wegen der Kolimitonen, wollen wir noch einmal warten. Sie

       kann sich keine lateinischen Worte merken. Ich war froh, daß es so vorbeigegangen ist, und ich

       habe mich recht zusammengenommen.

       Einen Tag ist es gutgegangen, aber am Mittwoch habe ich es nicht mehr ausgehalten.

       Neben uns wohnt der Geheimrat Bischof in der Sommerfrische. Seine Frau kann mich nicht

       leiden, und wenn ich bloß an den Zaun hinkomme, schreit sie zu ihrer Magd: »Elis, geben Sie

       acht, der Lausbube ist da ...«

       Sie haben eine Angorakatze; die darf immer dabeisitzen, wenn sie Kaffee trinken im Freien, und

       die Frau Geheimrat fragt: »Mag Miezchen ein bißchen Milch? Mag Miezchen vielleicht auch ein

       bißchen Honig?«

       Als wenn sie ja sagen könnte oder ein kleines Kind wäre.

       Am Mittwoch ist die Katze bei uns herüben gewesen, und unsere Magd hat sie gefüttert. Da habe

       ich sie genommen, wie es niemand gesehen hat, und habe sie eingesperrt im Stall, wo ich früher

       zwei Könighasen hatte.

       Dann habe ich aufgepaßt, wie sie Kaffee getrunken haben. Die Frau Geheimrat war schon da und

       hat gerufen:

       »Miezi! Miezi! Elis, haben Sie Miezchen nicht gesehen?« Aber die Magd hat es nicht gewußt,

       und sie haben sich hingesetzt, und ich habe hinter dem Vorhang hinübergeschaut.

       Dann hat die Frau Geheimrat zu ihrem Mann gesagt: »Eugen, hast du Miezchen nicht gesehen?«

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