Kleine Novellen. Уилки Коллинз
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Читать онлайн книгу Kleine Novellen - Уилки Коллинз страница 17

Название: Kleine Novellen

Автор: Уилки Коллинз

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754180532

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СКАЧАТЬ um sich durch Worte bloßzustellen, drückte diese Frau Zweifel und Missbilligung in ihrem Blicke aus. Sie hatte weißes Haar, eisengraue Augenbrauen und geschwollene Augen; ihr Blick war ungewöhnlich scharf. Eines Abends erwischte sie den guten Herrn Atherton allein und befragte ihn vertraulich über Cosways Einkommen. Dies war die erste Warnung, die dem braven Rechtsanwalt über die Art der zwischen seinen beiden Gästen bereits bestehenden ‚Freundschaft‘ die Augen öffnete. Er kannte Fräulein Restalls hochangesehenen Vater sehr wohl und fürchtete, dass es bald seine unangenehme Pflicht werden könnte, dem Besuche Cosways ein Ende zu machen.

      Als an einem Sonnabendnachmittag Herr Atherton noch darüber nachdachte, wie er es Cosway am freundlichsten und rücksichtsvollsten beibringen könne, dass es Zeit sei, sich zu verabschieden, kam ein leerer Wagen im Landhause an.

      Herr Restall sandte Frau Atherton ein Billet, in dem er mit vollendeter Höflichkeit für die seiner Tochter erwiesene Güte dankte. »Umstände« fügte er hinzu, »machen es notwendig, dass meine Tochter heute nachmittag noch nach Hause zurückkehrt.«

      Die ‚Umstände‘ bezogen sich vermutlich auf eine Gartengesellschaft, welche von Herrn Restall in der folgenden Woche veranstaltet werden sollte. Aber warum war seine Tochter zu Hause nötig, ehe noch der Tag für die Veranstaltung gekommen war?

      Die Damen des Hauses, immer noch für Cosway eingenommen, waren der Meinung, dass Frau Margery ohne Zweifel insgeheim mit Herrn Restall in Verbindung getreten und dass die Ankunft des Wagens die natürliche Folge davon sei. Frau Athertons verheiratete Tochter tat alles, was getan werden konnte. Sie schaffte sich Frau Margery für einen Augenblick vom Halse und wusste es so einzurichten, dass Cosway und Fräulein Restall in ihrem eigenen Wohnzimmer voneinander Abschied nehmen konnten. Als die junge Dame im Hausgange erschien, hatte sie ihren Schleier vors Gesicht gezogen. Cosway eilte auf die Straße und sah gerade noch den Wagen, als er davonfuhr.

      In wenig mehr als vierzehn Tagen war seine Abneigung gegen eine zweite Heirat ein überwundenes Gefühl geworden. Er verweilte aus Dankbarkeit gegen seine guten Freunde noch bis zum Montagmorgen im Landhause, und dann begleitete er Herrn Atherton nach London. Geschäfte bei dem Marineministerium dienten ihm als Entschuldigung. Aber er täuschte damit niemand. Er war augenscheinlich auf dem Wege zu Fräulein Restall.

      »Legen Sie Ihre Geschäfte in meine Hand« sagte der Rechtsanwalt auf dem Wege zur Stadt, »und gehen Sie zu Ihrem Vergnügen auf das Festland. Ich kann Sie nicht tadeln, dass Sie sich in Fräulein Restall verliebt haben; ich hätte die Gefahr vorhersehen und warten müssen, bis sie uns verlassen hatte, ehe ich Sie in mein Haus einlud. Aber ich möchte Sie wenigstens warnen, die Sache nicht weiter zu treiben. Wenn Sie auch ein Einkommen von achttausend Pfund anstatt von achthundert jährlich hätten, würde es Herr Restall doch für eine Anmaßung von Ihrer Seite halten, nach der Hand seiner Tochter zu trachten, wenn Sie nicht auch einen Titel mit in den Kauf zu geben hätten. Betrachten Sie es im wahren Lichte, mein lieber Junge, und Sie werden es mir eines Tages danken, deutlich mit Ihnen gesprochen zu haben.«

      Cosway versprach, »es im wahren Lichte zu betrachten.«

      Diese Betrachtung führte ihn, von seinem Standpunkte aus, zu einer Verlegung seines Wohnsitzes. Er verließ seinen Gasthof und nahm eine Wohnung in einer Nebenstraße, die dem Palaste des Herrn Restall in Kensington am nächsten gelegen war.

      An demselben Abend wandte er sich, gestützt auf eine vorausgegangene Verabredung, wegen eines Briefes an das benachbarte Postamt und erhielt einen solchen, der an E. C. — die Anfangsbuchstaben von Edwin Cosmay — adressiert war. »Bitte, sei vorsichtig« schrieb ihm Fräulein Restall, »ich habe versucht, dir eine Eintrittskarte für unsere Gartengesellschaft zu verschaffen, aber das gehässige Geschöpf, die Margery, hat offenbar mit meinem Vater gesprochen; es ist mir nicht eine einzige Karte anvertraut worden. Ertrage es wie ich, geduldig, mein Teurer, und lass mich hören, ob es dir gelungen ist, eine Wohnung in unserer Nähe zu bekommen.«

      Cosway fügte sich nicht sehr geduldig diesem ersten Missgeschick, sondern sandte seine Antwort, die an A.R. — die Anfangsbuchstaben von Adele Restall — adressiert war, zum Postamt. Am nächsten Tage schon fragte der ungeduldige Liebhaber bei der Post nach einem weiteren Briefe. Dieser war auch eingetroffen, aber seine Adresse war nicht von Adeles Hand geschrieben. War ihre Korrespondenz entdeckt worden? Er öffnete den Brief in der Straße und las mit Staunen folgende Zeilen:

      »Werter Herr Cosway!

      Mein Herz hat Mitgefühl mit zwei treuen Liebenden, trotz meines Alters und trotz meiner Pflicht. Ich füge eine Einladung zu der morgen stattfindenden Gartengesellschaft bei. Bitte verraten Sie mich nicht und erweisen Sie Adele keine zu auffällige Aufmerksamkeit. Vorsicht ist leicht zu beobachten, denn es werden zwölfhundert Gäste da sein.

      Dem äußeren Scheine zum Trotz

      Ihre Freundin

      Louise Margery.«

      Wie abscheulich ungerecht hatten sie doch alle diese ausgezeichnete Frau beurteilt! Cosway begab sich als dankbarer und glücklicher Mann zur Gesellschaft. Die ersten ihm bekannten Personen, die er unter der Menge der Fremden erkannte, waren die Athertons. Sie waren so erstaunt wie möglich, ihn zu sehen. Aber die Rücksicht auf Frau Margery verbot ihm, sich in irgendwelche Erklärungen einzulassen.

      Wo war denn nun diese beste und treueste Freundin? Mit einiger Mühe gelang es ihm, sie aufzufinden. War es unschicklich, ihre Hand zu ergreifen und sie herzlich zu drücken? Die Folge dieser Dankesbezeugung war, gelinde gesagt, geradezu verblüffend. Frau Margery benahm sich wie die Athertons. Sie war erstaunt, ihn zu sehen, und stellte genau dieselbe Frage:

      »Wie gelangten Sie hierher?«

      Cosway konnte nur annehmen, dass sie scherze.

      »Wer sollte dies, teure Frau, besser als Sie selbst wissen?« erwiderte er.

      »Ich verstehe Sie nicht« antwortete Frau Margery gereizt.

      Nachdem er einen Augenblick nachgedacht, geriet er auf eine Lösung des Geheimnisses. Besucher waren in der Nähe, und Frau Margery hatte ihren besonderen Gebrauch von Herrn Restalls Eintrittskarte gemacht. Sie mochte wichtige Gründe haben, äußerst vorsichtig zu sein. Cosway blickte sie bedeutungsvoll an.

      »Das geringste, was ich tun kann, ist verschwiegen zu sein« flüsterte er ihr zu — und verließ sie.

      Er wandte sich einem Seitengange zu, und dort traf er endlich Adele! Es schien wirklich ein Verhängnis zu sein. Sie war erstaunt, und auch sie fragte: »Wie gelangtest du hierher?« Diesmal waren keine zudringlichen Besucher in der Nähe. »Meine Teuere!« wandte Cosway ein, »Frau Margery muss es dir doch gesagt haben, als sie mir eine Einladung schickte.« Adele erblasste. »Frau Margery?« wiederholte sie. »Frau Margery hat mir nichts gesagt; sie verabscheut dich. Wir müssen dies aufklären. Nein! Jetzt nicht — ich muss für unsere Gäste sorgen. Erwarte einen Brief von mir, und, um des Himmels willen, Edwin, bleibe meinem Vater aus dem Wege. Einer der Eingeladenen, den er ganz besonders zu sehen wünschte, hat sich entschuldigt — und er ist darüber schrecklich ärgerlich."

      Sie verließ ihn, ehe noch Cosway erklären konnte, dass er und Herr Restall sich bis jetzt noch nicht gesehen hätten. Er schritt bis zum äußersten Ende des Gartens, von einem unbestimmten Argwohn beunruhigt und verletzt von der Kälte, mit der ihn Adele empfangen hatte. Als er das Gebüsch betrat, das an dieser Stelle den Garten anscheinend vor der außen vorüberführenden Straße verbergen sollte, bemerkte er plötzlich unter den Bäumen einen hübschen kleinen Pavillon. Ein kräftiger Herr in reiferen Jahren saß hier allein in dieser Einsamkeit. Stirnrunzelnd blickte er in die Höhe. Cosway entschuldigte sich, ihn gestört zu haben, und fing aus Höflichkeit eine Unterhaltung СКАЧАТЬ