Edgar Wallace - Gesammelte Werke. Edgar Wallace
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Edgar Wallace - Gesammelte Werke - Edgar Wallace страница 30

Название: Edgar Wallace - Gesammelte Werke

Автор: Edgar Wallace

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783746747866

isbn:

СКАЧАТЬ und Andy ging durch die Küche in den Garten. Draußen herrschte eine fast feierliche Stille, und die frische Morgenluft war voll Duft und Süße.

      Der Obstgarten lag hinter den Gemüsebeeten. Durch ein Holztor kam man auf einen mit Schlacken bestreuten Weg. Eine Reihe von Obstbäumen stand hinter der anderen, und die mit Kalk angestrichenen Stämme schimmerten weiß im Zwielicht. Der Weg endete im Gras.

      Andy schaute nach rechts und nach links, aber er konnte nichts entdecken, bis er die erste Baumlinie passiert hatte. Auch dann sah er noch nicht gleich die Gestalt, die neben einem der Baumstämme lag, denn seine Augen mußten sich erst an das Zwielicht gewöhnen. Er beugte sich zu dem Mann hinab. Er war tot, über dem Herzen war der Einschuß.

      Andy ging ins Haus zurück und rief den Polizeiinspektor herbei.

      »Ich habe im Garten einen zweiten Toten gefunden, und wenn ich mich nicht täusche, kennen Sie den Erschossenen.«

      Der Beamte begleitete ihn zu der Stelle, wo der Tote lag.

      »Ja, ich kenne ihn. Es ist ein gewisser Sweeny, der früher in Mr. Merrivans Diensten stand. Er wurde entlassen, weil er etwas gestohlen hatte. Das war also der Mörder! Zuerst hat er Mr. Merrivan erschossen, dann ging er hierher und tötete sich selbst!«

      »Dann müßte hier aber doch eine Waffe zu finden sein«, erwiderte Andy ruhig.

      Der Inspektor suchte ohne Erfolg den ganzen umliegenden Boden ab. Das Gras war ganz kurz, es mußte erst kürzlich gemäht worden sein. – Andy stellte später fest, daß in der Woche gerade eine Schafherde im Obstgarten gegrast hatte.

      »Hier hat ein Kampf stattgefunden«, sagte Andy plötzlich. »Sehen Sie doch einmal auf den Boden. Hier sind drei Spuren, als ob sich jemand mit dem Fuß abzustemmen versucht hätte. Und – holen Sie doch bitte einmal den Hausmeister her, Inspektor.«

      Andy wartete, bis der Beamte außer Sicht war, dann ging er schnell zum nächsten Baum und hob einen Gegenstand auf. Es war ein schwarzseidener Schal – der Schal Stella Nelsons, den sie umgelegt hatte, als sie ihn damals zur Gartenpforte begleitet hatte.

      Es stand außer jedem Zweifel: In einer Ecke sah er das roteingestickte Monogramm S. N. Das Tuch war etwas eingerissen. Er roch daran, da er wußte, daß sie ein zartes, unaufdringliches Parfüm benützte. Er konnte sich deutlich an den Duft erinnern. Ja, das Tuch gehörte Stella. Er faltete es so klein als möglich zusammen und steckte es in die Tasche. Mit Entsetzen kam ihm zum Bewußtsein, daß alle seine Anhaltspunkte Stella Nelson belasteten.

      Und doch zweifelte er im Grunde nicht an ihr. Nicht ihre Schönheit und ihre Jugend überzeugten ihn, daß sie diese Tat unmöglich begangen haben konnte. Eine innere Stimme sagte es ihm. Vielleicht war auch er wie Scottie hellsichtig geworden. Er lächelte bei dem Gedanken. Aber plötzlich wurde ihm klar, daß ihn dieser schreckliche Druck nicht mehr quälte, der ihn die ganze Zeit verfolgt hatte. Hatte ihn der beginnende Tag davon befreit?

      Der Polizeiinspektor kam mit dem Hausmeister zurück, und um seinen Auftrag zu rechtfertigen, fragte Andy den erregten Mann, ob er den Toten wiedererkenne.

      »Jawohl, Sir, das ist Sweeny, den Mr. Merrivan heute morgen hier auf dem Grundstück traf – nein, es war gestern morgen.«

      Andy hatte den kleinen Vorfall vergessen. Dieser Sweeny hatte Merrivan gehaßt. Vielleicht gab es auch noch einen anderen Grund für seine Feindschaft außer dem Widerwillen, den ein Dienstbote gegen einen Herrn empfindet, der ihn beim Diebstahl ertappt hat.

      Als sie in das Haus zurückgegangen waren, gab er weitere Anweisungen.

      »Niemand darf hereingelassen werden – den Zeitungsberichterstattern darf nur die Tatsache mitgeteilt werden, daß Mr. Merrivan etwa in der Zeit zwischen Mitternacht und ein Uhr ermordet wurde. Die Lage der Leiche kann den Leuten anhand einer Skizze erklärt werden, aber niemand darf das Zimmer betreten, in dem sich der Mord ereignete. Motiv der Tat: Raub. Über den Mann im Obstgarten mögen sie sich ihre eigenen Theorien bilden.«

      Er war den Weg zum Gartentor schon halb hinuntergegangen, als Artur Wilmot plötzlich hereinstürmte. Sein Pyjama war unter dem Mantel zu sehen. Er war sehr bleich.

      »Mr. Macleod, ist das wahr – mein Onkel? Großer Gott, das ist doch unmöglich!«

      »Ich bin froh, Sie zu sehen«, sagte Andy langsam. »Ja, es ist leider wahr. Ihr Onkel ist tot – er ist erschossen worden!«

      »Ermordet?«

      Artur flüsterte dieses Wort gespannt, und Andy nickte.

      »Aber er hatte doch keine Feinde –«

      »Wenige Menschen werden ermordet, weil sie Feinde haben. Der einzige, der drohte, Mr. Merrivan umzubringen, waren Sie!«

      Wilmot taumelte zurück, als ob er einen Schlag erhalten hätte.

      »Ich?« stammelte er. »Ich soll...? Niemals!«

      »Mr. Merrivan war schon tot, als er aufgefunden wurde, er konnte nichts mehr aussagen. Mr. Wilmot, antworten Sie mir jetzt nicht übereilt, sondern denken Sie nach. Sie brauchen meine Frage auch überhaupt nicht zu beantworten, wenn Sie nicht wollen. Hatten Sie einen Streit mit Darius Merrivan?«

      Der junge Mann war so betroffen, daß ihm die Stimme versagte. Er schüttelte nur den Kopf und starrte den Detektiv entsetzt an.

      »Ich will Ihnen sagen, daß ich vor einer Woche hier vor dem Haus stand und Sie sagen hörte: ›Eher will ich dich umbringen!‹«

      Jetzt fand Wilmot seine Sprache wieder.

      »Da muß jemand Lügen über mich verbreitet haben«, rief er erregt. »Ich kann Ihnen aber auch einige Dinge erzählen. Ich habe mit ihm gestritten – ja! Wegen eines Mädchens, das keinen Pfifferling wert ist! So, nun wissen Sie es! Er sagte damals, er wolle sie heiraten – und dabei war er schon verheiratet! Er hatte keine Ahnung, daß ich das wußte, ich erzählte es ihm niemals. Seine Frau ist ihm davongelaufen. Er hat sich aber nie von ihr scheiden lassen. Er muß irgendeinen Grund dafür gehabt haben. Und als er mir nun sagte, daß er das Mädchen heiraten wollte –«

      »Brüllen Sie nicht so!« erwiderte Andy scharf. »Ich bin nicht taub. Außerdem interessieren mich Ihre Familienstreitigkeiten nicht besonders. Ich bin ziemlich sicher, daß Sie nichts mit dem Mord selbst zu tun haben, obwohl Sie –« er machte eine Pause, um seinen nächsten Worten mehr Nachdruck zu geben, »der Erbe des Verstorbenen sind und durch seinen Tod nur Gewinn haben, wenn Sie nicht beweisen wollen«, fügte er hinzu und sah Wilmot durchdringend an, »daß seine Frau noch am Leben ist. In dem Fall erbt seine Frau das Vermögen. Vielleicht aber existiert ein Testament.«

      »Soviel ich weiß, hat er kein Testament gemacht«, sagte Wilmot leiser und ruhiger. »Es tut mir leid, daß ich mich so weit vergessen habe, Macleod. Aber die Sache hat mich entsetzlich mitgenommen – Sie werden das verstehen.«

      Andy nickte schweigend.

      Er ging mit Artur Wilmot zur Gartenpforte zurück und beobachtete ihn, bis er in seinem Haus verschwunden war. Der Mann wollte jemand anklagen – das Mädchen, ›das keinen Pfifferling wert war‹. Er dachte darüber nach. Hatten die beiden, die man in Beverley Green bereits als Verlobte betrachtete, miteinander gestritten? Wie sehr mußte Stella Wilmots Eitelkeit verletzt haben, daß er sich zu solchen Worten hinreißen ließ! Andy hatte diese Schwäche in dem Charakter des jungen Mannes bald erkannt. Langsam ging Andy den breiten СКАЧАТЬ