Miles Per Minute. Chris Montana
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Название: Miles Per Minute

Автор: Chris Montana

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783847671855

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СКАЧАТЬ feinste Mikrophone und Monitorboxen waren installiert. Natürlich wurde mir ein Dolmetscher zur Seite gestellt, denn nicht alle Brasilianer sprechen ein gutes Englisch. Das Interview selbst verlief sehr angenehm, wir sprachen über meine aktuelle Musik, meine anstehenden Gigs und wie es am Vortag in Ribeirao Preto gewesen sei. Zwischendurch spielten sie meine Tracks wie „Don’t give it up“ oder „el hacha“ live über Antenne. Das machte Spaß! Leider war die eine Stunde Sendung, die sie über mich machten, viel zu schnell vorbei und schon musste ich weiter, um meinen Rückflug zu erwischen.

      Wie groß die Kontraste in Brasilien sind, wurde mir bei der Fahrt vom Funkhaus zum internationalen Flughafen der Stadt, Guarulhos, wieder klar. Auf der Fahrt durch die südamerikanische Metropole durchquert man dabei im Prinzip ihren kompletten Stadtkern. Arm und Reich leben hier auf engstem Raum beieinander. Sehr wohlhabende Viertel oder Enklaven wie Jardins, die oft von einer hohen Mauer umgeben sind und rund um die Uhr bewacht werden, liegen direkt neben einer der sogenannten und berüchtigten Favelas, den Slums in den großen brasilianischen Städten. Hier prallen große Gegensätze aufeinander. Dicke Limousinen queren die Brücken, unter denen Dutzende von Obdachlosen sich ihre provisorischen Behausungen gebaut haben. Hier liegt der Penner betrunken einfach quer auf der Straße, dort wässert der Gärtner gewissenhaft den Rasen vor den Condominiums der Reichen. Im Fernsehen gibt es spezielle Kanäle, die sich Tag für Tag nur mit den Kämpfen zwischen der Polizei und den Drogenbossen in den Favelas beschäftigen. Man kann sich die, zum Teil verzweifelten, Versuche ansehen, diese Enklaven in der Stadt bis zu den zwei anstehenden Großevents – der Fußball-WM 2014 und den Olympischen Spielen 2016 – von der organisierten Kriminalität zu säubern.

      Für mich gehört dieser Mix der Kulturen und Gesellschaftsschichten irgendwie zu so einer Großstadt dazu. Ich war schon oft in einer der Favelas zu Fuß unterwegs und habe mich nie unsicher gefühlt. Natürlich, wenn du mit einer dicken Rolex an der Hand und einer fetten Brieftasche in der Hose nachts allein in einer dunklen Gasse unterwegs bist, ist das schon gefährlich. Aber das kann es auch in Berlin oder Paris genauso sein. Ungeachtet dessen, ist Sao Paulo eine wahnsinnig vielschichtige und interessante, energiegeladene Stadt. Viel mehr eine Metropole als Rio. Rio ist eher etwas für den typischen Touristen. Meer, Strand, Samba, der Zuckerhut usw., das ist alles unterhaltsam und macht Spaß, aber nicht umsonst wird Sao Paulo als das New York Südamerikas bezeichnet. Hier passieren die wichtigen Dinge, hier treffen sich die Künstler und Macher Brasiliens.

      Am Nachmittag, endlich wieder am internationalen Flughafen angekommen, musste ich feststellen, dass sich die Piloten der Airline im Streik befanden und mein Weiterflug am nächsten Morgen von Madrid nach München gestrichen worden war. KEIN WUNDER, dachte ich bei mir. Glücklicherweise waren sie so kulant und buchten mich auf den Direktflug von Sao Paulo mit unserer deutschen Kranich-Airline. Was für ein Unterschied! Da fühlt man sich gleich wie zu Hause. Der Flieger war neu, die Stewardessen sehr freundlich, das Essen konnte sich auch als solches bezeichnen und wir waren sogar ein paar Minuten vor der geplanten Ankunftszeit in München. Leider bei etwas schattigen -17°…

      Einmal um die Welt – Miles per Minute: 10.259

      Surfen, Kängurus, die Oper von Sydney oder Ayers Rock. Das waren die Bilder, die ich sofort vor Augen hatte, als mir von meiner Agentur der Gig in Sydney bestätigt worden war. Ich freute mich unheimlich, da ich bis dahin den fünften Kontinent noch nie betreten hatte. Der Veranstalter, ein gebürtiger Grieche namens Harry, erschien meinem Manager recht seriös. Das Motto der Veranstaltung lautete „Mykonos-Sessions“. Als langjährigen Resident des Paradise-Clubs auf Mykonos wollten sie mich als Hauptattraktion für das Date in Sydneys größtem Club, dem „Home“, einfliegen. Also sprach nichts dagegen, mal kurz für zwei Tage nach Australien zu jetten, einmal um den ganzen Globus. Gleich mal vorweg, heute würde ich mir so einen Wahnsinnsstress nicht mehr geben. Als ich zurückkam, war ich um gefühlte zehn Jahre gealtert. Minimum eine Woche vor Ort, besser zwei. Alles andere ist totaler Blödsinn.

      Harry hatte mir die schnellste und beste Route von München aus gebucht. Am Donnerstagabend gegen zehn ging es erst einmal in sechs Stunden nach Dubai, dort drei Stunden Aufenthalt und dann begann die Reise erst so richtig. Fünfzehn Stunden im nagelneuen A380 nach Sydney. Ich war richtig aufgeregt, denn unsere Flugstrecke war sehr interessant. Unter uns zogen der indische Subkontinent, der Himalaya, Thailand, Vietnam und Indonesien dahin, dann erst mal ein paar Tausend Kilometer Ozean, bis wir den Nordwesten Australiens erreichten. Und von hier ging es noch einmal viertausend Kilometer quer über fast menschenleere Steppe und Wüste bis wir endlich zum Landeanflug auf Sydney ansetzten. Fünfzehn Stunden ist eine lange Zeit, so lange kann kein Mensch im Flieger schlafen. Vor allem bist du in deinem circadianen Rhythmus total verdreht. Ich hatte schon versucht, auf dem Flug nach Dubai, welcher ja in meinem Nachtzyklus lag, die Augen zuzumachen. Aber nun war ja eigentlich Tag für mich. Also schaute ich mir auf dem Inflight-Entertainmentsystem alle neuen Kinofilme, die mich interessierten, an. Und irgendwann auch die, die mich nicht so interessierten. Haben Sie sich schon mal fünf oder sechs DVDs am Stück angesehen? Da wird man blöd, irgendwann weiß man gar nicht mehr, wo man ist. Zu viel Input. Lustigerweise hatte ich beim Boarding mit Dion Mavath einen guten Bekannten aus Dubai getroffen. Er hatte mich die letzten Jahre schon öfters in verschiedene Clubs nach Dubai gebucht. Er saß ein paar Reihen hinter mir und wir nahmen zusammen ein paar Drinks an der bordeigenen Bar. Das verkürzte die gefühlte Flugzeit doch enorm.

      In Sydney gelandet, musste ich wieder mal den üblichen Einreisestress über mich ergehen lassen. Im Vorfeld hatte meine Agentur mit dem Veranstalter vor Ort einige Diskussionen über die Einreiseformalitäten gehabt. Als DJ reist man ja in das jeweilige Land, um dort zu arbeiten und Geld zu verdienen. Jeder Staat hat hierfür seine eigenen Regeln und Einreisebedingungen. In die USA z. B. sollte man als DJ nur einreisen, wenn man ein spezielles Visum, genannt „O-1 nonimmigration status, working-permit“ hat. Wenn ein Künstler dem Beamten bei der Einreise „Tourismus“ oder „geschäftliches Meeting“ als den Grund der Reise nennt und er checkt seinen Namen auf Google und findet, wie es einem Freund von mir passiert ist, auf seiner Website Dates oder Flyer von Auftritten in den USA, kann er gleich wieder umdrehen und zurückfliegen. Da gibt es keine Diskussion, die Homeland Security kennt kein Pardon. Fünf Jahre lang wird daraufhin die Einreise verweigert. In Brasilien ist es ähnlich. Da kann es sogar passieren, dass der Zoll während des Auftritts kommt und die Arbeitslizenz sehen will. Ich habe gehört, dass Erick Morillo, mit einer Gage von 40.000 Dollar am Abend einer der teuersten DJs der Welt, auch schon einmal auf einem Festival in Curitiba von der Policia Federal ohne entsprechende Genehmigung erwischt wurde und sofort die Bühne verlassen musste. Außerdem sollen die Beamten die komplette Gage als Strafe gefordert und ihn zusätzlich noch für eine Nacht im Gefängnis einbunkert haben. In Russland hingegen wird das etwas lockerer gehandhabt, allerdings würde ich den Zollbeamten niemals eine Angriffsfläche bieten. Die sind sehr korrupt und erfinden einfach mal schnell ein Gesetz, um dir das Geld aus der Tasche zu ziehen. Daher fliege ich dorthin nur mit einem Business-Visum und nehme nur wenig Bargeld mit, das sie nicht auf irgendeine Fährte locken könnte. Genauso in Indien oder China.

      Die australischen Veranstalter wollten sich irgendwie um die Arbeitslizenz drücken, wahrscheinlich aus Kostengründen. Sie meinten lapidar, das sei doch gar kein Problem, alle ihre Gast-DJs kämen ohne Visum nach Australien. Einfach bei der Einreise auf dem Formular „Tourist“ ankreuzen und rein ins Land. Gesagt, getan, doch war mir dann schon ein wenig mulmig zumute. Damals spielte ich noch mit CDs und mein Case war für jeden, der sich ein bisschen auskennt, unübersehbar. Ich hatte mir schon eine windige Ausrede zurechtgelegt, falls sie mich fragen sollten, was ich mit den CDs wollte. Dass ich in Dubai lebe und direkt von einem Gig komme und nur das Wochenende in Sydney verbrächte, als Kurzurlaub sozusagen. Die CDs hätte ich nirgendwo lassen können, daher hätte ich sie mitgenommen. Na ja, das hätte jeder clevere Zollbeamte durchschaut, da bin ich mir sicher. Als mich eine Beamtin anhielt und fragte, ob ich etwas zu verzollen hätte, startete ich ein Ablenkungsmanöver. Ich zeigte ihr eine Tüte Gebäck, das ich noch aus Deutschland dabei hatte, und fragte, ob das auch vom Einfuhrverbot von Getreide betroffen sei. Das lenkte sie von meiner СКАЧАТЬ