Название: Türkei im November - Wir wagen eine Billigreise
Автор: Kalika Häring
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги о Путешествиях
isbn: 9783737537629
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Der Bus fährt vor, die Bremsen stöhnen behaglich, wir kommen zum Stillstand, Kemal springt hinaus, Koffer werden entladen, der Hotelboy ist sofort zur Stelle und schnappt sich die Gepäckstücke, die einzelnen Namen werden aufgerufen und Zimmernummern verkündet, weg ist das Gepäck und schon auf dem Weg in das zugewiesene Zimmer, während Merdan gerade noch erklärt, es ist doch nicht ganz so einfach, wir können zwar noch frühstücken, aber nur noch bis zehn Uhr, soll heißen noch ganze zwanzig Minuten lang und das Frühstück kostet dann bitteschön mal eben zwölf Euro pro Person.
Schwupp, das war's und wir sind uns selber überlassen.
Zwölf Euro pro Person für ein Frühstück? Um vielleicht noch einen Kaffee zu schnappen und vom abgegessenen Bufett eine Scheibe Brot zu ergattern?
Nee, so haben wir nicht gewettet.
Bevor Merdan vollends bis zum nächsten Morgen verschwindet, versuchen wir, aus ihm herauszulocken, ob es hier in der Nähe einen Ort oder eine Stadt gibt, wo man vielleicht hinfahren könnte.
"Nein, hier ist nichts in der Nähe. Alles schon zu um diese Zeit. Wir sehen uns morgen früh um sieben."
"Na, da hast du's! Billigreise eben", würde meine Kollegin jetzt sagen, wenn sie mich hier sehen könnte und ein ganz klein bisschen flau wird uns jetzt allerdings auch im Magen.
Nicht nur der zusätzlichen Reisepakete wegen, sondern weil wir eine anstrengende Nacht hinter uns haben und ein Kaffee jetzt genau das Richtige gewesen wäre.
Aber für zwölf Euro pro Person?
Nee, ganz so einfach lassen wir uns aber doch nicht abspeisen. Wir sind nicht zum ersten Mal im Orient und gewöhnlich ist da immer noch etwas drin.
Erst einmal begutachten wir unser Zimmer und sind wirklich positiv überrascht.
Schön groß ist es mit einem riesigen Balkon und ausreichend Sitzmöglichkeiten, Blick auf die umliegenden Berge, das Bad sehr komfortabel, das Gepäck ist auch schon da und jetzt wollen wir doch mal sehen, ob man außer einem zwölf-Euro-Frühstück nicht noch etwas Anderes geboten bekommt.
Das Simena-Hotel ist ein typisches Touristenhotel, es laufen Leute in Badeanzug und Handtuch um den Bauch gewickelt herum, draußen vor dem Hotel stehen Palmen, in einem Karbäuschen sitzen Sicherheitsleute und gleich daneben steht eine Cash-Mashine der Akbank.
Die Akbank, das wissen wir bereits von früheren Türkeibesuchen, ist eine seriöse Bank, man kann hier sowohl Euro als auch türkische Lire ziehen, wir geben einen Betrag von 400 Lire ein, wissen jetzt nicht so ganz genau den Wechselkurs, sind aber ziemlich sicher, dass man mit dem Geld irgendetwas wird anfangen können.
Draußen vor dem Hotel ist ein älteres Ehepaar unterwegs, der Mann schnauft ein wenig, muss sich ausruhen und hat Zeit, unsere Fragen zu beantworten.
"Sie sehen so aus, als würden Sie öfter mal hier Urlaub machen."
"Ja genau! Meine Frau und ich kommen jedes Jahr um diese Zeit hierher. Wissen Sie, jetzt sind die Temperaturen noch angenehm, man kann sogar noch baden und es ist nicht so unverschämt heiß wie im Sommer.
Ich hatte gerade eine Knieoperation und muss mich ein wenig schonen, aber meine Frau da vorne, die kann einfach nicht stillsitzen und wird schon wieder ungeduldig..."
"Dann wissen Sie doch bestimmt, ob es hier in der Umgebung irgendeinen Ort gibt, an dem man mal vernünftig frühstücken kann?"
"Na klar doch! Also hier in der direkten Umgebung ist jetzt alles schon geschlossen.
Da finden Sie nichts mehr. Aber sehen Sie das Plastikhäuschen dort vorne? Das ist die Haltestelle für den Dolmus. Der bringt Sie für einen Euro fünfzig nach Kemer. Zehn Kilometer sind es nach dort und die Stadt ist wirklich ganz reizend. Dort finden Sie alles, was Sie brauchen.
Also meine Frau und ich, wir fahren ja auch gerne mal......"
Weiter kommt er nicht, denn von vorne erscheint ein kleiner Bus, Platz vielleicht für zwanzig Leute, hat reichlich Geschwindigkeit drauf, aber kaum halten wir die Hand nach oben, bremst er, die Tür steht bereits offen, wir steigen ein und versuchen, einen unserer gerade frisch gezogenen 100-Lire-Scheine beim Fahrer loszuwerden.
Kein Interesse, der Fahrer winkt uns durch, Beeilung bitte, kaum dass wir an zwei freien Plätzen angekommen sind, rast er wieder los, wir fallen auf die Sitze, es ist warm und voll im Bus, aber durch zwei offen stehende Türen wird Luft zugeführt.
Weitere Passagiere steigen erst einmal nicht mehr zu, der Bus fährt an nicht enden wollenden Hotelburgen vorbei, alles schon geschlossen zu dieser Zeit, ebenso wie die Geschäfte, die hier im Sommer offensichtlich reichlich vorhanden sind.
Endlich sind alle Hotels passiert und wir biegen ein auf eine große Straße, über der ein Schild verkündet, dass in zehn Kilometern die Stadt Kemer zu erwarten ist.
Na, geht doch. Ein wenig müde sind wir zwar und hungrig auch, aber immerhin bringt uns der Dolmus hoffentlich in eine nicht ganz kleine Stadt, in der wir hoffen dürfen, einen Kaffee und vielleicht noch ein wenig Essen zu finden.
Kemer morgens um elf
Was weiß man eigentlich als Normaltourist über Kemer?
Nicht allzu viel und darum soll die Zeit genutzt werden, einen kurzen Blick in das Internet zu tun und hier wieder einmal in das auskunftfreudige Wikipedia.
"Kemer ist ein Badeort an der Türkischen Riviera in der Provinz Antalya. Es liegt etwa 45 km südwestlich der Provinzhauptstadt Antalya im historischen Lykien und ist Verwaltungssitz des gleichnamigen Landkreises Kemer.
Der Ort wird seit den 1980er Jahren fast ausschließlich durch den Tourismus geprägt. An vielen Stellen reichen die Felsen des bis zu 3000 Meter aufsteigenden Taurus-Gebirges bis an das Meer heran, so dass die Verbindungsstraße nach Norden mehrere Tunnel aufweist. In den Wintermonaten geht die Sonne bereits um 16 Uhr hinter dem Taurus unter, der sich westlich der Stadt erhebt.
Um den Einzelhandel zu unterstützen und den Besuchern eine Flanier- und Einkaufsmeile zu bieten, wurde eine Fußgängerzone zwischen dem Ortskern und einem Park nahe dem Strand angelegt.
Der Strand besteht überwiegend aus groben Kieseln und bietet auch felsige Stellen. Einige Inseln ragen aus dem Meer.
Um 1910 hieß Kemer noch Eski Köy (türkisch für altes Dorf) und war von einer Sumpflandschaft mit Seen umgeben, die durch das Schmelzwasser des Gebirges entstanden waren.
Die Bewohner erbauten in den Ausläufern des Gebirges eine 23 km lange Mauer aus Steinen, um sich vor Überflutungen zu schützen. Wegen dieser Mauer wurde Eski Köy in Kemer (dt. Bogen oder Gürtel) umbenannt."
So weit das Wissenswerte und wir landen schließlich mit dem schaukelnden Dolmus in der Stadt, lernen, dass man den Fahrpreis erst beim Aussteigen entrichtet und das in zwei Kategorien.
Ein Töpfchen steht bereit für die Einheimischen, die in Lire bezahlen und ein zweites für den Touri, der bitteschön Euromünzen abdrücken möchte.
Einen Hundert-Lire-Schein kann der Fahrer überhaupt nicht gebrauchen und so kramen wir unsere letzten Euro-Münzen hervor СКАЧАТЬ