Die Fugger. Walter Brendel
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Название: Die Fugger

Автор: Walter Brendel

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783754155684

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СКАЧАТЬ überliefert, als 1414 seine Kutsche auf der Fahrt zum Konstanzer Konzil am Arlberg in den Sumpf fiel: „Jaceo hic in nomine diaboli“– Ich liege hier im Namen des Teufels.

      An Land schafften Pferde und Karren im Schnitt nur fünf Meilen am Tag. Außer Kaufleuten und Reisenden war niemand an guten Straßen interessiert: Je schlechter die Wege, desto besser für Schmiede, Kärrner oder Gastwirte. Es gab sogar ein „Grundruhrrecht“, wonach der Inhalt von Unfallwagen dem jeweiligen Grundeigentümer zufiel.

      Die meisten Waren wurden deshalb mit Schiffen geliefert. An Flüssen und Küstenerblühten die Hafenstädte, aber dann auch die Zollstationen: Auf dem Rhein waren es 64, auf der Elbe 35, an der Donau 77. Als nach und nach die Landwege verbessert wurden, konnten regelmäßige Post- und Kurierdienste eingerichtet werden. Briefe von Köln nach Brügge brauchten etwa eine Woche, doppelt so lange von Augsburg nach Venedig. Die Nachricht vom Fall Konstantinopels 1453 erreichte Venedig dagegen erst nach genau einem Monat.

      Venezianischer Bankier: Wie Hans im Glück - Aquarell von Jan Grevenbroeck (1731 bis 1807) nach

      einer Vorlage aus dem 16. Jahrhundert.

      Die wachsende Händlerschaft war auf ein funktionierendes, schnelles Informationssystem angewiesen und drängte auf Verbesserungen: Das Haus Taxis erhielt 1490 vom habsburgischen Kaiser das Postmonopol für das gesamte Reich zwischen Italien und Nordsee; noch heute erinnert weltweit jedes Taxi daran.

      Die Wirtschaftsgeschichte Europas ist jedoch keineswegs eine durchgehende Gerade zu Wohlstand und Erfolg. Im 14. und 17. Jahrhundert sorgten Pest oder Kriege für gravierenden Bevölkerungsschwund und damit für Rezessionen, deren Folgen – anders als heute – erst nach mehreren Generationen überwunden werden konnten.

      Immer wieder wurde die langsam sich entwickelnde Marktwirtschaft durch Eingriffe der Obrigkeit gestört. Fast alle Händler wollten sich ihre Gewinne allzu gern durch staatlich geschützte Monopole oder Kartelle sichern, wie es internationale Konzerne, allerdings illegal, heute noch versuchen.

      Dabei führt Marktwirtschaft nur dann zum größten Nutzen für die größte Zahl, wenn sie immer offen für neue Anbieter ist und also möglichst wenig staatliche Hürden und möglichst wenig Teilnahmebeschrän-kungen aufstellt. Die erste überregionale Wirtschaftsgemeinschaft der Welt, die Hanse, scheiterte gerade an ihren Monopolansprüchen. Denn am Ende konnte sie diese nicht gegen die wachsende neue Konkurrenz durchsetzen.

      Die Hanse entwickelte sich im zwölften Jahrhundert aus einem berufsständischen Verein von Kaufleuten, die sich im Nord-und Ostseeraum gegenseitig Hilfe leisteten.

      Die 1161 gegründete „Gemeinschaft der Kaufleute des Römischen Reichs, die Gotland besuchen“ war die Keimzelle der Hanse – das Wort bedeutet „Schar“ im Gotischen.

      Sie brachten die Heringe aus der Gegend der schwedischen Halbinsel Schonen mit dem Salz aus Lüneburg zusammen. Damit und mit Privilegien der Obrigkeiten verschafften sie sich ein Versorgungsmonopol für den Winter und die Fastenzeit; das christliche Fastengebot galt immerhin an 140 Tagen des Jahres. Man hat ausgerechnet, dass in der Saison 300000 Fischer auf 40000 Booten die Fänge lieferten.

      Bald wandte sich die Flotte anderen Exportgütern zu. Ihre Kaufleute tauschten Tuche aus Flandern, wo eine Textilproduktion entstand, gegen Rohprodukte und Getreide aus Osteuropa. Sie verkauften Bier aus Hamburg oder Wismar ins niederländische Friesland, wo Bierfässer zur ersten örtlichen Handelswährung wurden. Von ihren ersten Zentren in Lübeck oder Visby auf Gotland operierten sie zwischen ihren eigenen Kontoren und Lagerhäusern, dem Peterhof in Nowgorod und dem Stalhof in London.

      Händler aus Portugal, Japaner (Lithografie aus dem 19. Jahrhundert)

      Dort hatten sie Zolloder Niederlassungsfreiheit sowie das Stapelrecht erworben. Stapelrecht bedeutete, dass die Ladung eines Schiffes im Hafen vor jedem Interessenten „gestapelt“, ihm also gezeigt werden konnte.

      Hanseatisch korrekt waren Verwaltung und Besitzverhältnisse vom Peterhof: Je ein Bürger der Hansestädte Visby, Lübeck, Dortmund und Soest besaß einen Schlüssel zum Hof. Um 1300 verschmolz der Berufsbegriff mit der Herkunft der Kaufleute: Ihre Heimatorte werden „die stede von der dudeschen Hanse“ genannt – immer noch kein fester Städtebund mit Interventionsregeln oder gar gemeinsamen Gesetzen, aber mit großer Anziehungskraft. Bis zu 200 Mitglieder zählten sich über die Jahrhunderte selbst zur Hanse und fühlten sich dann den gemeinsamen Prinzipien – Rechtsschutz und Handelsfreiheit – verpflichtet.

      Das galt aber nur untereinander, den Mitgliedern gegenüber. Konkurrenten hielt der Bund nieder, indem er ihnen nach einer Lieferung in eine Hansestadt für den Rückweg den Frachttransport verbot. Die Hanse stand keineswegs für liberalen Freihandel, sondern bildete ein striktes Transport- und Außenhandelsmonopol.

      Das Ende der Hanse fiel etwa mit der Umkehrung der Handelsströme nach der Entdeckung Amerikas und der neuen Seewege zusammen. Der Osthandel über See verlor an Bedeutung, als Zar Iwan III. 1487 Nowgorod eroberte und die Hanse verjagte.

      England hatte schon vorher – 1567 dann mit Erfolg – verlangt, die Hanse müsse ihre Häfen auch englischen Schiffen öffnen.

      Die hansischen Kaufleute waren nicht mehr auf der Höhe der Zeit. So schafften es die Lübecker nicht, in ihrer Stadt eine eigene Bank zu gründen. Nach dem Tod der Florentiner Bankiers Ludovico Baglioni und Gerardo Bueri, die an der Trave das Kredit- und Wechselgeschäft betrieben hatten, übernahmen Nürnberger Handels- und Bankhäuser diese Funktion. Die lübischen Kaufleute kannten sich mit den Geheimnissen des bargeldlosen Geldverkehrs und der neuen, doppelten Buchführung „alla Veneziana“ nicht aus. So verlagerte sich das Zentrum des wirtschaftlichen Erfolgs

      von der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts an zunehmend nach Süddeutschland. Das Ende der Hanse kam aber auch, weil das Wirtschaftsbündnis sich nie zu einer politischen Macht entwickeln konnte – und auch nicht wollte. Politik war den Kaufleuten egal, solange die Geschäfte liefen. Dem wachsenden Machtanspruch der Könige und Fürsten hatten die Hansestädte nichts entgegenzusetzen. Zwar wuchs im 16. Jahrhundert überall die Bevölkerung; zwar begann überall die Landflucht armer, nicht erbberechtigter Bauernkinder in die Städte – doch die Städte waren noch klein und fielen schon deshalb als Machtfaktor aus. Zu den Metropolen der Zeit zählte Florenz mit 90000 Einwohnern, London mit 50000 und das Handelszentrum Gent mit 60000.

      Lübeck und Köln galten mit einer Einwohnerzahl zwischen 20000 und 30000 schon als Großstädte, gefolgt von Nürnberg, Straßburg, Augsburg und Danzig.

      Rein rechtlich wurde die Hanse selbst nach dem letzten Hansetag 1669, an dem neben Bremen, Hamburg und Lübeck noch Danzig teilnahmen, niemals aufgelöst, auch wenn sie heute nur noch als eher steife Tradition hanseatischer Kaufmannschaft weiterlebt.

      Markt in den Niederlanden: Größter Nutzen für die größte Zahl (Gemälde von Pieter Aertsen um 1550)

      Vom Niedergang der Hanse und der Verlagerung der Weltwirtschaftsströme profitierte alsbald eine neue Gruppe von Kaufleuten – diesmal nicht als Städtebund, sondern als Familienunternehmen: die süddeutschen Familienclans der Fugger, Welser, Höchstätter, Imhof oder Tucher.

      Besonders die Fugger, die ersten wirklichen Kapitalisten, verließen schon bald ihr angestammtes Metier als Weber und Tuchhändler. Sie wandten sich höchst gewinnbringend dem Erzbergbau und dem Kreditgeschäft zu und waren mit ihren Millionen zeitweise mächtiger als Kaiser oder Päpste, mit denen sie innig zusammenarbeiteten: der erste Multi СКАЧАТЬ