Menschen, Göttern gleich (Roman). H. G. Wells
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Название: Menschen, Göttern gleich (Roman)

Автор: H. G. Wells

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783746746524

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СКАЧАТЬ selten sind oder völlig fehlen … Die Struktur eurer Atome? … unsere Welten könnten sich miteinander vermischen? … zu ihrer gemeinsamen Erstarkung …«

      Er wurde gerade im Moment unhörbar, als Mr. Barnstaple am meisten bewegt und am begierigsten war, seinen Worten zu folgen. Trotzdem hätte ein Tauber erkannt, daß er noch sprach.

      Mr. Barnstaple begegnete dem Blick Mr. Rupert Catskills, der ebenso bestürzt und verwundert war wie er. Pater Amerton hatte das Gesicht in die Hände vergraben. Lady Stella und Mr. Mush flüsterten leise miteinander; sie gaben sich seit langem nicht einmal mehr den Anschein, als ob sie zuhörten.

      »Dies ist«, sagte Serpentin, auf einmal wieder vernehmbar, »unser erster Versuch einer Erklärung für euer Erscheinen in unserer Welt und der Möglichkeiten unseres Zusammenwirkens. Ich habe euch unsere Ideen so deutlich, wie ich nur konnte, auseinandergesetzt. Ich möchte vorschlagen, daß nun einer von euch einfach und offen erklärt, wie ihr über das Verhältnis eurer Welt zu der unseren denkt.«

V Die Regierungsform und die Geschichte Utopias

      14

      Eine Pause entstand. Die Erdlinge blickten einander an, und ihre Blicke schienen sich auf Mr. Cecil Burleigh zu konzentrieren. Aber dieser Staatsmann tat so, als ob er die allgemeine Erwartung nicht bemerke.

      »Rupert«, sagte er, »möchtest du nicht …?«

      »Ich hebe meine Bemerkungen für später auf«, sagte Mr. Catskill.

      »Pater Amerton, Sie sind an den Umgang mit anderen Welten gewöhnt.«

      »Nein, nicht in Ihrer Gegenwart, Mr. Cecil.«

      »Aber was soll ich ihnen erzählen?«

      »Was Sie darüber denken«, sagte Mr. Barnstaple.

      »Jawohl«, sagte Mr. Catskill, »erzähl ihnen, was du darüber denkst.«

      Kein anderer erschien würdig, in Betracht gezogen zu werden. Mr. Burleigh erhob sich langsam und schritt gedankenvoll zum Mittelpunkt des Halbkreises. Er faßte seine Rockaufschläge und verharrte einige Augenblicke mit gesenktem Antlitz, als ob er überlegte, was er sagen solle.

      »Mr. Serpentin«, begann er endlich, indem er eine ehrliche Miene aufsetzte und den blauen Himmel über dem entfernten See durch seine Gläser betrachtete, »meine Damen und Herren …«

      Er setzte zu einer Rede an, als befände er sich auf einem Gartenfest oder in einer Sitzung des Völkerbundes. Es war geschmacklos, aber was sollte er anderes tun?

      »Ich muß gestehen, mein Herr, daß ich mich bei diesem Anlaß gewissermaßen in Verlegenheit befinde, obwohl ich im öffentlichen Sprechen keineswegs Neuling bin. Ihre bewundernswerten Ausführungen, mein Herr, einfach, zutreffend und klar, bisweilen zu Momenten ungekünstelter Beredsamkeit anwachsend, haben mir ein Vorbild errichtet, dem ich gerne folgen möchte – und vor dem ich, in aller Bescheidenheit, verzage. Sie fordern mich auf, Ihnen so einfach und klar wie möglich die wichtigsten Tatsachen über jene verwandte Welt zu berichten, aus der wir ohne jede Absicht zu Ihnen gelangt sind. Ich glaube nicht, daß meine schwachen Kräfte, so geheimnisvolle Angelegenheiten zu verstehen oder zu besprechen, ausreichen, um Ihre bewundernswerte Darlegung der mathematischen Aspekte dieses Falles besser darlegen oder ergänzen zu können. Was Sie uns erzählt haben, umfaßt die letzten, tiefsten Gedanken irdischer Weisheit und geht fürwahr weit über die uns geläufigen Ideen hinaus. In gewissen Dingen, zum Beispiel was die Verknüpfung von Zeit und Schwerkraft anbelangt, fühle ich mich allerdings verpflichtet, zu gestehen, daß ich nicht Ihrer Meinung bin, aber dies ist eher auf ein Nichtverstehen Ihres Standpunktes, als auf irgendeine tatsächliche Meinungsverschiedenheit zurückzuführen. Über die breiteren Aspekte des Problems wird es keine Meinungsverschiedenheiten zwischen uns geben. In der Hauptsache schließen wir uns vorbehaltslos Ihren Behauptungen an; das heißt, wir sind uns dessen bewußt, daß wir in einem Universum leben, das dem Ihren gleichgerichtet ist, auf einem Planeten, der als Bruder des Ihrigen ihm wirklich merkwürdig ähnlich sieht, auch unter Berücksichtigung aller möglichen Kontraste, die wir hier entdeckt haben. Ihre Ansicht, daß unser System aller Wahrscheinlichkeit nach zeitlich etwas verspätet und weniger gereift ist und vielleicht einige hundert oder einige tausend Jahre hinter Ihren Erfahrungen zurücksteht, interessiert uns, und wir sind sehr geneigt, sie zu teilen. Wenn wir dies zugeben, mein Herr, ist es unvermeidlich, daß unser Benehmen Ihnen gegenüber eine gewisse Bescheidenheit annimmt. Als den Jüngeren steht es uns nicht zu, zu lehren, sondern zu lernen. An uns liegt es eher, zu fragen: Was haben Sie geschaffen? Was haben Sie erreicht?, als mit naiver Überheblichkeit all das, was wir noch zu lernen und zu leisten haben, vor Ihnen auszubreiten …«

      ›Nein‹, sagte Mr. Barnstaple zu sich, aber halb hörbar, ›das ist ein Traum … Wenn das jemand anderer gesagt hätte …‹

      Er rieb sich mit den Fingerknöcheln die Augen, öffnete sie dann wieder, aber immer noch war er da und saß neben Mr. Mush mitten unter diesen olympischen Gottheiten. Und Mr. Burleigh, dieser weltmännische Skeptiker, der an nichts glaubte, der sich über nichts wunderte, beugte sich auf den Fußspitzen vor und sprach und sprach mit dem Selbstbewußtsein eines Mannes, der schon zehntausend Reden gehalten hatte. Er hätte seiner selbst und seiner Zuhörerschaft im Londoner Rathaus nicht sicherer sein können. Und sie verstanden ihn! Das war absurd!

      Es blieb weiter nichts übrig, als bei dieser erstaunlichen Sinnlosigkeit mitzutun – dazusitzen und zuzuhören.

      Manchmal schweiften Barnstaples Gedanken von dem, was Mr. Burleigh sagte, vollkommen ab. Dann kehrten sie wieder zurück und klammerten sich verzweifelt an seine Rede. In seiner zurückhaltenden parlamentarischen Art, mit seinem Monokel spielend oder mit den Händen die Rockaufschläge umkrampfend, erstattete Mr. Burleigh Utopia kurz Bericht über die Welt der Menschen, wobei er versuchte, sachlich, klar und vernünftig zu sein. Er erzählte ihnen von Staaten und Königreichen, von Kriegen und dem Weltkrieg, von wirtschaftlicher Organisation und Desorganisation, von Revolutionen und Bolschewismus, von der schrecklichen russischen Hungersnot, die eben begonnen hatte, von der Schwierigkeit, anständige Staatsmänner und Beamte zu finden, von der Nutzlosigkeit der Zeitungen, von all dem dunklen und verwirrten Spektakel des menschlichen Lebens. Serpentin hatte den Ausdruck ›das letzte Zeitalter der Verwirrung‹ gebraucht, Mr. Burleigh griff den Ausdruck auf und baute ihn weitschweifig aus …

      Es war eine große rednerische Improvisation. Sie mußte ungefähr eine Stunde gedauert haben; die Utopen hörten mit klugen, aufmerksamen Gesichtern zu und gaben dann und wann ihren Beifall und ihr Verständnis für die eine oder andere Darlegung durch Kopfnicken zu erkennen.

      In Mr. Barnstaples Hirn erklang es leise: ›Ganz wie bei uns – im Zeitalter der Verwirrung.‹ Endlich kam Mr. Burleigh mit der ruhigen Überlegenheit eines alten Parlamentariers zum Schluß. Beifall …

      Er verbeugte sich; er hatte es hinter sich. Mr. Mush erschreckte alle durch ein heftiges Händeklatschen, in das niemand anderer einstimmte.

      Die Spannung in Mr. Barnstaple war unerträglich geworden, er sprang auf.

      15

      Er stand da, und seine Hände vollführten jene schwachen entschuldigenden Gebärden, die für den unerfahrenen Redner so charakteristisch sind.

      »Meine Damen und Herren, Utopen, Mr. Burleigh!« begann er. »Ich bitte Sie für einen Augenblick um Entschuldigung. Eine Kleinigkeit! Sehr dringend!«

      Für kurze Zeit blieb er stumm.

      Dann fand er Aufmerksamkeit СКАЧАТЬ