Seelenreise. Rainer Sörensen
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Название: Seelenreise

Автор: Rainer Sörensen

Издательство: Bookwire

Жанр: Зарубежная психология

Серия:

isbn: 9783844248746

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СКАЧАТЬ einer Dienerin, einem Kind und einem Wächter fürstlich bestattet.

      Prof.: Ist das Phantasie oder Erinnerung?

      Pat.: Das ist deutliche Erinnerung an Szenen einer Reise an die Ausgrabungsstätte von Kao in Peru. Das ist in der Nähe der Stadt Trujillo am Pazifik. Ich war als Dolmetscherin dabei.

      Prof.: Wie realistisch ist die Erinnerung?

      Pat.: Die Vergangenheit ist so real wie unser Gespräch jetzt – das ist ja das Problem.

      Die seltsame reziproke Gedächtnisleistung des Gehirns zwingt uns, einige fundamentale Fragen zu stellen: Wo ist das Altgedächtnis gespeichert, wenn nicht im physischen Gehirn? Was ist Realität? Was ist Vergangenheit?

      Kurz vor dem Jahr 1900 formulierte Frederic William Meyers, Mitbegründer der legendären Society for Psychical Research, diese Frage:

      „Betrachten wir etwas als einen Strom von Konsequenzen, was in Wirklichkeit ein Ozean von koexistierenden Dingen ist?“

      In Erinnerung an die geistige „Welt zwei“ von Sir Karl Popper und Sir John C. Eccles ist man geneigt anzunehmen, dass die Summe aller Bedeutungen, die Biografie, die Identität, in einer nicht materiellen, außerkörperlichen Dimension gespeichert ist. Mehr noch, man kann nun beginnen, qualitative Aussagen über diese Sphäre zu machen. „Dort“ gibt es weder Raum noch Zeit. „Dort“ existiert das Individuum nicht von anderen Identitäten isoliert. Vorab sei verraten, dass es in dieser überindividuellen Dimension keine Garantie für den Schutz der persönlichen Daten gibt. Zunächst aber soll die Wechselwirkung zwischen dem materiellen Gehirn und der immateriellen Welt beschrieben werden.

       Randnotiz:

      Computer-Analogie: angenommen, das physische Gehirn sei der Arbeitsspeicher (Random Access Memory RAM). Beim Ausschalten des Arbeitsspeichers werden die Daten gelöscht. Was geschieht beim Hirntod? Wo ist die Biografie gespeichert?

      Wenn das Ich die Sprache verliert

      Was ein Wort bedeutet, kann ein Satz nicht sagen.

      Ludwig Wittgenstein

      Visuelle Eindrücke sind sehr verstärkt,

      und das Auge gewinnt einiges von der unbefangenen

      Wahrnehmungsweise der Kindheit wieder,

      in welcher das durch die Sinne Wahrgenommene

      nicht sogleich und automatisch

      dem Begriff untergeordnet wurde.

      Aldous Huxley

      unter Einwirkung von Meskalin

      Eine Grenzlinie zwischen physischem Gehirn und der immateriellen Sphäre der Persönlichkeit deutet sich an, wenn, bedingt durch eine Hirnschädigung, die Fähigkeit zur sprachlichen Kommunikation beeinträchtigt ist.

      Sprache transportiert Information. Diese Aussage ist vordergründig, denn Information ist nicht gleich Information. Es gibt messbare Information und es gibt Information, die man nicht messen kann. Ein Telefongespräch mag dies verdeutlichen.

      Messbare Information:

      Länge des Gesprächs: 25 Sekunden

      Anzahl der Wörter: 48

      Nicht messbare Information:

      A: Hör zu, versteh mich nicht falsch, du solltest auf deine Tochter aufpassen. Sie ist da in eine Clique hineingeraten, in der nicht nur Haschisch geraucht wird.

      B: Große Güte, wie recht du hast, sie lässt nicht mit sich reden. Seit zwei Tagen ist sie unterwegs. Ich weiß nicht wo.

      Die nicht messbare Information besteht aus Bedeutungen. Bedeutungen hoher Intensität sind Gefühle. Die Wörter der Sprache transportieren Bedeutungen, dürfen aber mit ihnen nicht verwechselt werden. Wörter sind nur Aufkleber. Poesie ist ein virtuoses Spiel mit Aufklebern, bei der sich die Differenziertheit der Bedeutungen von plumpen Worthülsen und Sprechblasen befreit. Wörter behindern, im Sinne Ludwig Wittgensteins, den Zugang zur geistigen Dimension. Im weiteren Verlauf des Buches wird deutlich werden, dass Bedeutungen ohne Aufkleber, ohne Sprachverfälschung kathartische Wirkung haben.

      Wenn ein Mensch nach einem Schlaganfall oder einer Hirnverletzung seine normale Sprachfähigkeit verloren hat, diagnostizieren die Mediziner häufig eine Aphasie. Ärzte und Hirnforscher gehen davon aus, dass im Gehirn bestimmte Regionen beschädigt wurden, die für die Sprachfähigkeit verantwortlich sind.

      Das Begreifen von Bedeutungen geht aber bei der Aphasie nicht verloren, denn die Bedeutungen sind nicht im physischen Gehirn gespeichert, sind also von der Hirnschädigung nicht betroffen.

      Wenn Aphasiker sich mitteilen wollen, wissen sie, was sie sagen wollen, können es aber sprachlich nicht ausdrücken, es fehlen nur die Wörter, die Aufkleber. Sprachbildung und Wortfindung sind also Funktionen des materiellen Zentralnervensystems. Poesie, Rhetorik und Linguistik sind im Grenzgebiet zwischen physischem Gehirn und der immateriellen Welt der Bedeutungen angesiedelt.

      Es gibt auch einen physiologischen, nicht krankhaften Abbau der Sprachfähigkeit, der sich im Verlauf des Alterns vollzieht und fälschlich als Intelligenzverlust gedeutet wird. Ebenso wie die Leistung der Sinnesorgane nachlässt, sinkt auch im Zentralnervensystem das Leistungsniveau. Es fällt zunehmend schwer, eine fremde Sprache zu erlernen; selbst in der eigenen Muttersprache kommt es gelegentlich zu Wortfindungsstörungen. Unberührt von normalen Degenerationsprozessen bleibt das erworbene Wissen, der Erfahrungsschatz, der in der Hauptdimension der Persönlichkeit, der immateriellen Sphäre gespeichert ist.

      Randnotiz:

      Junge Menschen brillieren mit Schnelligkeit und Taktik, Senioren mit Erfahrung und Strategie. Die Hochachtung der Weisheit des Alters in asiatischen Kulturen spiegelt die Wechselwirkung zwischen dem physischen Gehirn – gemäß Eccles und Popper „Welt eins“ – und der geistigen Dimension („Welt zwei“). In der üppig gewachsenen „Welt zwei“ des Seniors entsteht ein stimmiges Gesamtwerk, dessen Details vom Junior umgesetzt werden.

      Das Paradoxon der Sprache

       Warum erlernen Kleinkinder rasch, ohne Anstrengung und pädagogische Hilfe ihre Muttersprache?

       Warum beginnt bereits Mitte zwanzig die Fähigkeit zum Spracherwerb nachzulassen? - Obwohl man die Grammatik verinnerlicht und die Literatur der Klassiker gelesen hat.

       Weil die Gedächtnisspeicher gefüllt sind? Weil der Erwerb einer neuen Sprache zu einer Überlastung des Gehirns führt?

       Auch wenn die Überlastungstheorie ein Teil der Wahrheit sein mag, führt sie dennoch in die Irre. Die Lösung des Rätsels ist einfach und deprimierend. Wenn der menschliche Organismus den Höhepunkt der Reife erreicht hat, beginnt bereits sein Abbau, leicht messbar bei der Leistung der Sinnesorgane. Die Fähigkeit zur optischen und akustischen Wahrnehmung nimmt ab, ebenso wie die Leistung der Gemeinschaftseinrichtung der Sinnesorgane, des Gehirns. Gemessen an der Hirnleistung müsste ein Mensch Mitte vierzig auf das Leistungsniveau eines Säuglings zurückgefallen sein. Dies ist nicht der Fall, weil erworbenes Wissen sich individuell und kollektiv dem СКАЧАТЬ