Название: Der Mann von Marokko
Автор: Edgar Wallace
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783752946932
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Morlake machte eine abwehrende Bewegung.
»Versuchen Sie nicht, mir einen Schrecken einzujagen. Seien Sie vernünftig. Sagen Sie mir alles, was Sie inzwischen erlebt haben. Wie ich höre, haben Sie eine halbe Million bei den Varoni-Diamanten verdient, und sogar auf ehrliche Weise – das ist das Merkwürdigste an der ganzen Sache. Wenn Sie doch nur auf den Erfolg gewartet hätten, Hamon! Dann brauchten Sie jetzt nicht um Ihr Leben zu zittern. Wissen Sie eigentlich, wie die Eingeborenen Affen fangen? Sie stecken eine Pflaume oder eine Dattel in eine enghalsige Kürbisflasche, der Affe greift hinein, packt die Dattel, aber er kann die Hand durch den engen Hals nicht mehr herausziehen. Die Dattel will er nicht loslassen, er ist aber auch nicht stark genug, die Flasche zu zertrümmern, und so wird er gefangen. Sie sind auch so ein Affenmann!«
Hamon hatte seine Wut unterdrückt, aber er sah noch unheimlich bleich aus.
»Ich verstehe Sie nicht. Sie sind einer von diesen ganz Oberschlauen, die sich gern reden hören. Ich habe Sie gewarnt. Vielleicht sind Sie die Kürbisflasche, die zerschmettert wird!«
»Das mag sein. Aber wenn ich in die Binsen gehe, so geschieht es wenigstens für eine gute Sache. Inzwischen werde ich in Wold House wohnen und mich daran freuen, daß sich alle Leute hier über meine geheimnisvolle Erscheinung den Kopf zerbrechen.«
»Das Geheimnis werde ich bald aufklären«, rief Hamon.
Am Rand des Wegs blieb er noch einmal stehen und drehte sich um. »Ich lasse Ihnen sieben Tage Zeit, von hier zu verschwinden!«
»Schließen Sie das Tor, wenn Sie hinausgehen«, erwiderte James Morlake.
Hamon stieg in seinen Wagen und fuhr verärgert die Hauptstraße entlang, bis er wieder zu dem holperigen Weg kam, der die Grenze der Creithschen Besitzung bildete. Dann wurde er etwas ruhiger. Das war jetzt sein Eigentum, er war Herr dieser Äcker und der kleinen, traulichen Farmhäuser, die sich zwischen den Hügeln in die Täler einschmiegten. Aber er wollte auch das schlanke, schöne Mädchen besitzen.
Er fühlte das unbändige Verlangen, Joan zu zähmen, zu erniedrigen und für ihre Anmaßung zu bestrafen. Das wäre etwas, das ihn mehr befriedigen würde als alles andere ...
Das Auto war schon auf die Nebenstraße abgebogen, als sein Blick auf ein kleines Haus fiel, das sich hinter einem Holzzaun erhob. Er hielt an, weil er sich erinnerte, daß hier seit gestern eine Freundin Joans wohnte.
Ralph Hamon war ein Mann, der alle Vorteile wahrnahm. Eine Freundin Joans konnte ja auch seine Freundin werden. Vielleicht konnte er mit Hilfe dieser Frau Joans Antipathie überwinden.
Er stieg aus und ging auf die Hauptstraße zurück, bis er zur Gartentür kam. Dann trat er ein und sah sich nach rechts und links um, aber die Bewohnerin war nicht im Garten. Schließlich klopfte er an die Haustür. Als ihm Mrs. Cornford öffnete, schaute er sie mit starren Augen an, als ob sie eine Erscheinung aus einer anderen Welt wäre.
Dann versuchte er zu sprechen, aber nur ein unverständliches Stöhnen kam über seine Lippen. Plötzlich drehte er sich um und eilte wie gehetzt den Pfad zurück. Schwere Schweißtropfen standen auf seiner Stirn, und er biß sich vor Furcht auf die Lippen. Elsa Cornford kannte einen Teil jenes Geheimnisses, das der Besitzer von Wold House bisher nicht herausgebracht hatte.
6
Hat es nicht eben gedonnert?« fragte Lord Creith. Er hob die Hand zum Mund, um ein Gähnen zu verbergen.
Auch Joan fühlte sich gelangweilt. Das Essen nahm kein Ende.
»Es klang fast so«, erwiderte Hamon und fuhr aus seinen unangenehmen Gedanken auf.
»Im Oktober sind Gewitter sehr selten«, meinte der Lord. »Ich kann mich daran erinnern, als ich noch ein Junge war ...«
Er machte einen schwachen Versuch, die andern durch eine Geschichte zu unterhalten, die jedoch niemand fesselte. Er schien es auch zu fühlen und brach bald ab. Aber dann brachte er das Gespräch plötzlich auf ein Thema, das seine beiden Tischgenossen in hohem Maße interessierte.
»Ich habe Stephens nach diesem Morlake gefragt. Ein merkwürdiger Mensch. Niemand weiß auch nur das Geringste über ihn. Vor drei Jahren kam er von irgendwoher, kaufte Wold House und ließ sich hier als Gutsbesitzer nieder. Er beteiligt sich an keiner Jagd, keinem Ball, lehnt alle Einladungen ab, die ihm geschickt werden, und hat offenbar weder Bekannte noch Freunde. Ein ganz eigentümlicher Kerl!«
»Das kann ich nur bestätigen!«
Mr. Hamon lachte laut, und Joan sah ihn erstaunt an.
»Kennen Sie ihn denn?«
»Ziemlich genau – er ist ein amerikanischer Verbrecher!«
Joan versuchte vergeblich, ihre Erregung zu verbergen. Aber anscheinend übersah Hamon das Wohlwollen und die Sympathie, die der Besitzer von Wold House hier genoß. Er freute sich über das Aufsehen, das seine Worte hervorriefen.
»Ja, er ist ein Verbrecher, einer der größten Geldschrankknacker und Erpresser! Wie er in Wirklichkeit heißt, weiß ich nicht.«
»Aber dann ist die Polizei doch sicher über ihn informiert«, meinte Lord Creith verwundert.
»Das mag sein, aber ein Mann wie Morlake, der so viel Geld hat, braucht die Polizei nicht zu fürchten.«
Joan hatte bis jetzt sprachlos zugehört.
»Woher wollen Sie denn das alles wissen?« fragte sie, als sie ihre Stimme wieder beherrschte.
Hamon zuckte die Schultern.
»Vor einigen Jahren bin ich einmal mit ihm aneinandergeraten. Er dachte, er habe etwas entdeckt, was ihm eine gewisse Macht über mich gebe, und versuchte, mich zu erpressen. Er entkam nur mit genauer Not. Das nächste Mal wird es ihm nicht glücken! Und das nächste Mal –« er öffnete und schloß die Hand, als ob er jemand erwürgen wollte »– wird recht bald kommen! Ich habe ihn in meiner Gewalt.«
Joan haßte Ralph Hamon in diesem Augenblick über alle Maßen, obwohl er sie eigentlich nicht beleidigt hatte.
»Ich sagte schon, daß ich nicht weiß, wie er in Wirklichkeit heißt. Die Polizei beobachtet ihn seit Jahren, aber sie hat noch nie genügend Material gegen ihn sammeln können, um ihn vor Gericht zu bringen.«
»Ich habe aber noch nie etwas davon erfahren«, unterbrach ihn Lord Creith, »und ich bin doch hier der Ortsvorstand. Die hiesige Polizei hat nichts gegen ihn, im Gegenteil, man spricht ganz gut von Mr. Morlake.«
»Als ich eben die Polizei erwähnte, meinte ich damit Scotland Yard in London, und die Leute dort reden natürlich nicht darüber.«
»Ich kann das alles nicht glauben!« Joans lange unterdrückte Entrüstung kam zum Durchbruch. »Wahrscheinlich haben Sie irgendwelche Schauergeschichten gehört, die Ihre Phantasie jetzt verwirren!«
Hamon lächelte.
»Ich gebe zu, daß es recht unglaubhaft klingt, aber es ist die volle Wahrheit. Ich habe Morlake erst heute morgen gesprochen. Er war auf das unangenehmste überrascht, als er mich sah, das kann ich Ihnen sagen. Am meisten schien er sich darüber СКАЧАТЬ