FANG MICH DOCH!. BAUMANN
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Название: FANG MICH DOCH!

Автор: BAUMANN

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

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isbn: 9783742745743

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СКАЧАТЬ Hinault ist jung, unverbraucht und fährt für die französische Renault Gitane Equipe. Der jugendliche Bretone fällt bereits 1977 bei den Klassikern im Frühjahr auf und gewinnt kleinere Rundfahrten. Zudem möchte Hinaults Teamsponsor, der Automobilkonzern Renault, größeren Einfluss auf den französischen Radsport einnehmen ausüben und diesen als Werbevehikel für seine neueste Produktpalette nutzen. Vonseiten Renaults ist man daher sehr interessiert, dass die neu formierte Radmannschaft eine tragende Rolle im Peleton und insbesondere an der Tour de France einnehmen soll. Bernard Hinault gewinnt im Frühjahr 78 bereits die Vuelta a España und wird im Juni französischer Straßenmeister. Die Geschicke des Renault Rennstalls lenkt übrigens ein erfahrener Fuchs: Cyrille Guimard, ehemaliger Rennfahrer und großer Taktiklehrmeister des Radsports. Guimard pilotierte zwei Jahre vorher bereits den kleinen Belgier Lucien Van Impe zu dessen Tour de France-Sieg. Und nun war ganz Frankreich in Erwartung für einen Tour de France-Sieg Hinaults.

      In der ersten Woche der Tour wechselt das Gelbe Trikot mehrmals. Unter anderem konnte es der Deutsche Klaus-Peter Thaler nach einem Etappensieg im Massensprint für zwei Tage übernehmen. Auch Thalers bekanntere Kollegen vom Team Raleigh Jan Raas und Gerie Kneteman, beides Brillenträger aus Holland, fuhren für kurze Zeit in Gelb. Bis Joseph Bruyère vom C&A Team nach dem ersten langen Zeitfahren die Malliot Jaune übernimmt. Bruyére ist Belgier und war lange Jahre so etwas wie ein Edelhelfer Eddy Merckx’. Nun hat er selbst Gelb – und will es nicht mehr hergeben und trägt den edelsten Stoff aller Radsportträume bis tief in die Alpen. Beim Zeitfahren, wo Bruyère Gelb übernimmt, kann auch Bernard Hinault reüssieren und seine erste Tour Etappe gewinnen. Er liegt nun in Lauerposition und scheint für den Gesamtsieg gewappnet. Am 16. Juli 1978 kommt es dann zum Show-down der Königsetappe. Diese soll über 240 Kilometer von St. Etienne hoch auf die Alpe d’Huez führen, einem steilen Schlussaufstieg in die Savoyischen Alpen. Dieser Aufstieg ist vierzehn anstrengende Kilometer lang und gespickt mit 21 Spitzkehren.

      Erstmals wurde der Berg im Rahmen der Tour 1952 befahren. Der große Fausto Coppi gewann damals die Etappe von Lausanne bis hoch in die Skistation von Huez. Danach wurde der Aufstieg über 20 Jahre nicht mehr ins Programm der Schleife durch Frankreich aufgenommen. Erst 1976 wurde die Bergfahrt hoch zur Alpe von den Organisatoren wieder berücksichtigt. Mittlerweile gehören die Ankünfte auf der Alpe d’Huez zur Folklore der Tour und das kleine Örtchen Huez gelangt zu Weltruhm. Bernard Hinault will hier an diesem heißen Julitag 1978 zum großen Schlag ausholen und beim Aufstieg zur Alpe d’Huez mit der Faust auf den Tisch schlagen und die Entscheidung um den Gesamtsieg erzwingen. Die Experten sind sich vor der Etappe uneinig und zweifeln über Hinaults Vorhaben.

      Die Skeptiker sollen Recht behalten. Dem jungen und vor Selbstvertrauen strotzenden Franzosen aus der nördlichen Bretagne stehen nämlich starke Teams mit starken Fahrern gegenüber: Die französische Miko Mercier Equipe um ihren holländischen Kapitän Joop Zoetemelk verfügt gleich über eine Armada von starken Bergfahrern im Aufgebot. Christian Seznec, Raymond Martin und Sven Ake Nilsson, alle selbst fähig, die Tour unter den besten zehn Fahrern zu beenden, stehen dem ewigen Zweiten Zoetemelk als Helfer zur Verfügung. Noch mehr fürchtet Hinault aber die belgische Formation von Velda Flandria. Bei dieser Mannschaft ist Ex-Weltmeister und Sprinterkönig Freddy Maertens unter Vertrag. Maertens hat 1977 die Spanien-Rundfahrt gewonnen. Mit diesem Resultat hat der semmelblonde Belgier bewiesen, dass er fähig ist, eine dreiwöchige Rundfahrt für sich zu entscheiden. Aber vor allem graut es Hinault vor Maertens Mannschaftskollegen Michel Pollentier: Pollentier, von der Statur her kleinwüchsig, gilt als leidenschaftlicher und zäher Bergfahrer und unwiderstehlich im Zeitfahren. Der untersetzte Belgier gehört bereits vor dem Start zu den ganz heißen Kandidaten für den Toursieg dieses Jahres. Sein größter Erfolg hat es in sich: spektakulärer Sieg beim Giro d’Italia 1977. Dafür wurde er belohnt und in Belgien zum Sportler des Jahres gewählt. Unterstützt wird Pollentier von keinem Geringerem als Joaquim Agostinho aus Portugal. Ago, wie man ihn nennt, ist ein Monster von einem Fahrer. Ein Kerl, der sich seine Sporen als Soldat im Angolakrieg abverdiente. Die Legende besagt zudem, dass er seine ersten Rennen mit einem geliehenen Damenrad bestritt und diese natürlich gewann. Dazu stehen mit dem Team noch weitere sehr packende Akteure am Start: Da ist zum einen Marc Demeyer, der belgische Teamkapitän, der auch schon Mal die Hölle des Nordens zwischen Paris und Roubaix gewann. Demeyer unselig, starb vier Jahre später mit nur 31 Jahren, angeblich an den Folgen von übermäßigem Dopingkonsum. Weiter im Team war der Franzose René Bittinger, der als Luxushelfer fungiert. Genauso wie der irische Newcomer Sean Kelly, der damals künftige Superstar des internationalen Radsports, der seine erste Tour de France bestreitet. Als Dirigent dieses illustren Ensembles fungiert Fred De Bruyne. Ein erfahrener und gerissener Directeur Sportiv und Manager, der mit allen Wassern gewaschen scheint und jede noch so kleine Finte des Radsports kennt. Bereits in der ersten Tourwoche zündet das Velda Flandria Team ein fulminantes Feuerwerk. Freddy Maertens gewinnt zwei Etappen – jeweils in Massensprints. Und seine Teamkollegen? Sowohl Pollentier als auch Agostinho sind beide im vordersten Teil der Gesamtwertung klassiert. Alles ist eigentlich wunschgemäß angerichtet und Teamchef De Bruyne kann während der Königsetappe auf Taktik spielen.

      Am Abend nach der epischen Bergetappe sieht sich Fred De Bruyne in seiner Taktik bestätigt. Er lächelt milde, denn seine Fahrer haben die ausgeheckten Pläne vollkommen umgesetzt. Auf der Alpe d’Huez werden im Pressecenter mittlerweile die letzten Texte geschrieben. Damals noch auf Schreibmaschinen, weswegen lautes Klappern herrscht. Die Texte lauten in etwa so: „Pollentier wirkt keineswegs wie ein Radchampion. Gequälter Gesichtsausdruck, merkwürdiger Gang und ein unrhythmischer Fahrstil machen ihn beinahe zum Clown. Doch Michel Pollentier, der kleine Belgier, hat tatsächlich die Gunst der Stunde genutzt und die Kronfavoriten Hinault und Zoetemelk düpiert. Der belgische Meister hat sich den Sieg im Skigebiet von L’Oisans mit viel Herz und noch mehr Mut geholt, nimmt seinem Landsmann Joseph Bruyére Gelb ab und ist neuer und souveräner Leader der Tour. Zudem führt Pollentier das Punkteklassement und die Bergwertung an!“(3)

      Ein veritabler Coup des Mannes mit der hohen Stirn: Nach einem Angriff am Col de Luitel konnte er seinen Vorsprung bis Alpe d’Huez halten. Gemeinsam mit dem Niederländer Hennie Kuiper sind sich Hinault und Zoetemelk nicht einig und machen sich viel zu spät auf die Verfolgung von Pollentier, der seinerseits längst über alle Berge ist und solo im Ziel ankommt. Hinault verliert 45 Sekunden. Zoetemelk noch mehr. Die Experten sind beeindruckt und schätzen die Chancen des Belgiers, das gelbe Trikot bis Paris zu verteidigen, als durchaus realistisch ein.(3) Pollentier ist ein widerstandsfähiger Kerl und dazu auch ein guter Zeitfahrer. Hinault steht die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben. Er weiß genau, dass es sehr schwierig wird, diesem entfesselten Pollentier während des 71 Kilometer langen Zeitfahrens zwischen Metz und Nancy die entscheidenden Sekunden abzunehmen und damit die Tour für sich zu entscheiden.

      Es folgt der Ruhetag in L’Oisans. Die große Schar der Pressevertreter stellt sich auf einen schönen Tag in den Bergen ein. Doch das Erholungsprogramm muss in jenem Moment aufgegeben werden, als folgende Nachricht wie eine Bombe eintrifft: „Der Franzose Antoine Gutierrez sowie der Tourleader Michel Pollentier wurden während der obligatorischen Dopingkontrolle des Betrugs überführt.“(4)

      In einem Interview am Ruhetag meint Pollentier später. „Ich habe nichts anderes gemacht, als alle anderen es auch machen würden. Was heute geschah, ist ein Komplott.“(5)

      Doch was ist mit Pollentier und Gutierrez geschehen? Die Meldung lautet weiter: Sowohl Pollentier als auch Gutierrez sollen bei der Abgabe der Dopingprobe betrogen haben, und zwar mit Urin, der nicht von ihnen selber stammt. Der junge italienische Arzt und leitende Anti-Doping Kontrolleur Renaldo Sacconi wundert sich angesichts des Verhaltens der beiden Fahrer bei der Vorbereitung zur Urinprobe. Und zwar so lange, bis es ihm zu bunt wird. Sacconi stellt sich zuerst vor Antoine Gutierrez und lässt ihn sein Verhalten klären. „Trikot ausziehen“, wird Sacconi geranzt haben. Was er dann entdeckt, ist ein Röhrensystem mit einem Kondom unter der Achsel Gutierrez’. In diesem Kondom stellt der Kontrolleur Fremdurin fest. Gutierrez ist enttarnt. Nun stellt sich Sacconi auch vor Pollentier, lässt ihn sich entblößen und stellt Gleiches wie bei Gutierrez fest. Beide wollen reinen Urin zur Kontrolle abgeben, weil ihr eigener Urin СКАЧАТЬ