»Mal schauen, wie die Sache anläuft.«
»Dieser Agent, von dem ich sprach, heißt Anton Rozeck und hat sein Büro in München«, sagte Hoerning. »Die genaue Adresse musst du dir selber beschaffen.«
Kim notierte sich den Namen und fragte: »Kennst du den Mann persönlich?«
»Nein.«
Kim bedankte sich für die Auskunft und hatte es dann plötzlich eilig, das Café zu verlassen.
Sie betrat die Wohnung. Pauly saß in seinem roten Trainingsanzug vor dem Fernseher. Sein Haar war vom Duschen noch feucht.
»Hallo«, begrüßte sie ihn und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
»Du bist spät«, sagte Pauly, ohne seinen Blick von der Mattscheibe zu nehmen.
»Ich hatte noch eine Verabredung.« Sie ging zum Tisch, holte eine Zigarette aus der Handtasche und fing zu rauchen an.
Pauly starrte unentwegt auf den Bildschirm, wo ein Actionfilm lief.
»Ich sagte, dass ich noch eine Verabredung hatte«, betonte Kim etwas lauter. »Oder interessiert dich das nicht?«
Pauly drehte seinen Kopf in Kims Richtung, doch da aus dem Lautsprecher des Fernsehers gerade ein krachendes Geräusch kam, fixierten seine Augen gleich wieder das flimmernde Viereck.
Kim schritt zum Gerät und schaltete es aus.
»He, was ist los?«, regte sich Pauly auf.
»Ich muss mit dir reden«, sagte Kim. »Und da will ich, dass du mir zuhörst!«
Pauly legte den Kopf zurück, zog die Beine auf den Sessel, gähnte mit weit geöffnetem Mund.
»Meine Verabredung hatte mit diesem Manuskript zu tun«, erklärte Kim.
Pauly setzte sich im Sessel auf. »Was soll das?«, fragte er. »Das bringt doch nichts.«
»So, meinst du?« Ihre Augen musterten Pauly mit prüfendem Blick. »Willst du mir nun zuhören?«, fragte sie dann.
»Also, lass es schon raus, wenn es unbedingt sein muss!«, erwiderte er.
»Ich habe mit jemandem über das Manuskript gesprochen«, verriet Kim.
»Und?« Pauly wirkte völlig uninteressiert. Er zupfte mit den Fingern an seinem Trainingsanzug herum.
»Ich gehe am Montag zu einem Agenten«, sagte sie, »und werde ihm das Manuskript anbieten.«
»Anbieten?«, fragte er. »Was soll das heißen?«
»Vielleicht kann es veröffentlicht werden.«
»Du spinnst doch«, meinte er spöttisch.
»Lass mich nur machen, Nino! Wenn derjenige, der dieses Manuskript geschrieben hat, es nicht mehr will und wegwirft, dann komme eben ich und mache etwas damit.«
»Der wird sich freuen, wenn er sein Buch plötzlich irgendwo sieht.«
»Vorausgesetzt, er kommt dahinter«, erwiderte Kim.
»Der wird doch sein eigenes Geschreibsel erkennen.«
»Dazu muss er es zuerst gedruckt lesen«, sagte Kim und drückte die Zigarette aus. »Es erscheinen laufend neue Bücher. Wenn wir also den Titel ändern, dazu einen erfundenen Namen als Autor angeben, besteht kaum eine Chance, dass der richtige Verfasser dahinterkommt.«
»Was dir so durch den Kopf geht!«, stellte Pauly fest. »Gut, die Idee ist ja soweit nicht schlecht. Aber mal angenommen, du schaffst es wirklich, dass dieses Manuskript veröffentlicht wird – «
»Was ist dann?«, fragte Kim neugierig.
»Betrug ist das.«
Sie schwieg.
»Und wer soll bei deiner Idee das Manuskript denn geschrieben haben?«, wollte Pauly wissen. »Etwa du selbst?«
»Es muss ein Mann sein«, antwortete sie.
»Und wieso?«
»Weil es von einem Mann geschrieben wurde.«
»Wenn ich dich so reden höre.« Pauly grinste. »Wie damals, als dir dieser Robert die große Karriere als Fotomodel eingeredet hat.«
»Stimmt, Nino. Nur wirst du mich diesmal nicht davon abbringen.«
»Mir kann es ja egal sein. Ich habe die Sache zwar gefunden, aber was du nun damit machst – es hat offenbar keinen Sinn, dagegen anzugehen.«
»Wir müssen die Sache nur gut planen«, sagte Kim.
»Wir? Lass mich da bitte raus!«
»Und für wie lange?«, fragte sie. »Ich nehme an, wenn es Geld einbringt, wirst du garantiert dabei sein!«
»Wenn, wenn, wenn!«, reagierte Pauly und fuchtelte mit der Hand herum. »Wenn der Kram wirklich was taugt und du dich auf die Socken machst – ja, ich traue dir sogar zu, dass du eventuell was rausholen kannst. Aber wie viel wird es sein? Reich können wir damit bestimmt nicht werden.«
»Wenn es nur einige Tausender bringt.« Sie warf ihm einen verständnisheischenden Blick zu. »Das ist doch schon etwas, oder?«
»Von mir aus.«
»Rolf Hoerning hat mir den Tipp mit dem Agenten gegeben«, sagte Kim.
»Wer ist das?«
»Der Journalist aus Nizza.«
»Ach der«, sagte Pauly abschätzig.
»Ich habe Hoerning übrigens gesagt, du hättest den Roman geschrieben.
Paulys Gesicht erstarrte vor Fassungslosigkeit. »Was hast du?«
Kim trat auf ihn zu und blieb dicht vor ihm stehen.
»Du willst mich wohl auf den Arm nehmen, was?«, sagte Pauly. »Das kauft dir doch niemand ab!«
»Nino.« Kim kniete sich zu ihm herunter und legte ihre Hand auf sein Knie. »Lass mich nur machen!«, sagte sie leise. »Ich weiß, was ich will und werde es diesmal auch erreichen.«
»Ich und ein Buch schreiben!«, rief Pauly.
»Die Sache muss unter uns bleiben«, sagte Kim. »Du hast das Manuskript geschrieben, und ich werde alles andere erledigen.«
»Warum erfindest du nicht einen Namen?«
»Lass es uns mal so versuchen!«
»Das haut nie hin«, versicherte Pauly.
»Machst du nun mit, Nino?« Kim griff nach Paulys СКАЧАТЬ