Ein gerissener Kerl. Edgar Wallace
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Читать онлайн книгу Ein gerissener Kerl - Edgar Wallace страница 7

Название: Ein gerissener Kerl

Автор: Edgar Wallace

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783752947502

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      Guelder lachte breit.

      »Einen Dreck«, spottete er, »Fünfzehntausend Pfund, dreitausend habe ich angezahlt. Acht Firmen haben sie zusammengesucht, hier, dort und überall. Was sind sie wert? Für uns, mein lieber Julian, bestimmt Millionen. Nicht, weil wir sie verkaufen werden, sondern weil ...« Er tippte sich an den Nasenflügel und blinzelte schlau.

      »Tu sie weg!« Reef war heute morgen etwas gereizt. »Warum sind Lulangas denn um ein Viertel gestiegen? Ob da irgend jemand seine Finger dazwischen hat?«

      Rex Guelder breitete seine plumpen Hände aus. »Weiß ich nicht«, brummte er. »Was liegt daran? Zerbrich dir nicht den Kopf über diese blöden Ölaktien, mein lieber Julian! Du verdienst da ein paar Tausend und dort ein paar Tausend, aber im Grunde verplemperst du dein Geld, während du jeden Pfennig für den großen Coup zusammenhalten solltest!«

      Julian Reef rückte ungeduldig und nervös auf seinem Stuhl hin und her.

      »Ist es denn wirklich so ein großer Coup, Rex?« fragte er gequält. »Natürlich weiß ich genau, daß du ein verteufelt kluger Chemiker bist und so 'ne Art Genie auf deinem Gebiet. Aber du scheinst nicht zu wissen, daß wir schon fünfzigtausend Pfund verpulvert haben. Wenn mir jemand vor zehn Jahren gesagt hätte, daß ich einmal den Stein der Weisen suchen würde ...«

      »Stein der Weisen!« schnauzte Guelder. »Blödsinn!« Er schnippte verächtlich mit den Fingern. »Du beleidigst mich. Du beleidigst meinen Genius, Julian. Du beleidigst die Wissenschaft, aber du wirst schon sehen!«

      Er schob die Steine vorsichtig mit der einen Hand an die Kante des Tisches und in die Öffnung des Beutels, den er mit der anderen offenhielt. Dann drehte er das Leder zusammen und legte den Beutel zurück in den Tresor. Plötzlich fragte er ganz unvermittelt: »Was ist dir denn passiert?«

      Julian strich über seinen Kiefer. »Dieses Schwein hat mich hinterrücks überfallen«, knurrte er.

      Rex Guelder prustete die dicken Lippen auf. »Es gibt in dieser Stadt so viele Schweine. War es das ›gerissene‹ Schwein?«

      »Allerdings«, polterte Julian, »aber eines Tages werde ich ihm einen Stoß geben, daß er nicht wieder aufkommt!«

      Ein Lächeln zog über das feiste Gesicht des Holländers.

      »Was gibt's daran Komisches?« grollte Julian.

      »Etwas sehr Komisches sogar, mein Freund. Vorhin sprach ich mit Jollybell. – Dabei kam die Rede auf den ›gerissenen Kerl‹. Worin glaubst du wohl, hat er sein Geld angelegt? In Diamanten! De Vere's, Ramier's, Orange River ...«

      Er bog sich in stillem Lachen. Ein neuer Ausdruck tauchte plötzlich in Julian Reefs Augen auf. »Donnerwetter«, flüsterte er, mehr für sich. »Wenn das nur sicher wäre! Gott, wenn ich ihn vernichten könnte! Und ich werde es tun!« Eine tiefe Glut flammte über sein Gesicht. In seinen Pupillen brannte nun plötzlich ein fanatisches Feuer.

      »Höre, Rex. Ich ging in die City, Millionen zu verdienen, nicht Tausende. Ich weiß, was Armut bedeutet. Ich setze alles, aufs Spiel, um ihr zu entrinnen! Wie ich zu Geld komme und wer darüber zugrunde geht, ist mir gleichgültig. Ich werde reich sein! Ich werde mein Landhaus besitzen und meine Villa auf Cape Martin und meine Jacht in den Gewässern von Southampton. Ich werde einen Stall voller Pferde haben, obwohl ich für Rennen nichts übrig habe. Ich werde ein Haus in Park Lane haben und eine Garage voller Autos. Und meine Frau soll die Juwelen einer Fürstin tragen. Das ist das einzige, was zählt. Mögen die anderen haben, was sie wollen, ich werde es ihnen abkaufen!«

      »Wenn du vorsichtig bist«, murmelte Guelder.

      »Vorsichtig! Ich muß etwas wagen. Woher kommt denn all das Geld, das du für Experimente verbrauchst? Etwa aus Geschäften? Vorsichtig! Lächerlich! Ich muß auch den Galgen mit in Rechnung stellen! Aber ich werde soviel Geld zusammenscharren, daß dieser ›gerissene Kerl‹ noch vor mir winseln soll. Er hat mich heute geschlagen, Rex! Glaubst du, ich werde ihm das je vergessen? Ich werde ihn zerschmettern; vernichten werde ich ihn. Zum Bettler soll er werden! Mit einem verblichenen, alten Hut, mit einem zerschlissenen, alten Rock, der an den Ellenbogen glänzt. Der mich anfleht um ein Almosen. Und dann werde ich ihn anspucken!«

      Die Urgewalt seines Zorns und der Vorgenuss seines Triumphs peitschten ihm das Blut zu Kopf und trieben es zurück zu seinem Herzen, daß sein rotglühendes Gesicht jäh erbleichte. Rex Guelder starrte ihn wie ein Wunder an.

      »Bravo, mein Junge«, lobte er, »das ist die richtige Stimmung! Millionen, wie? Das Zehnfache von Millionen. Erst die Organisation. Dann der Coup. Dann alle deine Feinde zu deinen Füßen. Jawohl! Aber im Augenblick ...«

      Er schob seinem Freund und Brotherrn einen Bogen Papier hin. »Sechzehntausend Pfund fünf Schilling und drei Pence sind heute fällig oder ...« Er knipste wieder mit seinen Wurstfingern.

      Julian war im Augenblick ernüchtert. »Soviel?« ächzte er entsetzt.

      Guelder nickte. »Und wir haben unser Bankkonto schon überzogen. Sie haben schon moniert. Wir müssen Geld auftreiben, denn wir müssen unseren Kredit aufrechterhalten. Was soll sonst aus dem großen Coup werden?«

      »Sechzehntausend Pfund?«

      Julian blickte den andern verzweifelt an. Von Ursula Frenshams Vermögen waren noch zwanzigtausend Pfund in Aktien da. Sie mußten den Weg der übrigen gehen. Er schritt auf den Safe zu und entnahm ihm ein langes Kuvert.

      »Verkaufe sie und lege einige ›Val Kraft Syndikat‹ an ihre Stelle.«

      Rex ging ans Telefon und traf die nötigen Anordnungen. Eine Stunde später kam die Nachricht, daß die Aktien verkauft waren. Im selben Augenblick trat Lord Frensham ins Büro.

      »Das ist aber eine unerwartete Ehre«, lächelte Julian heiter.

      Lord Frensham warf sich schwer auf den nächsten Sessel und blickte den Holländer starr an, der dies für eine günstige Gelegenheit hielt zu verschwinden.

      Nach Guelders Abschied kämpfte der Lord mit seinem Vorhaben.

      »Julian, nachdem du von mir fortgegangen bist, rief mich ein Freund an.«

      Julian Reefs Herz hörte fast auf zu schlagen. Er wußte, was jetzt kommen würde.

      »Und, Julian, ich bin doch zu der Ansicht gekommen, daß Ursulas Aktien auf einer Bank liegen sollten. Kann ich sie haben?«

      5

      Nicht durch das leiseste Zucken eines Muskels verriet Julian Reef seine Bestürzung. Er blickte Lord Frensham gelassen an. Sein Gehirn arbeitete emsig. Vor drei Jahren hatte Frensham mündelsichere Aktien im Wert von sechzigtausend Pfund bei ihm hinterlegt. Von den ursprünglichen Stücken war nicht ein einziges Stück mehr vorhanden. Eins nach dem andern war verkauft worden, um dringende Verpflichtungen des jungen Finanzmannes zu erledigen, und war durch Aktien seiner eigenen Gesellschaften ersetzt worden, die nur den Makulaturwert besaßen. Pünktlich auf die Minute hatte er aus seiner eigenen Tasche die halbjährlichen Dividenden auf die alten, längst verschleuderten Aktien des Lord Frensham bezahlt.

      »Ist das dein Ernst?« fragte er, äußerlich vollkommen ruhig. »Ich bin, offen gesagt, ein bißchen überrascht. Es scheint wirklich, als sei es dem ›gerissenen Kerl‹ gelungen, dich mit seinen schmutzigen СКАЧАТЬ