Die Fugger. Walter Brendel
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Название: Die Fugger

Автор: Walter Brendel

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754155684

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СКАЧАТЬ der Firma. Mit der Weberei hatte er nichts mehr im Sinn. Er wollte nur noch Kaufmann sein und reiste viel, nach Innsbruck, Salzburg, Venedig und Frankfurt, um Tuche billig zu erwerben und teuer zu verkaufen. Da er dabei gute Gewinne machte, scheute er sich nicht, seinen Reichtum auch zu zeigen. Andreas trug stets prächtige Kleider und leistete sich mehrere große Pferdegespanne. Nach seiner Heirat mit der Bürgertochter Barbara Stammler bezog er ein großes Haus, das etwa dort stand, wo sich heute in der Augsburger Maximilianstraße das Gebäude Nummer 64 befindet.

      Bruder Jakob, einige Jahre jünger als Andreas, war alles andere als ein königlicher Kaufmann. Ein zeitgenössischer Kupferstich zeigt ein großes bäuerisches Gesicht mit auffallend großer Nase, kleinem, schiefem Mund und gefurchter Stirn. Nach der Goldschmiedelehre kümmerte er sich vor allem um die Weberei. Das heißt natürlich nicht, dass er selbst am Webstuhl stand. Er beschäftigte vielmehr Landweber, wie einst sein Vater einer gewesen war, und baute das Geschäft mit dem Barchent weiter aus. Stets stand er im Schatten des gewandteren Bruders, obwohl er bald mehr zur gemeinsamen Kasse beisteuerte als Andreas. Der Ärger darüber entlud sich nicht selten in heftigen Wortwechseln. Um seine Minderwertigkeitsgefühle gegenüber dem älteren Bruder zu kompensieren, ließ sich Jakob mit Ehrenämtern überhäufen.

      Er wurde Handelsrichter, Leinwandbeschauer, Steuereinnehmer und Mitglied im Großen Rat. Seine ruhige, gediegene Art und die ständige Anwesenheit in Augsburg prädestinierten ihn zur Kommunal- und Standespolitik. Um aber Andreas zu überflügeln, brauchte er mehr als Amt und Würden. So heiratete er am 13. April 1441 Barbara Bäsinger, die Tochter eines der reichsten Bürger der Stadt.

      Ihr Vater war Augsburger Münzmeister und trieb „groß Hantierung und Gewerb mit allerlei Kaufmannschaft“. Aber schon drei Jahre nach der Hochzeit zeigte sich, dass es mit dem Wohlstand der Schwiegereltern doch nicht so weit her war. Franz Bäsinger wurde der Falschmünzerei und des Betrugs bezichtigt, musste enorme Rückzahlungsforderungen anerkennen und schließlich, mit 24000 Gulden belastet, Konkurs anmelden.

      Probleme gab es in der Firma Fugger. Trotz ihrer ständigen Auseinandersetzungen betrieben die Brüder das Unternehmen zunächst gemeinsam weiter. Die Firma hatte Vorrang vor allen persönlichen Dingen. Erst kurz vor dem Tod des Älteren beschlossen die verfeindeten Familienstämme, nicht zuletzt auf Drängen der Söhne, anno 1454 die Trennung. Jeder nahm seinen Anteil aus der Firma und wirtschaftete von nun an für sich selbst weiter.

      Bei einer Inventur im Jahre 1461 zeigte es sich, dass Jakob der reichere Fugger war. Er stand mit seinem Vermögen unter den Augsburger Bürgern an 12. Stelle, die Witwe von Andreas hingegen erst an 23. Zusammen hätten es die beiden Familien immerhin schon auf 10390 Gulden und damit zum viertgrößten Vermögen in Augsburg gebracht. Vor den Fuggern rangierten noch die alteingesessenen Patriziersippen Meutting, Hämmerlin und Öhem. Zur gleichen Zeit versteuerte allerdings Cosimo der Alte Medici in Florenz bereits ein Vermögen von 270 000 Gulden. Auch im Deutschen Reich gab es noch weit wohlhabendere Familien als die Fugger: Da waren zunächst die Kaufherren in den Hansestädten, dann die Teilhaber der großen Ravensburger Handelsgesellschaft, damals das bedeutendste Unternehmen auf deutschem Boden, sowie die großen Nürnberger Unternehmerdynastien. Die Söhne der beiden Fuggerbrüder brannten vor Ehrgeiz. Jeder von ihnen hielt sich für fähig, erfolgreicher zu wirtschaften als die Väter. Die Trennung der Firmen spornte den Wettbewerb an. Als erste erhielten die Nachkommen von Andreas ihre Chance. Es waren vier Söhne und eine Tochter: Jakob (geboren 1430), Lukas (geboren 1439), Matthäus (geboren 1442), Hans (geboren 1443) und Anna. Für die Töchter der geschäftstüchtigen Bürgerfamilien gab es damals nur zwei Alternativen. Entweder sie heirateten standesgemäß - das hieß in eine ebenso reiche Familie -, oder man schickte sie ins Kloster, Anna wurde Nonne.

      Nach 27jähriger Ehe verstarb Jakob Fugger der "Ältere". Seine Witwe überlebte ihn um 28 Jahre, wie das auch bei seinen Eltern der Fall gewesen war. Bei seinem Tod hinterließ er ein Vermögen von 15000 Gulden. Nun zeigte sich, dass die Witwe Barbara ganz die Tochter ihres geschäftstüchtigen Vaters war und ihrer Schwiegermutter an Wagemut nicht nachstand. Barbara hielt nicht nur das Vermögen zusammen, schützte es gegen Erbaufteilung, sondern mehrte die Habe auf 23293 Gulden. Sie handelte weiterhin erfolgreich mit Wolle, Baumwolle, Seide und Südfrüchten.

      Für den Zeitraum von 1475 bis 1500 konnte eine Vermögenssteigerung von 1037Prozent festgestellt werden. Barbara bildete mit ihren Kindern eine Erbengemeinschaft "im Sinne des Augsburger Stadtrechts". Ihr Gut wurde nach ihrem Ableben unter die sechs Kinder zu gleichen Teilen aufgeteilt. Barbara Fugger mehrte ihren Grundbesitz. Sie erhielt am 5. September 1469 vom Propst und Kapitel zu St. Moritz "für sich, ihre Erben und Nachkommen als recht frei Zinslehen auf Ewigkeit ein Anwesen am Gögginger Tor".

      Ein Stück sozialer Aufstieg spiegelt sich auch in dem Erwerb eines Kirchenstuhls durch die Witwe Fugger: "Ich Anna bergerin klosterfrau von sant Margareten han der erbern frauen Jakob Fuggerin mein stat zu sant Moritz an der Eisselerin zu köfen han geben zum 1 guldin zu der fasten, da man zahlt 77 jar".

      In der im 15. Jahrhundert gegründeten St. Ulrichsbruderschaft, deren Hauptzweck neben Andachtsübungen das Sammeln von Beiträgen und der Wunsch nach Stiftungen für den Neubau der St. Ulrichskirche war, sind als erste Mitglieder des Hauses Fugger "Barbara Fuggerin, Wittib" und ihre Kinder nachweisbar. Elisabeth Fugger-Gfattermann und Barbara Fugger-Bäsinger sind zwei typische Beispiele für den sozialen Aufstieg einer Webersfrau zur Kaufmannsfrau bzw. selbständigen Geschäftsfrau in der Reichsstadt Augsburg. Ihr Leben spiegelt allgemein die veränderte Rolle der Frau in der mittelalterlichen Stadt. Noch der in Augsburg im 13. Jahrhundert erschienene Schwabenspiegel erklärte in einem Rechtssatz: "Der man des wibes vogt ist und ir meister". Stadtluft machte aber bekanntlich frei, nicht nur die Männer, sondern auch die Frauen. Sie traten aus der Vormundschaft ihrer Männer oder männlichen Verwandten heraus und verdienten sich ihr Leben in der Stadt in vielen Berufen.

      Frauen wurden in Augsburg vor allem in der Weberzunft und Kaufmannszunft nachgewiesen, wenn es in Augsburg auch keine reinen Frauenzünfte gab, wie beispielsweise in Köln oder Paris. Im Augsburger Stadtrecht heißt es, ähnlich wie im Lübischen Recht, über die Kauffrau: "Sie hab denn sonderlich geschäft zu offenem kram oder zu offenem kehr, oder ob si sonst stetigliche kaufs pflegt ohne ihren wirt: was sie denn tut, das hat wohl kraft".

      Als die Mutter 1436 starb, besaßen die Söhne eine gut gehende mittelständische Handelsfirma, diverse Häuser, Landgüter und ein Barvermögen, das groß genug war, ihnen ihre Unabhängigkeit zu sichern. Die Fugger unterschieden sich bisher jedoch noch nicht von Dutzenden anderer ehrgeiziger Bürgerfamilien, die nach Wohlstand und Ansehen strebten. Was sie auszeichnete, waren ein überaus nüchterner Wirklichkeitssinn und eine Härte gegen sich und andere, die alle Widerstände überwinden half.

      Die Hauptvertreter der Familie waren:

      Hans Fugger (in Augsburg ab 1367-1408)

      Andreas Fugger (1394-1457); Stammvater der „Fugger vom Reh“

      · Jakob Fugger (* 1430)

      · Lukas Fugger (* 1439)

      · Matthäus Fugger (* 1442)

      · Ulrich Fugger (1524-1586)

      · Hans Fugger (* 1443)

      · Gastel Fugger (1475-1539)

      · Wolfgang Fugger (1519/20-1568)

      · Johann Christoph Fugger

      Jakob Fugger der Ältere (1398-1469); Stammvater der „Fugger von der Lilie“

      · Ulrich Fugger (1441-1510)

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