Miles Per Minute. Chris Montana
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Название: Miles Per Minute

Автор: Chris Montana

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783847671855

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СКАЧАТЬ immer mehr reduziert. Das hat natürlich nicht allen stets gefallen. Vor allem den Frauen nicht: „Wann kommt wieder Hip Hop? Spielst du heute nur Techno?“ Fragen, die vielen DJs von heute bekannt vorkommen dürften. Doch schaffte ich es, immer mehr Gäste für meine Musikauswahl zu gewinnen.

      Das gute Image des Myer’s verhalf mir natürlich auch zu vielen weiteren Aufträgen in der Region und bald war ich jedes Wochenende von Donnertag bis Samstag ausgebucht. Unter der Woche studierte ich in Karlsruhe Sport und Geografie auf Lehramt und ab Donnerstag war ich im Club und musste mir um Geld nie Gedanken machen. Auch Frauen kennenzulernen, war plötzlich noch viel einfacher geworden. Anstatt mich um sie zu bemühen, wurden mir auf einmal Nummern zugesteckt, Drinks ausgegeben und Lächeln geschenkt. Ein tolles Leben.

      Als das Myer’s zu Beginn des neuen Jahrtausends seine erste Tiefphase erlitt, beschloss ich auch für mich persönlich, dass es an der Zeit wäre, neue Wege zu beschreiten. Parallel dazu machte ich auch mein Examen an der Uni und ging dann für einen Sommer nach Ibiza.

      Der Club wurde ein paar Jahre später verkauft und unter der Schirmherrschaft von Thomas H., der auch das Yellow und die Dolce-Cocktailbar in Ulm betrieb, wieder neu eröffnet. Er wollte mich unbedingt zurück in meiner alten Wirkungsstätte haben und wir begannen im Jahr 2005 in Zusammenarbeit mit Radio7 eine erneute Kooperation. Ich spielte jeden Donnerstag und für einige Zeit wurde der Abend legendär. Mit Sandro Troiano als Sänger und MC am Mikro, Trommlern, der großartigen Unterstützung von Radio7 und weiteren Gimmicks kreierten wir einen Abend, wie es ihn in dieser Form lange nicht mehr in der Stadt gegeben hatte. Bald hatten wir uns von einem Geheimtipp zum Hotspot Nummer eins in Ulm gemausert. Leider musste ich irgendwann zu viele Kompromisse in Bezug auf die Gestaltung der Musik und des Programms eingehen, sodass ich 2008 die Segel strich und Platz für den Veranstalter einer sehr geistreichen Studentenparty mit dem Motto „Die ganze Nacht freier Eintritt für Frauen, Studenten-zahlen-nur-die-Hälfte und Super-billig-alles-für-2-Euro-Getränkepreise“ machte.

      Trotzdem wird mir das Myer’s immer als meine wahre Geburtsstätte als DJ in Erinnerung bleiben. Hier habe ich gelernt, wie man als DJ einen Abend langsam aufbaut, mit einem dynamischen Spannungsbogen die Leute bei Laune und im Laden hält, sie für ein paar Stunden auf eine Reise schickt. Unbezahlbare Erfahrungen, die mein Leben als DJ geprägt haben.

      Ibiza Calling – Miles per Minute: 720

      In einer Karriere als Künstler gibt es immer einige ganz entscheidende Wendepunkte. Momente, in denen sich die Zukunft ändert und nach denen man einen komplett anderen Weg beschreitet. Entweder merkt man, dass man einfach nicht mehr weiterkommt, oder etwas passiert, was einen brutal nach vorne bringt.

      Über meine sehr gute Freundin Petra hatte ich im Vorjahr Kalid Rodan, den Besitzer des El Divino auf Ibiza, kennengelernt – zur Jahrtausendwende einer der angesehensten Clubs der Welt. Kalid mochte mich, wir waren uns auf Anhieb sympathisch. Ich wollte unbedingt im El Divino auftreten, also besuchte ich ihn kurzerhand im April 2001 in London. Ich legte ihm eine professionelle Präsentation von mir vor und versuchte mich so gut wie möglich zu verkaufen. Meine Bemühungen schienen ihn beeindruckt zu haben, denn er buchte mich daraufhin als DJ für die Saisoneröffnung seines Clubs auf Ibiza Ende Mai.

      Ich hatte gerade ein stressiges Jahr mit Prüfungsvorbereitungen hinter mir und erfolgreich mein Staatsexamen in Sport und Geografie gemacht. Für mich war es also der perfekte Zeitpunkt, um ein wenig auszuspannen und zu entscheiden, wie es mit mir in Zukunft weitergehen sollte.

Ibiza Calling

      Der Auftritt im El Divino war selbstredend der bis dahin wichtigste Gig in meiner ganzen DJ-Karriere. Dementsprechend aufgeregt war ich natürlich. Alle meine engen Freunde und auch meine damalige Freundin waren mit nach Ibiza gekommen. Und wie es so mit den Freundinnen ist, brachen wir eine halbe Stunde vor diesem wichtigen Auftritt einen Riesenstreit vom Zaun. Auf der Terrasse des Clubs, vor allen anderen 1342 Gästen, warf sie mir wütend an den Kopf: „Du denkst nur an deine Musik, nie an mich. Immer nur Musik, Musik, Musik…“ Ich hatte dafür in dem Moment wirklich keinen Gedanken frei und ließ sie einfach kommentarlos stehen, doch von meinen Freunden bekam sie daraufhin einen richtigen Einlauf. Was ihr eigentlich einfiele, mich kurz vor meinem so wichtigen Gig öffentlich dermaßen bloßzustellen. Der Zeitpunkt für ihren Wutausbruch war natürlich denkbar schlecht gewählt, doch kann ich die Reaktion im Rückblick schon ein wenig nachvollziehen. Wenn es um die Musik ging, vergaß ich alles um mich herum, blendete alles aus.

      Dennoch war die Party unglaublich, ich hatte die Crowd richtig im Griff, die Energie floss und ich war wie in Trance. Nur einmal „erwachte“ ich aus diesem realen Traum und dachte bei mir, „mein lieber Chris, jetzt hast du das erreicht, von dem du die letzten acht Jahre geträumt hast“. Ich versuchte diesen Augenblick ganz tief in mich auf zu nehmen und zu konservieren. Das war die eigentliche Initialzündung meiner internationalen Karriere als DJ.

      Direkt nach meinem Auftritt kam Kalid auf mich zu und lud mich in seine VIP-Lounge auf der Terrasse ein. Bei einem Drink zwischen all den hübschen und wichtigen Menschen bot er mir dort an, den ganzen Sommer als Resident des Clubs zu spielen. Das war schon immer ein langgehegter romantischer Traum von mir gewesen. Eine Saison auf Ibiza. Vier Monate lang die Chance mit den bekanntesten DJs der Welt zu spielen, wie Roger Sanchez, Masters At Work oder Armand Van Helden. Außerdem konnte ich so mit Veranstaltern aus der ganzen Welt zusammenarbeiten – einen ganzen Sommer lang Sonne, Strand, Party und Erfolg.

      Ich bat mir ein paar Tage Bedenkzeit aus, denn normalerweise wäre ich nach Ende der Sommerferien als Referendar in den Schuldienst gegangen, doch in meinem Innersten war die Entscheidung schon lange gefallen.

      No risk, no fun! Ich war in meinem Leben immer den schwereren Weg gegangen und war meinem Herzen gefolgt, um meine Leidenschaft zu leben. Ich wollte mich nach Ende der vier Monate auf Ibiza beruflich selbstständig machen und nur von der Musik, dem Auflegen und Produzieren leben und von daher letztlich den Sommer nutzen, um viele Kontakte zu knüpfen, damit ich danach eine internationale Karriere als DJ und Musikproduzent starten konnte.

      Ich beschloss einfach, diese Chance wahrzunehmen. Mein Umfeld musste das schlicht schlucken oder nicht, mir war das in dem Moment recht egal, ich wollte meinen Traum leben, alles andere zählte nicht. Also brach ich meine Zelte in Süddeutschland ab und zog für vier Monate ins sonnige Ibiza. Nur für einige wenige Gigs flog ich zurück nach Deutschland, die Schweiz oder Österreich. Vom El Divino war mir vertraglich eine Wohnung in der Nähe von Talamanca, bei Ibiza-Stadt gelegen, zugesichert worden. Auflegen musste ich fünf Tage in der Woche. Der Lohn war eher karg, wir waren ja schließlich auf Ibiza und man konnte froh sein, überhaupt dort auflegen zu dürfen – mit diesem Argument wurde der niedrige Lohn aller DJs, Barkeeper, Tänzerinnen und Flyerverteiler auf der Insel gerechtfertigt. Der erste Schock kam beim Bezug besagter Wohnung im vierten Stock eines achtgeschossigen weißen Plattenbaus am Rande von Ibiza-Stadt. Es war Sonntagmorgen acht Uhr. Ich hatte das Wochenende noch in Süddeutschland gespielt und war direkt nach meinem Gig im N-Pir in Stuttgart zum Flughafen gefahren und hatte den ersten Flug nach Ibiza um sechs Uhr in der Früh genommen. Dementsprechend übernächtigt freute ich mich einfach nur auf mein Bett in meinem neuen Apartment. Ich ging davon aus, hier allein zu wohnen oder es mir wenigstens nur mit einer anderen Person teilen zu müssen. Vielleicht mit irgendeinem entspannten Barkeeper oder dem Host des VIP-Bereichs. Nach dem Öffnen der Tür musste ich mich erst mal durch dicke Schwaden Zigarettenrauchs kämpfen. In der Küche standen vier bleiche, kräftige, ungepflegte englische Mädels aus dem Londoner Eastend und quarzten eine nach der anderen. Sie eröffneten mir, dass sie die anderen beiden Zimmer des Apartments bewohnten und waren gerade dabei, ihren Ghettoblaster anzuwerfen. Als Erstes nordete ich sie kurz ein und machte ihnen klar, dass in dem Apartment ab sofort absolutes Rauchverbot herrsche und jetzt definitiv keine Musik gespielt werde. Wenn sie schon Krawall machen wollten, СКАЧАТЬ