Turfschwindel. Edgar Wallace
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Название: Turfschwindel

Автор: Edgar Wallace

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752947892

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СКАЧАТЬ Dank.

      Er gab dem Boten ein Trinkgeld und aß dann seine Eiscreme weiter. Andere Anwälte, die mehr Charakter und Ehrgefühl besaßen als er, hatten sich bei solchen Gelegenheiten das Leben genommen, aber ihn stimmte dieser Vorfall nicht traurig.

      Er hatte von vornherein erwartet, daß die Anwaltskammer ihn aus der Liste streichen würde, und er war froh, daß es nicht auch noch zu einem Prozeß gekommen war. Seiner Meinung nach war es ja kleinlich, soviel Spektakel wegen ein paar tausend Pfund zu machen. Er hatte sie von dem Vermögen einer kindischen alten Dame genommen, deren Gelder er verwaltete. Sie war inzwischen gestorben, und ihre Erben waren dickköpfig genug, die Anzeige gegen ihn doch noch zu erstatten, obwohl er das Geld längst ersetzt hatte und die Leute sehr reich waren. Und nun hatte die Anwaltskammer die Konsequenzen daraus gezogen und ihn ausgeschlossen.

      Er verwaltete nur noch das Vermögen eines anderen Klienten, aber das war so unbedeutend, daß es kaum der Mühe wert war, sich damit abzugeben. Er selbst besaß ein Vermögen von mehr als hunderttausend Pfund und hatte außerdem ein Einkommen von mindestens zehntausend Pfund jährlich. Es erschien ihm selbst lächerlich, daß er sich unter diesen Umständen dazu hatte verleiten lassen, fremde Gelder anzugreifen.

      Einen Monat später kehrte er nach London zurück, und die neue Messingplatte an seiner Tür gefiel ihm, als er in sein luxuriös ausgestattetes Büro trat.

      Sein Bürovorsteher begrüßte ihn grinsend. Der Mann war zwar noch ziemlich jung, aber tüchtig in seinem Beruf und gerissen. Seine Haltung und Kleidung zeugten davon, daß es ihm gut ging. Er sah entschieden eleganter aus als die Bürovorsteher anderer Rechtsanwälte. Abgesehen von seinem guten Gehalt, verdiente er auch noch viel Geld durch Rennwetten. Er ließ seine Anzüge bei demselben Schneider machen wie sein Chef, kaufte seine Hüte bei demselben Hutmacher und ließ sich bei dem gleichen Friseur rasieren. Mr. Pilcher nahm sich seinen Chef in jeder Weise zum Vorbild und hoffte, daß er eines schönen Tages auch in der Lage sein würde, sich einen so teuren und eleganten Wagen leisten zu können wie Mr. Rustem, und daß auch er nicht mit der Wimper zucken würde, wenn er als Rechtsanwalt aus der Liste gestrichen würde.

      »Das war Pech, Pilcher. An Ihrer Stelle würde ich jetzt zu den Rechtsanwälten Doberry und Pank gehen«, sagte Rustem, als er hereinkam.

      Er ließ sich in seinem Sessel nieder und sah die Korrespondenz durch, die auf ihn wartete.

      Ein verächtliches Lächeln zeigte sich auf Pilchers Gesicht.

      »Wenn es Ihnen recht ist, dann ist es auch mir recht. Ich mache mir sowieso nichts aus dem ganzen Kram.«

      »So? Nun, das ist recht klug von Ihnen. An dem ganzen Rechtsanwaltsberuf ist auch nicht viel dran. Man ist nur ständig allen möglichen Angriffen ausgesetzt. – Rufen Sie den Friseur an und sagen Sie ihm, er soll eine Maniküre herschicken – die große Blondine. Wie heißt sie doch gleich ... ach so, Elsie.«

      »Die ist auf Urlaub, aber sie haben eine neue eingestellt – ich sage Ihnen, zum Anbeißen schön!«

      Pilcher ging in den äußeren Raum, um zu telefonieren, während Mr. Rustem seine Briefe durchschaute und abwechselnd die Stirn runzelte und lächelte. Wenn er lächelte, sah er sehr gut aus – trotz seiner vierzig Jahre. Seine braune Haut war wunderbar zart und ohne Falten. Im allgemeinen nahm man an, daß er irgendwie orientalisches Blut in den Adern habe – ›Rustem‹ war sicher ein Name, der aus dem Orient stammte –, und auch manche Eigenschaften deuteten darauf hin, zum Beispiel sein großes Sprachentalent.

      Man sagte von Rustem, daß er Zeugen in zehn verschiedenen Sprachen verhören könnte und daß er es verstände, in zwanzig verschiedenen Sprachen andere Leute zu erpressen.

      In seinen jungen Jahren hatte er als Strafverteidiger einen großen Ruf. Vielen Schwindlern und Betrügern hatte er bei schweren Prozessen durchgeholfen, selbst wenn eine erdrückende Beweislast vorlag. Es gab kaum einen großen Betrüger in Europa, der sich nicht in der einen oder anderen Sache an ihn um Rat gewandt hatte.

      Mr. Pilcher trat wieder ins Büro.

      »Die junge Dame kommt sofort. Sie ist ein wenig zurückhaltender und feiner als die anderen, aber Ihnen wird sie wohl kaum zehn Minuten widerstehen können.«

      Mr. Rustem lächelte über das Kompliment und wandte sich dann wieder seinen Briefen zu.

      »Edna Gray«, sagte er und zeigte mit dem Finger auf einen der Briefe. »Das ist doch die junge Dame, die das Vermögen des Alten erbte?«

      Pilcher nickte.

      »Sie war während Ihrer Abwesenheit einmal hier im Büro. Das wäre etwas für Sie, Mr. Rustem! Eine glänzende Erscheinung – und eine Dame! Außerdem jung. Sie kann meiner Ansicht nach höchstens zweiundzwanzig sein.«

      Mr. Rustem hörte nur halb zu, denn Pilcher war immer begeistert; er hielt aber nicht viel von dem Geschmack des jungen Mannes.

      »Ich möchte eigentlich die Verwaltung des Grayschen Vermögens loswerden. Die ganze Sache ist doch nur ein paar tausend Pfund wert. Ist sie die einzige Erbin?«

      Pilcher bejahte. »Ich werde die Akte holen«, fügte er hinzu.

      Gleich darauf kam er mit einer Mappe zurück, und Rustem sah den Inhalt durch.

      »Ach so, dazu gehört ja auch die Gillywood-Farm. Das hatte ich ganz vergessen. Aber Goodie hat doch die Sache noch auf fünfzehn Jahre gepachtet. Longhall House – wo ist denn das?«

      »Auch auf dem Landgut. Erinnern Sie sich nicht? Es ist ein Grundstück von etwa zehn Morgen. Sie versuchten doch immer, den alten Gray dazu zu bringen, daß er es auch verpachten sollte, aber der wollte nicht. Er sagte, das wäre sein Geburtshaus oder so etwas Ähnliches.«

      Mr. Rustem nickte und strich nachdenklich seinen schwarzen Schnurrbart.

      »Es wäre ja möglich, daß sie das Haus verpachtet. Mr. Goodie hat das letzte Mal auch darüber gesprochen, als ich ihn sah. Ich kann gut verstehen, daß er das Training seiner Pferde nicht beobachtet haben will.«

      »Das große Gelände, wo er die Morgengaloppe abhält, gehört ihr auch. Es sind ungefähr tausend Morgen Heideland. Der alte Gray hat nur auf fünf Jahre verpachtet, und die Zeit ist nahezu abgelaufen.«

      Mr. Rustem schloß das Aktenstück.

      »Merkwürdig, daß ich das alles vergessen hatte, aber ich habe die Sache ja so lange allein verwaltet. Es kam mir gar nicht mehr in den Sinn, daß es sich um fremdes Eigentum handelt.«

      Das war stets seine gewöhnliche Haltung und seine Einstellung all seinen Klienten gegenüber gewesen.

      »Nein, die Verwaltung können wir nicht aus der Hand geben, das ist ausgeschlossen. – Die junge Dame soll also sehr schön sein?«

      »Ich sagte Ihnen: bildhübsch! Sie ist nicht sehr groß, eher zierlich. Sie ist Engländerin, und obgleich sie lange Jahre in Südamerika gelebt hat, sieht sie nicht ein bißchen fremdländisch aus. Sie muß außerdem sehr reich sein. Das ist ja auch kein Wunder, wenn sie die Nichte und Erbin des alten Gray ist.«

      Mr. Rustem interessierte sich nun doch mehr für Edna Gray. Über den verstorbenen Donald Gray wußte er sehr wenig. Der Mann hatte in Argentinien gelebt und große Viehfarmen besessen. Mr. Rustem hatte ihn niemals persönlich gesehen. Die englische Besitzung des alten Gray war früher immer von Rustems Partner verwaltet worden, als СКАЧАТЬ