Die Fugger. Walter Brendel
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Название: Die Fugger

Автор: Walter Brendel

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783754155684

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СКАЧАТЬ in Brügge auf einem Monatsbild aus dem Kalender von Simon Bening (um 1530)

      Europa besaß endlich ein Gut, für das große Nachfrage in Fernost bestand. Als Gegenleistung für asiatische Importe tauschte Europa Silbermünzen, die in Mexiko, Spanien, Italien und Holland geprägt wurden. Langfristig löste die Edelmetallschwemme in Europa eine inflationäre Entwicklung aus. Mit Hilfe von Technologien und Fertigkeiten, die sie bei der überseeischen Navigation entwickelt hatten, eroberten die Europäer den Seehandel in Asien. Europäische Schiffe transportierten japanisches Kupfer nach China und Indien, indische Baumwolltextilien nach Südasien und persische Teppiche nach Indien. Der Handel mit bestimmten Haupthandelsgütern erlebte einen wahren Boom. Die Importe von Tabak aus Virginia und Maryland nach England stiegen beispielsweise im 17. Jahrhundert um mehr als das Tausendfache.

      Während der Fernhandel weiterhin wuchs, tauchten neue Formen der Handelsorganisation auf. Zuerst wurden die informellen Vereinigungen abgelöst durch gesetzliche Personengesellschaften. In Holland war es nach 1500 nicht ungewöhnlich, dass eher Aktionäre als Kapitäne die Schiffseigentümer waren. Nach dem 16. Jahrhundert organisierten die Kaufleute ihre Geschäfte üblicherweise über Handelsgesellschaften.

      Diese großen Kompanien, die vom Staat gegründet wurden, aber im Besitz und unter Leitung von Privatleuten waren, besaßen nationale Monopole für den Handel mit bestimmten Regionen.

      Marktwirtschaft, Kapitalismus, Globalisierung – alles, was sich heute durchgesetzt hat, entstand in ersten Ansätzen im Europa des Mittelalters. Handelsdynastien wie die Fugger waren europaweit aktiv – auch mit Bestechungsgeldern für Kaiser und Fürsten.

      Ausführliche Vorschriften regelten auch damals schon den Markt: Nach einer Woche für den Aufbau der Stände durften 10 Tage Stoffe und Pelze verkauft werden, dann 11 Tage Lederzeug und 19 Tage alle anderen Waren. Am Schluss blieben ein paar Tage für das Begleichen der Rechnungen reserviert.

      Die Champagne-Messen, damals die wichtigsten in Europa, funktionierten fast wie ein Binnenmarkt. Der Staat, das abgrenzende und alles verschlingende Wesen, war noch nicht so weit gediehen, dass er den Händlern Schwierigkeiten machen konnte. Steuern und Zölle waren noch erfreulich unterentwickelt, Grenzen kaum genau bekannt oder durchlässig. Im Gegenteil, die Obrigkeit tat alles, um die Geschäfte zu erleichtern. Der Graf nahm die Kaufleute, die auf die Märkte seiner Herrschaft reisten, unter sein Geleit. Die „Coutumes“, die Handelsbräuche, bestimmten gar: „Der Herr muss ihnen alle Waren ersetzen, die sie unterwegs einbüßen.“

      Das Messerecht galt fast überall in den Wirtschaftsgebieten, die durch diesen gemeinsamen Markt verbunden waren. Wer in der Champagne seine Schulden nicht bezahlt hatte, wurde daheim von den Gerichtsschöffen zur Rechenschaft gezogen – Messerecht brach sogar Landesrecht. Vorausgesetzt, die Beweislage war ausreichend.

      Den Kollegen riet ein Genueser Kaufherr daher in seinem Handbuch: „Denke immer daran, alles, was du unterreitschaft gekennzeichnet und von Angebot und Nachfrage gesteuert war.

      Was viel später Kapitalismus und Marktwirtschaft hieß, nahm hier in Europa seinen Anfang. Die Fernhändler arbeiteten als Erste nicht mehr vorrangig für den eigenen Bedarf, sie versuchten sogar, bei anderen überhaupt erst das Bedürfnis nach Konsum zu erregen. So entstand allmählich ein Wirtschaftssystem, das von Arbeitsteilung, Gewinnstreben und Investitionsbereitschaft gekennzeichnet und von Angebot und Nachfrage gesteuert war.

      Die beiden einzigen uns namentlich bekannten Fernhändler der frühesten Zeit hatten schon reichlich von dem neuen Kapital aufgehäuft, um ihre Transaktionen vorzufinanzieren.

      Der Kölner Gerhard Unmaze (1159 bis 1198) war aus der mittleren erzbischöflichen und lokalen Verwaltung hervorgegangen, als Untervogt, Zöllner, Schöffe und Amtmann in einer Person ein erstes Beispiel für den kölschen Klüngel. Unter dem Titel „Der gute Gerhard“ hat nimmst, aufzuschreiben. Schreibe es sofort auf, ehe du es vergisst.“

      Das 13. Jahrhundert war das goldene Zeitalter des freien Handels, und die Kaufherren seine heimlichen Herren. Sie waren gebildeter als die meisten Zeitgenossen – siei konnten schreiben, rechnen und oft auch Latein. Sie waren weit gereist und welterfahren– und sie hatten bald etwas, was in der späteren Wirtschaftsgeschichte noch eine große Rolle spielen sollte: Kapital. Diese Händler waren die Avantgarde ihrer Zeit. Das gemeine Volk reiste nicht, kannte nicht die Welt. Die Bauern hatten ihr Auskommen daheim. Bürger und Handwerker – das waren nachgeborene Söhne von Bauern ohne Land – zog es erst langsam in die wachsenden Städte. Die vielen Unfreien wurden noch wie Sklaven verkauft.

      Man versorgte sich selbst, beschaffte beim Höker das Nötigste und beim Krämer den Kleinkram. Nur an den wenigen Markttagen oder Kirchmessen ließ sich beim fahrenden Volk, wozu die Fernhändler gehörten, ein besonderer Stoff, ein Säckchen Pfeffer oder Muskat oder gar ein Winterpelz ergattern, meist per Tausch, denn Geld war ziemlich unbekannt.

      Wie um die Wende zum 19. Jahrhundert die industrielle Revolution wälzte vom 11. Jahrhundert an die Handelsrevolution die Lebensverhältnisse um. Die hergebrachte Agrarwirtschaft war mitsamt ihrer Böden erschöpft und brauchte neue Produktionsmethoden. Der Handel bot einer stark wachsenden Bevölkerung neue Möglichkeiten, neue Berufe, neue Nahrungsmittel. Fernhändler verbanden nun erstmals professionell und dauerhaft die regionalen Zentren – die sich damals zu Städten formierten –, indem sie die jeweils anderswo benötigten und begehrten Produkte erst tauschten, später auf eigene Rechnung erwarben und dann mit Gewinn weiterverkauften. Sie knüpften persönlich oder über Berufskollegen die Kontakte zu denen, die man heute Anbieter nennt.

      Und sie erweiterten das Angebot: Sie erstanden in Konstantinopel Gewürze, die arabische Händler aus Indien herbeischafften. Sie tauschten Goldstaub aus dem Senegal gegen Wolle aus England, Silber aus dem Schwarzwald, Seide aus China. Sie halfen mit, die Weiten Russlands zu erschließen, indem sie Felle, Honig und Wachs erwarben und in Gegenrichtung Getreide aus Frankreich, Stoffe aus Flandern, Salz aus Lüneburg lieferten.

      Sie entdeckten die Marktlücken, gingen Risiken ein – und machten, wenn’s gut ging, mit ihrer jeweiligen New Economy riesige Gewinne. Ging’s schlecht, fielen sie Meeresstürmenoder reißenden Flüssen, Räubern, Piraten oder plündernden Soldaten zum Opfer.

      Um das Schlimmste, den Verlust ihres Geldbeutels, zu verhüten, erfanden Berufskollegen aus Genua schon im zwölften Jahrhundert den bargeldlosen Zahlungsverkehr: Gulden oder Gold – ohnehin rar in einer Gesellschaft, die auf lokaler Ebene noch wie Hans im Glück tauschte – konnten nun „per Cambio“, durch den Wechselbrief, ersetzt werden.

      Die Banken

      Geld und andere Werte, die norditalienische Goldschmiede des 12. Jahrhunderts von der Kundschaft befristet zur Aufbewahrung erhielten, verliehen sie zwischenzeitlich gegen Zinsen.

      Bei diesen Zinsgeschäften, die unter Christen als sündig galten und deshalb oft in jüdischen Händen waren, saßen die Geldmänner auf Bänken vor ihren Häusern.

      Deshalb nannte man sie „bancherii“. Auf Wunsch vergaben die Banker auch Wertbriefe, die bei Vertrauensleuten in anderen Städten einlösbar waren. Diese bargeldlose Abwicklung verbreitete sich in ganz Europa und machte bald die Banken auch bei Staaten und Handelshäusern unentbehrlich. Das Vorbild stammt aus dem Altertum: Ägyptische Geschäftsleute lieferten ihre Werte in Staatsspeichern ab, wo Kontengeführt sowie Last- und Gutschriften verteilt wurden.

      Die Bedürfnisse der überregionalen Kaufleute erzwangen gegen Ende des Mittelalters den gesellschaftlichen Fortschritt, mit einheitlichen Regeln, Gesetzen, sogar vielerorts anerkannten Währungen, die von Münzhändlern СКАЧАТЬ