Magische Bande. Dennis Blesinger
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Magische Bande - Dennis Blesinger страница 5

Название: Magische Bande

Автор: Dennis Blesinger

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738028690

isbn:

СКАЧАТЬ einer der Gründe, warum das Wort Magie nach wie vor mit einem äußerst ambivalenten Ruf behaftet war. Filme wie 'Carrie' taten ihr übriges.

      »Was soll denn passieren?«, fragte Vanessa, nun wieder deutlich ernsthafter, als sie die Küche erneut betrat und Marc beim Nachdenken beobachtete. Sie spürte, dass ihm mehr durch den Kopf ging, als nur das Problem des Zeitmanagements, das auf sie zukommen würde, Nadja neben der Schule in die Materie der Magie einzuweihen.

      »Das wird schon«, meinte sie. »Wovor hast du denn solche Angst? Sie wird schon nicht anfangen, den Teufel anzubeten.«

      3

      Nur Kerzen erhellten den Raum und warfen ihr Licht gegen die dunkelroten Samtvorhänge, mit denen die Wände behangen waren.

      Nadja blickte sich neugierig um. Als sie am Haus angekommen waren, hatte ihr irgendein Instinkt geraten, wieder umzukehren. Während sie noch überlegt hatte, was genau dieses Gefühl wachgerufen hatte, war die Tür des leicht heruntergekommen Hauses geöffnet worden und ein in einen schwarzen Samtumhang gekleideter Mann hatte sie nach einem prüfenden Blick eingelassen.

      Die dunklen Augen waren über die drei Neuankömmlinge gewandert und, wie es Nadja schien, einen Augenblick länger auf ihr ruhen geblieben als auf den beiden anderen. Und länger, als es ihr gefallen hatte. Die blasse Hautfarbe und die schwarzen Haare, die dem Mann bis auf die Schultern fielen, gingen einher mit markanten Gesichtszügen, scharfen Linien im Gesicht und einem stechenden Blick. Nadja schätzte sein Alter auf Anfang fünfzig. Sie war sich nicht sicher gewesen, ob sie ob der Aufmachung ihres Gastgebers lachen oder beeindruckt sein sollte. Dann hatte sie sich jedoch an ihre eigene Garderobe erinnert.

      Ohne viele Worte waren sie zu viert die Treppe zum Keller hinunter gestiegen. Nadja war von ihren Geschwistern einiges an okkulten Symbolen, mittelalterlicher Kleidung und dergleichen gewohnt, auch wenn die meisten dieser Gegenstände gut verschlossenen in irgendwelchen Kisten und Schubladen lagen. Marc weigerte sich penetrant, auch nur ein Pentagramm von Weitem anzusehen, nur Vanessa trug einige Schmuckstücke, die mehr an sich hatten, als auf den ersten Blick erkennbar war. Allerdings hatte Nadja immer empfunden, dass es ihrer großen Schwester irgendwie an Stil fehlte. Vanessa schaffte es, die traditionelle Kleidung einer Hexe so zu tragen, als ob es das Normalste der Welt sei.

      Das hier übertraf alles, was sie bisher gesehen hatte. Überall hingen Amulette von der Decke, waren Symbole auf den Boden oder direkt auf die Vorhänge gemalt worden und ein Geruch von verbrannten Kräutern hing in der Luft, der Nadja in der Nase kitzelte. Das hier war ernst gemeint. Hier war wirklich Arbeit investiert worden. Hier wollte jemand sichergehen, dass alle Anwesenden sofort und unmissverständlich verstanden, worum es ging. Das hier war ein Ort, an dem Magie ausgeübt wurde.

      Während sie hinter ihren Begleitern auf den in der Mitte des Raumes befindlichen Tisch zuschritt, bemerkte sie, dass sie nicht die einzigen Gäste waren. Fünf weitere Personen, ebenfalls in schwarze Umhänge gekleidet, saßen bereits dort und wandten die Köpfe bei ihrem Eintreten kurz zur Seite. Nadja konnte nicht erkennen, um wen es sich handelte, nicht einmal, ob es Männer oder Frauen waren. Alle hatten die Kapuze des Umhanges weit ins Gesicht gezogen, so dass die Gesichter nicht zu erkennen waren.

      Sie spürte einen beruhigenden Druck auf ihrer Schulter und setzte sich an einen der freien Plätze. Dort, vor ihr, lag etwas Silbernes auf dem Tisch. Ein Blick in die Runde verriet ihr, dass vor allen anderen Teilnehmern der Versammlung ein ähnlicher, wenn nicht sogar identischer Gegenstand lag. Es war ein Ring, der, aufgesetzt, den kompletten unteren Knochen des Fingers bedecken würde. Jeder Zentimeter seiner Oberfläche war mit Symbolen und Schriftzeichen bedeckt. Manche davon waren Nadja vage vertraut, die Mehrzahl jedoch nicht. Die Beleuchtung machte es schwierig, weitere Details zu erkennen, doch sie spürte instinktiv, dass es sich bei diesen Gegenständen nicht um Zierrat handelte, sondern um echte magische Artefakte.

      Ein Kribbeln durchfuhr sie, als sich ihr Gastgeber an die Stirnseite des Tisches setzte und allen Anwesenden mit einer Geste bedeutete, die Ringe vor ihnen aufzusetzen.

      Kaum war dies geschehen, verblasste das Licht der Kerzen zu einem Glimmen und dunkle Schatten durchzogen den Raum, sorgten dafür, dass die ohnehin schon düstere Atmosphäre noch ernster wurde. Die Schriftzeichen und Symbole, die den Raum durchzogen, begannen in einem dunklen Rot zu glühen, ohne dabei jedoch zur Beleuchtung des Raumes beizutragen.

      Während sie registrierte, wie ihre Hände links und rechts von den Händen ihrer Nachbarn ergriffen wurden und der Kreis somit geschlossen wurde, fragte Nadja sich, was von diesen Effekten, die sie sah, wirklich war und was von den Kräutern verursacht wurde, deren Dämpfe ihr zunehmend ein Gefühl der Entrücktheit verliehen.

      Die Séance hatte begonnen.

      4

      »Das ist überhaupt nicht wahr! Gib das her!«

      Marc lachte und versuchte vergeblich, Vanessa das Buch zu entreißen, in dem Sven und sie gerade lasen.

      »Und du willst mir erklären, dass wir ein Problem mit Nadja haben werden?«, fragte Sven.

      »Das war ein Unfall! Ich war sieben!«

      Vanessa grinste und strich über die Seiten des Buches. Buchsammler hätten ihren rechten Arm für dieses Exemplar gegeben. Es war ein Unikat und die Chronik der Familie Gindera. Über Generationen hinweg war alles, was wichtig war und in den Bereich der Magie fiel, dort festgehalten worden.

      Einige Seiten lasen sich wie Einträge eines klassischen Tagebuchs. Manche Autoren hatten ihre Eintragungen kurz und knapp gehalten, während andere zusätzlich Zeichnungen und Skizzen angefertigt hatten, manchmal von Familienmitgliedern, manchmal von anderen, nicht menschlichen Lebewesen. Es fanden sich Einträge, die die Verfolgung von Hexen behandelten, Grundrisse der ersten Dörfer, in denen die Vorfahren der Ginderas gelebt hatten, Rezepte für Heiltränke, Bannsprüche, und noch vieles mehr. Leider waren Marcs Eltern der Meinung gewesen, auch die ersten magischen Schritte ihrer beiden älteren Kinder festhalten zu müssen, wie sie gerade festgestellt hatten.

      »Ich wusste nicht, dass du Feuer beschwören kannst«, meinte Sven beeindruckt.

      »Das war ein Unfall«, wiederholte Marc. »Da hatte ich den Dreh mit dem Gleichgewicht noch nicht raus. Darüber hinaus sind Feuerbälle total albern. Ich meine, was will man denn damit erreichen? Ich glaube, es gibt in der ganzen Geschichte der Magie nicht eine einzige Situation, in der jemand einen Feuerball beschworen hat und das Ganze auch einen guten Sinn und Zweck hatte. Ich meine, wozu haben wir Feuerzeuge?« Er blickte Vanessa an, die ernst und langsam in dem Buch herumblätterte. Es handelte sich einerseits um so etwas wie eine Chronik der Familie, andererseits war es, wenn man genau las, intimer, als es die meisten Tagebücher waren. Alle Mitglieder der Familie hatten dort irgendwann etwas sehr persönliches niedergeschrieben. Ein aufmerksamer Leser hätte in dem Buch mehr über Marc, Vanessa und den Rest ihrer Familie herausgefunden, als durch eine mehrstündige Befragung mittels Lügendetektor.

      Ihr Blick blieb auf einer Seite hängen, die, anders als die meisten Seiten in dem Buch, eine große Zeichnung enthielt, wohingegen der Text weniger als ein Viertel der Fläche einnahm. Marcs Lächeln verlor sich auf dem Weg zu dem Buch hin und wurde ersetzt von einem Blick, dem eindeutig etwas Melancholisches anhaftete. Sven fühlte, dass dies einer der sehr persönlichen Einträge war, und blickte absichtlich nicht weiter auf die Seite, sondern wartete, bis Marc ihm mit einem Nicken die Erlaubnis gab.

      Die detaillierte Zeichnung zeigte eine junge Frau, deren Gesicht von einer lockigen Haarmähne СКАЧАТЬ