Название: Geh heraus, mein Volk!
Автор: Daniel Seidenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783844206258
isbn:
_______________
_________
Da sprach Gott JAHWEH zur Schlange: Weil du solches getan hast, so seist du verflucht vor allem Vieh und vor allen Tieren des Feldes! Auf deinem Bauch sollst du kriechen und Erde essen dein Leben lang! Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen; derselbe soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen. 1. Mosche (Mose) 3:14-15
Wenn die Schrift im Zusammenhang mit Menschen von Samen spricht, meint sie immer Nachkommen. Ein bestimmter Nachkomme der Frau sollte der Schlange den Kopf zertreten. Aufgrund dieser Prophezeiung begann eine erbitterte Feindschaft zwischen den Nachkommen von Chawah (Eva) und denen der Schlange, die bis heute andauert. Diese Verse haben schon zu den wildesten Spekulationen Anlass gegeben. Aus ihnen entwickelte z. B. William Branham, der heute noch von vielen als grosser Prophet angesehen wird, seine umstrittene Lehre vom ‹Schlangensamen›. Die Schlange habe Chawah beim Sündenfall sexuell verführt, die Frucht dieser Vereinigung sei Kain gewesen. Dessen Nachkommen seien daher der in der Schrift erwähnte Schlangensame, welcher Gottes Heilsplan widerstehe, wogegen die Nachkommen Seths der Leib Christi seien. Tatsächlich erwähnt die Schrift sogar Feinde des Volkes IsraEl, welche sie als Kain bezeichnet:
Und als er [Bileam] die Keniter sah, hob er seinen Spruch an und sprach: Deine Wohnung ist fest, und du hast dein Nest in einen Felsen gelegt; aber du wirst, o Kain, verwüstet werden! 4.Mo.24:21-22
Doch alle heute lebenden Menschen stammen von Noach (Noah) und seinen Söhnen ab, Noach aber stammt von Kains Bruder Seth. Von den Nachkommen Kains konnte also gar keiner die Flut überlebt haben, der Schlangensame wäre restlos in der Flut untergegangen und somit schon längst vernichtet worden. Branhams Lehre erweist sich also als Spekulation ohne Grundlage. Wer oder was ist dann aber der Same der Schlange?
Es begab sich aber nach Verfluss von Jahren, dass Kain JAHWEH eine Gabe brachte von den Früchten der Erde. Und auch Hebel [Abel] brachte [dar] von den Erstgeborenen seiner Schafe und von ihren Fettesten. Und JAHWEH sah Hebel an und sein Opfer; aber Kain und sein Geschenk beachtete er nicht. Da ergrimmte Kain sehr und liess den Kopf hängen. Da sprach JAHWEH zu Kain: Warum bist du so zornig und lässt den Kopf hängen? Ist es nicht so: Wenn du gut bist, so darfst du dein Haupt erheben? Bist du aber nicht gut, so lauert die Sünde vor der Tür, und ihre Begierde ist auf dich gerichtet; du aber herrsche über sie! Da redete Kain mit seinem Bruder Hebel. Es begab sich aber, als sie auf dem Feld waren, da erhob sich Kain wider seinen Bruder Hebel und schlug ihn tot. 1. Mosche 4:3-8
«Wenn du gut bist, so darfst du dein Haupt erheben», sagte JAHWEH zu Kain, offenbar aber war das nicht der Fall. Kains Opfer hatte nicht den gewünschten Erfolg, JAHWEH beachtete es nicht, Kains Beziehung zu ihm war nicht in Ordnung. Anstatt nun aber JAHWEHS Angesicht zu suchen, schlug Kain den Appell an sein Gewissen in den Wind, liess sich von seiner Eifersucht überwältigen und erschlug seinen Bruder:
Daran sind die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels offenbar: Wer nicht Gerechtigkeit übt, der ist nicht von Gott, ebenso wer seinen Bruder nicht liebt. Denn das ist die Botschaft, die ihr von Anfang an gehört habt, dass wir einander lieben sollen; nicht wie Kain, der von dem Argen war und seinen Bruder erschlug! Und warum erschlug er ihn? Weil seine Werke böse waren, die seines Bruders aber gerecht. 1. Jochanan [Johannes] 3:10-12
Kinder des Teufels sind gemäss Jochanan also nicht jene, die von Kain abstammen, sondern jene, welche sich so verhalten wie Kain. Ihr Gottesdienst ist berechnend und kommt nicht von Herzen. Die religiöse Praxis steht im Vordergrund, nicht das Verlangen nach JAHWEH und seiner Gerechtigkeit. Weil dieses Verhalten vom Teufel inspiriert ist, verfolgen sie, wie Kain, in mörderischem Hass ihre Brüder, die den Weg mit JAHWEH gehen. Als Gegenstück dazu bezeichnet die Schrift solche als Kinder Gottes, welche JAHWEHS Willen tun. Mosche bezeugte den Israeliten:
Ihr seid Kinder JAHWEHS, eures Gottes. Darum sollt ihr euch keine Einschnitte machen, noch euch zwischen euren Augen kahlscheren wegen eines Toten; denn du bist ein JAHWEH, deinem Gott, heiliges Volk, und dich hat JAHWEH erwählt, dass du ihm ein Volk des Eigentums seiest unter allen Völkern, die auf Erden sind. 5. Mosche 14:1-2
Religion – Weg des Kain
Was aber war denn eigentlich so falsch an Kains Opfer, dass JAHWEH es nicht beachtete? Christliche Ausleger weisen häufig darauf hin, dass Kain Feldfrüchte dargebracht hat, Hebel dagegen die Erstgeborenen seiner Schafe. Hebel habe eben verstanden, dass nur durch Blutvergiessen Vergebung der Sünde erfolgen und somit Erlösung geschehen kann, Kains Opfer dagegen sei untauglich gewesen, weil er nur Ackerfrüchte darbrachte. Sicher liegt in den beiden unterschiedlichen Gaben eine tiefe Symbolik, und es ist daher bestimmt auch kein Zufall, dass Hebels Blutopfer schliesslich als besser erscheint als dasjenige Kains, welches ‹nur› aus Feldfrüchten bestand. Doch hierin liegt nicht die eigentliche Ursache, es disqualifizierte Kains Gabe keineswegs. Denn was er darbrachte, wird im hebräischen Text als ‹Mincha› bezeichnet, mit demselben Ausdruck also, der auch für die Speisopfer im Tempel verwendet wird, die ebenfalls aus Feldfrüchten bestanden. Der Fehler lag also nicht in seiner Gabe.
Durch Glauben brachte Abel Gott ein grösseres Opfer dar als Kain; durch ihn erhielt er das Zeugnis, dass er gerecht sei, indem Gott über seine Gaben Zeugnis ablegte, und durch ihn redet er noch, obwohl er gestorben ist. Ebräer 11:4
Nicht was Kain darbrachte, war also das Problem, sondern wie er es tat. Es ist interessant, die unterschiedlichen Auffassungen von einem Opfer einmal miteinander zu vergleichen. Der hebräische Text berichtet wörtlich, dass sowohl Kain als auch Hebel eine Gabe darbrachten. Auch das deutsche Wort Opfer ist verwandt mit dem lateinischen ‹offere›, das ebenfalls darbringen bedeutet. Wenn wir jedoch das Wort Opfer benützen, so schwingt gewöhnlich noch etwas anderes mit, nämlich die katholisch-religiös geprägte Vorstellung, ein richtiges Opfer sei eine Gabe nur dann, wenn sie für den Opfernden ein schmerzlicher Verzicht ist und ihm keinen direkten Nutzen bringt. Kurz gesagt, ein Opfer müsse richtig weh tun, damit es Gott gefalle. Religiöse Menschen dachten zu allen Zeiten so. Bei ihren blutigen Opferzeremonien schnitten die Mayas in Mittelamerika nicht nur gefangenen Feinden bei lebendigem Leib das Herz heraus, sie praktizierten auch schmerzhafte Selbstkasteiungen. Um seine Götter günstig zu stimmen, musste sich sogar ihr König selbst quälen. Er trieb sich einen Dorn durch den Penis und weihte das herausrinnende Blut den Göttern, seine Gattin zog sich derweil ein mit Stacheln besetztes Band durch die Zunge.[1] Noch heute tragen ehelose Mitglieder des erzkonservativen katholischen Geheimordens ‹Opus Dei› sogenannte ‹Cilices› am Oberschenkel, Bussgürtel aus Kettenbändern mit nach innen gerichteten Stacheln, ‹um ihr Fleisch abzutöten›[2] (ihre sexuellen Bedürfnisse niederzuhalten). Noch härter geht es zu bei philippinischen Katholiken, die sich an Karfreitag selber auspeitschen, bis ihr Blut in Strömen rinnt. Einige lassen sich sogar an Karfreitag kreuzigen, wodurch sie sich einen besonderen Segen erhoffen.[3] Doch solche Opfer sind JAHWEH ein Gräuel!
Meint ihr, dass mir ein solches Fasten gefalle, da der Mensch sich selbst einen Tag lang quält und seinen Kopf hängen lässt wie ein Schilf und sich in Sack und Asche bettet? JeschaJahu 58:5
Wie Kain versucht der Religiöse, Gott mit seinem Opfer zu beeindrucken, um ihn zu manipulieren: «Sieh, was ich dir bringe, schau, wie sehr ich für dich leide.» Die Gaben, die er erbittet, erwartet er als verdiente Gegenleistung bzw. als Frucht seines Gottesdienstes. Auf JAHWEHS Güte und Gnade zu vertrauen ist ihm fremd, sein Opferdienst ist ein berechnendes Geschäft. Nicht die Gemeinschaft mit JAHWEH ist sein Ziel, er sucht nur die Gabe, nicht den Geber. Daher nennt die Schrift Kains Werke böse und JAHWEH beachtete СКАЧАТЬ