Weihnacht von Karl May. Karl May
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Название: Weihnacht von Karl May

Автор: Karl May

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742752215

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СКАЧАТЬ kannst es mir glauben, lieber Sappho: Wenn du das Quadrat der längsten Hypothenuse samt

       den Quadraten ihrer beiden Katheten mit einem ganzen Topf voll Gurkensalat und saurer

       Sahne verzehrst, wird das, was du dann fühlst, gegen das, was ich empfunden habe, als

       grenzenlose Behaglichkeit bezeichnet werden müssen.«

       »Und,« fuhr er nach einer Weile fort, »der körperliche Jammer war nicht der einzige, den ich

       empfand, denn wie, wie habe ich auch geistig, seelisch leiden müssen! Dich zum Beispiele die

       herrlichen großen Klöße essen sehen zu müssen, ohne mitthun zu können, das war eine

       wahrhaft teuflische Grausamkeit, mit welcher mein Schicksal mich strafte. Dann die

       Schlittenfahrt! Deine Fröhlichkeit, deine lachenden Augen, während ich wie ein in der

       Magengegend harpuniertes Walroß dick und angeschwollen hinter dir im Schlitten hockte! Es

       war mir, als hätte ich hunderttausend Zähne verschluckt, welche alle mit Zahnschmerzen

       behaftet waren, die nun in meinem Innern zu wüten begannen. Ich gebe dir mein Wort, daß –

       –«

       »Halt ein, halt ein!« mußte ich jetzt laut auflachen. »Die Schmerzen von hunderttausend

       kariösen Zähnen! Dieser Vergleich ist so pompös, so genial und dabei doch so Mitleid

       erweckend und nach Erbarmen schreiend, daß ich, ich mag nun wollen oder nicht, dem

       armen, harpunierten Walroß meine Gnade wieder zuwenden muß.«

       »Was!« rief er da, vor Freude aufspringend. »Du wolltest – –? du wolltest wirklich – – lieber

       Sappho?«

       »Ja, ich will!«

       »Da – – da – – da könnte ich aus Liebe und lauter Dankbarkeit gleich noch – – noch – –

       noch – –?«

       »Nun, was?«

       »– – gleich noch einen Quarkkuchen essen, hätte ich beinahe gesagt, aber natürlich keinen

       gestohlenen! Armer Sappho! Auch du hast unter dem Verdacht gestanden – –«

       »Oh nein,« unterbrach ich ihn. »Franzl war pfiffig genug, deinem berühmten übergangenen

       Heißhunger sofort anzusehen, daß du allein der Schuldige warst. Du hast ihm und seiner Frau

       heimlich ungeheuern Spaß gemacht.«

       »Ich danke! Mir war es nicht sehr spaßhaft zu Mute! Also, du denkst nicht, daß sie zornig auf

       mich sind?«

       »Nein, das denke ich nicht. Trotzdem aber können wir nicht wieder hin zu ihnen. Es bleibt an

       deiner Ehre doch immer ein Stück von dem Quarke kleben, welches nicht wegzubringen ist.

       Wollen die Sache auf sich beruhen lassen und machen, daß wir von hier fortkommen!«

       »Gut, brechen wir auf! Also, du bist nicht mehr bös auf mich?«

       »Nein.«

       »Bist wieder gut, vollständig wieder gut?«

       »Vollständig!«

       Da schob er mir das Bier hin, von welchem wir noch keinen Schluck getrunken hatten, und

       forderte mich auf:

       »Trink, Sappho!«

       »Warum trinkst denn du nicht, Carpio?«

       »Weil ich aus lauter Dankbarkeit das große Opfer bringen und dir alles lassen will.«

       »Danke! Ich mag nichts.«

       »Warum nicht?«

       »Ich sehe und rieche schon von weitem, daß es sauer ist.«

       »Das rieche ich nicht; aber es ist eine Schwabe drin ertrunken. Siehst du sie nicht?«

       »Ach, darum deine große, aufopferungsvolle Dankbarkeit?!«

       »Ja. Sogar die Schwabe wollte ich dir allein lassen. Komm, wollen gehen!«

       Wir banden unser Paket wieder zusammen und gingen; nach kurzer Zeit war Falkenau hinter

       uns verschwunden.

       Es hatte nicht, wie Franzl gestern abend meinte, die ganze Nacht hindurch geschneit, und so

       gab es für uns, wenigstens zunächst, eine ziemlich gut gebahnte Straße. Den ungefähr eine

       Meile weiten Weg bis nach Gossengrün legten wir in zwei Stunden zurück. Auf unsere

       Erkundigung dort erfuhren wir, allerdings erst nach langem und sorgfältigem Umherfragen,

       daß die Gesuchten gestern um die Mittagszeit hier angekommen und dann von einem

       mitleidigen Viehhändler in seinem Wagen mit nach Bleistadt genommen worden waren.

       Unser Weg ging also nun nach diesem Orte, den wir noch am Vormittage erreichten, obwohl

       der Schnee hier schon viel höher als in der Falkenauer Gegend lag.

       Bleistadt ist nicht groß; darum fanden wir das Schenkhaus sehr bald, in welchem der Händler

       mit seinem Schlitten angehalten hatte; ja, wir fanden ihn sogar selber, denn er hatte hier

       übernachtet und war frühzeitig nach Heinrichsgrün gefahren und soeben von da

       zurückgekommen. Er sagte uns, daß die Frau ein wahrer Engel an Aufmerksamkeit und

       Hingebung gegen ihren alten Vater sei, der aber wohl nicht mehr lange leben werde, denn er

       hatte sich selbst im Schlitten kaum auf dem engen Sitze aufrecht erhalten können. Von ihrer

       Einkehr bei Franzl hatte sie nichts gesagt.

       »Ich bin aus Graslitz,« fuhr er fort, »und hätte sie ganz gern bis dorthin mitgenommen, aber

       ich mußte hier bleiben, um heut nach Heinrichsgrün zu fahren und die nächste Nacht in

       Neukirchen zu bleiben. Als sie erfuhr, daß ich alle Leute in Graslitz kenne, fragte sie mich

       nach einem Instrumentenmacher, der mit ihrem Mann verwandt ist. Sie dachte, bei ihm

       bleiben zu können, weil sie ihn für wohlhabend hielt; leider konnte ich ihr da keine gute

       Auskunft geben, denn er war nur Gehilfe und wendete seinen ganzen Verdienst dem

       Branntwein СКАЧАТЬ