Название: Wer zuletzt lacht ...
Автор: Bettina Huchler
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: MIRA
isbn: 9783752905137
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Mira war den Tränen nahe, versuchte jedoch, diese zu unterdrücken. Sie kannte sich mit Partys nicht aus, hatte nur einiges darüber gehört und gelesen. Wenn es eine Privatparty war, durfte ihre Freundin sie vielleicht gar nicht mitnehmen, weil sie nicht eingeladen war. Mira hatte schon oft von Susanne gehört, dass es im Jugendclub hin und wieder solche gab – zum achtzehnten Geburtstag zum Beispiel. Aber sie wusste, dass Susanne auch immer mal wieder zu öffentlichen Partys ging, bei denen man keine Einladung brauchte, sondern Eintritt bezahlte. Nun wusste sie natürlich nicht, wie es sich bei dieser Party verhielt. Auch war ihr nicht klar, wer die einzelnen Gäste waren. Vielleicht passte sie wirklich nicht hinein.
Susanne hingegen kannte sicher die meisten Gäste, die auf der Party anzutreffen war. Folglich musste Mira ihr glauben, dass es keine Feier für sie war. Aber hätte Susanne das nicht netter formulieren können?
Klar, Mira war sich durchaus bewusst, dass sie nicht gerade dem Schönheitsideal entsprach. Allerdings wollte sie auch kein Model werden. Sie hatte aschblonde Haare, aber nicht, wie es gerade modern war, in Graublond gefärbt. Miras Mutter nannte diese Haarfarbe auch gern Straßenköterblond. Ihre Nase war einen Tick zu breit und ihre Lippen sehr schmal. Mit einer Körpergröße von gerade mal 1,61 Metern gehörte sie zu den Kleinsten in ihrer Klasse und musste zu jedem aufschauen – oder sie schauten auf sie herunter, wie auch immer man es sehen wollte. Bei Susannes Worten hatte es ihr die Sprache verschlagen. Sie hatten Mira verärgert. Mit großen Augen starrte Mira ihre Freundin an und versuchte, nicht wie ein kleines Kind loszuheulen.
Susanne betrachtete sich im Spiegel und zupfte ein paar Haarsträhnen zurecht. »Du solltest jetzt besser gehen. Sabrina kommt gleich, um mich abzuholen«
Mira hatte sich schon oft gefragt, warum Sabrina Susanne nicht beim Styling half. Immerhin war sie ihre beste Freundin. Die beiden kannten sich, soweit sie wusste, seit der Grundschule und sie besuchten immer gemeinsam die Partys. Einmal hatte Mira Susanne direkt danach gefragt, warum sie sich nicht zusammen mit Sabrina für die Feier fertig machte, doch sie war ihr ausgewichen.
Ohne ein weiteres Wort raffte Mira ihre Sachen zusammen, schnappte sich sowohl Rucksack als auch Schminkkoffer und verließ schnellen Schrittes das Einfamilienhaus.
Endlich konnte sie ihren Tränen freien Lauf lassen, was allerdings dazu führte, dass sie von ihrer Umgebung kaum noch etwas wahrnahm. Instinktiv schlug sie den Weg zum Stadtpark ein.
Diesen durchquerte sie immer, weil er die beste Abkürzung zwischen ihrem und Susannes Zuhause bildete. Doch noch wollte sie nicht heim, nicht in ihrem derzeitigen Zustand. Deshalb steuerte sie eine Parkbank an, die versteckt in einer Ecke am Ententeich stand. Auf dieser ließ sie sich nieder, schlug die Hände vor das Gesicht und schluchzte. Warum musste ihr so etwas passieren? Sie konnte Susanne die verletzenden Worte kurz vor ihrem Rausschmiss nicht verzeihen, dafür hatten diese sie viel zu tief getroffen. Für Mira war ihre Freundschaft beendet. Ein solches Verhalten musste sie sich nun wirklich nicht gefallen lassen. Lieber bleib sie allein, als von einer angeblichen Freundin so beleidigt zu werden. Unter Freundschaft verstand sie etwas vollkommen anderes. Erst in diesem Moment fiel ihr auf, dass Susanne immer nur nahm, aber nie etwas zurückgab. Keinen einzigen Gefallen hatte sie Mira bisher getan. Immer hatte sie ihr irgendwelche Ausflüchte entgegengebracht.
Auf einmal spürte Mira etwas Feuchtes an ihrem Arm und zuckte zusammen. Sie nahm die Hände vom Gesicht und blinzelte, um besser sehen zu können.
Vor ihr stand ein Schäferhund, der den Kopf zur Seite legte.
»Na, wer bist denn du?«, fragte sie mit belegter Stimme.
Der Hund bellte kurz auf.
»Du bist ja ein ganz Lieber. Aber sag mal, du bist doch sicherlich nicht allein unterwegs, oder? Wo ist denn dein Herrchen oder Frauchen, hm?«
Wieder bellte der Hund einmal.
In dem Moment hörte sie jemanden rufen. »Booser, wo steckst du? Booser! Komm sofort hierher!«
Bellend rannte Booser um den Busch hinter der Bank herum.
»Da bist du. Einfach weglaufen, also wirklich. Hey, Moment, was ist denn los? Wo willst du hin? Warte! Bleib hier! Booser!«
Kurz darauf kam der Hund auch schon wieder um die Ecke geschossen. Dicht hinter ihm folgte niemand anderes als Marcel.
Mira riss die Augen weit auf und brachte keinen Ton heraus. Das konnte doch nicht wahr sein! Ausgerechnet ihm musste sie in diesem fürchterlichen Zustand begegnen. Der Abend wurde ja immer besser!
»Oh, hi! Ich hoffe, mein Hund hat dich nicht belästigt. Er ist sonst nicht so, wirklich. Aber keine Angst, er tut niemandem was zuleide. Booser, komm sofort hierher!«
Doch Booser dachte nicht daran. Stattdessen setzte er sich direkt vor Mira ins Gras und blickte sie erneut mit schiefem Kopf an. Er winselte leise.
Marcel grinste verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. »Okay, normalerweise hört er allerdings auch deutlich besser. Booser, du Schlingel! Sorry!«
Mira schüttelte den Kopf. »Er belästigt mich nicht. Alles gut.« Sie wischte sich über die Augen, obwohl sie damit ihre Wimperntusche sicherlich noch mehr verschmierte. Immer stärkerer Groll auf Susanne wuchs in ihr.
Marcel betrachtete sie genauer. »Hey, was hast du denn? Ist etwas passiert? Du bist ja völlig fertig.« Seine braunen Wuschelhaare bewegten sich in dem leichten Wind. Mit seinen eisblauen Augen sah er sie mitleidig an.
Mira war sich nicht sicher, ob sie ihm von Susanne erzählen sollte. Sie konnte gerade keinen klaren Gedanken fassen. Ihr Herz klopfte so laut, dass Mira schon befürchtete, Marcel könnte es hören.
Booser legte Mira eine Vorderpfote auf das Knie und blickte sie mit seinen treuen Hundeaugen an.
Marcel trat näher und tätschelte seinem vierbeinigen Freund den Kopf. »Schau, Booser möchte auch wissen, was mit dir los ist und wie wir dir helfen können.«
Mira stockte abermals der Atem, als sich Marcel neben sie setzte. Sie hatte nichts zu verlieren. Deshalb erzählte sie ihm in groben Zügen, was sie so sehr aufwühlte. Sie versuchte auszublenden, dass es ausgerechnet Marcel war, dem sie ihr Herz ausschüttete. Nie hätte sie für möglich gehalten, dass sie jemals ganz normal und ohne Stottern mit ihm reden konnte – schon gar nicht über ein solches Thema. Aber erstaunlicherweise funktionierte es.
Marcel war ein guter Zuhörer. Nicht einmal unterbrach er ihren Redeschwall und anschließend schwieg er einen Moment nachdenklich. »Das klingt wirklich nicht schön.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Ich habe heute leider keine Zeit mehr, weil ich verabredet bin. Das, was diese Sabine mit dir gemacht hat, ist alles andere als nett.«
Sie schmunzelte. »Susanne. Sie heißt Susanne. Und ich bin übrigens Mira.«
»Von mir aus heißt sie Susanne. Hi, Mira. Ich bin Marcel.«
Verlegen blickte sie zu Boden. »Ich weiß. Du gehst auch auf das Goethegymnasium.«
Nun weiteten sich Marcels Augen. »Du kennst mich? Warum wusste ich dann bis eben СКАЧАТЬ