Ut oler Welt - Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime - 150 Seiten. Вильгельм Буш
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СКАЧАТЬ lag die Frau des Zwerges in Kindesnöten. Nachdem

       die Hebamme ihr Beistand geleistet und das Kindlein

       geboren und gewaschen war, reichte ihr das Männlein

       ein Glas mit wohlriechendem Öle und forderte sie auf,

       das Kindlein damit einzureiben. Nun hatte die Hebamme

       trübe, thränende Augen und darum die Gewohnheit,

       von Zeit zu Zeit mit der Hand darüber zu

       streichen. Als sie nun so mit dem Einreiben des Kindes

       beschäftigt war, juckte und flirrte es ihr auch wieder

       in dem einen Auge, so daß sie mit dem Finger herüberfuhr

       und es auswischte.

       Nachdem sie nun das Kind angezogen hatte und

       sich zum Weggehen anschickte, gab ihr der Zwerg einiges

       Geld. Sie ging darauf an das Bett der Wöchnerin,

       um ihr gute Besserung zu wünschen und Adieu zu

       sagen. Die Wöchnerin zog sie aber nahe zu sich und

       sagte ihr heimlich ins Ohr: sie sollte das Geld, welches

       ihr der Mann gegeben, nur wegwerfen, aber statt

       dessen den Kehricht aufraffen, der da vor der Stubentür

       an der Schwelle läge. Das that sie, behielt aber

       doch auch das Geld. Während dem hatte der Zwerg

       seine Laterne wieder angezündet, begleitete die Hebamme

       nach Hause und verabschiedete sich von ihr,

       nachdem er sich noch vielmals für die gute Hilfe bedankt

       hatte.

       Als jetzt die Frau nach ihrem Gelde sehen wollte,

       war es Pferdemist, der Kehricht aber war eitel rothes

       Gold.

       Einige Zeit darnach ging die Hebamme zum Jahrmarkt

       in die nächste Stadt und gedachte da tüchtig

       einzukaufen, denn sie hatte nun Geld in Menge. Sie

       mußte sich ordentlich drängen lassen, so voll war's da

       auf dem Markte. Da sah sie auf einmal denselben

       Zwerg, der sie in der Nacht zu seiner Frau geholt

       hatte; er ging von einer Krambude zur andern und

       packte in seinen Schnappsack, was ihm gefiel, schöne

       Honigkuchen und gute, braune Pfeffernüsse, Bänder

       und Tücher, ohne daß die Eigentümer das Geringste

       zu merken schienen. Die Frau drängte sich zu ihm

       hin, tupfte ihm mit dem Finger auf die Schulter und

       redete ihn an: »Sieh da! Guten Tag, guten Tag, Herr

       Zwerg! Auch hier?« Der Zwerg drehte sich rasch um

       und sah die Frau so recht verwundert an. »J! Frau!« –

       sagte er – »kann Sie mich denn sehen?« »O ja, recht

       gut! Warum das nicht?« »Und mit beiden Augen?«

       fragte der Zwerg. Die Frau hielt das rechte Auge zu.

       »Nein, nun sehe ich ihn nicht.« Darauf drückte sie das

       linke Auge zu. »Ja, nun sehe ich ihn wieder.« »J!« –

       sagte der Zwerg – »das ist doch sonderbar! Zeige Sie

       mal her! Puh!« Da pustete er ihr ins rechte Auge, daß

       es sogleich blind wurde und sie nicht wieder damit

       sehen konnte ihr Lebelang.

       4. Ilsabein.

       Es war einmal ein Mädchen, hieß Ilsabein, das hatte

       rothe Augen und konnte auch nicht zum Besten damit

       gucken; darum so wurde es alt und wartete lange vergeblich

       auf einen Freier, der es möchte unter die

       Haube bringen. Endlich ließ sich einer melden auf den

       Nachmittag, denkend: »es wird so schlimm nicht sein,

       wie's die Leute machen, du sollst dich selbst erst

       überzeugen, ob das Mädchen wirklich nicht gut sehen

       kann.« Da stellte Ilsabein beizeiten eine Leiter an die

       Hausthüre, nahm eine Nähnadel von der feinsten

       Sorte und steckte sie hoch oben in den Thürriegel.

       Nach Mittag kam der Bräutigam richtig an, und Ilsabein,

       die ihn schon erwartet hatte, sprang ihm munter

       auf dem Hof entgegen und faßte ihn bei der Hand, daß

       sie ihn ins Haus brächte. »Sieh doch einmal, mein

       Schatz!« sprach sie da, »dort oben im Thürriegel

       steckt wahrhaftig eine Nähnadel.« »Ei wirklich!«

       sagte der Freier, der seine Augen ordentlich anstrengen

       mußte, um die Nadel in der Höhe zu bemerken,

       »das ist wirklich eine Nähnadel!« und dachte bei sich:

       »Das Mädchen sieht doch schärfer, als die Leute wohl

       denken mögen; die nimm nur!« So gingen sie denn

       ganz einmüthig zusammen in die Stube und setzten

       sich an den Tisch. Mit dem so brachte die Muhme das

       Vesperbrod herein, hatte auch eine schöne große Butterbemme

       beigelegt und stellte das alles vor die

       Brautleute auf den Tisch. Wie nun Ilsabein die große

       Butterwälze da so auf dem Tische stehen sah, meinte

       sie nicht anders, als ihre weiße Katze wär's, welche

       von dem Vesperbrode naschen wollte. »Schuh!« rief

       sie, »Katzut!« und klappte mit der Hand in die weiche

       Butter. СКАЧАТЬ