Weihnacht von Karl May. Karl May
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Название: Weihnacht von Karl May

Автор: Karl May

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742752215

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СКАЧАТЬ um eine Septime höher, und sie stemmte

       die Hände in die Hüften – – »für wen, frag ich, hat er denn vorhin gebrannt, als die Wurst und

       der Kuchen und die Kleider und das Geld darunterlagen und dieser Herr Student ein so

       schönes Gedicht geredet hat, von dem ich jedes Wort verstanden hab'?«

       Jetzt sprang Franzl auf.

       »Weib,« rief er, »du hast gehorcht!«

       »Ja, gehorcht hab ich,« nickte sie triumphierend.

       »Wo?«

       »Dort am Fensterladen.«

       »Grad dort am Fenster, wo der Baum auf dem Tische steht?«

       »Ja, grad dort am Fenster, wo der Laden ein großes Astloch hat!«

       »Du, das machst du mir nicht wieder!«

       »Nicht? Warum sollte ichs nicht wieder machen? Das Haus ist mein; der Laden ist mein, und

       das Astloch ist also auch mein; ich kann hindurchgucken, wann es mir beliebt. Von dem

       ganzen Hause ist nicht einmal dieses Astloch dein, und du verschenkst mein Geld und meine

       Sachen und willst mir auch noch zu befehlen haben?«

       »Höre, beleidige mich nicht in Gegenwart von Studenten, sonst zeige ich dir, was Sapienti

       pauca heißt!«

       Er wußte höchst wahrscheinlich ebenso wenig wie sie, was diese beiden Wörter bedeuteten,

       dennoch verfehlten sie den Zweck, ihr zu imponieren, nicht. Er wollte ihr durch sein Latein

       nur zeigen, daß er ihr geistig überlegen sei; mochte sie nun dies anerkennen oder dem Worte

       pauca einen etwas gewaltthätigen Sinn beilegen, kurz und gut, sie antwortete:

       »Einverstanden! Pauke deine Sapienti jetzt, aber morgen früh sehen wir uns wieder!«

       Sie drehte sich um und ging hinaus.

       »Bei allen Heiligen,« seufzte er, indem er sich wieder niedersetzte, »sie hat gelauscht; sie hat

       alles gesehen und gehört! Dieses Astloch, das verteufelte! Na, morgen nagle ich es zu; ich

       nehme das dickste Brett und schlage es drauf!«

       Die Wirtin aber hatte die Thür nicht zugemacht, sondern nur angelehnt; sie war draußen

       stehen geblieben und hatte seine Worte gehört. Jetzt kam sie wieder herein, ging auf ihn zu,

       legte ihm die Hand vertraulich auf die Achsel und sagte lachend:

       »Franzl, ich weiß ein Brett, das so dick wie kein anderes ist; du hasts vor deinem Kopf. Nimm

       das und nagle es vor das Loch; dann geht nicht nur kein Blick, sondern sogar auch keine

       Kanonenkugel durch! Kennt dieser Mann seine Frau noch nicht! Sollte man das für möglich

       halten? Bin ich etwa eine Geizkatze, he? Sehe ich dir auf die Finger, wenn du Geld ausgiebst?

       Ist nicht alles, was wir verdienen, ebenso gut dein wie mein? Aber es ist mir nicht

       gleichgültig, wer in meinem Hause wohnt, und wenn du eine Christbescherung machst und

       meine Kleidungsstücke verschenkst, so will ich auch dabei sein und vorher erst gefragt

       werden! Den Kuchen, den du verschenkt hast, habe ich gebacken, und die Wurst habe ich mir

       langsam und mit saurer Mühe, weil das Schwein partout nicht fett werden wollte, heranfüttern

       müssen; da will ichs wenigstens wissen, wenn du etwas davon verschenkst! Also so etwas

       nicht wieder hinter meinem Rücken machen! Verstanden? Man muß nicht nur geben, sondern

       auch sparsam sein können! Und nun komm her, du alter überguter, offenhändiger Studente

       du! Da will ich dir nun auch etwas schenken, wenn es auch keine Speckwurst ist. Hier! Und

       damit gute Nacht!«

       Sie nahm ihn beim Kopfe und gab ihm einen Kuß von solcher Resonanz, daß er eigentlich

       eine volkstümlichere Bezeichnung verdiente. Dann ging sie wieder fort und machte die Thür

       nun wirklich hinter sich zu. Franzl sah ihr schmunzelnd nach, wischte sich den Mund mit dem

       Ärmel ab, schlug dann mit der Faust auf den Tisch und rief:

       »Hab ich's nicht immer gesagt, was für eine kreuzbrave Frau ich hab'? Wer eine andere

       Meinung von ihr hat, der mag nur herkommen; ich haue ihn zusammen, daß er sich selber

       nicht mehr finden kann! Das ist eine Frau, die sich gewaschen hat! Verstanden? Es giebt

       ihresgleichen nicht im ganzen, weiten Böhmerland! Wie hat sie mich geheißen? Du alter,

       überguter Studente du! Ja, die weiß, was für einen Mann sie an mir hat! Nicht so einen, der

       den Schnitt eines Buches nicht vom Rücken unterscheiden kann, sondern einen

       hochgebildeten und studierten Mann, der sein Latein versteht. Qui tangit picem,

       contaminabitur; so ist die Sache. Was sagen Sie dazu, meine lieben, hochgeehrten, jungen

       Freunde?«

       Ehe einer von uns beiden antworten konnte, stand Frau Wagner von ihrem Stuhle auf und

       sagte, indem sie sich mit der Hand über das schmerzlich verzogene Gesicht strich:

       »Auch ich habe gehört, was für eine brave Frau Sie haben und es thut mir leid, daß Sie sich

       meinetwegen beinahe mit ihr überworfen hätten. Müßte ich nicht Rücksicht auf meinen armen

       Vater nehmen, so würde ich noch diese Nacht, gleich jetzt, Ihr Haus verlassen; aber er muß

       und muß heut schlafen, wenn er morgen nicht im Schnee liegenbleiben und erfrieren soll.

       Dann werden wir Sie keinen Augenblick länger belästigen. Nehmen Sie meinen herzlichsten

       Dank, und leben Sie wohl, meine Herren!«

       »Aber, was fällt Ihnen ein?« versuchte Franzl, sie zu halten. »Sie haben ja gehört, daß meine

       Frau gar nichts dagegen hat, daß Sie hier bei uns bleiben. Sie dürfen sich den Kuchen und die

       Wurst nicht so zu Herzen nehmen; das hat sie nicht so schlimm gemeint, wie Sie es nehmen,

       und – – Da ist sie fort, hinaus mit ihrem Knaben! Klang das, was sie sagte, nicht etwas

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