Der Gärtner war der Mörder. Wolfgang Schneider
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Название: Der Gärtner war der Mörder

Автор: Wolfgang Schneider

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783847640257

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СКАЧАТЬ hat pubertären Unsinn im Kopf. Die wird wahrscheinlich gerade auf irgend einer Teenie-Party ihren Rausch ausschlafen.“

      „Ach ja, ist das so?“ antwortete die Frau zornig, „weil du sie ja so genau kennst, so oft wie du sie siehst!“

      „Karin, jetzt beruhige dich doch mal bitte. Was ist das letzte, was du von ihr weißt?“

      „Sie ist gestern nach der Schule direkt mit zur Amelie. Ich hatte ja Spätschicht und die Mädchen wollten zusammen Hausaufgaben machen. Sie wollte aber auf jeden Fall um zehn zuhause sein, sonst hätte sie ja auch angerufen!“

      „Die Amelie ist nochmal...“

      „Ihre Schulfreundin, Gianni. Die Schulfreundin deiner Tochter!“

      „Ok. Hast du bei den Eltern von der Amelie angerufen?“

      „Gianni, glaubst du ich bin total verblödet oder was? Natürlich hab ich da angerufen, gestern Nacht noch!“

      „Und was haben die gesagt?“

      „Sie ist schon um acht gegangen und wollte dann mit dem Bus zur S-Bahn Station fahren.“

      „Hmm...“

      „Was heißt hier 'hmm'?“

      „Also weißt du, was ich glaube? Sie hat wahrscheinlich an der Bushaltestelle ein paar von ihren Freunden getroffen. Die wussten von irgend einer Mega-Party und haben sie überredet, mitzugehen. Gibt's da nicht eh irgend so ein Jugendzentrum, wo die sich andauernd treffen? Und nach dem ersten Bier wollte sie dich anrufen und hat gemerkt, dass ihr Akku leer ist.“

      „Dann wäre sie aber irgendwann nach Hause gekommen, Gianni, verdammt!“

      „Am besten, du beruhigst dich erst mal, Karin. Und dann rufst du nochmal bei den Eltern dieser Amelie an und fragst, ob die nicht vielleicht doch noch irgendwas wissen. Ich bin mir sicher, spätestens morgen ist unsere Jasmin wieder aufgetaucht.“

      „Unsere Jasmin, ja klar. Ich sag dir was ich mache: ich ruf jetzt bei der Polizei an!“

      Die Frau hatte aufgelegt. Sie sah sich fahrig um, dann ging sie ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher aus. Dann ging sie zurück in die Küche, holte eine weitere Zigarette aus der Packung und zündete sie an, ließ sich auf den Stuhl am Küchentisch fallen, starrte die Wand an und wischte sich mit der Hand die Tränen vom Gesicht. So saß sie etwa fünf Minuten regungslos da, während die Zigarettenasche auf den Linoleumfußboden bröselte. Dann griff sie erneut zum Telefon und wählte eine Nummer. Ein kurzes Freizeichen, dann meldete sich eine freundliche Männerstimme:

      „Elf-Acht-Drei-Drei, mein Name ist Velten, was kann ich für Sie tun?“

      „Grüß Gott, ich bräuchte bitte die Nummer der Polizei.“

      „Gerne, in welcher Stadt?“

      „Ach ja, in München bitte.“ Eine kurze wortlose Pause, dann sagte der Mann am anderen Ende:

      „Ich hätte hier die Zentrale oder wollen Sie eine bestimmte Durchwahl?“

      „Ich muss eine Vermissten-Anzeige aufgeben.“ Wieder eine kurze Pause.

      „Ich lasse Ihnen die Nummer ansagen, möchten Sie danach gleich verbunden werden?“

      „Ja, bitte.“

      Im Polizeipräsidium München wurde am 7. Juni 2008, um 19:23 eine telefonische Vermisstenanzeige betreffend einer fünfzehnjährigen Schülerin aufgenommen, ordnungsgemäß protokolliert und zur Wiedervorlage für die zuständige Kommission am nächstfolgenden Werktag weitergeleitet. Die Anruferin wurde darauf hingewiesen, dass vor Ablauf von drei Tagen, in denen die vermisste Person unauffindbar blieb, üblicherweise keine ermittlungstechnischen Vorgänge gestattet seien, dass man aber aufgrund der besonderen Situation und der möglichen Parallelen zu einer anderen bisher unaufgeklärten Personenfahndung diese Sache schnellstmöglich und mit Nachdruck verfolgen werde.

      Auf dem Viktualienmarkt II

       Samstag, 7. Juni 2008, 21:15

      „Wäjsse, wat de mal mache muss', Kolleje! Do jehsse in Köln in ne Knäjpe un denn pfeifste de Köbes her und bestells' dir en Alt! Un' denn guckste, wat passiert!“. Die drei Rheinländer lachten sich kaputt. Ausgehend von der vorhergehenden Unterhaltung konnte sich Sedlmeyer in etwa vorstellen, was passieren würde. Sie waren im Laufe ihres Gespräches auf die diversen Hasslieben zu sprechen gekommen, die sich zwischen Nachbarn so entwickeln konnten. Sie waren zunächst bei den Österreichern gelandet, da die drei wissen wollten, was sie in Klagenfurt zu erwarten hätten, wenn sie am Donnerstag zu ihrem EM-Spiel dorthin aufbrechen würden. Sedlmeyer hatte ihnen erklärt, dass es hierzulande Tradition sei, die Österreicher durch den Kakao zu ziehen, während es bei denen üblich war, die benachbarten Deutschen zu veräppeln und dass das ganze gerade deshalb ein Ausdruck tiefer Verbundenheit sei. Darauf hin hatten ihm die drei Kölner ausführlich erklärt, dass ähnliches auch auf Köln und Düsseldorf zuträfe allerdings ohne jede Verbundenheit. Was also würde passieren, wenn man in einer Kölner Kneipe ein Düsseldorfer Altbier bestellte? Man flog mit hoher Wahrscheinlichkeit auf der Stelle raus. Sedlmeyer grinste und trank seinen letzten Schluck Bier aus. Schon seit einiger Zeit kreisten seine Gedanken um seine neue CD. Er hätte sie zu gerne so schnell wie möglich angehört. Er hatte eine hochwertige Stereoanlage zuhause, der einzige wirkliche Luxus, den er sich gönnte und einen sündhaft teuren Kopfhörer. Sich in der lauen Sommernacht auf den Balkon und den Kopfhörer auf den Kopf setzen, eine Zigarette drehen und ein seltenes Pantera bootleg anhören, das erschien ihm gerade extrem verlockend. Dann kam ihm noch ein anderer Gedanke. Was wäre, wenn er zuvor noch ein wenig andere – natürlich längst nicht so gute – Musik hörte, und sich den ultimativen Genuss noch ein bisschen aufhob? Das war so eine Sache mit den Genüssen: sollte man sie packen, sich ihnen ergeben, so schnell und wann immer es ging? Oder sollte man sie sich aufheben, die Vorfreude genießen und die Erwartung wachsen lassen? Eine Frage, die sie einmal unter den Kollegen in der Kantine beim Mittagessen diskutiert hatten, lautete: „Wenn du zwei Zutaten auf deinem Teller hast, eine schmeckt dir wahnsinnig gut und die andere nicht ganz so gut, welche isst du zuerst?“. Die Antworten waren unterschiedlich ausgefallen; die einen würden das schmackhaftere Gericht sofort aufessen und das andere erst danach, während die anderen sich den Leckerbissen bis zum Schluss aufhoben. Sedlmeyer war einer der letzteren gewesen. Er hatte einen Plan gefasst. Er würde die drei Kölner ihrem Schicksal überlassen, das wahrscheinlich unter anderem darin bestand, dass sie am nächsten Tag einen saumäßigen Kater haben würden, und noch in eine Kneipe gehen. Sie hatten ihm zuvor erzählt, „höjte nochmal rischtisch Party machen“ und die Münchner Club-Szene auskundschaften zu wollen. Ob das mit dem Auskundschaften erfolgreich funktionieren würde, konnte man so oder so sehen; schließlich hatten sie jeder schon ungefähr vier Mass intus. Sedlmeyer stand auf, zog seine Jacke an, klopfte dem grantigen Alten neben sich auf die Schulter und wünschte den Rheinländern viel Spaß bei ihrem weiteren München-Aufenthalt. Die waren empört über sein frühes Aufbrechen:

      „Kollege, du willst doch nicht etwa schon gehen? Bleib da, wir gehen später noch ins null-acht-neun, da kommste mit!“, sagte der erste.

      „Würd ich ja gerne machen, aber ich kann nicht. Daheim wartet meine Frau mit dem Nudelholz auf mich“, antwortete Sedlmeyer und grinste verschwörerisch. Das war rundheraus gelogen; weder hatte er eine Frau, noch hatte die ein Nudelholz. Die einzige Dame, die auf ihn wartete, hieß Pantera СКАЧАТЬ