Название: Das Vertrauen der Erde in die Samen
Автор: Veronika Wlasaty
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
isbn: 9783742790286
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Lasst ihn zur Wirklichkeit erwachen,
dann kann das Leben Freude machen.
Darfst du sein, so wie du bist,
niemand dich an anderen misst,
hörst du auf, wen zu beneiden,
bist du ganz du, ohne Leiden.
Ohne uns nach Wert zu reihen,
kann der Friede in uns gedeihen.
Nur, wenn wir dies auch verstehen,
kann´s gut mit uns weitergehen.
Kein Weg vorbei
Die in den letzten Jahren geradezu unüberschaubar große Zahl an Büchern, die zum Thema Bildung und Schule/Schulsystem veröffentlicht wurden, zeugt von hohem gesellschaftlichem Interesse an dieser Thematik, aber auch von großer allgemeiner Sorge im Hinblick auf die Zukunftsperspektiven nicht nur unserer Kinder, sondern der Gesellschaft als Ganzes. Und das aus verständlichem Grund: An der Schule kommt niemand vorbei. Von wenigen Ausnahmen (private Unterweisung) abgesehen muss jeder hierzulande diese Institution durchlaufen. Möglicherweise ist es genau das, was nicht nur Pädagogen, sondern auch Menschen anderer beruflicher Herkunft dazu bringt, sich an der Debatte zu beteiligen. Sind es doch neuerdings vor allem Neurobiologen, Gehirn- und Genforscher, Kinderärzte, Psychologen, Philosophen und Wissenschaftler anderer Provenienz, die sich diesem Thema in Zeiten von Pisa, Schulreformen und Reformschulen durchaus erfrischend kritisch und den Diskurs belebend aus der Perspektive ihres jeweiligen Fachgebietes annähern. (Gelegentlich die Außenperspektive einzubeziehen macht auch Sinn, hält sie doch müheloser die kritische Distanz, die innerhalb des Systems allzu leicht dem „Blinden Fleck“ zum Opfer fällt. Dennoch sollte der „Klient“ als Experte seiner selbst nicht übergangen werden.)
Viele, die die Schulzeit bereits hinter sich haben, tragen mitunter noch ein Bild von Schule in sich, das reichlich Anlass zur Vergangenheitsbewältigung gäbe. Das wird immer wieder deutlich, wenn Eltern, Jahre nach Ablauf der eigenen Schullaufbahn, mit Beginn der Einschulung ihrer Kinder erneut in diese Lebenswelt eintauchen. Denn diese ist für viele immer noch mit eigenen, unverarbeiteten, zum Teil traumatischen Erfahrungen verbunden, welche auch auf ihre Kinder wirken und sich in deren Schullaufbahn fortsetzen oder gar wiederholen können.
Selbst Menschen, die auf ansehnliche Karrieren verweisen können, blicken mitunter nicht ohne Bitterkeit auf eine Zeit zurück, in der ihnen bisweilen vermittelt wurde, nicht „zu Höherem“ berufen zu sein. All denen, die irgendwann in diesem System persönliche Herabwürdigung, Abwertung oder anderes Leid erfahren haben, würde ich gerne guten Gewissens sagen, dass ihr Bild von Schule nichts anderes mehr ist als eine Chimäre. Noch fehlt mir die Überzeugung zu dieser Botschaft. Andererseits ist die Reise noch nicht zu Ende. Die Schule als „Landschaft“, die jeder Lebensreisende durchqueren muss, ist für mich einer der größten Hoffnungsträger für ein gutes „Abschneiden“ bei der gemeinschaftlichen Gestaltung dieser Welt. Veränderungen, die hier stattfinden, wirken sich in allen Systemen aus, weshalb sich in der Schule jede, vor allem auch jede ideelle Investition lohnt. All das Gute, das wir unseren Kindern vorleben und erfahrbar machen, ist ein (ist unser) humanes Kapital, das hier äußerst lohnend anlegt ist, denn es gestaltet unsere Zukunft besser, als jede materielle Zukunftsvorsorge dies je könnte.
Auf mich kommt es an
Niemand braucht die Welt zu retten, wenn er bei sich selbst beginnt. V.W.
Die allgegenwärtige, multiple, weltumspannende Krise, deren Beginn nicht genau datierbar und deren Ende nicht absehbar ist, spiegelt sich in allen Systemen und betrifft uns in allen Facetten menschlichen Seins auf eine materialistisch-existenzielle (d. h. ans „Eingemachte“ gehende) Weise. All die Missstände und Fehlentwicklungen, welche darin zum Ausdruck kommen und ihren traurigen Höhepunkt finden, sind nicht den Finanzmärkten, der Wirtschaft, der Politik oder anderen Systemen (denn woraus bestehen diese, wenn nicht aus Menschen) anzulasten. Sie sind das logische Ergebnis einer Entwicklung der gesamten Menschheit, die wir seit unseren Anfängen immer schon gemeinsam vorantreiben, in Unkenntnis der Auswirkungen (Stimmen, die zur Besinnung und Umkehr aufriefen, wurden bekanntlich zu jeder Zeit überhört oder „abgewürgt“). So wurde auch das, was wir an unserer Jugend bemängeln, nicht gegen unseren Willen von dieser, sondern von uns selbst heraufbeschworen. Es sind allerorts die Geister, die wir riefen, die uns jetzt überall hin verfolgen. Immer noch wähnen wir uns als Opfer anderer Personen und Umstände und möchten lieber Sündenböcke identifizieren, an denen wir die Schuld festmachen können, anstatt unsere eigene Verantwortung anzuerkennen. Die Verleugnung oder Verdrängung unseres Eigenanteils hilft uns, uns in Bezug auf die eigene Integrität besser zu fühlen. Bedauerlicherweise übersehen wir dabei, dass wir mit diesem Abschieben von persönlicher Verantwortung in der Opferrolle verharren und uns weiterhin zum Instrument gerade dieser Kräfte machen, die wir der Täterschaft bezichtigen und gerne bannen möchten. Lieber wählen wir die trügerische Sicherheit, die uns das (wenn auch unangenehme) Bekannte vermittelt. Das Festhalten am Opferstatus fordert jedoch seinen Preis: Verzicht auf (innere) Freiheit, Unabhängigkeit und Autonomie, auf persönliche Handlungs- und Gestaltungsfreiräume sowie auf individuelle Lebensentwürfe, die uns dem folgen lassen könnten, was uns und unseren ureigensten Sehnsüchten und Bedürfnissen entspringt.
Gibt es einen Ausweg aus dieser „Menschheitskrise“, die alle Systeme erfasst hat? Können wir als einzelne wie auch als Kollektiv etwas lernen und bewirken, das nachhaltig zu einer Entwicklung der Menschheit beiträgt, die uns allen nützt und keinen außen vor lässt? Ich glaube ja. Und weil ich das glaube, tue ich das mir Mögliche. Und ich sehe, dass viele dasselbe tun. Darin zeigt sich, dass es neben Wut („Wutbürger“), Verzweiflung, Resignation vieler noch etwas gibt, dem die Kraft der Erneuerung innewohnt: Hoffnung und Zuversicht, gepaart mit dem Willen und der Bereitschaft zu Veränderung und Entwicklung. Das stimmt mich optimistisch und lässt mich auf eine globale Wende hoffen, die – je nachdem, worauf man seinen Blick richtet – zwar vielenorts noch nicht einmal im Ansatz sichtbar ist, aber dennoch möglich, wenn wir das wollen.
Machen wir einmal ein Gedankenexperiment: Stellen wir uns die Welt vor, wie sie wäre als gerechter, für alle Menschen lebenswerter Ort. Was macht diese Vorstellung mit uns, wie fühlt sie sich an? Ist da etwas spürbar, wo wir verweilen möchten, ein Gefühl, in das wir tiefer eintauchen möchten? Etwas, das die Sehnsucht nach einer heilen Welt in uns zum Klingen bringt, ein stillgelegtes Ideal, das, unserer Jugend „vorbehalten“, nicht mit uns erwachsen werden durfte? So sind wir in vielerlei Hinsicht ärmer geworden und unser Nachlass ist nicht begehrenswert für die, die nach uns kommen. Aber… – was wäre, wenn diese lebenswerte Welt, oft abgetan als naive Phantasie weltentrückter Träumer und schwärmerischer Idealisten, real existent sein könnte? Was hindert uns, diese beste Welt aller uns möglichen Vorstellungen, das „World-best-practice-Modell“ sozusagen, aus dem virtuellen Bereich unserer Gedankenwelt in die Realität zu transferieren, in dem Wissen, dass es, zumindest was den Realitätstransfer betrifft, jede Menge (freilich nicht immer nachahmenswerter) Präzedenzfälle gibt? Wie würden wir beispielsweise heute den Atlantik überqueren, hätte es nicht Menschen gegeben, die die Vision vom Fliegen in die Wirklichkeit „geträumt“ hätten. Vieles von dem, was heute als selbstverständlich und alltäglich gehandelt wird, verdanken wir den einst als utopisch betrachteten Visionen unbeirrbarer Anders- und Querdenker (dass jeder Fortschritt auch eine weniger erbauliche Kehrseite hat, ist leider ebenso wahr).
So wie ein Wunsch erst durch ein konkretes Ziel erreichbar СКАЧАТЬ