Menschen, Göttern gleich (Roman). H. G. Wells
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Название: Menschen, Göttern gleich (Roman)

Автор: H. G. Wells

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783746746524

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СКАЧАТЬ eröffnet durch den Mann, der sich Serpentin nannte; er stand vor seinen Zuhörern und schien eine Rede zu halten. Seine Lippen bewegten sich, und seine Hände bekräftigten seine Ausführungen. Sein Ausdruck wechselte mit dem Vortrag. Und dennoch konnte Mr. Barnstaple einen ganz leisen Zweifel nicht unterdrücken, ob Serpentin auch wirklich sprach. Irgend etwas Sonderbares war an der ganzen Sache. Manchmal fand das, was gesagt wurde, einen ganz besonderen Widerhall in seinem Kopf, manchmal war es undeutlich und unfaßbar wie ein Gegenstand, den man durch getrübtes Wasser sieht, manchmal gab es Lücken absoluter Stille, obwohl Serpentin immer noch seine feinen Hände bewegte und auf seine Hörer blickte – als ob Mr. Barnstaple für Augenblicke oder Minuten taub geworden wäre … Und doch war es ein Vortrag, der zusammenhängend war und Mr. Barnstaples Aufmerksamkeit fesselte.

      Serpentin hatte die Art eines Mannes, der sich die größte Mühe gibt, ein ziemlich verwickeltes Problem so einfach wie nur möglich darzulegen. Und wirklich legte er nach jedem Satz eine Pause ein.

      »Es war schon lange bekannt«, begann er, »daß die Dimensionen, ebenso wie irgend etwas anderes, das man zählen kann, in unbegrenzter Anzahl möglich sind!«

      Ja, Mr. Barnstaple hatte das verstanden, aber für Freddy Mush erwies es sich als zu schwierig.

      »O Gott!« sagte er, »Dimensionen!« Er ließ sein Monokel fallen und gab es auf, weiter zuzuhören.

      »Für die meisten praktischen Zwecke«, fuhr Serpentin fort, »konnte man das Universum und das Bewegungssystem, in dem wir uns befanden und von dem wir einen Teil bildeten, als eine Erscheinung in einem Raum von drei geradlinigen Dimensionen ansehen, als eine Erscheinung, die durch eine vierte Dimension, die Zeit, einer stetigen Veränderung unterworfen ist, welche Veränderung in Wirklichkeit ein Gleichgewichtszustand war. Ein solches Bewegungssystem war also notwendigerweise ein Gravitationssystem.«

      »Ah«, sagte Mr. Burleigh spitz, »entschuldigen Sie, ich seh’ das nicht ein!«

      Er folgte also jedenfalls auch der Rede.

      »Jedes Universum, das sich im Gleichgewicht befindet, muß notwendigerweise der Schwerkraft unterworfen sein«, wiederholte Serpentin, als ob er eine selbstverständliche Tatsache behauptete.

      »So wahr ich lebe, ich kann das nicht einsehen«, sagte Mr. Burleigh, nachdem er einen Augenblick überlegt hatte. Serpentin dachte eine kleine Weile nach. »Es ist so!« sagte er und setzte seine Rede fort. »Unser Geist«, fuhr er fort, »hatte sich so entwickelt, daß er die Dinge auf diese Weise wahrnahm, sie als wirklich akzeptierte, und es bedurfte einer durch große Anstrengungen gestützten Analyse, um sich darüber klar zu werden, daß dieses Universum, in dem wir leben, sich nicht nur geradlinig, sondern sozusagen mit Krümmungen und Verzerrungen in eine Anzahl anderer, lange Zeit unvermuteter, räumlicher Dimensionen erstreckte. Außer in seine drei räumlichen Hauptdimensionen erstreckte es sich nach jenen anderen ebenso, wie sich ein dünnes Blatt Papier, das praktisch zweidimensional ist, nicht nur infolge seiner Stärke, sondern auch durch seine Falten und Krümmungen in eine dritte Dimension erstreckt.«

      »Werde ich taub?« flüsterte Lady Stella, deutlich hörbar. »Ich verstehe kein Wort von alledem.«

      »Auch ich nicht«, sagte Pater Amerton.

      Mr. Burleigh gebot den beiden Unglücklichen mit einer Handbewegung Schweigen, ohne seine Augen von Serpentins Gesicht abzuwenden.

      Mr. Barnstaple zog die Stirn in Falten, umfaßte seine Knie, krampfte die Finger zusammen und bemühte sich verzweifelt, zu hören.

      Er mußte hören – natürlich hörte er!

      Serpentin fuhr fort, zu erklären, daß, ebenso wie es für eine Anzahl praktisch zweidimensionaler Universen möglich sei, in einem dreidimensionalen Raum nebeneinander zu liegen wie Blätter Papier, sich im mehrdimensionalen Raum, über den der schlecht ausgerüstete menschliche Geist nur langsam und mühevoll Kenntnis erwirbt, eine unzählbare Menge praktisch dreidimensionaler Weltenkörper nebeneinander befinden und annähernd parallel durch die Zeit bewegen könnten. Das tiefsinnige Werk von Monopetros und Kephalos habe schon seit langem die gesündeste Basis für die Annahme geschaffen, daß es eine sehr große Zahl solcher Raum-Zeit-Universen gebe, die untereinander parallel und ähnlich seien – sehr, aber doch nicht völlig ähnlich –, so, wie die Blätter eines Buches einander gleichen. Alle seien von Dauer, jedes sei ein Gravitationssystem.

      (Mr. Burleigh schüttelte den Kopf, um zu zeigen, daß er dies immer noch nicht einsehen könne.)

      Und diejenigen, welche am nächsten beieinander lägen, ähnelten einander auch am meisten. Wie sehr, das hätten sie nun Gelegenheit zu erfahren. Denn die kühnen Versuche jener zwei großen Genies, Ardenn und Chrysolagone, die – (unhörbar) – Kraft der Atome auszunützen, um einen Teil des utopischen Weltenkörpers in jene Dimension, die F-Dimension, in welche er sich bekanntlich auf etwa eines Armes Länge erstreckt, zu stoßen, so wie ein Tor sich in den Angeln bewegt, sei offensichtlich vollständig erfolgreich gewesen. Das Tor sei wieder zurückgeschwungen und habe einen Schwall dumpfer Luft, einen Sturm von Staub und zum größten Erstaunen Utopias drei Gruppen von Besuchern aus einer unbekannten Welt mitgebracht!

      »Drei?« flüsterte Mr. Barnstaple voll Zweifel. »Sagte er drei?«

      (Serpentin schenkte ihm keine Beachtung.)

      »Unser Bruder und unsere Schwester wurden durch eine unerwartete Entfesselung von Kräften getötet, aber ihr Experiment hat einen Weg eröffnet, der nun nie wieder gesperrt zu werden braucht, aus den gegenwärtigen räumlichen Grenzen Utopias hinaus in einen unermeßlichen Raum voll bisher unvorstellbarer Welten; dicht neben uns, so wie es Monopetros bereits vor vielen Jahren annahm, uns näher, wie er sich so poetisch ausdrückte, als das Blut unseres Herzens …«

      (»Näher als unser Atem oder als Hände und Füße …« Pater Amerton hatte, plötzlich aufwachend, falsch verstanden. »Aber worüber spricht er denn? Ich verstehe es nicht!«)

      »… entdecken wir einen anderen Planeten, der, nach dem Ausmaß seiner Bewohner zu urteilen, ebenso groß ist wie unserer, und der sich, wie wir bestimmt annehmen können, um eine Sonne dreht, die derjenigen in unseren Himmelsräumen ähnlich ist, einen Planeten, der Leben auf sich trägt und wie unserer langsam durch vernunftbegabte Wesen unterworfen wird, die sich offenbar unter fast genau denselben Bedingungen entfalten wie die unserer eigenen Entwicklung. Diese Schwesterwelt ist, soweit wir nach dem Anschein urteilen können, im Verhältnis zu uns ein wenig zurückgeblieben. Unsere Besucher tragen etwas, das wie Kleider aussieht, und zeigen physische Eigenschaften, ähnlich denen unserer Vorfahren im letzten Zeitalter der Verwirrung.

      Wir sind bis jetzt noch nicht berechtigt, anzunehmen, daß ihre Geschichte sich genau parallel der unseren entwickelt hat. Keine zwei Teilchen der Materie sind einander gleich, keine zwei Schwingungen. In keiner Dimension des Seins, in keiner Welt Gottes gab es je oder kann es jemals eine genaue Wiederholung geben. Daß dies unmöglich ist, haben wir einsehen gelernt. Nichtsdestoweniger ist uns diese Welt, die ihr Erde nennt, offenbar sehr nahe und unserem Weltkörper ähnlich.

      Wir sind begierig, von euch Erdlingen zu lernen, unsere Geschichte, die uns noch höchst unvollkommen bekannt ist, anhand eurer Erfahrungen zu überprüfen, euch zu zeigen, was wir wissen, ausfindig zu machen, was an Verkehr und gegenseitiger Hilfe zwischen der Bevölkerung eures Planeten und der des unseren möglich und wünschenswert wäre. Wir hier sind die reinsten Anfänger im Wissen; wir haben bis jetzt kaum mehr erkannt, als die Unendlichkeit dessen, was wir noch zu erlernen und zu tun haben. In einer Million verwandter Dinge könnten unsere beiden Welten vielleicht einander belehren und einander mit Rat und Tat beistehen.

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