MINUS. Jon Pan
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Название: MINUS

Автор: Jon Pan

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783847660569

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СКАЧАТЬ auf einem freien Stück der Schreibtischfläche aus, und begann damit, die Frucht mit einem kleinen Küchenmesser zu schälen.

      Gewöhnlich machte sie eine Stunde Mittagspause, wobei sie im Sommer manchmal nach hinten zur Laderampe ging, weil die Sonne dort an warmen Tagen den Stein aufwärmte.

      Die Tür hinter Violette wurde so leise geöffnet, dass sie es zuerst gar nicht bemerkte. Dann erschrak sie, drehte sich ruckartig um und entdeckte Mangold, der sein blasses Gesicht vorsichtig hereinstreckte. »Darf ich Sie kurz stören?«, fragte er leise.

      »Natürlich«, antwortete Violette und bemühte sich, die Serviette mit der Apfelschale wegzuräumen. Sie warf diesen Abfall nie in den Papierkorb, sondern hinten im Flur gab es einen Abstellraum, wo sich ein blecherner Mistkübel befand. Etwas unbeholfen, die beutelartig geformte Serviette in der Hand, erhob sich Violette und blieb neben dem Stuhl stehen.

      »Es wird einen Monat oder gar länger dauern, bis hier alles wieder wie früher ist«, fing Mangold an, wobei er einen Schritt von der Tür weg in den Raum hinein machte. »Sie wissen doch, wegen Herrn Werenfels Unfall. Vorher kann er unmöglich entlassen werden, sagen die Ärzte, zumindest hat es mir seine Frau am Telefon so mitgeteilt.«

      »Das ist schlimm«, bemerkte Violette mit teilnahmsvollem Gesicht. Doch wenn sie ehrlich war, hatte sie wenig Mitgefühl mit ihrem nicht gerade freundlichen Chef.

      »Und in der Zwischenzeit muss es hier trotzdem weitergehen«, erklärte Mangold in seinem ruhigen Ton, »was wir sicher schaffen werden.«

      »Natürlich«, bestätigte Violette.

      »Und da ich am längsten für die Firma tätig bin, möchte Herr Werenfels, dass ich in der Zeit seiner Abwesenheit – nun ja, Sie wissen schon. Er hat mich damit beauftragt, als sein Stellvertreter nach dem Rechten zu sehen.«

      »Das finde ich gut.« Sie lächelte zurückhaltend.

      »Sollte es irgendwelche Probleme geben, dann wenden Sie sich an mich, Frau Girod.«

      »Ja, das werde ich tun.«

      Mangold wandte sich wieder der Tür zu.

      »Und die Post, die an Herrn Werenfels persönlich adressiert ist, soll ich die jeweils ihnen übergeben?«, fragte Violette.

      Mangold blieb unter der Tür stehen, drehte sich etwas steif um. Seine ganze Erscheinung wirkte abgespannt. Mit der Hand griff er nach seiner Stirn, fuhr streichelnd den Haaransatz entlang, als suche er dort eine Unebenheit. »Nein, die können Sie wie üblich in das Büro des Chefs legen«, antwortete er dann.

      Violette nickte.

      »Dann will ich wieder an die Arbeit gehen«, sagte Mangold, und schon war er draußen.

      Violette wartete bis sich der Buchhalter in seinem Büro befand, dann eilte sie in den Abstellraum am Ende des Flurs und warf dort die Papierserviette in den Abfalleimer. Kaum saß sie wieder an ihrem Schreibtisch, als Hardmeier und Brenner vom Mittagessen zurückkamen. Hardmeier betrat Violettes Büro, schloss sogar die Tür hinter sich, um sich dann in recht lässiger Haltung auf die Ecke des Schreibtischs zu setzen. Es war das erste Mal, dass ihn Violette so erlebte. Die Abwesenheit des Chefs schien ihm Mut zu machen.

      »Sehen Sie, ich habe mir das mit dem Türeschließen zu Herzen genommen«, sagte er mit gespieltem Stolz. »Aber ich frage mich, warum Sie über die Mittagszeit immer in diesem engen Büro bleiben?« Er konnte ein breites Grinsen nicht verkneifen.

      »Mir gefällt es«, antwortete sie.

      »Sie könnten doch mit uns essen kommen«, schlug er vor. »Mal raus aus der muffigen Bude!«

      Violette passte es gar nicht, wie er auf ihrem Schreibtisch saß. „Können Sie sich nicht benehmen!«, sagte sie. »Stehen Sie bitte auf!«

      »Wie meine Mutter!«, bemerkte er und blieb sitzen. »Dabei sind Sie doch noch jung, mein Fräulein! Also etwas lockerer, wenn ich bitten darf!«

      Violette spürte, dass er sie provozieren wollte. Werenfels Abwesenheit schien für den Fahrer das Signal dafür zu sein, sich nicht mehr so wie bisher benehmen zu müssen. Aber auch wenn sich Violette dadurch ein wenig verunsichern ließ, beeindrucken konnte er sie damit bestimmt nicht.

      »Machen Sie sich an die Arbeit«, sagte sie. »Ich habe heute Morgen einen ganzen Stapel Lieferscheine zu Herrn Brenner gebracht. Die Kundschaft muss rechtzeitig beliefert werden, auch wenn der Chef im Krankenhaus liegt.«

      »Eine treu ergebene Mitarbeiterin, was!«, spöttelte Hardmeier. »Der alte Geizkragen muss ihnen ganz schön ans Herz gewachsen sein!«

      »Ich erledige nur meine Arbeit«, konterte sie.

      Der Fahrer rutschte vom Schreibtisch. »Ich werde mich sowieso nach einem neuen Job umsehen«, sagte er. »In dem Laden hier ist nichts los! Sogar das Radio für den Lieferwagen musste ich aus eigener Tasche bezahlen.«

      Violette schaute kurz auf ihre Armbanduhr. »Es ist halb zwei«, sagte sie vorwurfsvoll.

      Er schritt auf und ab. Violette fand sein Benehmen lächerlich. Hardmeier blieb bei der Briefablage stehen, obwohl es dort um diese Zeit keine Post zu holen gab. Er trommelte mit den Fingern gegen die hölzerne Unterlage. Dabei starrte er Violette an. Sie fand ihn in dieser Haltung abstoßend.

      »Die Kundschaft wartet«, ermahnte sie ihn.

      »Das läuft schon«, meinte er. »Da müssen Sie sich keine Sorgen machen! Aber was mich vielmehr interessiert, ist ihr abweisendes Verhalten mir gegenüber. Es beschäftigt mich. Habe ich ihnen etwas getan? Erklären Sie mir das doch!«

      Violette wurde es peinlich. Sie senkte den Kopf, holte die Bestellformulare zu sich heran, überlegte, ob sie nicht mit dem Schreiben der Rechnungen anfangen sollte und hoffte, dass das Telefon klingeln würde.

      »Wir könnten doch wirklich mal zusammen ausgehen«, schlug er dann vor. »Ganz seriös und anständig, versteht sich!«

      Sie konnte hören, wie er auf ihren Schreibtisch zu kam. Ihr Kopf schoss hoch. »Was fällt ihnen ein!«, reagierte sie gereizt. »Gehen Sie endlich an ihre Arbeit!«

      Er grinste übers ganze Gesicht, richtete seinen Oberkörper auf, wobei sich seine Muskeln als Wölbungen unter dem gespannten Hemd abzeichneten. Nun lehnte er sich sogar vor, stützte sich mit seinen großen Händen auf der Schreibtischplatte ab, wobei sein Kopf eine gewisse Grenze durchstieß und bei Violette das Gefühl von Bedrängung auslöste. Sie konnte sich nicht mehr zurückhalten. »Nun verschwinden Sie endlich aus meinem Büro!«, befahl sie in einer Lautstärke, die sie an sich gar nicht kannte. Dabei wich sie zurück und spürte die harte Lehne des Stuhls im Rücken.

      Hardmeier blieb in derselben, vorgebeugten Haltung stehen und fragte mit leicht abschätziger Stimme: »Warum so aufgeregt? Ich vergreife mich schon nicht an ihnen!«

      Welche Erlösung – das Telefon klingelte! Und es schien, als würde dieses Geräusch Hardmeier zur Besinnung bringen, jedenfalls nahm er wieder eine aufrechte Körperhaltung ein und distanzierte sich aus der für Violette als so unangenehm empfundenen Nähe.

      Frau Werenfels, die Gattin des Chefs, war am Apparat. Sie wünschte Mangold zu sprechen. Violette verabschiedete sich höflicher als sonst und stellte die Verbindung mit dem Buchhalter her.

      »Nun СКАЧАТЬ