Ein trauriges Schloss. Catherine St.John
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Ein trauriges Schloss - Catherine St.John страница 5

Название: Ein trauriges Schloss

Автор: Catherine St.John

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783737540919

isbn:

СКАЧАТЬ Cousin… hätte der dann nicht der siebte Earl werden müssen?“

      „Nein, Mrs. Warren. Der fünfte Earl hatte nämlich drei Söhne. Der älteste wurde der sechste Earl, der zweite war der Vater des jetzigen siebten Earls und seiner Schwester, und der dritte wiederum war der Vater von Mr. Randal. Der sechste Earl hatte einen Sohn, Victor, der aber bei einem Jagdunfall ums Leben kam… und dann wurde der Vater vor Trauer sehr, sehr krank, daraufhin musste man Mr. Anthony – äh – den jetzigen Earl aus Spanien abberufen.“

      Eleanor fühlte sich leicht benommen angesichts dieser Fülle an Einzelheiten und Earls. Sie nickte nur, und Jessop, der sich offenbar warmgeredet hatte, seufzte tief auf: „Der arme gnädige Herr!“

      „Sie sprechen jetzt von dem trauernden Vater? Ja, sein einziges Kind zu verlieren, den Erben noch obendrein, das muss wirklich bitter sein. Ich kann mir das sehr gut vorstellen.“ Sie hatte kurz an Lanford gedacht – aber wenn sie ehrlich war, hatte sie da nicht unbegrenztes Verständnis aufgebracht. Also seufzte sie auch, aber eher aus Unwillen.

      „N-nein, eigentlich habe ich von dem gegenwärtigen Earl gesprochen.“

      „Aha? Er wollte lieber eine Militärkarriere verfolgen und musste sie für Kesham abbrechen?“ Was sollte man nach diesen Andeutungen denn anderes vermuten?

      „Der arme Herr!“

      Ja, soweit waren sie schon einmal gewesen. „Inwiefern?“, fragte Eleanor also mit einem leichten Hauch von Ungeduld nach.

      Jessop wand sich etwas. „Nun, er war gerade recht schwer verwundet worden… und krank war er obendrein – ist er immer noch, immer wieder einmal.“

      „Fieberschübe?“ Eleanor hatte einmal so etwas gelesen.

      „Vermutlich – Dr. Sheppard versucht alle möglichen Kuren und vielleicht schlägt ja eine auch einmal an“, hoffte der Butler.

      „Die Medizin macht ja ständig Fortschritte...“

      Jessop seufzte. „Das kann noch recht lange dauern, befürchte ich.“

      Eleanor lächelte. „Aber – haben wir denn nicht Zeit?“

      Das konnte Jessop nicht bestreiten; er seufzte ein letztes Mal tief auf und führte seine neue Kollegin weiter.

      Eleanor stellte hinterher fest, dass alles sauber und ordentlich aussah, aber etwas trübsinnig wirkte, kein Schmuck, keine Blumen, kaum Bilder (außer in der Ahnengalerie) und recht ungemütliche Sitzgelegenheiten.

      Sie nahm sich vor, das ganze Schloss, so weit möglich, etwas wohnlicher zu gestalten, denn all diese netten Menschen hatten das wirklich verdient! Kosten durfte es allerdings nichts… es sei denn, sie konnte den Earl überzeugen. Aber den würde sie sobald gewiss nicht zu Gesicht bekommen.

      Sie beobachtete Mrs. Kingsley bei der Vorbereitung des Dinners und probierte ab und zu, um die Köchin dann zu loben. Mrs. Kingsley lächelte geschmeichelt und akzeptierte schließlich auch den Vorschlag, hier und da die Gewürze ein wenig großzügiger einzusetzen. Das etwas fade, wenn auch gut gelungene Essen hatte Eleanor doch fatal an die ebenfalls fade Ausstattung des Schlosses erinnert. Zwischendurch kontrollierte sie das kleine Speisezimmer, in dem der Earl, wenn er nicht gerade krank zu Bette lag, des Abends das Dinner einzunehmen pflegte. Der Diener Cyrus hatte korrekt gedeckt, es gab nichts zu beanstanden, aber Eleanor fand in der Anrichte einen silbernen Kerzenleuchter und passende Wachslichte dazu. Sie polierte das Silber sorgfältig und steckte die Kerzen hinein.

      „Sobald Seine Lordschaft die Treppe herunterkommt, zünden Sie die Kerzen an, Cyrus!“

      Cyrus blinzelte. „Warum, Mrs. Warren? Gibt es etwas zu feiern?“

      „Aber nein. Gut, nicht dass ich wüsste, jedenfalls. Aber Kerzenlicht direkt auf dem Tisch macht das Essen etwas feierlicher. Vielleicht tut das Seiner Lordschaft gut?“

      Cyrus lächelte. „Meinen Sie?“

      „Schaden kann es wohl nichts, also versuchen wir es!“

      Cyrus verbeugte sich ergeben.

      Die Standuhr in der Halle schlug halb sechs, als sie das Speisezimmer verließ. Noch eine gute halbe Stunde… sie sah sich in der Halle um: wenige, aber gut polierte dunkle Möbel – Kommoden, Tischchen, Stühle, eine Bank und eine sehr mittelalterlich wirkenden Truhe, ein ebenfalls dunkler Boden mit einem Wappen in der Mitte, nur ein Gemälde, darstellend einen Kavalier aus der Zeit des ersten Charles, vielleicht ein Opfer der Rundköpfe. Ebenfalls sehr dunkel, vielleicht durch den Staub der letzten hundertfünfzig Jahre, vielleicht aber auch durch die Absicht des Malers.

      Ein Strauß Blumen mit hellen Blüten würde den Raum sehr aufheitern. Und langfristig sollte man auch die Beleuchtung verbessern. Eleanor notierte sich das in einen kleinen Kalender, den sie mit dem Schlüsselbund in der Tasche ihrer schwarzseidenen Schürze trug.

      Solche Schürzen hatte ihre Vorgängerin zurückgelassen und sie war sehr dankbar dafür, denn sie selbst besaß so etwas selbstverständlich nicht.

      Sie ließ einen letzten kritischen Blick über alles schweifen und übergab dann an Jessop, der Cyrus und - Martin? Ja, Martin - beim Servieren zu überwachen hatte. In der Küche hatte die erste Küchenhilfe, Nancy, bereits den großen Tisch in der Ecke gedeckt.

      „Mrs. Warren, das hier ist Ihr Platz, an der Stirnseite. So kommt es Ihnen zu!“, erläuterte Mrs. Kingsley, die eine Suppenterrine und eine kleine Schüssel mit Gebäck auf ein Serviertablett stellte.

      Eleanor bedankte sich höflich und hoffte, dass ihre Stimme ausdrückte, was sie nicht in Worte fassen wollte: Sie wusste natürlich, dass ihr der Vorsitz zukam!

      Mrs. Kingsley wandte sich dem nächsten Gang zu und Eleanor betrachtete sich nachdenklich das geschäftige Chaos um die Köchin herum und die Ruhe, wenn man Richtung Spülmägde blickte. „Gibt es nicht etwas, was man jetzt schon spülen und verräumen könnte, damit wir nach dem Essen schneller fertig sind?“

      Mrs. Kingsley sah auf. „Gewiss. Alles, was dort drüben gestapelt ist, könnte eigentlich schon gewaschen werden.“

      Eleanor sah Agnes und Gladys auffordernd an, die sich daraufhin gehorsam, aber lustlos in Bewegung setzten und alles in die Spülküche schafften.

      „So seid ihr beiden doch nach dem Essen früher frei“, erläuterte Eleanor noch einmal halblaut und erntete ein wenig begeistertes Nicken.

      Martin holte das Tablett mit der Suppe ab und Mrs. Kingsley bereitete zwei Servierplatten vor.

      Eleanor inspizierte die Spülküche, die sehr modern ausgestattet war – sie besaß nämlich einen eigenen, wenn auch einfachen Herd, um das Abwaschwasser zu wärmen. Die beiden Mädchen hatten auch schon einen großen Kessel aufgesetzt und sich damit ein Lob verdient.

      Während der Earl oben sein Mahl verzehrte, war in der Küche nicht sehr viel zu tun – Mrs. Kingsley machte noch den dritten Gang servierfertig und Annie und Gladys spülten alles, was herumstand und was in die Küche zurückkehrte, und verräumten es dann. Eleanor bemühte sich, überall mit anzupacken, um gleich zu zeigen, dass sie nicht nur zu kommandieren oder „alles anders zu machen“ verstand. Gelegentliches Lächeln der Köchin und der СКАЧАТЬ