Erwärmung und Wohlstand oder Abkühlung und Verfall. Norbert Buchner
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Название: Erwärmung und Wohlstand oder Abkühlung und Verfall

Автор: Norbert Buchner

Издательство: Bookwire

Жанр: Математика

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isbn: 9783737539975

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СКАЧАТЬ nahende Katastrophe! C.Ellison u.a. fanden aus Sedimentbohrungen im Atlantik um 8 490 und nochmals um 8330 v.h. Indizien sowohl für eine Abkühlung des Atlantiks wie auch für eine Verminderung seines Salzgehalts. Um diese Zeit sind also schon beträchtliche Mengen von Schmelzwasser und Eis vom Atlantik aufgenommen worden. T.J.Daley u.a. stellten an Hand eines Biomarkers eine deutliche Anomalie im Meer um 8350 v.h. fest, welche 150 Jahre andauerte. Schließlich aber sollte noch die große Katastrophe kommen: plötzlich kollabierte ein riesiger Teil dieser Eismassen und wurde mitgerissen: zwischen 75 000 und 150 000 Kubikkilometer Schmelzwasser und Eis sollen in die Hudsonbay eingespült worden sein! Obgleich dies ziemlich weit im Norden geschah, die Hudson-Bay durch die Hudsonstraße von der Labradorsee getrennt ist und der Golfstrom diese nur tangiert muss dieses Ereignis doch den Golfstrom für einige Jahrhunderte geschwächt und damit weltweit ein kühleres und trockeneres Klima ausgelöst haben. Das große Temperaturtief um 8 200 v.h. (s.Abb. 11) wird auf diesen Zusammenbruch zurückgeführt.

      Die starke Rückkühlung musste auch eine große Trockenheit auslösen. Stalagmiten aus dem Oman signalisieren schon ab etwa 8 500 v.h. eine beginnende Austrocknung. Auch am Van-See in Ostanatolien (Abb. 12) und in Südnorwegen setzte um diese Zeit Trockenheit ein. Sedimente aus dem Holzmaar-See in der Eifel wie auch der Klimafaktor 13C in süddeutschen Eichen bestätigen übereinstimmend auch ein starkes Nachlassen der Fruchtbarkeit der Natur ab 8400/8300 v.h. Der Methangehalt in Gletscherbohrkernen der Arktis und Antarktis (Abb. 8) deutet einen starken weltweiten Verfall der Fruchtbarkeit als Folge von Abkühlung und Trockenheit an.

      In den Jahren angenehmer Wärme hatte die Menschheit günstige Voraussetzungen für Vermehrung und Ausbreitung gefunden und der Ackerbau aus dem Orient war schon nach Westanatolien und auch nach Südosteuropa vorgedrungen. Die fortschreitende und recht tiefe Abkühlung um mehrere Grad Celsius und die damit einhergehende Austrocknung müssen nun die Menschen an vielen Stellen in große Nöte versetzt haben! Wie die folgenden Schilderungen zeigen sind unter diesen extrem widrigen Verhältnissen viele bedeutende Siedlungen wieder in Not geraten oder sogar ausgestorben. Lit. 10

      - Neolothischer Niedergang in Anatolien

      Im Kerngebiet der neolithischen Entwicklung in Ostanatolien begann nun ein regelrechter „neolithischer Niedergang“. Ehemals prächtige Siedlungen wurden aufgegeben oder ihre Größe schrumpfte. Eben in dieser Zeit des Niedergangs treten nun domestizierte Tiere – Schafe, Ziegen und schließlich Rinder – in den Siedlungen neu auf – ein Zeichen dafür, dass die austrocknende Natur den Menschen nicht mehr genügend Wild bieten konnte. So wie in Zeiten einer extremen Abkühlung und Austrocknung die Menschen am mittleren Euphrat gezwungen waren, Getreide selbst zu ziehen, weil die vertrocknende Natur nicht mehr genügend pflanzliche Nahrung bieten konnte, und in Hallan Cemi in einer Notsituation die Haltung von Schweinen begonnen hatte, so ging auch jetzt vom Schrumpfen der Wildbestände infolge Trockenheit und Unfruchtbarkeit ein Zwang zur Haltung geeigneter Herdentiere als Haustiere aus. Das Entstehen von Ackerbau und Viehzucht, als Merkmal einer erhabenen „Neolithischen Revolution“ gepriesen, entpuppt sich so wieder als Notmaßnahme der Menschen zum Überleben. Not macht ja erfinderisch! Wer hätte schon gerne die Erde mühsam mit dem Grabstock ungewühlt, solange man noch genügend wilde Samenkörner in der freien Flur sammeln konnte? Und wer wollte sich um Unterkunft, Pflege und Ernährung von Tieren kümmern, wenn die Natur sie zusammen mit dem Nervenkitzel der Jagd ausreichend anbietet?

      Im Kälteeinbruch um 8 300/8 200 v.h. erloschen einige bedeutende Siedlungen. In Ostanatolien waren dies z.B. Akarcay und Mezra-Teleilat und im südlichen Zentralanatolien kurz darauf die bedeutende neolithische Siedlung Catal Höyük. Ihr Schicksal wird wegen ihrer großen Bedeutung gesondert dargestellt. Aber auch im Westen Anatoliens ging mit Bademagci schon eine frühe Siedlung ein.

       - Catal Höyük in Zentral-Anatolien: Exodus im Klimatief

      Auf der Konya-Ebene in Anatolien war nach 9 400 v.h. eine neue Siedlung gegründet worden, die später sogar die Größe einer Stadt erreichen sollte, Catal Höyük. Es war die Zeit der klimatischen Erholung nach dem Klimaeinbruch, der in Cayönü zur Revolte und zur Ausbildung einer egalitären Gesellschaft geführt haben dürfte. Auch in Catal Höyük zeigte sich diese egalitäre Gliederung. Die neue Ortschaft hatte auch eine ungewöhnliche Bauweise: die ebenerdig aneinander gebauten rechtwinkeligen Häuser aus Lehmziegeln waren Bienenwaben-artig ohne Straßen angeordnet und sie wurden mittels Leitern oder Treppen durch Öffnungen im Dach betreten, durch welche auch der Rauch des Herdfeuers abzog. Die ebenen Dachflächen waren also der Verkehrsraum der Ortschaft und wohl auch der Arbeitsbereich des Hauses. Nur vereinzelt gab es Höfe; Straßen und Gassen fehlten weitgehend. Die Siedlung, welche 18 Siedlungsschichten aufweist, ist im Laufe der Zeit auf ein Areal von mehr als 12 Hektar angewachsen und der heutige Tell hat eine Höhe von 21 Metern. Man schätzt, dass dort wenigstens 2000 Familien oder 10 000 Menschen gleichzeitig gelebt haben. Diese frühe „Stadt“ verdankte ihre Bedeutung wohl auch der Gewinnung des begehrten Obsidians, der als Rohstoff für scharfe Schneidwerkzeuge aber auch für Spiegel in der Nähe gebrochen und über weite Strecken hin gehandelt wurde.

      Der Begriff Stadt wird allerdings mit Vorbehalt gebraucht, weil man bisher keinen Hinweis auf übergeordnete organisatorische Strukturen gefunden hat. In Catal Höyük mit seiner offensichtlich egalitären Gesellschaft waren alle Häuser nach demselben Schema erbaut. Sie besaßen außer einem geräumigen Wohnraum einen Vorratsraum und eine Küche. Einige Wände in den Häusern waren mit Stierköpfen im Hochrelief und mit Bildern geschmückt. Besondere Beachtung verdient die Darstellung von menschlichen Figuren, von Jagdszenen und von zahlreichen Tieren. Daneben fanden sich auch viele Statuen, von denen eine gebärende „Muttergöttin“, welche sich beidseits auf Leoparden stützt, die bedeutendste ist. Aus ihr und anderen Funden hat man auf eine matriarchalische Gesellschaft geschlossen: neuere Untersuchungen verweisen aber für die Anfangsphase, in der die Siedlung mehrheitlich vom Ertrag der Jagd der Männer gelebt hat, auf eine gleichberechtigte Gesellschaft; erst mit dem Überwiegen des Ackerbaus für die Ernährung, welcher in Catal Höyük eine weibliche Domäne gewesen sein dürfte, nahm der weibliche Einfluss zu.

      Die Menschen von Catal Höyük begruben ihre Toten im Wohnhaus, möglicherweise nach einer Skelettierung durch Aasgeier. Ein Wandbild mit Geiern führt zu dieser Vermutung. Die Skelettierung wird noch heute von den Anhängern der Religion des Zarathustra in Nordindien praktiziert. Im Iran ist dieser Brauch zu Zeiten des Shahs verboten worden; die „Türme des Schweigens“ hoch oben auf Bergkuppen, auf denen die Toten für die Geier zur Skelettierung ausgelegt wurden, sind aber noch heute im Zentrum der iranischen Zoroastrier in der Wüstenstadt Yazd zu besichtigen. Die Kinder wurden unter dem Zimmerboden und die Erwachsenen unter den Sitzbänken unter Beigabe von Geschenken beigesetzt.

      Catal Höyük wurde um 8 150 v.h., in einer tiefen Kalt- und Trockenphase, durch ein riesiges Feuer zerstört und nie wieder aufgebaut. Während der mehr als ein Jahrtausend dauernden Existenz von Catal Höyük finden sich keinerlei Hinweise auf kriegerische Verwicklungen; nun aber könnten Hungerwirren im tiefen klimatischen Verfall zu einem gewaltsamen Ende der Stadt geführt haben.

      - Aufgabe von Dörfern in Jordanien

      In Jordanien waren um 9 000 v.h., in einer Zeit einer Wiedererholung von Feuchtigkeit und Fruchtbarkeit, die ersten uns dort bekannten Dörfer gegründet worden. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat man dort eine ganze Kette von jungsteinzeitlichen Großdörfern gefunden. Eines davon, welches in den letzten Jahren gründlich erforscht wurde, ist Ba´ja, auf einem einsamen Plateau von nur eineinhalb Hektar Größe in der zerklüfteten Bergwelt von Petra im Süden Jordaniens gelegen. Die Ortschaft wurde in 1200 Meter Höhe gebaut, umgeben von vierzig Meter tiefen Schluchten. Vier Meter hohe Mauern des Pueblo-ähnlich angelegten Dorfes schmiegen sich in die heiße Felsenlandschaft östlich des Jordangrabens. Wegen der begrenzten Fläche wuchsen die Häuser bis zu 3 Stockwerke in die Höhe und die Räume wurden meist durch Luken von oben betreten. Die Dachflächen waren СКАЧАТЬ