Название: Erwärmung und Wohlstand oder Abkühlung und Verfall
Автор: Norbert Buchner
Издательство: Bookwire
Жанр: Математика
isbn: 9783737539975
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Die Menschen verschwanden im Kälterückfall wieder aus vielen Räumen und für die verbliebenen Menschen ging es nur noch um das nackte Überleben. Die Kunst der Höhlen versiegte fast in allen Regionen. An den wenigen wärmeren Stellen, wo sich noch eine gewisse Fortsetzung zeigte, wie in der spanischen Levante und am Atlantik, sind aber Zeichen eines Niedergangs unverkennbar.
Später, als es wieder wärmer wurde und sich die Menschen aus dem verbliebenen Rest in den Rückzugsgebieten wieder vermehren konnten, mussten viele Landschaften wieder neu entdeckt werden. Zahlreiche Namen von Gewässern, Bergen und markanten Kennzeichen der Landschaft gehen in Europa zumindest im Kern auf diese Wiederbesiedelung durch die Vaskonen, eine urbaskische Bevölkerung, zurück. Die Menschen nannten z.B. viele der angetroffenen Flüsse einfach „Wasser“, in ureuropäisch „Is“, „Eis“ oder „Ur“. Spätere Zuwanderer nach Europa haben diese Bezeichnungen übernommen, ohne sie zu verstehen. Die Römer haben dann den vorhandenen Gewässernamen einfach ihre Bezeichnung „Aqua“ für „Wasser“ hinzugefügt, woraus dann „Ach“, „Ache“ oder „Ack“ wurde. So heißen heute die Flüsse Eisack und Urach eigentlich „Wasser-Wasser“. Lit. 6.2
Plötzliche Wiedererwärmung: Riesenflut und kultureller Aufschwung
Die Flut des sumerischen Athrahasis
Wie ein Blitz aus heiterem Himmel stellte sich vor 11 500 Jahren ein riesiger Temperatursprung ein (Abb. 2 und 4) und es wurde wieder sehr warm! Nach Information aus dem Gletschereis auf Grönland nahm dort die Temperatur innerhalb eines einzigen Jahrzehnts um ganze 10°C zu! Die Plagen der Eiszeit waren nun ganz plötzlich vorbei! Was aber war die Ursache für diese sprunghafte Entwicklung? Die Sonneneinstrahlung auf die Erde hatte sich auf Grund der erwähnten langfristigen astronomischen Veränderungen schon allmählich erhöht:
Abb. 5 Einstrahlung der Sonne in tropische Bereiche der nördlichen Hemisphäre im Vergleich zu heute
Nach Abb. 5 lag sie in den Tropen der Nordhalbkugel sogar um etwa 5 % höher als heute. Dieser Vorgang war aber über eine Zeit von Jahrtausenden hinweg abgelaufen. Auch die hohe vulkanische Aktivität der Eifel mit ihrer Abkühlwirkung war nun weitgehend abgeklungen, sodass von ihr kein kühlender Rückschlag mehr ausging. Was aber trieb die Temperatur nun schlagartig nach oben? Es war die Sonnenaktivität! Sie stieg ganz plötzlich auf Werte an, wie sie in den letzten zehntausend Jahren nie wieder erreicht wurden (Abb. 6)! Sogar die ungewöhnlich hohe Sonnenaktivität des 20.Jahrhunderts n.Chr. wurde noch um 50 % übertroffen! Wer Zweifel an der hohen klimatischen Wirksamkeit der Sonnenaktivität hat, der sehe sich den Zusammenhang zwischen dem plötzlichen starken Anstieg der Sonnenaktivität und der schlagartigen Beendigung des Eiszeitrückfalls der Jüngeren Dryas an!
Abb. 6 Sonnenaktivität in den letzten 11 300 Jahren (nach Solanki u.a., Max Planck-Inst. Katlenburg-Lindau)
Die plötzliche Hitze löste eine gewaltige Eisschmelze aus und ihre Folge war eine plötzliche weltweite Flut. Wir kennen Berichte zu einer solchen Flut im Persischen Golf aus einem mesopotamischen Bericht auf Tontäfelchen, der Flut des Athrahasis. In ihm sind – ebenso wie im besser bekannten Gilgamesch-Epos – Schilderungen des jüngeren biblischen Flutberichts schon vorweggenommen.
Der Indische Ozean brach mit Vehemenz in den flachen Persischen Golf durch den Golf von Hormuz ein und der Meeresspiegel hob sich in einem einzigen Jahrhundert um 40 Meter an, sodass er am Ende nur noch knapp 30 Meter unter dem heutigen Niveau stand (s. Abb. 7). Das musste zur Überflutung riesiger Landflächen führen: der Boden des Persischen Golfs weist entlang des Ur-Schatts ja nur ein Gefälle von 11 Metern auf hundert Kilometer auf, weswegen das Meer nun fast 400 Kilometer weit eindringen konnte. Vielen Menschen in der fruchtbaren Golfebene wurden das Leben oder zumindest die Heimat und Lebensgrundlage geraubt!
Abb. 7
Vier Fluten im Persischen Golf bei Beendigung der letzten Eiszeit
Das Athrahasis-Epos setzt schon die Kenntnis von Ackerbau voraus: die niedrigen Götter mussten über lange Zeit an Deichen und Gräben schuften, um alle Götter mit Nahrung zu versorgen. Sie wurden aber der Plackerei überdrüssig, erhoben sich gegen die herrschenden Götter, verbrannten ihr Werkzeug und griffen zu den Waffen. Das löste eine große Bestürzung im Reiche der Götter aus! In dieser Zwangssituation beschlossen die herrschenden Götter eine Entlastung der niedrigen Götter durch die Schaffung von Ersatzleuten, von Menschen, welche fortan diese Arbeiten zu verrichten und für die Versorgung der Götter mit Nahrung Sorge zu tragen hatten. Aus einer kleinen Anfangsgruppe – sieben Männer und sieben Frauen, welche die Götter aus Lehm formten – wuchs aber dann im Laufe der Zeit eine große Bevölkerung heran – und das brachte nun wieder neue Probleme! Der oberste Gott Ellil beklagte, dass die Menschen zu laut geworden seien, sodass er seine Ruhe verlor! Daher sandten die Götter eine Seuche, um die Menschen zu dezimieren. Diese wohnten ja nun dicht zusammen in bäuerlichen Siedlungen und dies begünstigte die Ausbreitung von Seuchen. Sie ging aber vorüber und die Menschen vermehrten sich erneut, sodass sich die göttlichen Klagen wiederholten. Diesmal schickten die Götter ganz bedrohliche Dürre- und Hungerperioden. In einem uralten persischen Mythos werden sie wie folgt beschrieben: „Das dunkle Weideland war gebleicht, die Weiten des Landes mit Alkali gefüllt … Ihre Gesichter waren mit Schorf bedeckt … Die Gebärmutter war zu eng, um gebären zu können … Sie aßen die Tochter als Mahl, sie nahmen den Sohn als Speise …“. Das sind Hinweise auf extreme Hungersnöte, die zu Unfruchtbarkeit der Frauen und sogar zu Kannibalismus in der eigenen Familie geführt haben!
Als es dann nach 11 500 v.h. plötzlich heiß wurde, waren die Menschen nach all dem Leid zu schwach – wie der Mythos berichtet -, um die Arbeiten zur Ernährung der Götter noch verrichten zu können. Daher beschloss Gott Ellil, die unnütz gewordenen Geschöpfe durch eine große Flut zu vertilgen.
Aber nicht alle Menschen sind in dieser Flut umgekommen: Gott Enki, der Weise, der befürchtete, dass die Götter ohne die Menschen wieder zu eigener schwerer Arbeit an Deichen und Gräben gezwungen seien, hatte einen Menschen, Atrahasis, vor der künftigen Flut gewarnt: er solle ein großes Schiff bauen, um ihr zu entgehen! Lit. 71
Bau von Steinzeittempeln auf dem Göbekli Tepe
Nach dem Temperatursprung aus der Jüngeren Dryas wurde es entsprechend Abb. 4 mit Schwankungen weiterhin rasch wärmer. Die Sonneneinstrahlung auf die Erde näherte sich aus astronomischen Gründen allmählich ihrem Maximum, welches um 9000 v.h. lag (Abb. 5). Die Fruchtbarkeit der Natur nahm immer mehr zu: Gasbläschen in Eisbohrkernen auf Grönland und in der Antarktis zeigen eine sprunghafte Zunahme des Vegetationsproduktes Methan (s.Abb. 8) auf Werte, wie sie erst wieder in unserer Neuzeit erreicht wurden. In einem Eifelmaar stiegen die organischen Einträge gleichzeitig stark an. Der Tisch für Mensch und Tier war reich gedeckt! Die Folge war eine starke Vermehrung der Menschen und eine Expansion in neue Lebensräume.