Название: Magische Bande
Автор: Dennis Blesinger
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783738028690
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Bevor einer der Anwesenden realisieren konnte, was soeben geschehen war, wandte sich Samael zur anderen Seite. Jetzt allerdings war der Bann gebrochen, der sie alle auf den Sitzen hielt. Wie durch einen Dunst realisierte Nadja, dass die verbliebenen Personen aufsprangen und sich gegenseitig etwas zuriefen. Was, konnte sie nicht verstehen. Alles, was sie sah und begriff, war, dass auch der zweite Teilnehmer der Séance einen schnellen und brutalen Tod starb, als Samael auch ihm das Genick brach. Der Umstand, dass der unbekannte Tote sich so gut er konnte wehrte – wenn auch vergebens – hatte den anderen im Raum wertvolle Sekunden verschafft.
Nadjas Stuhl wurde zur Seite geschleudert und sie schlug hart auf dem Boden auf, als sich eine der schwarz gekleideten Personen an ihr vorbei drängelte, auf den Ausgang zu, dicht gefolgt von einer zweiten und dritten. Nadjas Blick huschte hektisch durch den Raum.
Irgendetwas flog durch die Luft, verursachte dabei ein pfeifendes Geräusch, das durch den Raum schoss, bevor es mit einem nassen Klatschen zwischen den Schulterblättern derjenigen Person auftraf, die gerade verzweifelt versuchte, die Treppe zu erreichen. Wie ein Baum, der langsam den Halt verlor, kippte die schwarz gekleidete Gestalt nach vorne um. Eine kleine Wurfaxt ragte ihr aus dem Rücken.
Die Person, die vor Nadja stand, machte den kapitalen und letzten Fehler, sich umzublicken und auf die Leiche zu starren. Die Kapuze war der jungen Frau, die Nadja nicht kannte, in der Hektik vom Gesicht gerutscht. Der Gesichtsausdruck, als das Messer ihre Brust traf, war etwas, das Nadja so schnell nicht würde vergessen können. Blut sickerte der Frau durch die Lippen, während sie fassungslos auf das Messer blickte, das bis zum Heft in ihrem Körper steckte. Dann kippte sie zur Seite, schlug hart gegen die Wand und rutschte, während das Leben aus ihren Augen wich, langsam nach vorne, wo sie, wie ihr Vorgänger, reglos liegen blieb.
Noch bevor Nadja einen klaren Gedanken fassen konnte, hörte sie ein gurgelndes Stöhnen von dort, wo die Kellertreppe begann. Ein Schrei, der Nadja durch Mark und Bein ging, war zu hören. Es krachte und polterte einige Male, durchsetzt mit dem charakteristischen Knacken und Brechen von Knochen, danach herrschte Stille.
Sterne begannen vor ihren Augen zu erscheinen, als Nadja sich dazu zwang, nicht in hysterische Panik zu verfallen und ihre Atmung unter Kontrolle zu bekommen.
Wo waren Jan und Sybille? Waren sie unter den Toten? Sie konnte sich nicht erinnern, wo die beiden gesessen hatten. Die Kapuzen, die den Toten über das Gesicht gerutscht waren, machten es unmöglich, die beiden, die zuerst gestorben waren, zu identifizieren, ohne sie näher zu untersuchen. Das allerdings war das Letzte, was Nadja vorhatte.
Schwer atmend wagte sie es, den Kopf über die Tischplatte zu heben, dabei den Stuhl fest umklammernd, um ihn notfalls als Schild nutzen zu können. Sie richtete sich vorsichtig auf und blickte in die Augen von dem, was vor wenigen Minuten einmal ihr Gastgeber gewesen war. Die Augenfarbe war nicht das Einzige, was sich verändert hatte. Innerhalb der kurzen Zeit, die seit dem Öffnen des Kreises vergangen war, hatte sich das Äußere des Mannes drastisch verändert.
Blasen waren auf seiner Haut zu sehen, als sich das Gewebe verformte, um Platz für etwas zu schaffen, das dort eigentlich nichts zu suchen hatte. Die vormals schwarzen Haare hatten sich innerhalb der wenigen Sekunden fast vollständig weiß verfärbt und die Haut hatte einen gräulichen Ton angenommen. Nichts deutete darauf hin, dass das, was sich auf der anderen Seite des Raumes befand, noch menschlich war.
Mit mehr Selbstkontrolle, als sie dachte zu besitzen, schob Nadja sich vorsichtig um den Tisch herum in Richtung Treppe, dabei darauf bedacht, den Tisch als Deckung auszunutzen und den Stuhl nicht loszulassen.
Mit einer lässigen Handbewegung ergriff Samael die Tischplatte und schleuderte das Möbelstück zur Seite, wo es mit einem lauten Krachen gegen die Wand schlug und zerbrach. Dann, unerwarteterweise, hielt er inne und wandte sich zu den beiden Leichen um, die zu seinen Füßen lagen. Ohne eine Mine zu verziehen, beugte er sich hinunter, nahm die Hand eines der Toten und biss einen der Finger ab. Das Geräusch von brechenden Knochen und zerreißendem Gewebe hallte unnatürlich laut in dem Raum. Nadja konnte den leisen Schrei nicht unterdrücken, der ihr entfuhr, und sie brauchte eine Sekunde, um ihren Würgereiz unter Kontrolle zu bringen. Das Blut tropfte Samael vom Mund, während er sich, ohne dabei den Blick von Nadja abzuwenden, dem anderen Leichnam zuwandte, um ihn ebenso zu verstümmeln wie den ersten.
Den Umstand nutzend, dass ihr Gegner gerade beschäftigt war, wog sie den Stuhl in ihren Händen, warf ihn mit aller Kraft auf das Ding vor sich, und rannte los.
6
Marc starrte ein Loch in die Luft, während Vanessa in der Küche herumwerkelte. Sie wusste, dass es keinen Sinn hatte, ihren Bruder in seiner momentanen Laune auch nur anzureden. Sven, der bei familiären Situationen nicht ganz so viel Erfahrung mit Marc hatte, versuchte es dennoch.
»Hast du als Kind nie gegen Regeln verstoßen?«, fragte er. »Ich will euch nicht in die Erziehung von Nadja reinreden«, meinte mit erhobenen Händen, als er Marcs Blick bemerkte, »aber glaubst du nicht, dass du vielleicht ein wenig überreagierst?«
»Ach ja? Ich will dir mal was sagen. Als meine Eltern mich dabei erwischt haben, dass ich gegen eine ihrer Regeln verstoßen habe, haben die mir sechs Wochen Hausarrest aufgebrummt und mir einen Fluch angehängt, der sechs Monate lang meine Fähigkeiten unterdrückt hat. Und da war ich zehn!«
»Ähm, da mag ja richtig sein«, erklang Vanessas Stimme vom Türrahmen her. »Aber du hast damals fast jemanden in Brand gesteckt. Das ist ein bisschen was anderes, als sich unerlaubt auf eine Party zu schleichen.«
»Ich schwöre bei Gott, wenn die Kleine hier auftaucht, dann reiße ich ihr dermaßen – «
Das Brummen und Klingeln seines Handys verhinderte, dass Marc sich in ausführlichen Darstellungen der Bestrafung seiner kleinen Schwester erging. Mit einem missgelaunten Blick schaute er auf das Display. Gleich darauf verschwand seine schlechte Laune und wurde von ehrlicher Überraschung ersetzt.
»Du hast echt Nerven, hier anzurufen!«, beantwortete er den Anruf und legte das Telefon vor sich auf den Tisch, so dass Sven und Vanessa mithören konnten. »Kannst du mir vielleicht mal – «
»Marc, es tut mir leid!«, erklang Nadjas gehetzte Stimme aus dem Lautsprecher. »Ihr müsst mir helfen! Ich bin … ich glaub', ich hab echt Mist gebaut. Hier ist ein Dämon und der hat … der hat Leute umgebracht! Ich … oh scheiße!«
Irgendetwas schepperte und krachte im Hintergrund. Ein spitzer Schrei war zu hören, von dem alle wussten, dass er von Nadja stammte. Ein Grunzen oder vielleicht auch ein Knurren war zu hören und andere Geräusche, aus denen keiner der drei Zuhörer schlau wurde.
»Nadja, was ist los?«, rief Vanessa. »Wo bist du?«
»Hat sie gerade Dämon gesagt?« Marcs Mimik spiegelte sowohl Unglaube als auch Entsetzen wider. Die Kampfgeräusche hielten an, während sie versuchten, Nadja dazu zu bringen, ihnen zu sagen, was los war und wo sie sich befand. Keine Antwort war zu hören, nur weiteres Poltern und das wiederholte Grunzen von etwas, das keiner der drei einordnen konnte.
»Ich weiß, wo sie ist.«
Marc und Sven drehten sich zu Vanessa um, die mit geschlossenen Augen da stand und sich scheinbar auf etwas konzentrierte, das sich nicht im Raum befand. Einige Sekunden vergingen, als plötzlich ein kleiner grüner Funke vor Vanessa erstrahlte. Einen Augenblick lang hing er in der Luft, dann schwebte er langsam von ihr weg in Richtung Haustür. Vanessa öffnete die Augen und СКАЧАТЬ