Abstellkammer - Makabere Kurzgeschichten. Margret Jacobs
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Название: Abstellkammer - Makabere Kurzgeschichten

Автор: Margret Jacobs

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783750215122

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СКАЧАТЬ du mal den Arzt angerufen?<<

      Frau B: >>Nein, das ist doch nichts, das geht vorüber. Wenn sie schön im Bett bleibt, wird sie bald wieder gesund sein.<<

      Herr B hatte schon nicht mehr zugehört. Frau B kümmerte sich ja darum. Wie immer. Kein Grund, sich damit zu belasten. Er nickte, als er merkte, dass Frau B aufgehört hatte, etwas zu sagen.

      Frau B war zufrieden, denn ihr Mann war offensichtlich mit dem einverstanden, was sie machte. Zumindest hatte er keine Einwände geäußert. Sie wusste, dass ihre Methode, bei Fieber, diesem mit heißer Butter beizukommen, die richtige war. Schließlich hatte sie das auch bei dem anderen Kind gemacht. Und das war auch nicht gestorben.

      Frau B war stolz auf ihre Leistung! Zwei Kinder, beide lebten. Was wollte man mehr?!

      Frau B verfing sich kurz an der Türklinke zur Küche. Wütend rüttelte sie daran und riss sich dabei ein Loch in den Arbeitskittel. Sie war stets arbeitsam gekleidet, denn sie wollte jedem zeigen, wie fleißig sie war. Zu jeder Tageszeit. Ja, sie ging sogar mit Arbeitskittel nachmittags schlafen, damit, sollte jemand an der Haustür klingeln, sie nicht im Nachthemd erwischt wurde. Diese Taktik war schon mehrmals aufgegangen. Frau B war ja nicht dumm! Die Nachbarn legten wert auf kompetente Nachbarn, die nicht arbeitsscheu waren.

      Nein, sie war nicht arbeitsscheu. Sie tat ihr Bestes. Was auch sonst? Ihr Lieblingssatz war, sollte jemand an ihrem Eifer zweifeln: Aber, ich tue doch alles!

      Ja, sie tat wirklich alles. Einiges. Einiges zu viel. Ein Kind hoch ziehen, was man nicht als etwas sieht, was zu einem gehört, war Schwerstarbeit. Und dieses Kind, mit dem Fieber, war besonders Schwerstarbeit. Frau B hatte nämlich den Eindruck, dass dieses Kind, trotz Erziehungsmaßnahmen, sie immer wieder hinter das Licht führte. Sie konnte es nicht beweisen. Aber, es war so ein Gefühl. Dieses Kind arbeitete nicht mit ihr zusammen, sondern heimlich gegen sie. Ja, ES ging sogar soweit, bei Arbeitsversäumnissen von Frau B, Frau B bei ihrem Mann anzuschwärzen. Verrat! Das war wohl die liebste Methode von dem Kind: Sie schlecht machen!

      Sie hatte dem Kind auch schon mal auf den Kopf zugesagt, dass es wohl wolle, dass sie – Frau B – bald tot sei. Das Kind hatte nicht reagiert. Also, hatte Frau B ihm mitgeteilt, dass sie wohl in zehn Jahren nicht mehr leben würde, weil ES nicht das tat, was richtig war. Auch das schien keine Wirkung auf das Kind gehabt zu haben. Dann hatte Frau B die Methode gewechselt und dem Kind gesagt, dass es ins Kinderheim käme, wenn es nicht das tat, was Frau B anordnete. Auch das hatte keine Wirkung gehabt.

      ES war so frech wie immer.

      Frau B hatte sich den Kopf zermartert. Was musste sie sagen oder tun, damit das Kind Ruhe gab?

      Ruhe, das war das, was Frau B wollte. Kein lärmendes Kind. Kein spielendes Kind. Kein lachendes Kind. Kein fragendes Kind. Das schon mal gar nicht!

      Hatte das Kind sich doch heraus genommen, sie noch vor dem Mittagessen in der Küche aufzusuchen und nach etwas zum trinken zu fragen! So eine Unverschämtheit! Als hätte sie nicht gerade vor der Mittagszeit genügend zu tun mit der Essenszubereitung. Was denkt sich so ein Kind eigentlich? Frau B schüttelte den Kopf.

      Leider war das Kind schon zu alt, um es wie früher in das Zimmer einzuschließen. Das Kind würde sich bemerkbar machen. Lautstark. So lautstark, dass es die Nachbarn hören könnten. Das war früher ganz anders gewesen. Das kleine Kind konnte sie in das Zimmer einschließen. Eine Schlüsselumdrehung und es war geschehen. Überall das Licht aus und raus aus der Wohnung, raus aus dem Haus, raus aus diesem Leben.

      Sie war immer gerannt. Hintenrum. An der Rückseite der Häuseranlage entlang. Stets darauf bedacht, dass sie niemand sah. Und wenn jemand sie ansprach, gab sie vor, sehr in Eile zu sein. Sie gab niemandem die Chance ihr zu nahe zu treten. Sie brauchte schließlich ihren Freiraum.

      Das Kind war eingeschlossen und zu klein, um ein Fenster öffnen zu können. Und dass es öfters weinte, dieses sentimentale, empfindliche kleine Ding, dass wussten die Nachbarn nur zu gut und hatten sich daran gewöhnt.

      Doch jetzt war das Kind groß und es konnte problemlos aus dem Fenster steigen. Und seine Stimme formten verständliche Worte. Es könnte um Hilfe rufen. Sie wäre blamiert! Nein, sie konnte dieses Kind nicht mehr wie früher wegsperren.

      Oder, was waren das für rosige Zeiten, als sie das Kind im Kinderwagen auf den Balkon stellen konnte! Ein Außenraum, weit weg von ihrer Küche. Genaugenommen am anderen Ende und auf der anderen Seite der Wohnung. Die Architekten hatten die richtige Wahl getroffen bei der Zimmeranordnung. Ja, das waren Zeiten!

      Und wenn sie dann ihren Mittagsschlaf hielt, war das Kind weit weg. Nicht zu hören am anderen Ende und auf der anderen Seite der Wohnung. Sie liebte die Ruhe! Dann musste sie sich keine Gedanken mehr machen. Das Kind war weg. Wenn auch nur für ein paar Stunden.

      >>Wann gibt es Essen?!<<

      Herr B ließ nie einen Zweifel daran, wann er ihr einen unmissverständlichen Befehl erteilt hatte. Dieser hier besagte: Das Essen muss jetzt auf dem Tisch stehen. Sofort!

      Frau B kannte diesen Unterton, der ihr klar machte, dass es keinen Sinn hatte zu sagen, dass sie noch zuerst dies und jenes erledigen musste, bevor sie seinen Befehl umsetzen würde. Das war so sinnlos, wie zu behaupten, sie hätte keine zwei Kinder.

      Sie seufzte. Wieder das Gleiche. Essen machen. Essen essen. Essen wegräumen. Essen verdauen. Essen wegbringen.

      ES lauschte an der Kinderzimmertür. Die Beiden unterhielten sich auf der Höhe der Küche. Also, war der Weg nicht frei. ES musste warten, bis ihre Ohren ihr sagten, dass Frau B weit entfernt von Herrn B steht. Das konnte eigentlich nur dann sein, wenn Frau B in den Keller ging. Manchmal ging sie in den Keller, um der Essenszubereitung und um Herrn B, wenn er Zuhause war, aus dem Weg zu gehen.

      Die andere Möglichkeit war, sie kam nach oben. Aber das nützte ES nichts. Frau B musste viele Meter Abstand zu ihrem Mann und zu ihrem Kind haben. Dann war für ES der Weg frei. Und das konnte dauern.

      Die Knie von ES zitterten vor Anstrengung. ES war gespannt darauf, ob es die Treppe nach unten überhaupt schaffen würde. Die Aussichten waren nicht gut. Denn die Käfer kamen wieder. Dicke, schwarze mit ekeligen Beinen. Sie krabbelten an der Tapete vor ES hoch. Die ganze Tapete schien zu leben. ES schluckte laut. Doch der Laut war nicht ein Stock tiefer zu hören.

      Frau B war in der Küche und knallte Teller auf die Arbeitsfläche. Essen machen. Essen essen. Essen schlucken.

      ES wollte schon für heute aufgeben und sich wieder in das schützende Bett zurück ziehen. Da hörte ES, wie Frau B aus der Küche trat und im Eilschritt nach rechts abbog. Rechts lagen nur die Tür zum Gästezimmer, wo jetzt das Telefon stand, die Tür zum Wohnzimmer, wo Herr B saß und die Treppe ganz nach unten. Zum Keller.

      Ja! Ja!, dachte ES. Ich habe Glück!

      ES machte sich zum Lauf bereit. Es wusste, es hatte nur wenige Augenblicke. Wenn Frau B im Eilschritt nach unten verschwand, würde sie im Eilschritt auch wieder oben angelangt sein. ES brauchte feste Knie und etwas Mut, um in ihrem Zustand, die Treppe runter zu eilen.

      Steintreppe aus hellem Marmor. Ein mal ausrutschen und man hatte sich etwas verstaucht oder schlimmeres.

      ES ergriff das Treppengeländer. Ohne Geländer würde ES es nicht schaffen. Ein verräterisches Knacken kam aus dem Schwarz des Plastikgeländers. Zu leise, befand ES und setzte schon СКАЧАТЬ