Herz, Schmerz und Gänsehaut. Dieter Adam
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Название: Herz, Schmerz und Gänsehaut

Автор: Dieter Adam

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783741816932

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СКАЧАТЬ aber an dem wohl kaum etwas zu ändern war.

       Am Montagmorgen bat sie Claus um eine Unterredung und begab sich, als dieser zustimmte, mit klopfendem Herzen in dessen Büro.

       Er saß hinter seinem Schreibtisch, erhob sich, als sie eintrat, und kam ihr mit ausgestreckter Hand entgegen. Durch nichts ließ er erkennen, ob ihm diese Begegnung irgendwie peinlich war. Freundlich, aber dennoch zurückhaltend wie immer, benahm er sich.

       "Na, Fräulein Becker, haben Sie den Betriebsausflug gut überstanden?", fragte er lächelnd. "War sehr nett, nicht wahr?"

       "Nett?" Tina glaubte nicht recht zu hören und starrte ihren Chef fassungslos an. "Na also, ich weiß nicht. Jedenfalls möchte ich fristlos kündigen."

       "Sie wollen kündigen?" Claus hob erstaunt die Augenbrauen. "Das verstehe ich nun wirklich nicht. Ist Ihnen denn jemand zu nahe getreten während des Ausflugs? Seien Sie bitte offen zu mir. Ich werde den Entsprechenden dann schon zur Rechenschaft ziehen."

       "Claus, also das geht nun wirklich etwas zu weit" rief Tina und funkelte ihren Chef empört an. "Du spielst das Unschuldslamm, obwohl du genau weißt, weshalb ich gehen möchte. Ich finde das charakterlos von dir und beschämend für mich."

       "O Gott!", stöhnte Claus. "Ich ahne Fürchterliches. Deshalb will ich Ihnen ein Geständnis ablegen."

       "Das brauchst du nicht", entgegnete Tina. "Mir ist schon klar, dass du nur deine Frau liebst und mich nur zu einem flüchtigen Abenteuer benutzt hast."

       "Eben darum geht es", erklärte Claus. "Ich habe nämlich gar nicht am Betriebsausflug teilgenommen, weil mir solche Festivitäten zuwider sind und ich außerdem etwas anderes mit meiner Familie vorhatte."

       "Das wird ja immer toller", fauchte Tina. "Willst du mir jetzt einreden, dass ich das alles nur geträumt, und ich nicht mit dir im Bett gelegen habe?"

       "Hast du auch nicht", kam eine andere Stimme von der Tür her, die sich unbemerkt geöffnet hatte. "Der Lümmel, der dich verführt hat, war ich!"

       Tina fuhr herum und begann plötzlich an ihrem Verstand zu zweifeln. An der Tür stand eine zweite Ausgabe von Claus, die sie fröhlich angrinste.

       "Gestatte, dass ich mich vorstelle", flötete der zweite Claus und kam langsam auf sie zu. "Ich heiße Harald und bin der Zwillingsbruder dieses schrecklichen Menschen da. Ich habe schon öfters für ihn an Betriebsausflügen teilnehmen müssen, weil er keine Lust hatte. So schön wie dieser war aber noch keiner. Bist du mir sehr böse?"

       "Eigentlich müsste ich's sein", schmollte Tina. "Mich so hinters Licht zu führen. Mein schlechtes Gewissen hat mich gestern fast umgebracht. Warum hast du mir bloß nicht die Wahrheit gesagt?"

       "Ich kam einfach nicht dazu", erklärte er schmunzelnd. "Wir waren schließlich laufend mit anderen Dingen beschäftigt. Und als ich dann fort musste, hast du so süß geschlafen, dass ich es nicht übers Herz brachte, dich zu wecken."

       "Du hättest dich später noch einmal melden können", tadelte sie ihn.

       "Da habe ich geschlafen", verriet er, "und bin erst spät am Abend wieder zu mir gekommen. Aber jetzt bin ich ja da und möchte dich hiermit in aller Form um Verzeihung bitten."

       "Nun küss sie schon", munterte Claus seinen Zwillingsbruder auf. "Merkst du denn nicht, wie sehr sie darauf wartet? Ich habe übrigens für eine gute Stunde auswärts zu tun und werde draußen Anweisung geben, euch nicht zu stören. Tschüs, ihr zwei."

       Er nickte ihnen freundlich zu und verließ das Zimmer.

       "Ein lieber Mensch, mein Bruder, nicht wahr?", befand Harald.

       "Oh ja", bestätigte Tina. "Aber den anderen mag ich trotzdem lieber. Hoffentlich ist er nicht auch verheiratet?"

       "Er wird es demnächst sein", sagte Harald und nahm sie in seine Arme. "Nachdem die Generalprobe so phantastisch verlaufen ist."

       "Wir können sie gern noch einmal wiederholen", versetzte Tina und lächelte glücklich. "Damit es später auf der Bühne des Lebens auch immer klappt."

       Tödliche Klänge unter der roten Laterne

       Kurzkrimi

       erstmals erschienen in ECHO DER FRAU

      

       Die Bar hieß Pussy Cat und lag im finstersten Winkel des Frankfurter Bahnhofsviertel. Von außen sah sie wie eine Müllhalde aus, die man mit schreienden Leuchtreklamen versehen hatte. Innen konnte man kaum etwas sehen, denn erstens sorgten die roten Lampen, die an den Wänden hingen, kaum für Licht und zweitens war die Luft in der Kneipe derart verräuchert, dass einem ein Nebeltag über London fast wie ein strahlender Frühlingsmorgen erscheinen konnte.

       (Anm.: Als diese Geschichte geschrieben wurde, gab es in den Kneipen noch kein Rauchverbot)

       Das Pussy Cat war Haupttreffpunkt von Prostituierten, Zuhältern und anderen zwielichtigen Gestalten, die das helle Tageslicht und bürgerliche Arbeit scheuten und sich - sprechen wir es ruhig aus - in diesem Stall sauwohl fühlten.

       Für die andere Seite, in diesen Kreisen abfällig Bullen oder noch schlimmer genannt, war das Pussy Cat ein rotes Tuch. Selbst die Polizeihunde scheuten, wenn sie in die Nähe des verrufenen Ladens kamen. Ihre Herrchen gingen grundsätzlich mindestens zu zweit, wenn sie bei ihrer allabendlichen Streife mal einen Blick hineinwerfen mussten. Man konnte ja nie wissen...!

       Obwohl die Kneipe in einschlägigen Kreisen als Hauptumschlagplatz für Rauschgift aller Art galt, hatte die Polizei bisher niemals mit Erfolg eingreifen können. Blitzrazzien blieben ergebnislos.

       Erschienen die Beamten, saßen alle mit braven Gesichtern auf ihren Stühlen und machten den Eindruck, als könnten sie kein Wässerchen trüben. Dabei hockten hier, legt man einen Schnitt von hundert Besuchern am Abend zugrunde, mindestens achttausend Jahre Zuchthaus zusammen. Aber ohne Beweise...?

       Seit etwa acht Tagen spielte auf der winzigen Bühne, die im Hintergrunde des Lokals lag, eine Rockgruppe, die ihre Zuhörer in einen wahren Begeisterungstaumel versetzte. Die vier langhaarigen, verwegen aussehenden Typen verstanden ihr Handwerk. Das musste ihnen der Neid lassen. Durch ihre Benehmen und ihre Art, sich mit den Leuten zu unterhalten, passten sie genau in dieses Milieu. Tiefste Gosse. Der Wirt hatte einen guten Griff mit ihnen getan und dachte bereits daran, ihren Vertrag um etliche Wochen zu verlängern. Man war seinen Gästen schließlich etwas schuldig.

       Heute Abend wirkte die Gruppe allerdings ein wenig müde. Die Jungs zogen Gesichter, als sei ihnen der alte Belzebub persönlich über den Weg gelaufen.

       Ihre Breaks und Riffs klangen kraft- und saftlos und konnten die Zuhörer nicht überzeugen. Dementsprechend war der Applaus und der Umsatz. In einer Pause winkte der Wirt, dem das nicht entgangen war, seine Musiker in ein Hinterzimmer.

       "Verdammt, ihr spielt heute Abend wie saure Gurken", fuhr er sie an. "Da kann ich mir ja auch gleich die Heilsarmee auf die Bühne stellen. Was ist nur los mit euch? Kriegt ihr nicht genug zu trinken oder braucht ihr vielleicht etwas anderes...?

       "Mann, bleib uns mit Frauen vom Hals - wenn du das meinst", erwiderte der Leadgitarrist, ein spindeldürrer Kerl. СКАЧАТЬ