Название: Turfschwindel
Автор: Edgar Wallace
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783752947892
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»Ich bin hergekommen, um einen Herrn zu treffen. Kennen Sie vielleicht Mr. Elijah Goodie?«
Sein Gesicht versteinerte sich plötzlich.
»Goodie?« wiederholte er. »Meinen Sie Li Goodie – den Trainer? – Ist er ein Freund von Ihnen?« fragte er ziemlich brüsk.
Aber sie fühlte sich nicht beleidigt dadurch. Sechzehn Tage waren sie auf dem Dampfer zusammengewesen, und sie hatte sich allmählich an sein Wesen gewöhnt, das ihr zuerst allerdings anmaßend – um nicht zu sagen: unverschämt – erschienen war.
»Er ist mein Pächter«, entgegnete sie lächelnd.
»Ach ja, ich entsinne mich. Ich hätte Ihnen auf dem Dampfer auch schon etwas über ihn sagen können, aber ich habe zuerst über Rustem gesprochen. Goodie gehört auch zu der Bande. – Dort drüben ist er!«
Er zeigte unauffällig auf einen Mann, der auf der anderen Seite der Straße ging. Goodie hatte eine gelbliche Gesichtsfarbe und mochte vierzig oder fünfzig Jahre alt sein.
Weder sein Anzug noch sein Benehmen verriet, daß er ein Trainer von Rennpferden war. Er trug schwarze Kleidung, und der niedrige weiße Kragen gab ihm fast das Aussehen eines Geistlichen. Seine Bewegungen waren langsam und umständlich.
»Das ist Elijah«, sagte Luke. »Ist er nicht hübsch?«
Wenn irgendein Wort auf Goodie nicht paßte, dann war es ›hübsch‹. Edna blieb stehen und beobachtete ihn, bis er um die nächste Ecke bog und eine Seitenstraße entlangging. Anscheinend wohnte er in dieser Gegend.
»Er scheint Eindruck auf Sie gemacht zu haben. – Wo werden Sie übrigens zu Mittag essen? Wenn Sie mit in die Stadt gehen, arrangiere ich alles für Sie.«
Es lag eigentlich gar kein Grund vor, ›alles für sie zu arrangieren‹ oder sie zu begleiten.
Sie gingen zusammen zum Rathaus der kleinen Stadt. Er ließ sie in der Eingangshalle zurück und verschwand in einem Büro. Nach kurzer Zeit erschien er wieder und brachte ihr eine Anzahl von Karten und eine blaue Rosette zum Anstecken, so daß sie nun Zutritt zur Tribüne hatte.
»Wo haben Sie eigentlich Ihren alten Freund gelassen?«
»Sie meinen Mr. Garcia? Ich weiß nicht, wo er geblieben ist. Er ist gestern Abend abgereist. Ich hoffte schon, daß er mich hierher begleiten würde.«
Er führte sie in ein Restaurant, dessen Räume erstaunlich leer waren.
»Ich kenne Doncaster nicht allzu gut«, erklärte er. »Nur dieses Lokal ist mir bekannt, denn hier fand ich Mr. Sepfield, von dem Sie wahrscheinlich niemals etwas gehört haben. Er aß gerade hier ein gutes Frühstück – als ob er niemals seine Frau vergiftet und in Beton begraben hätte.«
Er sagte das so ruhig und gleichgültig, daß sie ihn fragend ansah.
»Was sind Sie denn eigentlich?«
»Kriminalbeamter von Scotland Yard. Und nun bekommen Sie nur ja keinen Ohnmachtsanfall.«
»Was, Sie sind Kriminalbeamter?« fragte sie atemlos.
»Kriminalinspektor; das ist natürlich dasselbe, nur ein etwas höherer Grad. Haben Sie nicht eben, als wir beide die Straße entlanggingen, gesehen, daß alle möglichen Leute vor mir auskniffen und in Seitenstraßen einbogen? Sie müssen nicht glauben, daß die Leute vor Ihnen ausgerissen sind, und das nicht als negatives Kompliment für Ihre schöne Erscheinung auffassen. Ich war derjenige, dem sie nicht ins Auge zu sehen wagten.«
Sie sah ihn verdutzt an.
»Sie haben mir aber an Bord des Dampfers niemals gesagt, daß Sie Kriminalbeamter sind. Sie scheinen doch –«
Sie wußte nicht recht, wie sie fortfahren sollte.
»– ein Gentleman zu sein«, vollendete er den Satz prompt, »Dazu habe ich mich allmählich selbst erzogen. An Bord des Schiffes habe ich nicht darüber gesprochen, weil ich es für ganz nebensächlich hielt.«
»Sind Sie hier im Dienst?«
Er nickte und schaute sie ernst an.
»Ich werde Ihnen auch etwas erzählen, was Ihnen sicher Spaß macht. Bisher habe ich noch nie eine Dame ins Vertrauen gezogen, aber mit Ihnen mache ich eine Ausnahme. Warum, weiß ich selbst nicht. Ja, ich bin also hier im Dienst, sehe den Rennen interessiert zu und achte dabei auch noch auf andere Dinge. Haben Sie Trigger gesehen? Sie würden ihn nicht erkennen, aber sicher haben Sie einen großen, gelben Deville-Wagen bemerkt, der so pompös aussieht, als ob er eine Million Dollar kostete?«
Der übertrieben luxuriöse Wagen war ihr aufgefallen, weil er das Straßenbild völlig beherrscht hatte.
»Der Mann, der darin saß, war Trigger.«
»Ist das derselbe, der dem Publikum die guten Tips verkauft?« fragte sie erstaunt.
»Ja, er ist ein Prophet, und er gilt etwas in seinem Vaterlande. Ein Mann, durch den zweitausend Familien im Land in Wohlstand, vielleicht sogar in Reichtum leben können. Wenn Sie zu den Leuten gehören, die mit ihm in Geschäftsverbindung stehen, dann ist das ein Empfehlungsbrief, mit dem Sie überall durchkommen. Dazu müssen Sie aber gute Referenzen aufweisen können. Die Kunden von Trigger sind sehr sorgfältig ausgesucht; es sind alles Leute von bestem Ruf.«
Zuerst hatte sie geglaubt, daß dieser korpulente Mann, der in dem prachtvollen Wagen vorbeigefahren war, irgendeine lichtscheue Organisation gegründet hätte. Irgendwie hatte sie ein Vorurteil und hielt Leute, die Rennwetten abschlossen, für große Gauner. Als sie eine entsprechende Bemerkung machte, mußte Luke herzlich lachen.
»Im Gegenteil, es sind Abkömmlinge altadeliger Familien, Obersten der britischen Armee, die noch im Dienst stehen oder schon ihren Abschied genommen haben, Leute, die schöne Landsitze ihr eigen nennen, bedeutende Bankiers, Leute, die eine hervorragende Stellung in der Gesellschaft einnehmen, und so weiter. Und es gibt nicht einen unter Triggers Kunden, der sich irgend etwas hätte zuschulden kommen lassen.«
»Aber das ist doch alles nur Scherz!«
»Sie glauben, daß ich Sie aufziehe? Nein, ich habe Ihnen die reine Wahrheit gesagt. Wissen Sie, all die vielen Buchmacher, die heute zum Rennen hergekommen sind, haben nur die eine Furcht, daß unter den hundertundzwanzig Pferden, die heute an den Rennen teilnehmen, eine von Triggers Transaktionen ist. Das werden Sie ebensowenig verstehen wie Griechisch, aber ich will es Ihnen erklären.«
Sie lauschte interessiert, während er ihr die Geschäftskniffe der Gesellschaft mit dem ›grünen Band‹ klarmachte.
»Der Name, den sich Trigger für seine Firma zugelegt hat, klingt sehr poetisch, aber er ist nicht seine eigene Erfindung. Er wurde einmal von einem Sportjournalisten erfunden, der mit dem ›grünen Band‹ die Rennbahn bezeichnete. Trigger hat nun eine große Anzahl von Kunden. Diese wetten bei einer großen Anzahl von Buchmachern in verschiedenen Teilen des Landes. Die Kunden senden an Trigger ein Telegrammformular, in dem sie eine Wette auf ein Pferd abschließen und darauf fünf bis zehn Pfund setzen. Der Name des Pferdes wird ausgelassen. Trigger setzt ihn in letzter Minute selbst ein. Am Tag des Rennens schickt er selbst eine ganze Anzahl von Beauftragten in die verschiedensten Städte, СКАЧАТЬ