Название: Kompetenzentwicklung im Netz
Автор: Werner Sauter
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783737518895
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Während prozedurales Wissen sowohl als Wissen im engeren wie im weiteren Sinne auftreten kann, ist die Unterteilung in Sach- und motivatorisches Wissen ein weiterer Versuch, Wissen in engerem und weiterem Sinne auseinander zu halten. Angemerkt sei, dass sich diese Unterteilung natürlich nur und stets auf die Resultate von Erkenntnis- und Lernprozessen bezieht. Innerhalb dieser Prozesse selbst sind sachbezogene, motivatorisch-wertende und prozedurale Aspekte natürlich unauflöslich miteinander verschweißt.
Dennoch ist es sinnvoll, zu fragen, ob und wie die unterschiedlichen Wissensarten angeeignet und vermittelt werden. Schon ein grober Blick auf die Speicherorte von Wissen, wie ihn Franke anregt, zeigt, dass man neben dem rein sensorischen Gedächtnis zumindest drei große Wissensbereiche unterscheiden muss, die sich nach Gedächtnistyp, Wissensinhalt und Speicherort unterscheiden:
das motorisch – prozedurale Gedächtnis, das Fertigkeiten und zugehörige Handlungsabläufe in den sogenannten Basalganglien [18] und im Kleinhirn speichert,
das episodische und das semantische Gedächtnis, das Orte und Handlungen sowie sprachliche, also bewusstseinsfähige Inhalte in der rechten und linken Sphäre des Großhirns speichert,
und das emotionale Gedächtnis, das emotional-motivationale Wertungen im Thalamus [19] und der Amygdala [20] speichert.
Selbst in diesem wahrlich groben Raster ist klar, dass Fertigkeiten anders als episodisches und semantisches Wissen im engeren Sinne vermittelt werden müssen, und dass sich die Vermittlung von emotional-motivationalen Inhalten davon völlig unterscheidet, weil gänzlich andere Speicherorte und Speichermechanismen angesprochen sind. Wir werden dies kurz im Abschnitt zur Vermittlung von Wissen (im engeren Sinne), und ausführlicher im Abschnitt zur Vermittlung von Werten behandeln. Dabei ist das Wort Vermittlung durchaus mit Vorsicht zu gebrauchen. Es erinnert an die traditionelle Aus- und Weiterbildung, die ja beim Wertlernen so gerade nicht funktioniert, wie wir mehrfach zeigen werden. Deshalb benutzen wir Wertvermittlung synonym zum Ausdruck intendierte Kompetenzentwicklung, [21] Kompetenzentwicklung wird durchgehend als selbstorganisativer Prozess aufgefasst.
[1] vgl. Probst, G., Raub, S., Romhardt, K. (1999)
[2] Schmidt, S.J. (2003), S. 11-26
[3] Mittelstraß, J. (1996), S.719
[4] Bullinger, H.-J.; Wörner, K.; Prieto, J. (1997)
[5] Heisig, P., Krisper-Ullyett, L., Ortner, J., Will, M.. (2004), S.10
[6] (1) standardisiert, methodisch und systematisch in Systemen, Strukturen, Prozessen, Technologien, in Dokumentationen, Bibliotheken und Datenbanken, Marken, Patenten angelegt; (2) in formaler Sprache artikulierbar und beschreibbar, z.B. in grammatikalischen oder mathematischen Ausdrücken; (3) prinzipiell allgemein verfügbar; zeitlich stabil
[7] (1) subjektive Fähigkeiten und Kompetenzen, nach denen die eine Person oder ein System handelt; (2) meist um Regeln, Werte und Normen zentriert, ohne dass sie vollständig beschreibbar sind; (3) mentale Modelle, Glaubens-/Rechtfertigungssysteme, die unser Bild der Realität bestimmen; (4) Besitzer können Personen, Gruppen, Firmen, Netze usw. sein
[8] Nonaka, I., Takeuchi, H. (1997)
[9] H.Keuth (1989)
[10] Weber, M. (1989), S.79
[11] Fraunhofer ISST (1998): Jahresbericht 1998
[12] Bunge, M., Ardila, R (1990), S. 294
[13] Romhardt, K. (1998)
[14] vgl. Götz, K.(1999)
[15] Reinmann-Rothmeier, G., Mandl, H.(1999),: S.12 ff.
[16] Blanchard, K.(1997)
[17] Franke, G. (2005), S.73 ff
[18] Basalganglien sind unterhalb der Großhirnrinde gelegene Kerne bzw. Kerngebiete, die für wichtige funktionelle Aspekte motorischer, kognitiver und limbischer Regelungen von großer Bedeutung sind.
[19] Thalamus: Größter Teil des Zwischenhirns, der bei der Modulation der ein- und ausgehenden Informationen zum Großhirn eine wichtige Rolle spielt.
[20] Die Amygdala (Mandelkern) ist ein Kerngebiet des Gehirns im medialen Teil des Temporallappens. Sie spielt eine wichtige Rolle beim Entstehen von Emotionen.
[21] Arnold, R. (2005), S.170 f
2.1.2 Wissensvermittlung
Wissen im engeren Sinne kann prinzipiell – wenngleich pädagogisch zuweilen wenig vorteilhaft – instruktional in Form von Information oder kognitivistisch in Form von (lösbaren) Aufgaben und Problemen weitergegeben werden. Der fachlich-sachliche Input ist hier durchaus ein Maß für das Ergebnis, wenn man darunter die Menge reproduzierter und abfragbarer Kenntnisse versteht. Eine mathematische Ableitung, eine physikalische Theorie, eine chemische Formel kann man emotionslos lernen. Wie weit in das Verständnis der Grundbegrifflichkeiten dieser und anderer Wissenschaften bereits Erfahrungen, also lebensgeschichtlich erworbenes und bewertetes Wissen im weiteren Sinne eingeht, sei hier nicht erörtert.
Allein eine konstruktivistische, also selbstorganisationstheoretisch fundierte Form des Lehr-Lernens, die den Wissenserwerb als kenntis- und wertgesteuerten, zieloffenen Prozess beschreibt, kann die Vermittlung auch von Wissen im weiteren Sinne erfassen. Sie ist damit auch in der Lage, die Vermittlung von Kompetenzen, als Selbstorganisationsdispositionen, zu erfassen. Wir gehen später im Zusammenhang des E-Learning auf diese Grundtypen von Lerntheorien ausführlicher ein, und stellen hier nur kurz die zentralen lerntheoretischen Modelle nebeneinander [1]:
Lerntheoretisches Modell | Kernelemente |