Название: Überleben im Überfluss
Автор: Rob Kenius
Издательство: Bookwire
Жанр: Социология
isbn: 9783742779908
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Es sind Symptome für eine völlig überflüssige und unangebrachte Propaganda und Einflussnahme auf die Meinungsbildung, um es vorsichtig auszudrücken. Solche Floskeln und Narrative helfen uns, wenn wir sie als solche erkennen, im vorhandenen Nachrichtenüberfluss die Quellen zu markieren und gegebenenfalls auszuschließen, das heißt abzuschalten.
2.05 Wer ist umweltfreundlicher?
Ein weiteres Narrativ, das im späteren Zusammenhang mit dem Energieverbrauch besonders interessant wird, ist das von der Umweltschädlichkeit der Diesel-PKW. Es wird seit dem Abgasskandal in den USA ständig behauptet und wiederholt: Kleine Dieselmotoren seien schädlicher für die Umwelt als Benziner, obwohl man vorher viele Jahre lang der umgekehrten Ansicht war.
Unbestreitbar aber hat ein Dieselmotor den besseren Wirkungsgrad, das heißt, er verbraucht weniger Kraftstoff für seine Leistung und gibt dementsprechend weniger Kohlendioxyd an die Umgebung ab. Hinzu kommt natürlich, dass Dieselmotoren auch weniger von der schwindenden Ressource Öl verbrauchen als die Benziner, die sogenannten Ottomotoren.
Der Diesel ist sparsamer und leistet mehr. Das ist ja der Grund, warum LKW fast immer mit Diesel fahren.
Die angeblich so schädlichen Stickoxyde des Diesel haben gegenüber Kohlendioxyd den Vorteil, dass sie chemisch nicht stabil sind und sich nach einiger Zeit von selber zersetzen, während Kohlendioxyd stabil ist und in der Atmosphäre bleibt. Es wird zwar von Pflanzen aufgenommen, aber bekanntlich später wieder abgegeben.
Die Diskussion um den Diesel-PKW lenkt vom eigentlichen Problem ab, das vielen Autofahrern und besonders der Industrie äußerst unangenehm ist: Alle PKW sind heute im Schnitt 50% schwerer als vor 40 Jahren; sie bringen wesentlich mehr Leistung und belasten die Umwelt dementsprechend höher.
Der umgekehrte Weg der Entwicklung wäre längst zu realisieren; der kleine Verbrennungsmotor in einem bescheidenen PKW, der nur drei bis vier Liter Kraftstoff auf 100 km braucht. Das wäre in der Breite ein Gewinn für die Umwelt in einem quantitativen Umfang, wie er mit Filtertechnik, Fahrverboten und Elektroautos im Stile von Tesla nicht zu erreichen ist.
Die hier geschilderten Zusammenhänge hat der österreichische Ökologe Ulrich Sommer in zwei Artikeln auf Telepolis genauer erläutert. Man findet diese auf der Seite http://heise.de/tp durch die Suche nach: Ulrich Sommer Diesel.
Die Autoindustrie, voran die deutsche, ist den umgekehrten Weg als den zum 3-Liter-Auto gegangen: Mehr Umsatz durch Aufrüstung der Fahrzeuge, besonders in der SUV-Klasse. Diese Autos sind höher, haben also mehr Luftwiderstand, sie sind schwerer und sollen trotzdem so schnell sein wie ein normaler PKW; dafür bieten sie den Fahrern mehr Präsenz auf der Straße. Dieses protzige Verhalten (der Vehikel, nicht der Fahrerinnen) wird erkauft durch schwere Dieselaggregate mit viel Leistung und viel Abgas. Das ist völlig gegen den immer wieder betonten Willen der Gesellschaft zum Umweltschutz.
SUV-Fahrzeuge und die Aufrüstung aller PKW sind ein typischer Auswuchs der Überfluss-Gesellschaft. Für diesen Trend sind die Deutsche Automobilindustrie, die deutschen Autofahrer und die deutsche Regierung verantwortlich, die den Trend nicht gesteuert, sondern durch die Abwrack-Prämie finanziell unterstützt hat. Die Abwrackprämie wurde in Höhe von insgesamt fünf Milliarden Euro 2009 an Autobesitzer ausgezahlt, die ein altes Fahrzeug verschrottet hatten (2.500 Euro pro Wrack) und sich ein neues kauften. Mehr als zehnmal so viel kassierte dann die Automobilindustrie. Auf Seiten der Regierung nannte man dieses Geld Umweltprämie.
Deutschland ist (noch) Auto-Nation Nr. 1 und wir liefern nicht nur die komfortabelsten Autos, wir rasen auch am wildesten damit herum, seit Michael Schumacher sogar weltweit in der Formel-Eins.
2.06 Die drei Wege der Wirtschaft
Immer dann, wenn endliche Vorräte, in diesem Fall der fossile Kraftstoff und die endlich belastbare Umwelt einem allgemeinen Konsumvergnügen gegenüberstehen, gibt es drei Möglichkeiten, damit zu wirtschaften.
1. Wir teilen uns die Vorräte so ein, dass wir lange damit auskommen.
2. Wir verprassen das Vorhandene in einem Rausch und denken nicht an morgen.
3. Wir versuchen mit Gewalt, an die Vorräte von anderen Ländern und Völkern zu kommen und sie uns anzueignen.
Es gibt eine vierte Möglichkeit, allerdings nur in der ökonomischen Theorie, nämlich die, auf dem Markt mit Geld alles zu kaufen, was wir haben wollen. Diese Rechnung geht in der Realität nicht auf, wie wir später sehen werden, weil das Geld zwar eine im Prinzip unendliche Reserve ist, aber nicht unbegrenzt eingesetzt werden kann.
Meine persönliche Präferenz zur Lösung des Problems ist, wie man leicht erraten wird, die erste Option, nämlich die, den Überfluss zu ignorieren und die uns bekannten und nur endlich vorhandenen Ressourcen so einzuteilen, dass sich noch mehrere Generationen daran erfreuen können. (Begründug: Ich habe Kinder und Enkel.)
Hier kommt gleich die Frage der Kompetenz ins Spiel. Wen sollten wir nach seiner Meinung fragen? Es wäre vielleicht gut, in diesem Fall nicht Berufspolitiker und Wirtschaftsvertreter alleine zu fragen, sondern auch Menschen, die das Leben kennen. Das sind solche, die schon andere Zeiten erlebt oder andere Kulturen gesehen haben, die also den Überfluss nicht für selbstverständlich und unverzichtbar halten und auch nicht als Interessenvertreter und Experten direkt oder indirekt vom Profit durch den Massenkonsum abhängig sind.
Die Medien diskutieren viel in diesem Zusammenhang, aber nicht offen über die vorhandenen drei Möglichkeiten des Umgangs mit den globalen Vorräten, also Agrarflächen, Material und Energie, sondern sie folgen genau wie die meisten Politiker der ökonomischen Theorie, dass der Markt alles hergibt, was man bezahlen kann. Das ist, wie später genauer erläutert wird, eine fragwürdige Ideologie. Die ideologische Einseitigkeit in der Berichterstattung und Diskussion ist ein Hinweis darauf, dass unsere Massenmedien nicht aktuell, frei und objektiv berichten, sondern auf unsichtbare Weise politisch-ökonomisch gesteuert werden.
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