In der Umarmung zwischen zwei Schritten. Anton Volkov
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Название: In der Umarmung zwischen zwei Schritten

Автор: Anton Volkov

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия:

isbn: 9783750219311

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СКАЧАТЬ Gefühl, als ob unter den anwesenden Mädchen eine Art Stammeshierarchie herrschte; denn sobald wir unsere Tanda zu Ende getanzt hatten und ich sie zurück an ihren Platz begleitet hatte, steckten sie wie Sportteams vor einem bedeutenden Wettkampf beinahe ritualsmäßig ihre mit eleganten Tangofrisuren verzierten Köpfe zusammen und blickten zielstrebig und selbstbewusst in meine Richtung. Nach dieser offensichtlich für mich positiv ausgehenden Beratung wollten alle mit mir tanzen. Ach, das Leben ist so schön!

      Mit großer Freude und einem siegreichen Lächeln im Gesicht kehrte ich nach dieser erstmals für mich wirklich erfolgreich verlaufenden Milonga in der mit morgendlichen Dämmerung gefärbten Stadt über alte Asphaltbürgersteige glücklich und motivierter als je zuvor in meine bescheidene Kammer zurück.

      Wie ich bereits erwähnte, war mein erster Aktivurlaub in Argentinien – und eigentlich auch alle darauffolgenden – als harte Schufterei ausgelegt, mit dem Ziel, alles zu entdecken, was es im Tango zu entdecken gibt. Das gesamte Projekt war also gründlich und sehr straff konzipiert. Ich hatte 30 Tage zur Verfügung und meine Kalkulation der Aktivitäten war bis zum obersten Rand vollgefüllt. Vielleicht lief das geplante Programm schon fast etwas über. Ich stand um ein Uhr am Nachmittag auf, aß, duschte, zog mich an und begab mich zu den Unterrichtsstunden bei verschiedenen Maestros der Stadt. Ich nahm täglich 4 Einzelstunden, die bis gegen 9 Uhr am Abend dauerten, erholte mich kurz, und stand um halb zehn bereits vor der Tür zur Práctica. Nach der Práctica eilte ich zu meinem Zimmer zurück, aß eine Kleinigkeit, duschte, zog mich um, um gegen Halbmitternacht auf der Milonga zu sein, und bis zum Morgengrauen zu tanzen. So verlief mein Tagesablauf an fast allen 30 Tagen, außer an zweien, an denen ich so erschöpft war, dass ich mich vor der Milonga um Mitternacht zwar nur kurz etwas hinlegen wollte, dann aber bis 4 Uhr am Morgen so fest schlief, dass mich nicht einmal die beste aller argentinischen Tangueras hätte wachküssen können. Ich wusste, dass es nun keinen Sinn mehr hatte, sich auf den Weg zu machen. Ich ärgerte mich über mich selbst, dass ich diese so wertvolle Zeit mit Schlafen vergeudet hatte.

      Mit diesem Tempo verschlang ich die Kenntnisse, die mir von den besten Maestros der Stadt im Einzelunterricht übermittelt wurden, und die ich mit den Tangueras und Tangueros aller Art auf den Prácticas und den Milongas wiederholen und erforschen konnte. Ich lernte, tanzte, lernte, tanzte – wie auf einem Karussell, Tag für Tag, 30 Tage lang.

      Nach Moskau kehrte ich vollkommen ausgelaugt zurück. Meine Heimatstadt, die mittlerweile den Wintermantel abgelegt hatte, begrüßte mich mit zarten Blumenknospen und jungfräulich grünen Frühlingsschatten. Mein Körper und mein Geist aber schienen eingefroren zu sein, den Zustand einer vollkommenen Starre erreicht zu haben. Als mich meine Freunde fragten, was ich gelernt hatte, kam wieder das wohlbekannte Blackout zum Vorschein. Nada. Nada de nada. Ich bekam keinen einzigen Schritt zusammen. Es war einfach alles zu viel für mich. Und als ich versuchte, alles Gelernte beherrscht in mein Tanzen einzubringen, hatte ich meine erlernten Körperbewegungen nicht mehr unter Kontrolle. Und so verging ein weiterer Monat, vielleicht sogar noch mehr Zeit, bis der Klumpen Eis in meinem Körper zu schmelzen begann und alles Erlernte nach und nach langsam und sicher in meinen Körper zurücksickerte. Als ob ich gezwungen worden wäre, die gesamte Zeit, die ich meinem Körper unter größten Strapazen in Buenos Aires entzogen hatte, zurückzuzahlen. Ich hatte meine Lektion gelernt. Im Tango kann man nichts überstürzen. Es gibt keine Abkürzungen.

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